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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Eisenbereitung im Mittelalter.

Eine schlechtere Sorte als Scharrenstahl war der "Kernstahl",
den man dadurch erzielte, dass man mehr von dem weichen Stahl
mit packetierte, während endlich "Pfriemenstahl" die allergeringste
Sorte war.

Gesetzlich war es vorgeschrieben in früherer Zeit, dass jeder
Hammermeister sein Zeichen auf den Stahl schlagen musste.

Das Verfahren, welches in Schmalkalden beim Ausheizen der
Luppen gebräuchlich war, ähnelt dem steirischen so sehr, dass es ge-
wiss mit den Stucköfen zugleich von dort eingeführt worden ist. Von
den schlechteren Stahlsorten konnte man 50 Ztr. in einer Woche dar-
stellen. Guten Stahl musste man noch öfter ausschmieden, umschlagen
und packetieren als steirischen. Der Herd war ebenfalls aus Stübbe
gestampft und die Seitenmauern aus Sandstein aufgeführt. Die
kupferne Form ragte 6 bis 7 Zoll in den Herd hinein. Sie war 11/2 Zoll
breit und 3/4 Zoll hoch an der Mündung und hatte 4 bis 5° Neigung.
Hier wurden die "Gussstücke", d. h. die abgehauenen Teile des Wolfs
zugleich mit dem Scheibeneisen wie grelles Roheisen behandelt. Zuerst
wurde das "Gussstück" in einer Zange ausgeheizt. Durch das Ab-
schweissen des halbgaren Eisens bildete sich ein Boden, der notwendig
war, um hernach das Scheibeneisen auffrischen zu können. Während
dem Einschmelzen des Gusses vor der Form legte der Arbeiter ein
Stück Scheibeneisen in der Zange der Form gegenüber ein, die er
nach und nach vorschob, bis sie ganz eingeschmolzen war. Das Garen
des Scheibeneisens wurde unterstützt durch Zusatz von Stocklech und
Hammerschlag. Bis das Gussstück zerteilt und geschmiedet war, hatte
auch das Scheibeneisen gegart. Der schmalkaldische Stahl war auch
in seiner Qualität dem steirischen ähnlich und zeichnete sich wie dieser
dadurch aus, dass er oft wiederholtes Ausheizen vertragen konnte. Man
durfte ihm 10 bis 13 Hitzen geben, ehe er "seine Natur verlor".

Wenn auch die Stuckofenwirtschaft, wie sie hier beschrieben
wurde, nicht ganz so war, wie sie wohl in ältester Zeit ausgeführt
worden ist, so steht doch fest, dass sie schon im Mittelalter im wesent-
lichen in gleicher Weise betrieben wurde und dass die Behandlung der
Stuckofenluppen in Löschfeuern älter ist, als der eigentliche Frisch-
prozess. Ebenso ist aber auch kaum daran zu zweifeln, dass man schon
in alter Zeit, wie später von dem Graglach und dem Wascheisen (ähn-
lich wie in Schmalkalden von dem Scheibeneisen) kleine Partieen im
Löschfeuer mit aufgab, die einschmolzen und nach und nach am
Boden eine gefrischte Luppe bildeten.

Ein anderer Prozess, der sich hier eng anschliesst, und der gleich-

Eisenbereitung im Mittelalter.

Eine schlechtere Sorte als Scharrenstahl war der „Kernstahl“,
den man dadurch erzielte, daſs man mehr von dem weichen Stahl
mit packetierte, während endlich „Pfriemenstahl“ die allergeringste
Sorte war.

Gesetzlich war es vorgeschrieben in früherer Zeit, daſs jeder
Hammermeister sein Zeichen auf den Stahl schlagen muſste.

Das Verfahren, welches in Schmalkalden beim Ausheizen der
Luppen gebräuchlich war, ähnelt dem steirischen so sehr, daſs es ge-
wiſs mit den Stucköfen zugleich von dort eingeführt worden ist. Von
den schlechteren Stahlsorten konnte man 50 Ztr. in einer Woche dar-
stellen. Guten Stahl muſste man noch öfter ausschmieden, umschlagen
und packetieren als steirischen. Der Herd war ebenfalls aus Stübbe
gestampft und die Seitenmauern aus Sandstein aufgeführt. Die
kupferne Form ragte 6 bis 7 Zoll in den Herd hinein. Sie war 1½ Zoll
breit und ¾ Zoll hoch an der Mündung und hatte 4 bis 5° Neigung.
Hier wurden die „Guſsstücke“, d. h. die abgehauenen Teile des Wolfs
zugleich mit dem Scheibeneisen wie grelles Roheisen behandelt. Zuerst
wurde das „Guſsstück“ in einer Zange ausgeheizt. Durch das Ab-
schweiſsen des halbgaren Eisens bildete sich ein Boden, der notwendig
war, um hernach das Scheibeneisen auffrischen zu können. Während
dem Einschmelzen des Gusses vor der Form legte der Arbeiter ein
Stück Scheibeneisen in der Zange der Form gegenüber ein, die er
nach und nach vorschob, bis sie ganz eingeschmolzen war. Das Garen
des Scheibeneisens wurde unterstützt durch Zusatz von Stocklech und
Hammerschlag. Bis das Guſsstück zerteilt und geschmiedet war, hatte
auch das Scheibeneisen gegart. Der schmalkaldische Stahl war auch
in seiner Qualität dem steirischen ähnlich und zeichnete sich wie dieser
dadurch aus, daſs er oft wiederholtes Ausheizen vertragen konnte. Man
durfte ihm 10 bis 13 Hitzen geben, ehe er „seine Natur verlor“.

Wenn auch die Stuckofenwirtschaft, wie sie hier beschrieben
wurde, nicht ganz so war, wie sie wohl in ältester Zeit ausgeführt
worden ist, so steht doch fest, daſs sie schon im Mittelalter im wesent-
lichen in gleicher Weise betrieben wurde und daſs die Behandlung der
Stuckofenluppen in Löschfeuern älter ist, als der eigentliche Frisch-
prozeſs. Ebenso ist aber auch kaum daran zu zweifeln, daſs man schon
in alter Zeit, wie später von dem Graglach und dem Wascheisen (ähn-
lich wie in Schmalkalden von dem Scheibeneisen) kleine Partieen im
Löschfeuer mit aufgab, die einschmolzen und nach und nach am
Boden eine gefrischte Luppe bildeten.

Ein anderer Prozeſs, der sich hier eng anschlieſst, und der gleich-

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[828/0850] Eisenbereitung im Mittelalter. Eine schlechtere Sorte als Scharrenstahl war der „Kernstahl“, den man dadurch erzielte, daſs man mehr von dem weichen Stahl mit packetierte, während endlich „Pfriemenstahl“ die allergeringste Sorte war. Gesetzlich war es vorgeschrieben in früherer Zeit, daſs jeder Hammermeister sein Zeichen auf den Stahl schlagen muſste. Das Verfahren, welches in Schmalkalden beim Ausheizen der Luppen gebräuchlich war, ähnelt dem steirischen so sehr, daſs es ge- wiſs mit den Stucköfen zugleich von dort eingeführt worden ist. Von den schlechteren Stahlsorten konnte man 50 Ztr. in einer Woche dar- stellen. Guten Stahl muſste man noch öfter ausschmieden, umschlagen und packetieren als steirischen. Der Herd war ebenfalls aus Stübbe gestampft und die Seitenmauern aus Sandstein aufgeführt. Die kupferne Form ragte 6 bis 7 Zoll in den Herd hinein. Sie war 1½ Zoll breit und ¾ Zoll hoch an der Mündung und hatte 4 bis 5° Neigung. Hier wurden die „Guſsstücke“, d. h. die abgehauenen Teile des Wolfs zugleich mit dem Scheibeneisen wie grelles Roheisen behandelt. Zuerst wurde das „Guſsstück“ in einer Zange ausgeheizt. Durch das Ab- schweiſsen des halbgaren Eisens bildete sich ein Boden, der notwendig war, um hernach das Scheibeneisen auffrischen zu können. Während dem Einschmelzen des Gusses vor der Form legte der Arbeiter ein Stück Scheibeneisen in der Zange der Form gegenüber ein, die er nach und nach vorschob, bis sie ganz eingeschmolzen war. Das Garen des Scheibeneisens wurde unterstützt durch Zusatz von Stocklech und Hammerschlag. Bis das Guſsstück zerteilt und geschmiedet war, hatte auch das Scheibeneisen gegart. Der schmalkaldische Stahl war auch in seiner Qualität dem steirischen ähnlich und zeichnete sich wie dieser dadurch aus, daſs er oft wiederholtes Ausheizen vertragen konnte. Man durfte ihm 10 bis 13 Hitzen geben, ehe er „seine Natur verlor“. Wenn auch die Stuckofenwirtschaft, wie sie hier beschrieben wurde, nicht ganz so war, wie sie wohl in ältester Zeit ausgeführt worden ist, so steht doch fest, daſs sie schon im Mittelalter im wesent- lichen in gleicher Weise betrieben wurde und daſs die Behandlung der Stuckofenluppen in Löschfeuern älter ist, als der eigentliche Frisch- prozeſs. Ebenso ist aber auch kaum daran zu zweifeln, daſs man schon in alter Zeit, wie später von dem Graglach und dem Wascheisen (ähn- lich wie in Schmalkalden von dem Scheibeneisen) kleine Partieen im Löschfeuer mit aufgab, die einschmolzen und nach und nach am Boden eine gefrischte Luppe bildeten. Ein anderer Prozeſs, der sich hier eng anschlieſst, und der gleich-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 828. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/850>, abgerufen am 22.11.2024.