falls älter ist, als der eigentliche Frischprozess, zu dem er unmittelbar hinführen musste, war die Behandlung der rohen, schwedischen Os- mundluppen in den sogenannten Osmundschmieden in der Mark. Man bezog hier den rohen, schwedischen Osmund schon in sehr früher Zeit. In schwedischen Nachrichten wird der Ausfuhr des rohen Os- munds bereits zu Anfang des 13. Jahrhunderts gedacht. Dieser rohe Osmund wurde in kleinen Schmiedefeuern, ähnlich wie es auch in Schweden selbst geschah, stark ausgeheizt, so dass die roheren Partieen ausschmolzen und die übrige Masse eine teilweise Entkohlung erfuhr. Man behandelte nur kleine Stücke von 20 bis 30 Pfund Gewicht in dieser Weise und erhielt, wenn auch mit grossem Kalo, zuletzt ein gutes, zähes Eisen, welches zu Werkzeugen, namentlich aber zu Draht verarbeitet wurde. Unter den aus diesem Eisen angefertigten Geräten werden die westfälischen Sensen bereits 1252 angeführt.
Von hohem Alter ist die Drahtfabrikation Westfalens aus Osmund- eisen, die sich besonders in den Städten Iserlohn, Altena und Lüden- scheid ansiedelte. In einer Urkunde von 1443 wird bereits der ur- alten, ehrwürdigen Panzergilde gedacht, die namentlich Ringelpanzer und Panzerhemde aus Draht verfertigte. Auch Stahl wurde in der Mark dargestellt, ob aus Osmund oder vielleicht aus dem Eisen, welches im saynischen und siegenschen Lande in den Iserschmitten aus dem "Stahlerz", dem Eisenspat, gewonnen wurde, bleibt ungewiss. Der märkische Stahl bildete schon in früher Zeit einen Ausfuhrartikel. Im Jahre 1320 beschwerte sich der Magistrat von Soest bei dem Stadt- rat von Southampton, dass englische Schiffe ein kleines Fahrzeug "mit 34 Gefässen Stahl und Eisen" weggenommen hatten. Der märkische Stahl bildete einen wichtigen Ausfuhrartikel der Hansa bei ihrem englischen Handel.
1326 wird des Osmund unter den Waren gedacht, welche die Hansa in Brügge feil hielt. Es war dies schwerlich roher Osmund, sondern wahrscheinlich war schon damals der schwedische Name auch auf das verarbeitete Material übertragen worden und hatte Osmund damals etwa denselben Klang wie heute "schwedisches Eisen", während die ursprüngliche Bedeutung des Wortes in Schweden eine ganz andere war und später durchaus nicht das bessere Eisen dort mit diesem Namen belegt wurde. Nachmals bekam der Name Osmund in Deutsch- land noch eine abweichendere Bedeutung, denn als Gustav Wasa in Schweden die Ausfuhr des rohen Osmund verbot, sahen sich die seit- herigen Osmundschmiede in Westfalen gezwungen, ein anderes Rohmate- rial zu verarbeiten, und zwar verwendeten sie von da ab das aus Spat-
Die Stucköfen.
falls älter ist, als der eigentliche Frischprozeſs, zu dem er unmittelbar hinführen muſste, war die Behandlung der rohen, schwedischen Os- mundluppen in den sogenannten Osmundschmieden in der Mark. Man bezog hier den rohen, schwedischen Osmund schon in sehr früher Zeit. In schwedischen Nachrichten wird der Ausfuhr des rohen Os- munds bereits zu Anfang des 13. Jahrhunderts gedacht. Dieser rohe Osmund wurde in kleinen Schmiedefeuern, ähnlich wie es auch in Schweden selbst geschah, stark ausgeheizt, so daſs die roheren Partieen ausschmolzen und die übrige Masse eine teilweise Entkohlung erfuhr. Man behandelte nur kleine Stücke von 20 bis 30 Pfund Gewicht in dieser Weise und erhielt, wenn auch mit groſsem Kalo, zuletzt ein gutes, zähes Eisen, welches zu Werkzeugen, namentlich aber zu Draht verarbeitet wurde. Unter den aus diesem Eisen angefertigten Geräten werden die westfälischen Sensen bereits 1252 angeführt.
Von hohem Alter ist die Drahtfabrikation Westfalens aus Osmund- eisen, die sich besonders in den Städten Iserlohn, Altena und Lüden- scheid ansiedelte. In einer Urkunde von 1443 wird bereits der ur- alten, ehrwürdigen Panzergilde gedacht, die namentlich Ringelpanzer und Panzerhemde aus Draht verfertigte. Auch Stahl wurde in der Mark dargestellt, ob aus Osmund oder vielleicht aus dem Eisen, welches im saynischen und siegenschen Lande in den Iserschmitten aus dem „Stahlerz“, dem Eisenspat, gewonnen wurde, bleibt ungewiſs. Der märkische Stahl bildete schon in früher Zeit einen Ausfuhrartikel. Im Jahre 1320 beschwerte sich der Magistrat von Soest bei dem Stadt- rat von Southampton, daſs englische Schiffe ein kleines Fahrzeug „mit 34 Gefäſsen Stahl und Eisen“ weggenommen hatten. Der märkische Stahl bildete einen wichtigen Ausfuhrartikel der Hansa bei ihrem englischen Handel.
1326 wird des Osmund unter den Waren gedacht, welche die Hansa in Brügge feil hielt. Es war dies schwerlich roher Osmund, sondern wahrscheinlich war schon damals der schwedische Name auch auf das verarbeitete Material übertragen worden und hatte Osmund damals etwa denselben Klang wie heute „schwedisches Eisen“, während die ursprüngliche Bedeutung des Wortes in Schweden eine ganz andere war und später durchaus nicht das bessere Eisen dort mit diesem Namen belegt wurde. Nachmals bekam der Name Osmund in Deutsch- land noch eine abweichendere Bedeutung, denn als Gustav Wasa in Schweden die Ausfuhr des rohen Osmund verbot, sahen sich die seit- herigen Osmundschmiede in Westfalen gezwungen, ein anderes Rohmate- rial zu verarbeiten, und zwar verwendeten sie von da ab das aus Spat-
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Die Stucköfen.
falls älter ist, als der eigentliche Frischprozeſs, zu dem er unmittelbar
hinführen muſste, war die Behandlung der rohen, schwedischen Os-
mundluppen in den sogenannten Osmundschmieden in der Mark.
Man bezog hier den rohen, schwedischen Osmund schon in sehr früher
Zeit. In schwedischen Nachrichten wird der Ausfuhr des rohen Os-
munds bereits zu Anfang des 13. Jahrhunderts gedacht. Dieser rohe
Osmund wurde in kleinen Schmiedefeuern, ähnlich wie es auch in
Schweden selbst geschah, stark ausgeheizt, so daſs die roheren Partieen
ausschmolzen und die übrige Masse eine teilweise Entkohlung erfuhr.
Man behandelte nur kleine Stücke von 20 bis 30 Pfund Gewicht in
dieser Weise und erhielt, wenn auch mit groſsem Kalo, zuletzt ein
gutes, zähes Eisen, welches zu Werkzeugen, namentlich aber zu Draht
verarbeitet wurde. Unter den aus diesem Eisen angefertigten Geräten
werden die westfälischen Sensen bereits 1252 angeführt.
Von hohem Alter ist die Drahtfabrikation Westfalens aus Osmund-
eisen, die sich besonders in den Städten Iserlohn, Altena und Lüden-
scheid ansiedelte. In einer Urkunde von 1443 wird bereits der ur-
alten, ehrwürdigen Panzergilde gedacht, die namentlich Ringelpanzer
und Panzerhemde aus Draht verfertigte. Auch Stahl wurde in der
Mark dargestellt, ob aus Osmund oder vielleicht aus dem Eisen, welches
im saynischen und siegenschen Lande in den Iserschmitten aus dem
„Stahlerz“, dem Eisenspat, gewonnen wurde, bleibt ungewiſs. Der
märkische Stahl bildete schon in früher Zeit einen Ausfuhrartikel.
Im Jahre 1320 beschwerte sich der Magistrat von Soest bei dem Stadt-
rat von Southampton, daſs englische Schiffe ein kleines Fahrzeug „mit
34 Gefäſsen Stahl und Eisen“ weggenommen hatten. Der märkische
Stahl bildete einen wichtigen Ausfuhrartikel der Hansa bei ihrem
englischen Handel.
1326 wird des Osmund unter den Waren gedacht, welche die
Hansa in Brügge feil hielt. Es war dies schwerlich roher Osmund,
sondern wahrscheinlich war schon damals der schwedische Name auch
auf das verarbeitete Material übertragen worden und hatte Osmund
damals etwa denselben Klang wie heute „schwedisches Eisen“, während
die ursprüngliche Bedeutung des Wortes in Schweden eine ganz andere
war und später durchaus nicht das bessere Eisen dort mit diesem
Namen belegt wurde. Nachmals bekam der Name Osmund in Deutsch-
land noch eine abweichendere Bedeutung, denn als Gustav Wasa in
Schweden die Ausfuhr des rohen Osmund verbot, sahen sich die seit-
herigen Osmundschmiede in Westfalen gezwungen, ein anderes Rohmate-
rial zu verarbeiten, und zwar verwendeten sie von da ab das aus Spat-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 829. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/851>, abgerufen am 21.11.2024.
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