Die Plattner und Harnischmacher, d. h. diejenigen Schmiede, welche das Recht hatten, die Plattenharnische zu machen, waren meist zunftmässig mit den Hauben- und Helmschmieden verbunden, von denen sie aber sonst geschieden waren, d. h. die Plattner durften keine Helme und die Haubenschmiede keine Panzer machen. In Nürnberg bildeten die Plattner und die Haubenschmiede eine der ältesten und angesehensten Zünfte 1). Von Plattnern zu Nürnberg werden ge- nannt um:
1334: Heinrich de Wiene. Roschlaup.
1420: Bernhard. Albrecht Sporer.
1422: Heintz Spiess.
1533: Conz Flock.
Im 15. und 16. Jahrhundert findet man die Plattner noch häufig, nachher aber immer seltener. Wie es scheint, waren von ihnen ge- trennt die Harnischpolierer, sie polierten auf einer Bank mit Zapfen und fassten mit beiden Händen ein langes Holz, auf welchem der Polierriemen aufgespannt war.
Als Harnischpolierer Nürnbergs werden genannt um:
1397: Hans von Plech.
1420: Gorg, ein Polierer.
1496: Hanns Derrer, ein Harnischpolierer und
1483: Hanns Pernecker, ein Harnischpolierer.
Ums Jahr 1500 und später wird oft eines Wilhelm von Worms als eines Plattners zu Nürnberg gedacht, der wegen seiner trefflichen Arbeit und Kunst, die er in Stahl und Eisen verfertigte, bei Fürsten und grossen Herren in besonderem Ansehen stand. Er starb 1535 und hinterliess einige Söhne, die eben so geschickt als der Vater waren.
Müssen wir die Kunst der Treibarbeit, sowie der Dekoration an den Harnischen bewundern, so ist dies in noch höherem Masse bei den Helmen jener Zeit der Fall.
Der Helm musste gleich dem Brustharnisch mit Mühe und Sorgfalt aus zähem Eisen oder Stahl getrieben werden. Das Helm- haupt bestand aus zwei Teilen, die meist in einer Naht vom Nacken über den Scheitel zur Stirne verbunden waren. Beide Hälften mussten hohl mit Rundhämmern aus freier Hand ausgetrieben werden. Dieses Hohltreiben unterschied den Helmschmied von dem Plattner, die im Handwerk getrennt, doch zu einer Innung gehörten. Die einfachen Hauben waren aus zwei Blechhälften vernietet, die Pickelhauben mit
1) Berlepsch a. a. O. 109.
Panzer- und Helmschmiede.
Die Plattner und Harnischmacher, d. h. diejenigen Schmiede, welche das Recht hatten, die Plattenharnische zu machen, waren meist zunftmäſsig mit den Hauben- und Helmschmieden verbunden, von denen sie aber sonst geschieden waren, d. h. die Plattner durften keine Helme und die Haubenschmiede keine Panzer machen. In Nürnberg bildeten die Plattner und die Haubenschmiede eine der ältesten und angesehensten Zünfte 1). Von Plattnern zu Nürnberg werden ge- nannt um:
1334: Heinrich de Wiene. Roschlaup.
1420: Bernhard. Albrecht Sporer.
1422: Heintz Spieſs.
1533: Conz Flock.
Im 15. und 16. Jahrhundert findet man die Plattner noch häufig, nachher aber immer seltener. Wie es scheint, waren von ihnen ge- trennt die Harnischpolierer, sie polierten auf einer Bank mit Zapfen und faſsten mit beiden Händen ein langes Holz, auf welchem der Polierriemen aufgespannt war.
Als Harnischpolierer Nürnbergs werden genannt um:
1397: Hans von Plech.
1420: Gorg, ein Polierer.
1496: Hanns Derrer, ein Harnischpolierer und
1483: Hanns Pernecker, ein Harnischpolierer.
Ums Jahr 1500 und später wird oft eines Wilhelm von Worms als eines Plattners zu Nürnberg gedacht, der wegen seiner trefflichen Arbeit und Kunst, die er in Stahl und Eisen verfertigte, bei Fürsten und groſsen Herren in besonderem Ansehen stand. Er starb 1535 und hinterlieſs einige Söhne, die eben so geschickt als der Vater waren.
Müssen wir die Kunst der Treibarbeit, sowie der Dekoration an den Harnischen bewundern, so ist dies in noch höherem Maſse bei den Helmen jener Zeit der Fall.
Der Helm muſste gleich dem Brustharnisch mit Mühe und Sorgfalt aus zähem Eisen oder Stahl getrieben werden. Das Helm- haupt bestand aus zwei Teilen, die meist in einer Naht vom Nacken über den Scheitel zur Stirne verbunden waren. Beide Hälften muſsten hohl mit Rundhämmern aus freier Hand ausgetrieben werden. Dieses Hohltreiben unterschied den Helmschmied von dem Plattner, die im Handwerk getrennt, doch zu einer Innung gehörten. Die einfachen Hauben waren aus zwei Blechhälften vernietet, die Pickelhauben mit
1) Berlepsch a. a. O. 109.
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Panzer- und Helmschmiede.
Die Plattner und Harnischmacher, d. h. diejenigen Schmiede,
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zunftmäſsig mit den Hauben- und Helmschmieden verbunden, von denen
sie aber sonst geschieden waren, d. h. die Plattner durften keine
Helme und die Haubenschmiede keine Panzer machen. In Nürnberg
bildeten die Plattner und die Haubenschmiede eine der ältesten und
angesehensten Zünfte 1). Von Plattnern zu Nürnberg werden ge-
nannt um:
1334: Heinrich de Wiene. Roschlaup.
1420: Bernhard. Albrecht Sporer.
1422: Heintz Spieſs.
1533: Conz Flock.
Im 15. und 16. Jahrhundert findet man die Plattner noch häufig,
nachher aber immer seltener. Wie es scheint, waren von ihnen ge-
trennt die Harnischpolierer, sie polierten auf einer Bank mit Zapfen
und faſsten mit beiden Händen ein langes Holz, auf welchem der
Polierriemen aufgespannt war.
Als Harnischpolierer Nürnbergs werden genannt um:
1397: Hans von Plech.
1420: Gorg, ein Polierer.
1496: Hanns Derrer, ein Harnischpolierer und
1483: Hanns Pernecker, ein Harnischpolierer.
Ums Jahr 1500 und später wird oft eines Wilhelm von Worms
als eines Plattners zu Nürnberg gedacht, der wegen seiner trefflichen
Arbeit und Kunst, die er in Stahl und Eisen verfertigte, bei Fürsten
und groſsen Herren in besonderem Ansehen stand. Er starb 1535 und
hinterlieſs einige Söhne, die eben so geschickt als der Vater waren.
Müssen wir die Kunst der Treibarbeit, sowie der Dekoration an
den Harnischen bewundern, so ist dies in noch höherem Maſse bei den
Helmen jener Zeit der Fall.
Der Helm muſste gleich dem Brustharnisch mit Mühe und
Sorgfalt aus zähem Eisen oder Stahl getrieben werden. Das Helm-
haupt bestand aus zwei Teilen, die meist in einer Naht vom Nacken
über den Scheitel zur Stirne verbunden waren. Beide Hälften muſsten
hohl mit Rundhämmern aus freier Hand ausgetrieben werden. Dieses
Hohltreiben unterschied den Helmschmied von dem Plattner, die im
Handwerk getrennt, doch zu einer Innung gehörten. Die einfachen
Hauben waren aus zwei Blechhälften vernietet, die Pickelhauben mit
1) Berlepsch a. a. O. 109.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 866. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/888>, abgerufen am 21.11.2024.
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