Stirnschild öfter aus vier Teilen, beide waren mehr die Helme der ge- meinen Krieger. Der eigentliche Helm mit Visier und Zimier (Helm- zeichen) war ein Vorrecht des wirklichen Ritters. Beim Turnier unterschied man den offenen Helm oder Schimpfhelm, bei dem das Gesicht entweder unbedeckt oder nur durch Stangen, ähnlich einer Fechtmaske bedeckt war (diese diente beim Kampfe mit Schwert und Kolben), und den geschlossenen Helm, Stechhelm, den man beim Turnier im hohen Zeug, wobei mit Lanzen gekämpft wurde
[Abbildung]
Fig. 271.
oder im Kriege trug. Letztere hatten nur kleine Löcher zum Sehen und Atemholen und entsprachen den früher erwähnten Topfhelmen.
Die Treibarbeit an den Helmen ist oft erstaunlich. Häufig sind Tierköpfe oder sonstige Figuren in hohem Relief ausgetrieben. Die Helmschmiede von Nürnberg waren besonders berühmt, wie oben bereits erwähnt wurde.
Die technischen Leistungen der Helm- und Panzerschmiede dieser Periode waren höchst bedeutend und wenn sie auch noch von den
[Abbildung]
Fig. 272.
Arbeiten des 16. Jahrhunderts in bezug auf Reichtum der Formen und der Ausschmückung übertroffen werden, so zeigt sich die Kunst zu Ende des 15. Jahrhunderts in bezug auf Geschmack und Gediegenheit bereits auf ihrer Höhe.
Es würde zu weit führen, die Entwickelung der Eisenrüstungen im Mittelalter genauer zu schildern, wir beschränken uns auf die Vor-
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Panzer- und Helmschmiede.
Stirnschild öfter aus vier Teilen, beide waren mehr die Helme der ge- meinen Krieger. Der eigentliche Helm mit Visier und Zimier (Helm- zeichen) war ein Vorrecht des wirklichen Ritters. Beim Turnier unterschied man den offenen Helm oder Schimpfhelm, bei dem das Gesicht entweder unbedeckt oder nur durch Stangen, ähnlich einer Fechtmaske bedeckt war (diese diente beim Kampfe mit Schwert und Kolben), und den geschlossenen Helm, Stechhelm, den man beim Turnier im hohen Zeug, wobei mit Lanzen gekämpft wurde
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oder im Kriege trug. Letztere hatten nur kleine Löcher zum Sehen und Atemholen und entsprachen den früher erwähnten Topfhelmen.
Die Treibarbeit an den Helmen ist oft erstaunlich. Häufig sind Tierköpfe oder sonstige Figuren in hohem Relief ausgetrieben. Die Helmschmiede von Nürnberg waren besonders berühmt, wie oben bereits erwähnt wurde.
Die technischen Leistungen der Helm- und Panzerschmiede dieser Periode waren höchst bedeutend und wenn sie auch noch von den
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Fig. 272.
Arbeiten des 16. Jahrhunderts in bezug auf Reichtum der Formen und der Ausschmückung übertroffen werden, so zeigt sich die Kunst zu Ende des 15. Jahrhunderts in bezug auf Geschmack und Gediegenheit bereits auf ihrer Höhe.
Es würde zu weit führen, die Entwickelung der Eisenrüstungen im Mittelalter genauer zu schildern, wir beschränken uns auf die Vor-
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Panzer- und Helmschmiede.
Stirnschild öfter aus vier Teilen, beide waren mehr die Helme der ge-
meinen Krieger. Der eigentliche Helm mit Visier und Zimier (Helm-
zeichen) war ein Vorrecht des wirklichen Ritters. Beim Turnier
unterschied man den offenen Helm oder Schimpfhelm, bei dem das
Gesicht entweder unbedeckt oder nur durch Stangen, ähnlich einer
Fechtmaske bedeckt war (diese diente beim Kampfe mit Schwert
und Kolben), und den geschlossenen Helm, Stechhelm, den man
beim Turnier im hohen Zeug, wobei mit Lanzen gekämpft wurde
[Abbildung Fig. 271.]
oder im Kriege trug. Letztere hatten nur kleine Löcher zum Sehen
und Atemholen und entsprachen den früher erwähnten Topfhelmen.
Die Treibarbeit an den Helmen ist oft erstaunlich. Häufig sind
Tierköpfe oder sonstige Figuren in hohem Relief ausgetrieben. Die
Helmschmiede von Nürnberg waren besonders berühmt, wie oben
bereits erwähnt wurde.
Die technischen Leistungen der Helm- und Panzerschmiede dieser
Periode waren höchst bedeutend und wenn sie auch noch von den
[Abbildung Fig. 272.]
Arbeiten des 16. Jahrhunderts in bezug auf Reichtum der Formen und
der Ausschmückung übertroffen werden, so zeigt sich die Kunst zu
Ende des 15. Jahrhunderts in bezug auf Geschmack und Gediegenheit
bereits auf ihrer Höhe.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 867. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/889>, abgerufen am 21.11.2024.
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