Von nicht geringerer Bedeutung waren aber diejenigen Gewerbe, die sich mit der Gewinnung und Verarbeitung der Metalle beschäftigten.
Bei ihrem ersten Eintritt in die Geschichte finden wir die Ägypter bereits bekannt mit den wichtigsten Metallen, mit Gold, Silber, Kupfer, Eisen und Blei und diese in mannigfachem Gebrauch.
Das Gold war auch bei ihnen das gesuchteste und geschätzteste Metall, wohl auch das älteste; dass es wenigstens früher bekannt war als das Silber, geht daraus hervor, dass der Name für Silber eigent- lich "weisses Gold" bedeutet. Die Entdeckung des Goldes, wie die der Metalle überhaupt, schrieben die Ägypter dem Osiris zu, sowohl wegen der Bedeutung, die man dem Golde beilegte, als weil seine wirk- liche Entdeckung jeder historischen Erinnerung voraufging. Die Berg- werke, aus denen die Ägypter das Gold gewannen, lagen an der Süd- grenze des Reiches in Nubien. Der Besitz und die Sicherung des Besitzes dieser Goldbergwerke hat die ersten und die meisten Kriegszüge gegen die südlichen Grenzbewohner veranlasst. Nub ist das Stammwort für Gold, davon abgeleitet ist Nubien, das Goldland. Das hieroglyphische Zeichen für Gold ist @, welches als das Schmelzgefäss mit dem flammenden Feuer darunter gedeutet wird1).
Die nubischen Goldbergwerke waren wohl schon zur Zeit der vier- ten Dynastie im Betrieb, wenigstens war die Goldgewinnung bekannt und finden sich Darstellungen des Verwaschens und Schmelzens des Goldes aus jener Zeit. Ebenso befinden sich ausführliche Darstel- lungen hiervon in den Gräbern von Beni-Hassan. Rosellini giebt ähnliche Abbildungen aus einem Grabe des Thotmes IV2).
Die Goldbergwerke wurden -- wenigstens in späterer Zeit aus- schliesslich -- von Sklaven bebaut und gaben zur Zeit ihrer Blüte fabel- hafte Ausbeute. Diodor berichtet, dass nach einer Inschrift die Gold- bergwerke zur Zeit des Osymandyas (Ramses II.) einen jährlichen Ertrag von 32 Millionen Minen, also etwa 133 Millionen Pfund Sterling ab- warfen.
Linant und Bononi behaupten, diese reichen Goldgruben der Ägyp- ter in der Wüste von Bischarin im Lande von Bigah (Bugaitas der In- schrift von Axum), 17 bis 18 Tagereisen südöstlich von Derow am Nil, etwas oberhalb Kum-Ombu (dem alten Ombos) wieder aufgefunden zu
1) Von Anderen auch als ein Tuch, in welchem der Goldsand gewaschen wird.
2) Rosellini, a. a. O., Tab. II., c. 11 Li., Fig. a. b. c.
Ägypten.
Von nicht geringerer Bedeutung waren aber diejenigen Gewerbe, die sich mit der Gewinnung und Verarbeitung der Metalle beschäftigten.
Bei ihrem ersten Eintritt in die Geschichte finden wir die Ägypter bereits bekannt mit den wichtigsten Metallen, mit Gold, Silber, Kupfer, Eisen und Blei und diese in mannigfachem Gebrauch.
Das Gold war auch bei ihnen das gesuchteste und geschätzteste Metall, wohl auch das älteste; daſs es wenigstens früher bekannt war als das Silber, geht daraus hervor, daſs der Name für Silber eigent- lich „weiſses Gold“ bedeutet. Die Entdeckung des Goldes, wie die der Metalle überhaupt, schrieben die Ägypter dem Osiris zu, sowohl wegen der Bedeutung, die man dem Golde beilegte, als weil seine wirk- liche Entdeckung jeder historischen Erinnerung voraufging. Die Berg- werke, aus denen die Ägypter das Gold gewannen, lagen an der Süd- grenze des Reiches in Nubien. Der Besitz und die Sicherung des Besitzes dieser Goldbergwerke hat die ersten und die meisten Kriegszüge gegen die südlichen Grenzbewohner veranlaſst. Nub ist das Stammwort für Gold, davon abgeleitet ist Nubien, das Goldland. Das hieroglyphische Zeichen für Gold ist , welches als das Schmelzgefäſs mit dem flammenden Feuer darunter gedeutet wird1).
Die nubischen Goldbergwerke waren wohl schon zur Zeit der vier- ten Dynastie im Betrieb, wenigstens war die Goldgewinnung bekannt und finden sich Darstellungen des Verwaschens und Schmelzens des Goldes aus jener Zeit. Ebenso befinden sich ausführliche Darstel- lungen hiervon in den Gräbern von Beni-Hassan. Rosellini giebt ähnliche Abbildungen aus einem Grabe des Thotmes IV2).
Die Goldbergwerke wurden — wenigstens in späterer Zeit aus- schlieſslich — von Sklaven bebaut und gaben zur Zeit ihrer Blüte fabel- hafte Ausbeute. Diodor berichtet, daſs nach einer Inschrift die Gold- bergwerke zur Zeit des Osymandyas (Ramses II.) einen jährlichen Ertrag von 32 Millionen Minen, also etwa 133 Millionen Pfund Sterling ab- warfen.
Linant und Bononi behaupten, diese reichen Goldgruben der Ägyp- ter in der Wüste von Bischarin im Lande von Bigah (Bugaitas der In- schrift von Axum), 17 bis 18 Tagereisen südöstlich von Derow am Nil, etwas oberhalb Kum-Ombu (dem alten Ombos) wieder aufgefunden zu
1) Von Anderen auch als ein Tuch, in welchem der Goldsand gewaschen wird.
2) Rosellini, a. a. O., Tab. II., c. 11 Li., Fig. a. b. c.
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Ägypten.
Von nicht geringerer Bedeutung waren aber diejenigen Gewerbe,
die sich mit der Gewinnung und Verarbeitung der Metalle
beschäftigten.
Bei ihrem ersten Eintritt in die Geschichte finden wir die Ägypter
bereits bekannt mit den wichtigsten Metallen, mit Gold, Silber, Kupfer,
Eisen und Blei und diese in mannigfachem Gebrauch.
Das Gold war auch bei ihnen das gesuchteste und geschätzteste
Metall, wohl auch das älteste; daſs es wenigstens früher bekannt war
als das Silber, geht daraus hervor, daſs der Name für Silber eigent-
lich „weiſses Gold“ bedeutet. Die Entdeckung des Goldes, wie die
der Metalle überhaupt, schrieben die Ägypter dem Osiris zu, sowohl
wegen der Bedeutung, die man dem Golde beilegte, als weil seine wirk-
liche Entdeckung jeder historischen Erinnerung voraufging. Die Berg-
werke, aus denen die Ägypter das Gold gewannen, lagen an der Süd-
grenze des Reiches in Nubien. Der Besitz und die Sicherung des Besitzes
dieser Goldbergwerke hat die ersten und die meisten Kriegszüge gegen
die südlichen Grenzbewohner veranlaſst. Nub ist das Stammwort für
Gold, davon abgeleitet ist Nubien, das Goldland. Das hieroglyphische
Zeichen für Gold ist , welches als das Schmelzgefäſs mit dem
flammenden Feuer darunter gedeutet wird 1).
Die nubischen Goldbergwerke waren wohl schon zur Zeit der vier-
ten Dynastie im Betrieb, wenigstens war die Goldgewinnung bekannt
und finden sich Darstellungen des Verwaschens und Schmelzens des
Goldes aus jener Zeit. Ebenso befinden sich ausführliche Darstel-
lungen hiervon in den Gräbern von Beni-Hassan. Rosellini giebt
ähnliche Abbildungen aus einem Grabe des Thotmes IV 2).
Die Goldbergwerke wurden — wenigstens in späterer Zeit aus-
schlieſslich — von Sklaven bebaut und gaben zur Zeit ihrer Blüte fabel-
hafte Ausbeute. Diodor berichtet, daſs nach einer Inschrift die Gold-
bergwerke zur Zeit des Osymandyas (Ramses II.) einen jährlichen Ertrag
von 32 Millionen Minen, also etwa 133 Millionen Pfund Sterling ab-
warfen.
Linant und Bononi behaupten, diese reichen Goldgruben der Ägyp-
ter in der Wüste von Bischarin im Lande von Bigah (Bugaitas der In-
schrift von Axum), 17 bis 18 Tagereisen südöstlich von Derow am Nil,
etwas oberhalb Kum-Ombu (dem alten Ombos) wieder aufgefunden zu
1) Von Anderen auch als ein Tuch, in welchem der Goldsand gewaschen wird.
2) Rosellini, a. a. O., Tab. II., c. 11 Li., Fig. a. b. c.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/93>, abgerufen am 23.11.2024.
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