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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Ägypten.
A, das im Original rot gemalt ist, steht erläuternd: "Die Berge, von denen
man das Gold bringt"; eine Inschrift bei B bedeutet "Goldgebirg".
C heisst "das Heiligtum Ammons am heiligen Berg", es bestand aus
zwei Hallen, von Kammern umgeben, die wohl als Priesterwohnungen
dienten. Bei H sind vier Häuser angedeutet, "die Häuser des Landes
von Ti, wo man das Gold aufbewahrte". Bei J stand eine Säule des
Königs Ramamen. Nahe hierbei, wo die Wege sich teilen, lag bei K
eine Zisterne, das umgebende Land war bebaut, wie es scheint zu einem
Garten oder Lusthaine angelegt. Mitten in dem Kreuzungspunkt der
Strassen lag bei L ein zweiter Brunnen, zur Benutzung für die Vor-
überziehenden. Der Hauptweg M führte in der Richtung nach links,
wie aus dem Texte der Karte hervorgeht, nach dem Meere, wobei an
das Rote Meer gedacht werden muss1). Dass das Meer nahe war, geht
auch daraus hervor, dass der zweite Hauptweg mit Seemuscheln über-
fahren war. Dieser Weg wird als die Strasse von Tipamat bezeichnet.
Wo diese jedenfalls bedeutenden Goldbergwerke lagen, wissen wir nicht,
da die Lage des Landes Ti nicht bekannt ist. Möglicherweise ist es
dasselbe Goldland, das neuerdings der Afrikareisende Kapitän Burton
wieder aufgefunden hat. Dieser unternahm im Frühjahr 1877 eine
Expedition nach dem alten Bergwerksdistrikt, der südöstlich der Sinai-
halbinsel und des Golfes von Akaba am Ostufer des Roten Meeres liegt.
Er fand dort die Reste ausgedehnter Grubenanlagen, die Trümmer
alter Städte und andere Zeichen einer einstmals blühenden Bergwerks-
industrie. Gold, Silber und Kupfer wurden nachgewiesen. Es ist nicht
unwahrscheinlich, dass dies das Land Midiam2) der heiligen Schrift ge-
wesen ist. Das Kupfer wurde in Bergwerken gewonnen, die 10 engl.
Meilen vom Roten Meere abliegen, während man das Gold aus dem
Sande der Flüsse wusch. Da diese Flüsse von den höheren Gebirgen des
inneren Landes kommen, so hofft Burton, dort die goldführenden Gänge
selbst aufzufinden.

Bemerkenswert ist noch, dass diese Bergwerke von Akaba unter
Ramses III. jedenfalls schon bekannt waren, wie aus einer Inschrift,
die sich auf der "Nadel der Kleopatra", dem Obelisk, der seiner Zeit
nach London verbracht wurde, hervorgeht. Dasselbe bestätigt der
Papyrus Harris im Britischen Museum durch folgende Worte: "Ich,
Ramses, habe meine Bevollmächtigten nach dem Lande Akaba gesendet

1) Chabas nimmt deshalb an, Süd und Nord seien vertauscht, doch ist es sehr
wohl möglich, dass sich der Plan auf Goldbergwerke bezieht, die an der Ostküste
des Roten Meeres lagen.
2) Arabisch Madian.

Ägypten.
A, das im Original rot gemalt ist, steht erläuternd: „Die Berge, von denen
man das Gold bringt“; eine Inschrift bei B bedeutet „Goldgebirg“.
C heiſst „das Heiligtum Ammons am heiligen Berg“, es bestand aus
zwei Hallen, von Kammern umgeben, die wohl als Priesterwohnungen
dienten. Bei H sind vier Häuser angedeutet, „die Häuser des Landes
von Ti, wo man das Gold aufbewahrte“. Bei J stand eine Säule des
Königs Ramamen. Nahe hierbei, wo die Wege sich teilen, lag bei K
eine Zisterne, das umgebende Land war bebaut, wie es scheint zu einem
Garten oder Lusthaine angelegt. Mitten in dem Kreuzungspunkt der
Straſsen lag bei L ein zweiter Brunnen, zur Benutzung für die Vor-
überziehenden. Der Hauptweg M führte in der Richtung nach links,
wie aus dem Texte der Karte hervorgeht, nach dem Meere, wobei an
das Rote Meer gedacht werden muſs1). Daſs das Meer nahe war, geht
auch daraus hervor, daſs der zweite Hauptweg mit Seemuscheln über-
fahren war. Dieser Weg wird als die Straſse von Tipamat bezeichnet.
Wo diese jedenfalls bedeutenden Goldbergwerke lagen, wissen wir nicht,
da die Lage des Landes Ti nicht bekannt ist. Möglicherweise ist es
dasſelbe Goldland, das neuerdings der Afrikareisende Kapitän Burton
wieder aufgefunden hat. Dieser unternahm im Frühjahr 1877 eine
Expedition nach dem alten Bergwerksdistrikt, der südöstlich der Sinai-
halbinsel und des Golfes von Akaba am Ostufer des Roten Meeres liegt.
Er fand dort die Reste ausgedehnter Grubenanlagen, die Trümmer
alter Städte und andere Zeichen einer einstmals blühenden Bergwerks-
industrie. Gold, Silber und Kupfer wurden nachgewiesen. Es ist nicht
unwahrscheinlich, daſs dies das Land Midiam2) der heiligen Schrift ge-
wesen ist. Das Kupfer wurde in Bergwerken gewonnen, die 10 engl.
Meilen vom Roten Meere abliegen, während man das Gold aus dem
Sande der Flüsse wusch. Da diese Flüsse von den höheren Gebirgen des
inneren Landes kommen, so hofft Burton, dort die goldführenden Gänge
selbst aufzufinden.

Bemerkenswert ist noch, daſs diese Bergwerke von Akaba unter
Ramses III. jedenfalls schon bekannt waren, wie aus einer Inschrift,
die sich auf der „Nadel der Kleopatra“, dem Obelisk, der seiner Zeit
nach London verbracht wurde, hervorgeht. Dasſelbe bestätigt der
Papyrus Harris im Britischen Museum durch folgende Worte: „Ich,
Ramses, habe meine Bevollmächtigten nach dem Lande Akaba gesendet

1) Chabas nimmt deshalb an, Süd und Nord seien vertauscht, doch ist es sehr
wohl möglich, daſs sich der Plan auf Goldbergwerke bezieht, die an der Ostküste
des Roten Meeres lagen.
2) Arabisch Madian.
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[73/0095] Ägypten. A, das im Original rot gemalt ist, steht erläuternd: „Die Berge, von denen man das Gold bringt“; eine Inschrift bei B bedeutet „Goldgebirg“. C heiſst „das Heiligtum Ammons am heiligen Berg“, es bestand aus zwei Hallen, von Kammern umgeben, die wohl als Priesterwohnungen dienten. Bei H sind vier Häuser angedeutet, „die Häuser des Landes von Ti, wo man das Gold aufbewahrte“. Bei J stand eine Säule des Königs Ramamen. Nahe hierbei, wo die Wege sich teilen, lag bei K eine Zisterne, das umgebende Land war bebaut, wie es scheint zu einem Garten oder Lusthaine angelegt. Mitten in dem Kreuzungspunkt der Straſsen lag bei L ein zweiter Brunnen, zur Benutzung für die Vor- überziehenden. Der Hauptweg M führte in der Richtung nach links, wie aus dem Texte der Karte hervorgeht, nach dem Meere, wobei an das Rote Meer gedacht werden muſs 1). Daſs das Meer nahe war, geht auch daraus hervor, daſs der zweite Hauptweg mit Seemuscheln über- fahren war. Dieser Weg wird als die Straſse von Tipamat bezeichnet. Wo diese jedenfalls bedeutenden Goldbergwerke lagen, wissen wir nicht, da die Lage des Landes Ti nicht bekannt ist. Möglicherweise ist es dasſelbe Goldland, das neuerdings der Afrikareisende Kapitän Burton wieder aufgefunden hat. Dieser unternahm im Frühjahr 1877 eine Expedition nach dem alten Bergwerksdistrikt, der südöstlich der Sinai- halbinsel und des Golfes von Akaba am Ostufer des Roten Meeres liegt. Er fand dort die Reste ausgedehnter Grubenanlagen, die Trümmer alter Städte und andere Zeichen einer einstmals blühenden Bergwerks- industrie. Gold, Silber und Kupfer wurden nachgewiesen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daſs dies das Land Midiam 2) der heiligen Schrift ge- wesen ist. Das Kupfer wurde in Bergwerken gewonnen, die 10 engl. Meilen vom Roten Meere abliegen, während man das Gold aus dem Sande der Flüsse wusch. Da diese Flüsse von den höheren Gebirgen des inneren Landes kommen, so hofft Burton, dort die goldführenden Gänge selbst aufzufinden. Bemerkenswert ist noch, daſs diese Bergwerke von Akaba unter Ramses III. jedenfalls schon bekannt waren, wie aus einer Inschrift, die sich auf der „Nadel der Kleopatra“, dem Obelisk, der seiner Zeit nach London verbracht wurde, hervorgeht. Dasſelbe bestätigt der Papyrus Harris im Britischen Museum durch folgende Worte: „Ich, Ramses, habe meine Bevollmächtigten nach dem Lande Akaba gesendet 1) Chabas nimmt deshalb an, Süd und Nord seien vertauscht, doch ist es sehr wohl möglich, daſs sich der Plan auf Goldbergwerke bezieht, die an der Ostküste des Roten Meeres lagen. 2) Arabisch Madian.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/95>, abgerufen am 23.11.2024.