vordem -- wenigstens soviel ich weiss -- Kugeln von Eisen zum Ge- brauch der Artillerie in Italien gesehen worden sind, bis zur Zeit, da König Karl von Frankreich sie hierher brachte zur Eroberung des Königreichs Neapel im Kriege gegen König Ferdinand im Jahre 1495. Obgleich ich von dieser Art der Verwendung des Eisens Ihnen schon früher in der Kürze gesprochen habe, so scheint es mir doch ange- messen, ausführlicher zu berichten, was nötig ist, um Kern und Form herzustellen, sowie was sonst erforderlich ist, um Eisen zu schmelzen, wie die Blasebälge, Kohlen und die Modelle, ohne welche man nichts machen kann, welche man in Italien von Anfang an, um sie nicht immer neu aus Lehm herstellen zu müssen, von Bronze machte. Die- selben macht man heutzutage, um Kohlen zu sparen, aus Eisen. Da nun eine jede Praxis wieder ihre Besonderheiten hat, so will ich Euch in der richtigen Reihenfolge berichten, wie es gemacht wird.
Demgemäss macht man zunächst eine Kugel von Holz oder von Lehm (Terra) oder, wenn man das Material hat, von Blei oder Eisen und zwar nach dem Mass, wie man sie haben will. Je nachdem Ihr nur eine machen wollt und nicht beliebig viele, so setzt ihr diese eine oder andernfalls mehrere in eine Tafel (Kasten). Die Form macht man von Gips und beschmiert sie mit Öl oder Schweinefett, oder wenn man solchen nicht hat, auch von Lehm, gerade so wie sie von Eisen oder Bronze gemacht sind. Korrespondierend macht man die andere Hälfte und bringt hieran die Eingüsse und Luftöffnungen an, ferner vier Öffnungen zum Schliessen, um richtig das Gegenstück zu machen, und weiter eine kleine Öffnung oder einen Vorsprung, um die Zangen daran anlegen zu können. Habt Ihr das genau so gemacht, so streut es mit Asche aus oder schmiert es mit Öl ein, füllt jede Hälfte, die genau in der Mitte geteilt sein muss, mit Erde (Lehm) aus und stellt so den Giesskasten fertig, den Ihr dann nach Belieben mit Bronze oder Guss- eisen ausfüllen könnt, und zwar könnt ihr auf diese Art, je nachdem, eine, drei, fünf, sechs und mehr Kugeln einformen, die Ihr dann eine nach der andern ausgiessen könnt. Zu bemerken ist, dass die Form gut mit Asche ausgestäubt wird, ferner bedürft Ihr ein Paar grosser Zangen, mit denen ihr den Zapfen, den Ihr mit eingeformt habt, fasst, wodurch Ihr sie beliebig handhaben könnt. Ferner müsst Ihr das Eisen zum Guss zurecht machen, welches von erdigen und ver- brannten Teilen zuvor zu reinigen ist, ehe es in den Ofen aufgegeben wird, damit es so gereinigt durch die Kraft eines mächtigen Kohlen- feuers, mittels Blasebälge durch Wasserräder getrieben, eingeschmolzen wird. Leichter und mit weniger Kohlen geschieht das Giessen mit
Eisenguſs.
vordem — wenigstens soviel ich weiſs — Kugeln von Eisen zum Ge- brauch der Artillerie in Italien gesehen worden sind, bis zur Zeit, da König Karl von Frankreich sie hierher brachte zur Eroberung des Königreichs Neapel im Kriege gegen König Ferdinand im Jahre 1495. Obgleich ich von dieser Art der Verwendung des Eisens Ihnen schon früher in der Kürze gesprochen habe, so scheint es mir doch ange- messen, ausführlicher zu berichten, was nötig ist, um Kern und Form herzustellen, sowie was sonst erforderlich ist, um Eisen zu schmelzen, wie die Blasebälge, Kohlen und die Modelle, ohne welche man nichts machen kann, welche man in Italien von Anfang an, um sie nicht immer neu aus Lehm herstellen zu müssen, von Bronze machte. Die- selben macht man heutzutage, um Kohlen zu sparen, aus Eisen. Da nun eine jede Praxis wieder ihre Besonderheiten hat, so will ich Euch in der richtigen Reihenfolge berichten, wie es gemacht wird.
Demgemäſs macht man zunächst eine Kugel von Holz oder von Lehm (Terra) oder, wenn man das Material hat, von Blei oder Eisen und zwar nach dem Maſs, wie man sie haben will. Je nachdem Ihr nur eine machen wollt und nicht beliebig viele, so setzt ihr diese eine oder andernfalls mehrere in eine Tafel (Kasten). Die Form macht man von Gips und beschmiert sie mit Öl oder Schweinefett, oder wenn man solchen nicht hat, auch von Lehm, gerade so wie sie von Eisen oder Bronze gemacht sind. Korrespondierend macht man die andere Hälfte und bringt hieran die Eingüsse und Luftöffnungen an, ferner vier Öffnungen zum Schlieſsen, um richtig das Gegenstück zu machen, und weiter eine kleine Öffnung oder einen Vorsprung, um die Zangen daran anlegen zu können. Habt Ihr das genau so gemacht, so streut es mit Asche aus oder schmiert es mit Öl ein, füllt jede Hälfte, die genau in der Mitte geteilt sein muſs, mit Erde (Lehm) aus und stellt so den Gieſskasten fertig, den Ihr dann nach Belieben mit Bronze oder Guſs- eisen ausfüllen könnt, und zwar könnt ihr auf diese Art, je nachdem, eine, drei, fünf, sechs und mehr Kugeln einformen, die Ihr dann eine nach der andern ausgieſsen könnt. Zu bemerken ist, daſs die Form gut mit Asche ausgestäubt wird, ferner bedürft Ihr ein Paar groſser Zangen, mit denen ihr den Zapfen, den Ihr mit eingeformt habt, faſst, wodurch Ihr sie beliebig handhaben könnt. Ferner müſst Ihr das Eisen zum Guſs zurecht machen, welches von erdigen und ver- brannten Teilen zuvor zu reinigen ist, ehe es in den Ofen aufgegeben wird, damit es so gereinigt durch die Kraft eines mächtigen Kohlen- feuers, mittels Blasebälge durch Wasserräder getrieben, eingeschmolzen wird. Leichter und mit weniger Kohlen geschieht das Gieſsen mit
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Eisenguſs.
vordem — wenigstens soviel ich weiſs — Kugeln von Eisen zum Ge-
brauch der Artillerie in Italien gesehen worden sind, bis zur Zeit, da
König Karl von Frankreich sie hierher brachte zur Eroberung des
Königreichs Neapel im Kriege gegen König Ferdinand im Jahre 1495.
Obgleich ich von dieser Art der Verwendung des Eisens Ihnen schon
früher in der Kürze gesprochen habe, so scheint es mir doch ange-
messen, ausführlicher zu berichten, was nötig ist, um Kern und Form
herzustellen, sowie was sonst erforderlich ist, um Eisen zu schmelzen,
wie die Blasebälge, Kohlen und die Modelle, ohne welche man nichts
machen kann, welche man in Italien von Anfang an, um sie nicht
immer neu aus Lehm herstellen zu müssen, von Bronze machte. Die-
selben macht man heutzutage, um Kohlen zu sparen, aus Eisen. Da
nun eine jede Praxis wieder ihre Besonderheiten hat, so will ich Euch
in der richtigen Reihenfolge berichten, wie es gemacht wird.
Demgemäſs macht man zunächst eine Kugel von Holz oder von
Lehm (Terra) oder, wenn man das Material hat, von Blei oder Eisen
und zwar nach dem Maſs, wie man sie haben will. Je nachdem Ihr
nur eine machen wollt und nicht beliebig viele, so setzt ihr diese eine
oder andernfalls mehrere in eine Tafel (Kasten). Die Form macht man
von Gips und beschmiert sie mit Öl oder Schweinefett, oder wenn man
solchen nicht hat, auch von Lehm, gerade so wie sie von Eisen oder
Bronze gemacht sind. Korrespondierend macht man die andere Hälfte
und bringt hieran die Eingüsse und Luftöffnungen an, ferner vier
Öffnungen zum Schlieſsen, um richtig das Gegenstück zu machen, und
weiter eine kleine Öffnung oder einen Vorsprung, um die Zangen daran
anlegen zu können. Habt Ihr das genau so gemacht, so streut es mit
Asche aus oder schmiert es mit Öl ein, füllt jede Hälfte, die genau in
der Mitte geteilt sein muſs, mit Erde (Lehm) aus und stellt so den
Gieſskasten fertig, den Ihr dann nach Belieben mit Bronze oder Guſs-
eisen ausfüllen könnt, und zwar könnt ihr auf diese Art, je nachdem,
eine, drei, fünf, sechs und mehr Kugeln einformen, die Ihr dann
eine nach der andern ausgieſsen könnt. Zu bemerken ist, daſs die
Form gut mit Asche ausgestäubt wird, ferner bedürft Ihr ein Paar
groſser Zangen, mit denen ihr den Zapfen, den Ihr mit eingeformt habt,
faſst, wodurch Ihr sie beliebig handhaben könnt. Ferner müſst Ihr
das Eisen zum Guſs zurecht machen, welches von erdigen und ver-
brannten Teilen zuvor zu reinigen ist, ehe es in den Ofen aufgegeben
wird, damit es so gereinigt durch die Kraft eines mächtigen Kohlen-
feuers, mittels Blasebälge durch Wasserräder getrieben, eingeschmolzen
wird. Leichter und mit weniger Kohlen geschieht das Gieſsen mit
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 946. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/968>, abgerufen am 22.11.2024.
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