sie von weichem, gutem Eisen gemacht sind, ohne nachteilige Ver- unreinigungen oder ihrer Natur schädliche Beimengung."
Waren wir im stande, eine Reihe von Thatsachen aufzuführen, die beweisen, dass der Eisenguss bereits im Anfang des 15. Jahr- hunderts zu Kriegszwecken in Anwendung war, so können wir für eine Verwendung desselben zu friedlichem Gebrauch aus so früher Zeit nur wenig Positives beibringen. Die älteste Verwendung des Gusses in dieser Richtung war für Ofenplatten grosser Kachelöfen. Solcher Platten bediente man sich nachweisbar schon in den letzten Dezennien des 15. Jahrhunderts.
Sehr alte Ofenplatten dieser Art stammen aus dem Schloss Traus- nitz, sie befinden sich im bayrischen Nationalmuseum, und von Hefner nimmt auf Grund der Ornamente an, dass dieselben der Zeit zwischen 1470 bis 1480 entstammen. Aus dieser Zeit dürften auch die Eisen- platten des grossen Kachelofens im Rüstungssaal der Feste Koburg entstammen, von denen Puttrich 1) angiebt, dass sie aus dem 15. Jahr- hundert herrühren. Dass derartige Ofenplatten im Jahre 1490 im Elsass gegossen wurden, geben französische Schriftsteller mit Bestimmt- heit an, und aus derselben Zeit stammt die Notiz aus Lersners Chronik von Frankfurt (II, 723) "anno 1490 quinta post michaelis": "Dem Meister uff der Mossel, der die eisernen Öfen machen kann, soll man schreiben die Mess herzukommen".
Im Rathaus zu Wolfach steht ein alter derartiger Ofen, auf dessen Platten "Usingen" (in Nassau) und die Jahreszahl 1500 zu lesen ist. Auch in Nassau-Siegen stand der Guss von Plattenöfen um diese Zeit bereits in Blüte. Graf Johann I. schenkte 1508 dem Grafen Philipp dem Älteren von Waldeck als Haussteuer zwei dieser Öfen. Diese Nachricht beweist, dass diese Art Öfen damals noch selten und hoch- geschätzt waren. Ferner bestätigt sie, wie auch aus den vorhandenen Funden sich ergiebt, dass sie um diese Zeit nur in fürstlichen Schlössern, in Rathaussälen und ähnlichen besonderen Lokalitäten zur Aufstellung kamen. Wenige Jahrzehnte später fanden diese Öfen den allgemeinsten Eingang in alle besser situierten Familien, selbst auf dem Lande. Es bildete sich ein förmlicher Stil in der Dekoration dieser Ofenplatten aus. Da diese Entwickelung aber erst in das 16. Jahrhundert fällt, so werden wir erst in dem folgenden Teil unserer Arbeit uns eingehen- der damit befassen. Hier sei nur erwähnt, dass die ältesten Platten
1) Sächs. Denkmäler II, 69.
Eisenguſs.
sie von weichem, gutem Eisen gemacht sind, ohne nachteilige Ver- unreinigungen oder ihrer Natur schädliche Beimengung.“
Waren wir im stande, eine Reihe von Thatsachen aufzuführen, die beweisen, daſs der Eisenguſs bereits im Anfang des 15. Jahr- hunderts zu Kriegszwecken in Anwendung war, so können wir für eine Verwendung desſelben zu friedlichem Gebrauch aus so früher Zeit nur wenig Positives beibringen. Die älteste Verwendung des Gusses in dieser Richtung war für Ofenplatten groſser Kachelöfen. Solcher Platten bediente man sich nachweisbar schon in den letzten Dezennien des 15. Jahrhunderts.
Sehr alte Ofenplatten dieser Art stammen aus dem Schloſs Traus- nitz, sie befinden sich im bayrischen Nationalmuseum, und von Hefner nimmt auf Grund der Ornamente an, daſs dieselben der Zeit zwischen 1470 bis 1480 entstammen. Aus dieser Zeit dürften auch die Eisen- platten des groſsen Kachelofens im Rüstungssaal der Feste Koburg entstammen, von denen Puttrich 1) angiebt, daſs sie aus dem 15. Jahr- hundert herrühren. Daſs derartige Ofenplatten im Jahre 1490 im Elsaſs gegossen wurden, geben französische Schriftsteller mit Bestimmt- heit an, und aus derselben Zeit stammt die Notiz aus Lersners Chronik von Frankfurt (II, 723) „anno 1490 quinta post michaelis“: „Dem Meister uff der Mossel, der die eisernen Öfen machen kann, soll man schreiben die Meſs herzukommen“.
Im Rathaus zu Wolfach steht ein alter derartiger Ofen, auf dessen Platten „Usingen“ (in Nassau) und die Jahreszahl 1500 zu lesen ist. Auch in Nassau-Siegen stand der Guſs von Plattenöfen um diese Zeit bereits in Blüte. Graf Johann I. schenkte 1508 dem Grafen Philipp dem Älteren von Waldeck als Haussteuer zwei dieser Öfen. Diese Nachricht beweist, daſs diese Art Öfen damals noch selten und hoch- geschätzt waren. Ferner bestätigt sie, wie auch aus den vorhandenen Funden sich ergiebt, daſs sie um diese Zeit nur in fürstlichen Schlössern, in Rathaussälen und ähnlichen besonderen Lokalitäten zur Aufstellung kamen. Wenige Jahrzehnte später fanden diese Öfen den allgemeinsten Eingang in alle besser situierten Familien, selbst auf dem Lande. Es bildete sich ein förmlicher Stil in der Dekoration dieser Ofenplatten aus. Da diese Entwickelung aber erst in das 16. Jahrhundert fällt, so werden wir erst in dem folgenden Teil unserer Arbeit uns eingehen- der damit befassen. Hier sei nur erwähnt, daſs die ältesten Platten
1) Sächs. Denkmäler II, 69.
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Eisenguſs.
sie von weichem, gutem Eisen gemacht sind, ohne nachteilige Ver-
unreinigungen oder ihrer Natur schädliche Beimengung.“
Waren wir im stande, eine Reihe von Thatsachen aufzuführen,
die beweisen, daſs der Eisenguſs bereits im Anfang des 15. Jahr-
hunderts zu Kriegszwecken in Anwendung war, so können wir für eine
Verwendung desſelben zu friedlichem Gebrauch aus so früher Zeit nur
wenig Positives beibringen. Die älteste Verwendung des Gusses in
dieser Richtung war für Ofenplatten groſser Kachelöfen. Solcher
Platten bediente man sich nachweisbar schon in den letzten Dezennien
des 15. Jahrhunderts.
Sehr alte Ofenplatten dieser Art stammen aus dem Schloſs Traus-
nitz, sie befinden sich im bayrischen Nationalmuseum, und von Hefner
nimmt auf Grund der Ornamente an, daſs dieselben der Zeit zwischen
1470 bis 1480 entstammen. Aus dieser Zeit dürften auch die Eisen-
platten des groſsen Kachelofens im Rüstungssaal der Feste Koburg
entstammen, von denen Puttrich 1) angiebt, daſs sie aus dem 15. Jahr-
hundert herrühren. Daſs derartige Ofenplatten im Jahre 1490 im
Elsaſs gegossen wurden, geben französische Schriftsteller mit Bestimmt-
heit an, und aus derselben Zeit stammt die Notiz aus Lersners Chronik
von Frankfurt (II, 723) „anno 1490 quinta post michaelis“: „Dem
Meister uff der Mossel, der die eisernen Öfen machen kann, soll man
schreiben die Meſs herzukommen“.
Im Rathaus zu Wolfach steht ein alter derartiger Ofen, auf dessen
Platten „Usingen“ (in Nassau) und die Jahreszahl 1500 zu lesen ist.
Auch in Nassau-Siegen stand der Guſs von Plattenöfen um diese Zeit
bereits in Blüte. Graf Johann I. schenkte 1508 dem Grafen Philipp
dem Älteren von Waldeck als Haussteuer zwei dieser Öfen. Diese
Nachricht beweist, daſs diese Art Öfen damals noch selten und hoch-
geschätzt waren. Ferner bestätigt sie, wie auch aus den vorhandenen
Funden sich ergiebt, daſs sie um diese Zeit nur in fürstlichen Schlössern,
in Rathaussälen und ähnlichen besonderen Lokalitäten zur Aufstellung
kamen. Wenige Jahrzehnte später fanden diese Öfen den allgemeinsten
Eingang in alle besser situierten Familien, selbst auf dem Lande. Es
bildete sich ein förmlicher Stil in der Dekoration dieser Ofenplatten
aus. Da diese Entwickelung aber erst in das 16. Jahrhundert fällt,
so werden wir erst in dem folgenden Teil unserer Arbeit uns eingehen-
der damit befassen. Hier sei nur erwähnt, daſs die ältesten Platten
1) Sächs. Denkmäler II, 69.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 948. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/970>, abgerufen am 21.11.2024.
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