Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Blasebälge.
Wir hatten bereits Veranlassung, eine Reihe primitiver Bälge, wie sie
seit der Zeit des alten Ägyptens bis in unseren Tagen in Anwendung
waren, zu beschreiben. Nur zur Ergänzung tragen wir hier noch
einiges nach.

An die alten sackförmigen Lederbälge schliessen sich am engsten
eine Art von Handbälgen, die Agricola in untenstehender Weise abge-
bildet hat 1) und deren sich die Lusitanier beim Zinnschmelzen be-
dienten. Der Ledersack wird durch eiserne Reifen in cylindrischer
Gestalt gehalten. An beiden Enden wird er durch Scheiben geschlossen.
Die vordere ist von Eisenblech und in ihrer Mitte ist gleich die Düse
befestigt, die hintere besteht aus einem Holzbrett, an dem eine Hand-

[Abbildung] Fig. 303.
habe und eine Klappe, die sich an einem Scharnier nach innen öffnet,
angebracht ist. Die beiden Bälge liegen horizontal auf einem gemein-
schaftlichen Tische und wurden von einem Arbeiter bewegt. Bei den-
selben war keinerlei Anwendung von dem Hebel gemacht, sie waren
beschwerlich zu handhaben und gaben nur schwachen Wind.

Eine abweichende, unvorteilhaftere Art der Windzuführung war
die mittels grosser Fächer, die hin- und hergeschwungen wurden. Solche
Vorrichtungen waren in alter Zeit bei den finnländischen Bauernöfen
gebräuchlich 2). Man findet sie noch jetzt in der Gegend von Bokhara
bei den Turkomanen. Das Gebläse besteht aus zwei thürähnlichen

1) G. Agricola a. a. O. lib. IX.
2) Benzelstjerna, Schedisma de re metal-
lica cap. 4, §. 1.

Blasebälge.
Wir hatten bereits Veranlassung, eine Reihe primitiver Bälge, wie sie
seit der Zeit des alten Ägyptens bis in unseren Tagen in Anwendung
waren, zu beschreiben. Nur zur Ergänzung tragen wir hier noch
einiges nach.

An die alten sackförmigen Lederbälge schlieſsen sich am engsten
eine Art von Handbälgen, die Agricola in untenstehender Weise abge-
bildet hat 1) und deren sich die Lusitanier beim Zinnschmelzen be-
dienten. Der Ledersack wird durch eiserne Reifen in cylindrischer
Gestalt gehalten. An beiden Enden wird er durch Scheiben geschlossen.
Die vordere ist von Eisenblech und in ihrer Mitte ist gleich die Düse
befestigt, die hintere besteht aus einem Holzbrett, an dem eine Hand-

[Abbildung] Fig. 303.
habe und eine Klappe, die sich an einem Scharnier nach innen öffnet,
angebracht ist. Die beiden Bälge liegen horizontal auf einem gemein-
schaftlichen Tische und wurden von einem Arbeiter bewegt. Bei den-
selben war keinerlei Anwendung von dem Hebel gemacht, sie waren
beschwerlich zu handhaben und gaben nur schwachen Wind.

Eine abweichende, unvorteilhaftere Art der Windzuführung war
die mittels groſser Fächer, die hin- und hergeschwungen wurden. Solche
Vorrichtungen waren in alter Zeit bei den finnländischen Bauernöfen
gebräuchlich 2). Man findet sie noch jetzt in der Gegend von Bokhara
bei den Turkomanen. Das Gebläse besteht aus zwei thürähnlichen

1) G. Agricola a. a. O. lib. IX.
2) Benzelstjerna, Schedisma de re metal-
lica cap. 4, §. 1.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0979" n="957"/><fw place="top" type="header">Blasebälge.</fw><lb/>
Wir hatten bereits Veranlassung, eine Reihe primitiver Bälge, wie sie<lb/>
seit der Zeit des alten Ägyptens bis in unseren Tagen in Anwendung<lb/>
waren, zu beschreiben. Nur zur Ergänzung tragen wir hier noch<lb/>
einiges nach.</p><lb/>
            <p>An die alten sackförmigen Lederbälge schlie&#x017F;sen sich am engsten<lb/>
eine Art von Handbälgen, die Agricola in untenstehender Weise abge-<lb/>
bildet hat <note place="foot" n="1)">G. Agricola a. a. O. lib. IX.</note> und deren sich die Lusitanier beim Zinnschmelzen be-<lb/>
dienten. Der Ledersack wird durch eiserne Reifen in cylindrischer<lb/>
Gestalt gehalten. An beiden Enden wird er durch Scheiben geschlossen.<lb/>
Die vordere ist von Eisenblech und in ihrer Mitte ist gleich die Düse<lb/>
befestigt, die hintere besteht aus einem Holzbrett, an dem eine Hand-<lb/><figure><head>Fig. 303.</head></figure><lb/>
habe und eine Klappe, die sich an einem Scharnier nach innen öffnet,<lb/>
angebracht ist. Die beiden Bälge liegen horizontal auf einem gemein-<lb/>
schaftlichen Tische und wurden von einem Arbeiter bewegt. Bei den-<lb/>
selben war keinerlei Anwendung von dem Hebel gemacht, sie waren<lb/>
beschwerlich zu handhaben und gaben nur schwachen Wind.</p><lb/>
            <p>Eine abweichende, unvorteilhaftere Art der Windzuführung war<lb/>
die mittels gro&#x017F;ser Fächer, die hin- und hergeschwungen wurden. Solche<lb/>
Vorrichtungen waren in alter Zeit bei den finnländischen Bauernöfen<lb/>
gebräuchlich <note place="foot" n="2)">Benzelstjerna, Schedisma de re metal-<lb/>
lica cap. 4, §. 1.</note>. Man findet sie noch jetzt in der Gegend von Bokhara<lb/>
bei den Turkomanen. Das Gebläse besteht aus zwei thürähnlichen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[957/0979] Blasebälge. Wir hatten bereits Veranlassung, eine Reihe primitiver Bälge, wie sie seit der Zeit des alten Ägyptens bis in unseren Tagen in Anwendung waren, zu beschreiben. Nur zur Ergänzung tragen wir hier noch einiges nach. An die alten sackförmigen Lederbälge schlieſsen sich am engsten eine Art von Handbälgen, die Agricola in untenstehender Weise abge- bildet hat 1) und deren sich die Lusitanier beim Zinnschmelzen be- dienten. Der Ledersack wird durch eiserne Reifen in cylindrischer Gestalt gehalten. An beiden Enden wird er durch Scheiben geschlossen. Die vordere ist von Eisenblech und in ihrer Mitte ist gleich die Düse befestigt, die hintere besteht aus einem Holzbrett, an dem eine Hand- [Abbildung Fig. 303.] habe und eine Klappe, die sich an einem Scharnier nach innen öffnet, angebracht ist. Die beiden Bälge liegen horizontal auf einem gemein- schaftlichen Tische und wurden von einem Arbeiter bewegt. Bei den- selben war keinerlei Anwendung von dem Hebel gemacht, sie waren beschwerlich zu handhaben und gaben nur schwachen Wind. Eine abweichende, unvorteilhaftere Art der Windzuführung war die mittels groſser Fächer, die hin- und hergeschwungen wurden. Solche Vorrichtungen waren in alter Zeit bei den finnländischen Bauernöfen gebräuchlich 2). Man findet sie noch jetzt in der Gegend von Bokhara bei den Turkomanen. Das Gebläse besteht aus zwei thürähnlichen 1) G. Agricola a. a. O. lib. IX. 2) Benzelstjerna, Schedisma de re metal- lica cap. 4, §. 1.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/979
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 957. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/979>, abgerufen am 16.05.2024.