Dasselbe erwähnt auch Strabo. Plinius war auch der Meinung, dass Klima und himmlische Einflüsse auf die Entstehung der Metalle von Einfluss seien.
Eine andere Ansicht über die Metalle hegte Demokrit, der angiebt, die Metalle entständen aus gewissen Kalken und Laugen. Kalli- sthenes dagegen sagte mehr gelehrt als verständlich: "Omnium metallorum formam unam eandemque esse."
Die Metalloxyde hielten die Alten für die Unreinigkeiten der Metalle. So sagt Plato, der Rost bilde sich dadurch, dass sich das Erdige aus dem Metall ausscheide, während Plinius die Metalloxyde mehr als Aschen ansah; z. B. nannte er das Oxyd, welches bei Oxyda- tion des Eisens in der Hitze sich bildete, geradezu Cineres.
Die Philosophen zu Aristoteles' Zeit unterschieden bereits zwischen Stahl und Eisen und sie waren der Ansicht, der Stahl entstehe durch fortgesetzte Reinigung des Eisens, dass jener also ein sehr ge- läutertes Eisen sei. Es war dabei eine alte, verbreitete Ansicht, dass man das Eisen umsomehr reinige, je mehr Hitze man ihm gäbe. Das Roheisen kannte Aristoteles nicht, denn wenn er auch erwähnt, dass das Eisen beim Ausschmelzen tropft und in Fluss gerät, so stellt er doch in der Meteorologie (lib. VI, cap. VI, 8 und 9) das Eisen aus- drücklich, in Gegensatz zu den schmelzbaren Substanzen, als einen Körper, der durch die Hitze bloss weich werde.
Plinius kennt nicht nur den Unterschied zwischen Eisen und Stahl, sondern es waren ihm auch die Unterschiede, die verschiedene Eisen- sorten unter sich zeigten, wohlbekannt. Er schrieb auch diese Unter- schiede hauptsächlich dem Klima zu (in genere coeli et terrae). Doch sagt er an einer andern Stelle auch, die Güte des Stahls rühre teils von den Erzen, teils von der Bearbeitung her; vornehmlich aber schrieb er die Güte des Stahles dem Wasser zu, in welchem dieser abgelöscht wurde.
Wie alle metallurgischen Operationen der Alten durchaus empi- risch waren, so hatte dies bei der Eisendarstellung namentlich statt. Von einem wissenschaftlichen Probieren der Erze wusste man nichts. Farbe und Schwere waren die einzigen Eigenschaften, nach denen man die Güte des Eisenerzes beurteilte. Ein Reagens auf Eisen erwähnt indes Plinius bereits. Es ist dies der Galläpfelsaft, mit dem die Ver- fälschung des Grünspans durch Eisenvitriol erkannt wurde.
Der Begriff der Metallverwandlung, der nach der Völkerwanderung aufkam und auf welcher die ganzen chemischen Bestrebungen der mittelalterlichen Gelehrten basiert waren, finden sich in den Schriften
Wissenschaftliche Kenntnis.
Dasſelbe erwähnt auch Strabo. Plinius war auch der Meinung, daſs Klima und himmlische Einflüsse auf die Entstehung der Metalle von Einfluſs seien.
Eine andere Ansicht über die Metalle hegte Demokrit, der angiebt, die Metalle entständen aus gewissen Kalken und Laugen. Kalli- sthenes dagegen sagte mehr gelehrt als verständlich: „Omnium metallorum formam unam eandemque esse.“
Die Metalloxyde hielten die Alten für die Unreinigkeiten der Metalle. So sagt Plato, der Rost bilde sich dadurch, daſs sich das Erdige aus dem Metall ausscheide, während Plinius die Metalloxyde mehr als Aschen ansah; z. B. nannte er das Oxyd, welches bei Oxyda- tion des Eisens in der Hitze sich bildete, geradezu Cineres.
Die Philosophen zu Aristoteles’ Zeit unterschieden bereits zwischen Stahl und Eisen und sie waren der Ansicht, der Stahl entstehe durch fortgesetzte Reinigung des Eisens, daſs jener also ein sehr ge- läutertes Eisen sei. Es war dabei eine alte, verbreitete Ansicht, daſs man das Eisen umsomehr reinige, je mehr Hitze man ihm gäbe. Das Roheisen kannte Aristoteles nicht, denn wenn er auch erwähnt, daſs das Eisen beim Ausschmelzen tropft und in Fluſs gerät, so stellt er doch in der Meteorologie (lib. VI, cap. VI, 8 und 9) das Eisen aus- drücklich, in Gegensatz zu den schmelzbaren Substanzen, als einen Körper, der durch die Hitze bloſs weich werde.
Plinius kennt nicht nur den Unterschied zwischen Eisen und Stahl, sondern es waren ihm auch die Unterschiede, die verschiedene Eisen- sorten unter sich zeigten, wohlbekannt. Er schrieb auch diese Unter- schiede hauptsächlich dem Klima zu (in genere coeli et terrae). Doch sagt er an einer andern Stelle auch, die Güte des Stahls rühre teils von den Erzen, teils von der Bearbeitung her; vornehmlich aber schrieb er die Güte des Stahles dem Wasser zu, in welchem dieser abgelöscht wurde.
Wie alle metallurgischen Operationen der Alten durchaus empi- risch waren, so hatte dies bei der Eisendarstellung namentlich statt. Von einem wissenschaftlichen Probieren der Erze wuſste man nichts. Farbe und Schwere waren die einzigen Eigenschaften, nach denen man die Güte des Eisenerzes beurteilte. Ein Reagens auf Eisen erwähnt indes Plinius bereits. Es ist dies der Galläpfelsaft, mit dem die Ver- fälschung des Grünspans durch Eisenvitriol erkannt wurde.
Der Begriff der Metallverwandlung, der nach der Völkerwanderung aufkam und auf welcher die ganzen chemischen Bestrebungen der mittelalterlichen Gelehrten basiert waren, finden sich in den Schriften
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[969/0991]
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von Einfluſs seien.
Eine andere Ansicht über die Metalle hegte Demokrit, der angiebt,
die Metalle entständen aus gewissen Kalken und Laugen. Kalli-
sthenes dagegen sagte mehr gelehrt als verständlich: „Omnium
metallorum formam unam eandemque esse.“
Die Metalloxyde hielten die Alten für die Unreinigkeiten der
Metalle. So sagt Plato, der Rost bilde sich dadurch, daſs sich das
Erdige aus dem Metall ausscheide, während Plinius die Metalloxyde
mehr als Aschen ansah; z. B. nannte er das Oxyd, welches bei Oxyda-
tion des Eisens in der Hitze sich bildete, geradezu Cineres.
Die Philosophen zu Aristoteles’ Zeit unterschieden bereits zwischen
Stahl und Eisen und sie waren der Ansicht, der Stahl entstehe
durch fortgesetzte Reinigung des Eisens, daſs jener also ein sehr ge-
läutertes Eisen sei. Es war dabei eine alte, verbreitete Ansicht, daſs
man das Eisen umsomehr reinige, je mehr Hitze man ihm gäbe. Das
Roheisen kannte Aristoteles nicht, denn wenn er auch erwähnt, daſs
das Eisen beim Ausschmelzen tropft und in Fluſs gerät, so stellt er
doch in der Meteorologie (lib. VI, cap. VI, 8 und 9) das Eisen aus-
drücklich, in Gegensatz zu den schmelzbaren Substanzen, als einen
Körper, der durch die Hitze bloſs weich werde.
Plinius kennt nicht nur den Unterschied zwischen Eisen und Stahl,
sondern es waren ihm auch die Unterschiede, die verschiedene Eisen-
sorten unter sich zeigten, wohlbekannt. Er schrieb auch diese Unter-
schiede hauptsächlich dem Klima zu (in genere coeli et terrae). Doch
sagt er an einer andern Stelle auch, die Güte des Stahls rühre teils
von den Erzen, teils von der Bearbeitung her; vornehmlich aber schrieb
er die Güte des Stahles dem Wasser zu, in welchem dieser abgelöscht
wurde.
Wie alle metallurgischen Operationen der Alten durchaus empi-
risch waren, so hatte dies bei der Eisendarstellung namentlich statt.
Von einem wissenschaftlichen Probieren der Erze wuſste man nichts.
Farbe und Schwere waren die einzigen Eigenschaften, nach denen man
die Güte des Eisenerzes beurteilte. Ein Reagens auf Eisen erwähnt
indes Plinius bereits. Es ist dies der Galläpfelsaft, mit dem die Ver-
fälschung des Grünspans durch Eisenvitriol erkannt wurde.
Der Begriff der Metallverwandlung, der nach der Völkerwanderung
aufkam und auf welcher die ganzen chemischen Bestrebungen der
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 969. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/991>, abgerufen am 21.11.2024.
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