Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
oder Probierkorn geschmolzen. Das Schmelzen geschah im Schmiede- feuer oder in einem Probierofen, bei dem der Schmelzherd durch einen eisernen Ring ersetzt wurde. In diesen wurde der Tiegel ein- gesetzt, die Kohlen eingetragen und mittels eines Doppelbalges von drei Werkschuh, also etwa einem Meter Länge, das Feuer angefacht. Fig. 1 giebt die Abbildung eines Probierofens nach Agricola.
Die Ermittelung des Eisengehaltes der Erze war der Hauptzweck der Probe, doch konnte man dasselbe Verfahren auch anwenden, um die vorteilhafteste Zusammensetzung von Erzen und Zuschlägen, den sogenannten "Möller" zu ermitteln. Man nannte dieses "die Be- schickungsprobe". Diese war indes im 16. Jahrhundert noch kaum
[Abbildung]
Fig. 1.
in Anwendung. Zur richtigen Schmelzprobe gehörte das richtige Probenehmen. Denn da der Zweck der Probe darin bestand, den richtigen Durchschnittsgehalt an Eisen zu ermitteln, so war es un- zulässig, ein einzelnes Erzstück zur Probe auszusuchen, man schöpfte vielmehr mit einer Schaufel von verschiedenen Stellen des Erzhaufens kleine Mengen, bildete aus diesen ein kleineres Haufwerk, von dem man in gleicher Weise wieder die Probe nahm, die dann zerkleinert und gut gemischt den möglichst richtigen Durchschnitt ergab. Das Erzpulver setzte man dann nach gehöriger Vorbereitung mit dem nötigen "Fluss" in die "Tute" ein. Ehe wir dies näher beschreiben, wollen wir das erwähnen, was die Schriftsteller des 16. Jahrhunderts, die über die Probierkunst geschrieben haben, mitteilen. Es sind dies
Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
oder Probierkorn geschmolzen. Das Schmelzen geschah im Schmiede- feuer oder in einem Probierofen, bei dem der Schmelzherd durch einen eisernen Ring ersetzt wurde. In diesen wurde der Tiegel ein- gesetzt, die Kohlen eingetragen und mittels eines Doppelbalges von drei Werkschuh, also etwa einem Meter Länge, das Feuer angefacht. Fig. 1 giebt die Abbildung eines Probierofens nach Agricola.
Die Ermittelung des Eisengehaltes der Erze war der Hauptzweck der Probe, doch konnte man dasſelbe Verfahren auch anwenden, um die vorteilhafteste Zusammensetzung von Erzen und Zuschlägen, den sogenannten „Möller“ zu ermitteln. Man nannte dieses „die Be- schickungsprobe“. Diese war indes im 16. Jahrhundert noch kaum
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Fig. 1.
in Anwendung. Zur richtigen Schmelzprobe gehörte das richtige Probenehmen. Denn da der Zweck der Probe darin bestand, den richtigen Durchschnittsgehalt an Eisen zu ermitteln, so war es un- zulässig, ein einzelnes Erzstück zur Probe auszusuchen, man schöpfte vielmehr mit einer Schaufel von verschiedenen Stellen des Erzhaufens kleine Mengen, bildete aus diesen ein kleineres Haufwerk, von dem man in gleicher Weise wieder die Probe nahm, die dann zerkleinert und gut gemischt den möglichst richtigen Durchschnitt ergab. Das Erzpulver setzte man dann nach gehöriger Vorbereitung mit dem nötigen „Fluſs“ in die „Tute“ ein. Ehe wir dies näher beschreiben, wollen wir das erwähnen, was die Schriftsteller des 16. Jahrhunderts, die über die Probierkunst geschrieben haben, mitteilen. Es sind dies
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Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
oder Probierkorn geschmolzen. Das Schmelzen geschah im Schmiede-
feuer oder in einem Probierofen, bei dem der Schmelzherd durch
einen eisernen Ring ersetzt wurde. In diesen wurde der Tiegel ein-
gesetzt, die Kohlen eingetragen und mittels eines Doppelbalges von
drei Werkschuh, also etwa einem Meter Länge, das Feuer angefacht.
Fig. 1 giebt die Abbildung eines Probierofens nach Agricola.
Die Ermittelung des Eisengehaltes der Erze war der Hauptzweck
der Probe, doch konnte man dasſelbe Verfahren auch anwenden, um
die vorteilhafteste Zusammensetzung von Erzen und Zuschlägen, den
sogenannten „Möller“ zu ermitteln. Man nannte dieses „die Be-
schickungsprobe“. Diese war indes im 16. Jahrhundert noch kaum
[Abbildung Fig. 1.]
in Anwendung. Zur richtigen Schmelzprobe gehörte das richtige
Probenehmen. Denn da der Zweck der Probe darin bestand, den
richtigen Durchschnittsgehalt an Eisen zu ermitteln, so war es un-
zulässig, ein einzelnes Erzstück zur Probe auszusuchen, man schöpfte
vielmehr mit einer Schaufel von verschiedenen Stellen des Erzhaufens
kleine Mengen, bildete aus diesen ein kleineres Haufwerk, von dem
man in gleicher Weise wieder die Probe nahm, die dann zerkleinert
und gut gemischt den möglichst richtigen Durchschnitt ergab. Das
Erzpulver setzte man dann nach gehöriger Vorbereitung mit dem
nötigen „Fluſs“ in die „Tute“ ein. Ehe wir dies näher beschreiben,
wollen wir das erwähnen, was die Schriftsteller des 16. Jahrhunderts,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/102>, abgerufen am 23.11.2024.
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