Oberschultheiss Wilhelmi zu Weilmünster mit dem Hütten- und Hammerwerk im Drommershauser Grund auf der Weil zunächst der Stadt Weilburg beliehen. Bei Lahnstein (Landstein) wird 1699 ein Pfann-Hammer erwähnt.
Im Dillenburgischen hatte man im Gegensatz zu dem politisch mit demselben verbundenen Siegerland den Rennwerksbetrieb bei- behalten. Erst im 17. Jahrhundert ging man auch hier zum Hoch- ofenbetrieb über. 1614 waren noch zu Haiger, Ebersbach und Stein- brücken Rennwerke. 1619 scheint zu Ebersbach ein Hochofen be- trieben worden zu sein. Die Haigerhütte zahlt dagegen 1618 von jeder Wage so geschmiedet und verkaufft wird, 4 gute Pfennige an die Herrschaft. Von 1605 an wurde die Eisenhütte zwischen Ober- und Niederscheld in Betrieb gesetzt. 1607 wurde der Nieder- schelder Eisenhammer auf der grossen Wiese bei Dillenburg erbaut, auf welchem am 27. August zum erstenmal geschmiedet wurde. Eine andre Hütte lag vor dem Schelder Wald nach Hirzenhain zu. Sie hatte mit dem Kohlschoppen 435 Gulden 21 alb. gekostet. Die Bälge waren besonders theuer, sie kosteten 110 Gulden. 1609 verkauften die Hüttengewerken die Hütte mit allen Apparaten für 94 Gulden an die Landesherrschaft. Jedenfalls war es nur eine Rennhütte. 1651 bis 1666 kaufte man auf der Ebersbacher Hütte den Wagen Kohlen für 31/2 Gulden und verkaufte den Wagen Roheisen für 27, 30 bis 311/2 Gulden, die Wag Stabeisen für 4 Gulden 5 Albus.
Um diese Zeit waren wieder billigere Zeiten in Nassau gekommen. Dies geht auch aus einer Hadamarschen Canzleyverordnung vom 20. Juni 1654 hervor, welche bestimmt, dass alle Handwerker, dar- unter auch die Schlosser und Schmiede, 1/4 weniger für ihre Arbeit nehmen sollten als seither, der guten, wohlfeilen Zeiten wegen (!). Die Tagelöhner sollen im Sommer bei eigener Kost 10 Petermännchen, in der Herrschaft Kost 5 Petermännchen haben.
Im Siegerland blühte die Eisenindustrie im Anfang des 17. Jahr- hunderts, doch machte sich häufig Kohlenmangel fühlbar. Zwischen den Hammerschmieden und den Massenbläsern entbrannte aber im Jahr 1600 ein lebhafter Streit wegen der Qualität des Roheisens. Die Hammerschmiede behaupteten, die Massenbläser lieferten ihnen ein so unreines Roheisen, dass sie nicht im Stand seien, aus 16 Stallen Roheisen zu 152 Pfund, wie vorgeschrieben, 16 Wag geschmiedetes Eisen zu liefern 1). Diese Klagen bewogen die Zunft, mit Einwilligung
1) Siehe Becher, a. a. O., S. 521.
Nassau im 17. Jahrhundert.
Oberschultheiſs Wilhelmi zu Weilmünster mit dem Hütten- und Hammerwerk im Drommershauser Grund auf der Weil zunächst der Stadt Weilburg beliehen. Bei Lahnstein (Landstein) wird 1699 ein Pfann-Hammer erwähnt.
Im Dillenburgischen hatte man im Gegensatz zu dem politisch mit demselben verbundenen Siegerland den Rennwerksbetrieb bei- behalten. Erst im 17. Jahrhundert ging man auch hier zum Hoch- ofenbetrieb über. 1614 waren noch zu Haiger, Ebersbach und Stein- brücken Rennwerke. 1619 scheint zu Ebersbach ein Hochofen be- trieben worden zu sein. Die Haigerhütte zahlt dagegen 1618 von jeder Wage so geschmiedet und verkaufft wird, 4 gute Pfennige an die Herrschaft. Von 1605 an wurde die Eisenhütte zwischen Ober- und Niederscheld in Betrieb gesetzt. 1607 wurde der Nieder- schelder Eisenhammer auf der groſsen Wiese bei Dillenburg erbaut, auf welchem am 27. August zum erstenmal geschmiedet wurde. Eine andre Hütte lag vor dem Schelder Wald nach Hirzenhain zu. Sie hatte mit dem Kohlschoppen 435 Gulden 21 alb. gekostet. Die Bälge waren besonders theuer, sie kosteten 110 Gulden. 1609 verkauften die Hüttengewerken die Hütte mit allen Apparaten für 94 Gulden an die Landesherrschaft. Jedenfalls war es nur eine Rennhütte. 1651 bis 1666 kaufte man auf der Ebersbacher Hütte den Wagen Kohlen für 3½ Gulden und verkaufte den Wagen Roheisen für 27, 30 bis 31½ Gulden, die Wag Stabeisen für 4 Gulden 5 Albus.
Um diese Zeit waren wieder billigere Zeiten in Nassau gekommen. Dies geht auch aus einer Hadamarschen Canzleyverordnung vom 20. Juni 1654 hervor, welche bestimmt, daſs alle Handwerker, dar- unter auch die Schlosser und Schmiede, ¼ weniger für ihre Arbeit nehmen sollten als seither, der guten, wohlfeilen Zeiten wegen (!). Die Tagelöhner sollen im Sommer bei eigener Kost 10 Petermännchen, in der Herrschaft Kost 5 Petermännchen haben.
Im Siegerland blühte die Eisenindustrie im Anfang des 17. Jahr- hunderts, doch machte sich häufig Kohlenmangel fühlbar. Zwischen den Hammerschmieden und den Massenbläsern entbrannte aber im Jahr 1600 ein lebhafter Streit wegen der Qualität des Roheisens. Die Hammerschmiede behaupteten, die Massenbläser lieferten ihnen ein so unreines Roheisen, daſs sie nicht im Stand seien, aus 16 Stallen Roheisen zu 152 Pfund, wie vorgeschrieben, 16 Wag geschmiedetes Eisen zu liefern 1). Diese Klagen bewogen die Zunft, mit Einwilligung
1) Siehe Becher, a. a. O., S. 521.
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Nassau im 17. Jahrhundert.
Oberschultheiſs Wilhelmi zu Weilmünster mit dem Hütten- und
Hammerwerk im Drommershauser Grund auf der Weil zunächst der
Stadt Weilburg beliehen. Bei Lahnstein (Landstein) wird 1699 ein
Pfann-Hammer erwähnt.
Im Dillenburgischen hatte man im Gegensatz zu dem politisch
mit demselben verbundenen Siegerland den Rennwerksbetrieb bei-
behalten. Erst im 17. Jahrhundert ging man auch hier zum Hoch-
ofenbetrieb über. 1614 waren noch zu Haiger, Ebersbach und Stein-
brücken Rennwerke. 1619 scheint zu Ebersbach ein Hochofen be-
trieben worden zu sein. Die Haigerhütte zahlt dagegen 1618 von
jeder Wage so geschmiedet und verkaufft wird, 4 gute Pfennige
an die Herrschaft. Von 1605 an wurde die Eisenhütte zwischen
Ober- und Niederscheld in Betrieb gesetzt. 1607 wurde der Nieder-
schelder Eisenhammer auf der groſsen Wiese bei Dillenburg erbaut,
auf welchem am 27. August zum erstenmal geschmiedet wurde. Eine
andre Hütte lag vor dem Schelder Wald nach Hirzenhain zu. Sie
hatte mit dem Kohlschoppen 435 Gulden 21 alb. gekostet. Die Bälge
waren besonders theuer, sie kosteten 110 Gulden. 1609 verkauften die
Hüttengewerken die Hütte mit allen Apparaten für 94 Gulden an die
Landesherrschaft. Jedenfalls war es nur eine Rennhütte. 1651 bis
1666 kaufte man auf der Ebersbacher Hütte den Wagen Kohlen für
3½ Gulden und verkaufte den Wagen Roheisen für 27, 30 bis 31½
Gulden, die Wag Stabeisen für 4 Gulden 5 Albus.
Um diese Zeit waren wieder billigere Zeiten in Nassau gekommen.
Dies geht auch aus einer Hadamarschen Canzleyverordnung vom
20. Juni 1654 hervor, welche bestimmt, daſs alle Handwerker, dar-
unter auch die Schlosser und Schmiede, ¼ weniger für ihre Arbeit
nehmen sollten als seither, der guten, wohlfeilen Zeiten wegen (!). Die
Tagelöhner sollen im Sommer bei eigener Kost 10 Petermännchen, in
der Herrschaft Kost 5 Petermännchen haben.
Im Siegerland blühte die Eisenindustrie im Anfang des 17. Jahr-
hunderts, doch machte sich häufig Kohlenmangel fühlbar. Zwischen
den Hammerschmieden und den Massenbläsern entbrannte aber im
Jahr 1600 ein lebhafter Streit wegen der Qualität des Roheisens. Die
Hammerschmiede behaupteten, die Massenbläser lieferten ihnen ein
so unreines Roheisen, daſs sie nicht im Stand seien, aus 16 Stallen
Roheisen zu 152 Pfund, wie vorgeschrieben, 16 Wag geschmiedetes
Eisen zu liefern 1). Diese Klagen bewogen die Zunft, mit Einwilligung
1) Siehe Becher, a. a. O., S. 521.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1090. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1112>, abgerufen am 22.11.2024.
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