Dies ungünstige Ergebnis ist verursacht einerseits durch die hohen Nebenkosten, anderseits durch den grossen Kohlenverbrauch. Beides beweist einen schlechteren Betrieb. Die Rennschmiede von 1647 bis 1654 waren nicht mehr so geschickt, wie die von 1590. Wohl mag dazu beigetragen haben, dass man schlechtere Erze und geringe Kohlen verwendete, aber wenn dies der Fall war, so trifft ebenfalls den Meister die Schuld. Auch waren die Blasebälge mangelhaft. Das Alles hatte zur Folge, dass man fast immer mit Verlust arbeitete, und so ist es nicht zu verwundern, dass man den Rennwerksbetrieb nach acht Jahren wieder eingehen liess und den Zerennherd in einen Frischherd umbaute.
Wir erwähnen noch, dass 1647 auch fünf Fuder Frischschlacke von der Clusingshütte mit dem Eisenstein verschmolzen wurden.
Überblicken wir den Hüttenbetrieb dieser Periode im Ganzen, so lässt sich nicht verkennen, dass derselbe trotz der schweren Kriegs- zeiten mit Sorgfalt und Umsicht geführt wurde, so dass er trotz aller Schwierigkeiten und Störungen einen ganz hübschen Nutzen abwarf. So abnorme Preisschwankungen wie in den Jahren 1621 bis 1623 kamen während der späteren Kriegszeit nicht mehr vor. Eisen wurde auch im Kriege gefragt, und man hatte sich an den permanenten Kriegszustand gewöhnt und sich mit demselben abgefunden. Der Betrieb der vierziger Jahre verlief schon recht normal, dennoch übte der langersehnte Friede seine günstige Wirkung auf die Gittelder Eisenwerke. Diese trat sowohl in der Produktion, wie im Gewinn hervor, ganz besonders aber in dem niedrigen Preise des Roheisens, jetzt Gansseisen genannt, infolge des günstigen Betriebes des Massen- ofens. Der Roheisenpreis sank vom Jahre 1649 an von 28 Gr. 6 Pf. pro Centner auf 19 Gr. im Jahre 1650 und erreichte 1653 den ausser- ordentlich niedrigen Stand von 11 Gr. 6 Pf., um von da an wieder zu steigen, und zwar 1654 bis auf 21 Gr. 5 Pf. pro Centner. Vom Jahre 1658 an verschlechterte sich der Betrieb und im Quartal Crucis 1660 arbeitete die Obere Blechhütte sogar mit "Schuld".
Beck, Geschichte des Eisens. 73
Der Harz im 17. Jahrhundert.
[Tabelle]
Dies ungünstige Ergebnis ist verursacht einerseits durch die hohen Nebenkosten, anderseits durch den groſsen Kohlenverbrauch. Beides beweist einen schlechteren Betrieb. Die Rennschmiede von 1647 bis 1654 waren nicht mehr so geschickt, wie die von 1590. Wohl mag dazu beigetragen haben, daſs man schlechtere Erze und geringe Kohlen verwendete, aber wenn dies der Fall war, so trifft ebenfalls den Meister die Schuld. Auch waren die Blasebälge mangelhaft. Das Alles hatte zur Folge, daſs man fast immer mit Verlust arbeitete, und so ist es nicht zu verwundern, daſs man den Rennwerksbetrieb nach acht Jahren wieder eingehen lieſs und den Zerennherd in einen Frischherd umbaute.
Wir erwähnen noch, daſs 1647 auch fünf Fuder Frischschlacke von der Clusingshütte mit dem Eisenstein verschmolzen wurden.
Überblicken wir den Hüttenbetrieb dieser Periode im Ganzen, so läſst sich nicht verkennen, daſs derselbe trotz der schweren Kriegs- zeiten mit Sorgfalt und Umsicht geführt wurde, so daſs er trotz aller Schwierigkeiten und Störungen einen ganz hübschen Nutzen abwarf. So abnorme Preisschwankungen wie in den Jahren 1621 bis 1623 kamen während der späteren Kriegszeit nicht mehr vor. Eisen wurde auch im Kriege gefragt, und man hatte sich an den permanenten Kriegszustand gewöhnt und sich mit demselben abgefunden. Der Betrieb der vierziger Jahre verlief schon recht normal, dennoch übte der langersehnte Friede seine günstige Wirkung auf die Gittelder Eisenwerke. Diese trat sowohl in der Produktion, wie im Gewinn hervor, ganz besonders aber in dem niedrigen Preise des Roheisens, jetzt Ganſseisen genannt, infolge des günstigen Betriebes des Massen- ofens. Der Roheisenpreis sank vom Jahre 1649 an von 28 Gr. 6 Pf. pro Centner auf 19 Gr. im Jahre 1650 und erreichte 1653 den auſser- ordentlich niedrigen Stand von 11 Gr. 6 Pf., um von da an wieder zu steigen, und zwar 1654 bis auf 21 Gr. 5 Pf. pro Centner. Vom Jahre 1658 an verschlechterte sich der Betrieb und im Quartal Crucis 1660 arbeitete die Obere Blechhütte sogar mit „Schuld“.
Beck, Geschichte des Eisens. 73
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Der Harz im 17. Jahrhundert.
Dies ungünstige Ergebnis ist verursacht einerseits durch die
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Beides beweist einen schlechteren Betrieb. Die Rennschmiede von
1647 bis 1654 waren nicht mehr so geschickt, wie die von 1590. Wohl
mag dazu beigetragen haben, daſs man schlechtere Erze und geringe
Kohlen verwendete, aber wenn dies der Fall war, so trifft ebenfalls
den Meister die Schuld. Auch waren die Blasebälge mangelhaft. Das
Alles hatte zur Folge, daſs man fast immer mit Verlust arbeitete, und
so ist es nicht zu verwundern, daſs man den Rennwerksbetrieb nach
acht Jahren wieder eingehen lieſs und den Zerennherd in einen
Frischherd umbaute.
Wir erwähnen noch, daſs 1647 auch fünf Fuder Frischschlacke
von der Clusingshütte mit dem Eisenstein verschmolzen wurden.
Überblicken wir den Hüttenbetrieb dieser Periode im Ganzen, so
läſst sich nicht verkennen, daſs derselbe trotz der schweren Kriegs-
zeiten mit Sorgfalt und Umsicht geführt wurde, so daſs er trotz aller
Schwierigkeiten und Störungen einen ganz hübschen Nutzen abwarf.
So abnorme Preisschwankungen wie in den Jahren 1621 bis 1623
kamen während der späteren Kriegszeit nicht mehr vor. Eisen wurde
auch im Kriege gefragt, und man hatte sich an den permanenten
Kriegszustand gewöhnt und sich mit demselben abgefunden. Der
Betrieb der vierziger Jahre verlief schon recht normal, dennoch übte
der langersehnte Friede seine günstige Wirkung auf die Gittelder
Eisenwerke. Diese trat sowohl in der Produktion, wie im Gewinn
hervor, ganz besonders aber in dem niedrigen Preise des Roheisens,
jetzt Ganſseisen genannt, infolge des günstigen Betriebes des Massen-
ofens. Der Roheisenpreis sank vom Jahre 1649 an von 28 Gr. 6 Pf.
pro Centner auf 19 Gr. im Jahre 1650 und erreichte 1653 den auſser-
ordentlich niedrigen Stand von 11 Gr. 6 Pf., um von da an wieder
zu steigen, und zwar 1654 bis auf 21 Gr. 5 Pf. pro Centner. Vom
Jahre 1658 an verschlechterte sich der Betrieb und im Quartal Crucis
1660 arbeitete die Obere Blechhütte sogar mit „Schuld“.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1175>, abgerufen am 28.11.2024.
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