Betrachten wir die einzelnen Betriebe, so ist zunächst bei dem des Massenofens zu bemerken, dass die Hüttenreisen, oder wie es in den Rechnungen heisst, die Blasswerke, ebenso kurz sind, wie früher; doch erfolgen öfter zwei Blasswerke in einem Quartal. Im Quartal Reminiscere dauern zwei Blasswerke zusammen nur 30 Tage. Im Quartal Crucis 1647 geht der Massenofen 65 Tage in zwei Blasswerken und ist dies die längste Betriebsdauer in einem Quartal. Das längste Blasswerk dauerte Reminiscere 1661 53 Tage, in diesem kamen auf die Tonne Roheisen 6 Fuder Erz und 12 Fuder Kohlen. Der ausser- ordentlich günstige Roheisenpreis im Jahre 1653 ist zum Teil auch dadurch bedingt, dass viel Pucheisen gegossen wurde, so im Quartal Crucis 1521/4 Ctr. zu dem stehenden Preise von 1 Thlr. 28 Gr. Im Quartal Trinitatis 1654 konnte der Ofen nicht blasen, weil der Schacht zu schadhaft war. Es zeigte sich, dass der Ofen ganz neu ausgemauert werden musste, was aber wegen des strengen Nach- winters nicht anging. Quartal Trinitatis 1658 war kein Betrieb, wegen kleinen, eingefrorenen Wassers.
Bis zum Jahre 1661 hatte man die Rechnung des Massenofens immer so geführt, dass dieselbe ohne Gewinn oder Verlust abschloss, indem man den Gestehungspreis des Roheisens als Kaufpreis für die fürstlichen Hammerwerke einsetzte. Von 1661 tritt hierin eine Änderung ein. Der Preis des Gansseisens wird auf 1 Thlr. 8 Gr. pro Centner festgesetzt und Verlust und Gewinn berechnet. Klarer wird die Rechnung durch diese willkürliche Preisfixierung nicht. Der Massenofen arbeitete anfangs mit sehr kleinem Nutzen, Quartal Crucis 1662 bereits mit einem Defizit von 51 Thlr. 31 Gr. 10 Pf.
Dies führt zu der ganz veränderten Rechnungsstellung vom Jahre 1663 an, aus der ein Einblick in den Betrieb nicht mehr zu erlangen ist. Nur das ist zu ersehen, dass die Geschäfte sehr schlecht gingen und mit Verlust gearbeitet wurde. Die Herrschaft schiesst deshalb Quartal Trinitatis 1663 200 Thlr. Vorlagsgeld zu, trotzdem beträgt die Schuld Quartal Crucis wieder 327 Thlr. 13 Gr. 7 Pf.
Die Clusingshütte, die auf zweigeschmolzenes Eisen arbeitete, ging am besten und warf den grössten Gewinn ab. Die Neue Hütte arbeitete (von 1657 an) auch als Frischhütte mit nur geringem Nutzen. Verschiedene Störungen, welche der Krieg unmittelbar ver- ursachte, haben wir bereits bei der Tabelle S. 1146 angemerkt. Zum Quartal Reminiscere 1648 schreibt der Faktor: "dass in diesem Quar- thal der hohe Ofen nicht wiewoll geschehen sollen getrieben vnd zu gange gebracht, ursachet dieses, Weil nicht allein wegen der Schwedi-
Der Harz im 17. Jahrhundert.
Betrachten wir die einzelnen Betriebe, so ist zunächst bei dem des Massenofens zu bemerken, daſs die Hüttenreisen, oder wie es in den Rechnungen heiſst, die Blaſswerke, ebenso kurz sind, wie früher; doch erfolgen öfter zwei Blaſswerke in einem Quartal. Im Quartal Reminiscere dauern zwei Blaſswerke zusammen nur 30 Tage. Im Quartal Crucis 1647 geht der Massenofen 65 Tage in zwei Blaſswerken und ist dies die längste Betriebsdauer in einem Quartal. Das längste Blaſswerk dauerte Reminiscere 1661 53 Tage, in diesem kamen auf die Tonne Roheisen 6 Fuder Erz und 12 Fuder Kohlen. Der auſser- ordentlich günstige Roheisenpreis im Jahre 1653 ist zum Teil auch dadurch bedingt, daſs viel Pucheisen gegossen wurde, so im Quartal Crucis 152¼ Ctr. zu dem stehenden Preise von 1 Thlr. 28 Gr. Im Quartal Trinitatis 1654 konnte der Ofen nicht blasen, weil der Schacht zu schadhaft war. Es zeigte sich, daſs der Ofen ganz neu ausgemauert werden muſste, was aber wegen des strengen Nach- winters nicht anging. Quartal Trinitatis 1658 war kein Betrieb, wegen kleinen, eingefrorenen Wassers.
Bis zum Jahre 1661 hatte man die Rechnung des Massenofens immer so geführt, daſs dieselbe ohne Gewinn oder Verlust abschloſs, indem man den Gestehungspreis des Roheisens als Kaufpreis für die fürstlichen Hammerwerke einsetzte. Von 1661 tritt hierin eine Änderung ein. Der Preis des Ganſseisens wird auf 1 Thlr. 8 Gr. pro Centner festgesetzt und Verlust und Gewinn berechnet. Klarer wird die Rechnung durch diese willkürliche Preisfixierung nicht. Der Massenofen arbeitete anfangs mit sehr kleinem Nutzen, Quartal Crucis 1662 bereits mit einem Defizit von 51 Thlr. 31 Gr. 10 Pf.
Dies führt zu der ganz veränderten Rechnungsstellung vom Jahre 1663 an, aus der ein Einblick in den Betrieb nicht mehr zu erlangen ist. Nur das ist zu ersehen, daſs die Geschäfte sehr schlecht gingen und mit Verlust gearbeitet wurde. Die Herrschaft schieſst deshalb Quartal Trinitatis 1663 200 Thlr. Vorlagsgeld zu, trotzdem beträgt die Schuld Quartal Crucis wieder 327 Thlr. 13 Gr. 7 Pf.
Die Clusingshütte, die auf zweigeschmolzenes Eisen arbeitete, ging am besten und warf den gröſsten Gewinn ab. Die Neue Hütte arbeitete (von 1657 an) auch als Frischhütte mit nur geringem Nutzen. Verschiedene Störungen, welche der Krieg unmittelbar ver- ursachte, haben wir bereits bei der Tabelle S. 1146 angemerkt. Zum Quartal Reminiscere 1648 schreibt der Faktor: „daſs in diesem Quar- thal der hohe Ofen nicht wiewoll geschehen sollen getrieben vnd zu gange gebracht, ursachet dieses, Weil nicht allein wegen der Schwedi-
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Der Harz im 17. Jahrhundert.
Betrachten wir die einzelnen Betriebe, so ist zunächst bei dem
des Massenofens zu bemerken, daſs die Hüttenreisen, oder wie es in
den Rechnungen heiſst, die Blaſswerke, ebenso kurz sind, wie früher;
doch erfolgen öfter zwei Blaſswerke in einem Quartal. Im Quartal
Reminiscere dauern zwei Blaſswerke zusammen nur 30 Tage. Im
Quartal Crucis 1647 geht der Massenofen 65 Tage in zwei Blaſswerken
und ist dies die längste Betriebsdauer in einem Quartal. Das längste
Blaſswerk dauerte Reminiscere 1661 53 Tage, in diesem kamen auf die
Tonne Roheisen 6 Fuder Erz und 12 Fuder Kohlen. Der auſser-
ordentlich günstige Roheisenpreis im Jahre 1653 ist zum Teil auch
dadurch bedingt, daſs viel Pucheisen gegossen wurde, so im Quartal
Crucis 152¼ Ctr. zu dem stehenden Preise von 1 Thlr. 28 Gr. Im
Quartal Trinitatis 1654 konnte der Ofen nicht blasen, weil der
Schacht zu schadhaft war. Es zeigte sich, daſs der Ofen ganz neu
ausgemauert werden muſste, was aber wegen des strengen Nach-
winters nicht anging. Quartal Trinitatis 1658 war kein Betrieb,
wegen kleinen, eingefrorenen Wassers.
Bis zum Jahre 1661 hatte man die Rechnung des Massenofens
immer so geführt, daſs dieselbe ohne Gewinn oder Verlust abschloſs,
indem man den Gestehungspreis des Roheisens als Kaufpreis für die
fürstlichen Hammerwerke einsetzte. Von 1661 tritt hierin eine
Änderung ein. Der Preis des Ganſseisens wird auf 1 Thlr. 8 Gr.
pro Centner festgesetzt und Verlust und Gewinn berechnet. Klarer
wird die Rechnung durch diese willkürliche Preisfixierung nicht. Der
Massenofen arbeitete anfangs mit sehr kleinem Nutzen, Quartal Crucis
1662 bereits mit einem Defizit von 51 Thlr. 31 Gr. 10 Pf.
Dies führt zu der ganz veränderten Rechnungsstellung vom Jahre
1663 an, aus der ein Einblick in den Betrieb nicht mehr zu erlangen
ist. Nur das ist zu ersehen, daſs die Geschäfte sehr schlecht gingen
und mit Verlust gearbeitet wurde. Die Herrschaft schieſst deshalb
Quartal Trinitatis 1663 200 Thlr. Vorlagsgeld zu, trotzdem beträgt
die Schuld Quartal Crucis wieder 327 Thlr. 13 Gr. 7 Pf.
Die Clusingshütte, die auf zweigeschmolzenes Eisen arbeitete,
ging am besten und warf den gröſsten Gewinn ab. Die Neue Hütte
arbeitete (von 1657 an) auch als Frischhütte mit nur geringem
Nutzen. Verschiedene Störungen, welche der Krieg unmittelbar ver-
ursachte, haben wir bereits bei der Tabelle S. 1146 angemerkt. Zum
Quartal Reminiscere 1648 schreibt der Faktor: „daſs in diesem Quar-
thal der hohe Ofen nicht wiewoll geschehen sollen getrieben vnd zu
gange gebracht, ursachet dieses, Weil nicht allein wegen der Schwedi-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1176>, abgerufen am 28.11.2024.
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