Dudley gehabt habe, wo er sich früh beträchtliche Kenntnisse der Fabrikation aneignete.
Die Stadt Dudley war schon damals der Mittelpunkt einer Eisen- industrie, obgleich meist nur Kleineisenzeug, wie Nägel, Hufeisen, Schlüssel, Schlösser und gewöhnliche landwirtschaftliche Werkzeuge daselbst gemacht wurden. Nach Dudleys Angabe lebten in einem Um- kreis von zehn englischen Meilen um die Stadt 20000 Schmiede und Eisenarbeiter. In Folge dessen war aber auch hier, wie im südlichen England, grosser Holzmangel eingetreten, und in dem vordem sehr holzreichen Lande waren viele Zweige des Eisengewerbes am Er- liegen. An Steinkohlen besass das Land Überfluss, die in glücklicher Verbindung mit Eisenerz- und Kalklagern vorkamen. Dieses Zu- sammenvorkommen schien, durch die Vorsehung dargeboten, "wie wenn Gott", sagt Dudley, "die Zeit vorbestimmt hätte, wann und wie diese Schmiede, sowie das ganze Land sollten mit Eisen versorgt werden, und dass insbesondere diese Kohlen und Eisensteine bestimmt sein sollten, den ersten Anstoss zu geben für die Erfindung des Schmelzens des Eisens mit Steinkohle". Dud war der besondere Liebling des Grafen, seines Vaters, der ihn in seinen Bemühungen zur Verbesserung der Eisenbereitung unterstützte und ihm eine Er- ziehung geben liess, die ihn in den Stand setzte, seine praktischen Fähigkeiten zu verwerten. Er war Student in Oxford, als der Graf im Jahre 1619 ihn kommen liess, um ihm die Leitung mehrerer Eisenwerke zu übertragen. Dudley schreibt darüber in seiner Ab- handlung Metallum Martis:
"Da ich schon früher, als ich noch Jüngling war, Freude an den Eisenwerken meines Vaters hatte und mir Kenntnisse erworben hatte, so holte er mich später, als ich 20 Jahre alt war, anno 1619, von Oxford, wo ich mich damals im Bayliol-Collegium befand, um die Leitung von drei seiner Eisenwerke, 1 Hochofen und 2 Hammerwerke, in dem Jagdbezirk von Pensnet in Worcestershire zu übernehmen. Da aber Holz- und Holzkohle zu mangeln begann, dagegen grosse Mengen von Steinkohlen nahe bei der Hütte im Überfluss vorhanden waren, so sah ich mich veranlasst, meinen Hochofen abzuändern (to alter my furnace) und nach meiner neuen Erfindung zu ver- suchen, Eisen mit Steinkohlen zu schmelzen, indem ich im Vertrauen auf meine Erfindung mir sagte, dass ein etwaiger Verlust für mich nicht grösser, sondern eher geringer sein würde als für andere, wenn auch der Versuch erfolglos bleiben würde. Aber der Erfolg des ersten Versuches ermutigte mich, denn bei meinem Versuchsschmelzen blies
England im 17. Jahrhundert.
Dudley gehabt habe, wo er sich früh beträchtliche Kenntnisse der Fabrikation aneignete.
Die Stadt Dudley war schon damals der Mittelpunkt einer Eisen- industrie, obgleich meist nur Kleineisenzeug, wie Nägel, Hufeisen, Schlüssel, Schlösser und gewöhnliche landwirtschaftliche Werkzeuge daselbst gemacht wurden. Nach Dudleys Angabe lebten in einem Um- kreis von zehn englischen Meilen um die Stadt 20000 Schmiede und Eisenarbeiter. In Folge dessen war aber auch hier, wie im südlichen England, groſser Holzmangel eingetreten, und in dem vordem sehr holzreichen Lande waren viele Zweige des Eisengewerbes am Er- liegen. An Steinkohlen besaſs das Land Überfluſs, die in glücklicher Verbindung mit Eisenerz- und Kalklagern vorkamen. Dieses Zu- sammenvorkommen schien, durch die Vorsehung dargeboten, „wie wenn Gott“, sagt Dudley, „die Zeit vorbestimmt hätte, wann und wie diese Schmiede, sowie das ganze Land sollten mit Eisen versorgt werden, und daſs insbesondere diese Kohlen und Eisensteine bestimmt sein sollten, den ersten Anstoſs zu geben für die Erfindung des Schmelzens des Eisens mit Steinkohle“. Dud war der besondere Liebling des Grafen, seines Vaters, der ihn in seinen Bemühungen zur Verbesserung der Eisenbereitung unterstützte und ihm eine Er- ziehung geben lieſs, die ihn in den Stand setzte, seine praktischen Fähigkeiten zu verwerten. Er war Student in Oxford, als der Graf im Jahre 1619 ihn kommen lieſs, um ihm die Leitung mehrerer Eisenwerke zu übertragen. Dudley schreibt darüber in seiner Ab- handlung Metallum Martis:
„Da ich schon früher, als ich noch Jüngling war, Freude an den Eisenwerken meines Vaters hatte und mir Kenntnisse erworben hatte, so holte er mich später, als ich 20 Jahre alt war, anno 1619, von Oxford, wo ich mich damals im Bayliol-Collegium befand, um die Leitung von drei seiner Eisenwerke, 1 Hochofen und 2 Hammerwerke, in dem Jagdbezirk von Pensnet in Worcestershire zu übernehmen. Da aber Holz- und Holzkohle zu mangeln begann, dagegen groſse Mengen von Steinkohlen nahe bei der Hütte im Überfluſs vorhanden waren, so sah ich mich veranlaſst, meinen Hochofen abzuändern (to alter my furnace) und nach meiner neuen Erfindung zu ver- suchen, Eisen mit Steinkohlen zu schmelzen, indem ich im Vertrauen auf meine Erfindung mir sagte, daſs ein etwaiger Verlust für mich nicht gröſser, sondern eher geringer sein würde als für andere, wenn auch der Versuch erfolglos bleiben würde. Aber der Erfolg des ersten Versuches ermutigte mich, denn bei meinem Versuchsschmelzen blies
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England im 17. Jahrhundert.
Dudley gehabt habe, wo er sich früh beträchtliche Kenntnisse der
Fabrikation aneignete.
Die Stadt Dudley war schon damals der Mittelpunkt einer Eisen-
industrie, obgleich meist nur Kleineisenzeug, wie Nägel, Hufeisen,
Schlüssel, Schlösser und gewöhnliche landwirtschaftliche Werkzeuge
daselbst gemacht wurden. Nach Dudleys Angabe lebten in einem Um-
kreis von zehn englischen Meilen um die Stadt 20000 Schmiede und
Eisenarbeiter. In Folge dessen war aber auch hier, wie im südlichen
England, groſser Holzmangel eingetreten, und in dem vordem sehr
holzreichen Lande waren viele Zweige des Eisengewerbes am Er-
liegen. An Steinkohlen besaſs das Land Überfluſs, die in glücklicher
Verbindung mit Eisenerz- und Kalklagern vorkamen. Dieses Zu-
sammenvorkommen schien, durch die Vorsehung dargeboten, „wie
wenn Gott“, sagt Dudley, „die Zeit vorbestimmt hätte, wann und wie
diese Schmiede, sowie das ganze Land sollten mit Eisen versorgt
werden, und daſs insbesondere diese Kohlen und Eisensteine bestimmt
sein sollten, den ersten Anstoſs zu geben für die Erfindung des
Schmelzens des Eisens mit Steinkohle“. Dud war der besondere
Liebling des Grafen, seines Vaters, der ihn in seinen Bemühungen
zur Verbesserung der Eisenbereitung unterstützte und ihm eine Er-
ziehung geben lieſs, die ihn in den Stand setzte, seine praktischen
Fähigkeiten zu verwerten. Er war Student in Oxford, als der Graf
im Jahre 1619 ihn kommen lieſs, um ihm die Leitung mehrerer
Eisenwerke zu übertragen. Dudley schreibt darüber in seiner Ab-
handlung Metallum Martis:
„Da ich schon früher, als ich noch Jüngling war, Freude an den
Eisenwerken meines Vaters hatte und mir Kenntnisse erworben hatte,
so holte er mich später, als ich 20 Jahre alt war, anno 1619, von
Oxford, wo ich mich damals im Bayliol-Collegium befand, um die
Leitung von drei seiner Eisenwerke, 1 Hochofen und 2 Hammerwerke,
in dem Jagdbezirk von Pensnet in Worcestershire zu übernehmen.
Da aber Holz- und Holzkohle zu mangeln begann, dagegen groſse
Mengen von Steinkohlen nahe bei der Hütte im Überfluſs vorhanden
waren, so sah ich mich veranlaſst, meinen Hochofen abzuändern
(to alter my furnace) und nach meiner neuen Erfindung zu ver-
suchen, Eisen mit Steinkohlen zu schmelzen, indem ich im Vertrauen
auf meine Erfindung mir sagte, daſs ein etwaiger Verlust für mich
nicht gröſser, sondern eher geringer sein würde als für andere, wenn
auch der Versuch erfolglos bleiben würde. Aber der Erfolg des ersten
Versuches ermutigte mich, denn bei meinem Versuchsschmelzen blies
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1280>, abgerufen am 25.11.2024.
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