ich Eisen mit Steinkohle mit Gewinn und fand den Satz bestätigt: Facere est addere Inventioni.
Nachdem ich einen zweiten Wind1) angebracht hatte und durch ein zweites Versuchsschmelzen die Ausführbarkeit der Schmel- zung von Eisen mit Steinkohle erprobt hatte, fand ich das nach meiner neuen Erfindung erzeugte Eisen gut und vorteilhaft: aber die Menge, welche ich erhielt, überstieg nicht 3 Tonnen in der Woche. Nachdem ich aber meine Erfindung soweit vervollkommnet und ge- winnbringend gemacht hatte, zweifelte ich nicht, dass ich auch Massen erzeugen würde. Sofort nach meinem zweiten Versuch schrieb ich meinem Vater, was ich gethan hätte und bat ihn, ein Patent dafür bei König Jacob gesegneten Andenkens zu erwirken." Dieses Patent wurde dem Vater noch in demselben Jahre 1619 auf 31 Jahre er- teilt. Schon im folgenden Jahre konnte Dudley gutes Handelseisen nach dem Tower in London liefern, wohin es nach des Königs Befehl verbracht wurde, um von allen Arten von Handwerkern (Artists) probiert zu werden. Diese sprachen sich sehr günstig über das Eisen aus. Auch liess sich Dudleys Schwager eine Jagdflinte aus Stein- kohleneisen machen.
Dudley führt die folgenden Gründe an, die ihn zu seiner Er- findung veranlasst hätten:
1. Befanden sich an 20000 Schmiede aller Art und viele Eisen- werke in einem Umkreis von zehn Meilen um Dudley Castle in grosser Bedrängnis in Folge des Holzmangels.
2. Lord Dudleys Waldungen und Eisenwerke gingen zu Grunde, während Steinkohlen und Eisenerze im Überfluss im Lande waren, aber unbenutzt.
3. Weil die meisten Kohlenlager in diesen Gegenden, wie auch in Lord Dudleys Besitzungen, 10, 11 bis 12 Ellen mächtig waren und zu Tage ausgingen, wo sie durch Tagebau abgebaut wurden.
4. Unter dieser dicken Kohlenschicht befinden sich viele Arten von Eisenstein, knollenförmig in Lehm, Thon oder Steinsand, 4 Ellen dick; auch unter diesem Eisenerz ist wieder Steinkohle mehrere Ellen dick.
5. Wenn die Kohlenbergleute Schächte abteufen müssen, um die zehn Ellen dicke Kohle abzubauen, so ist ein Drittel der Kohle, die sie gewinnen, Gries, welcher hier zu Lande wertlos ist und die Förder- kosten nicht lohnt, es sei denn, dass man ihn zur Eisengewinnung benutze, um Gusswerk oder Schmiedeisen darzustellen.
1) "a second blast" bedeutet eine zweite Blaseform.
England im 17. Jahrhundert.
ich Eisen mit Steinkohle mit Gewinn und fand den Satz bestätigt: Facere est addere Inventioni.
Nachdem ich einen zweiten Wind1) angebracht hatte und durch ein zweites Versuchsschmelzen die Ausführbarkeit der Schmel- zung von Eisen mit Steinkohle erprobt hatte, fand ich das nach meiner neuen Erfindung erzeugte Eisen gut und vorteilhaft: aber die Menge, welche ich erhielt, überstieg nicht 3 Tonnen in der Woche. Nachdem ich aber meine Erfindung soweit vervollkommnet und ge- winnbringend gemacht hatte, zweifelte ich nicht, daſs ich auch Massen erzeugen würde. Sofort nach meinem zweiten Versuch schrieb ich meinem Vater, was ich gethan hätte und bat ihn, ein Patent dafür bei König Jacob gesegneten Andenkens zu erwirken.“ Dieses Patent wurde dem Vater noch in demselben Jahre 1619 auf 31 Jahre er- teilt. Schon im folgenden Jahre konnte Dudley gutes Handelseisen nach dem Tower in London liefern, wohin es nach des Königs Befehl verbracht wurde, um von allen Arten von Handwerkern (Artists) probiert zu werden. Diese sprachen sich sehr günstig über das Eisen aus. Auch lieſs sich Dudleys Schwager eine Jagdflinte aus Stein- kohleneisen machen.
Dudley führt die folgenden Gründe an, die ihn zu seiner Er- findung veranlaſst hätten:
1. Befanden sich an 20000 Schmiede aller Art und viele Eisen- werke in einem Umkreis von zehn Meilen um Dudley Castle in groſser Bedrängnis in Folge des Holzmangels.
2. Lord Dudleys Waldungen und Eisenwerke gingen zu Grunde, während Steinkohlen und Eisenerze im Überfluſs im Lande waren, aber unbenutzt.
3. Weil die meisten Kohlenlager in diesen Gegenden, wie auch in Lord Dudleys Besitzungen, 10, 11 bis 12 Ellen mächtig waren und zu Tage ausgingen, wo sie durch Tagebau abgebaut wurden.
4. Unter dieser dicken Kohlenschicht befinden sich viele Arten von Eisenstein, knollenförmig in Lehm, Thon oder Steinsand, 4 Ellen dick; auch unter diesem Eisenerz ist wieder Steinkohle mehrere Ellen dick.
5. Wenn die Kohlenbergleute Schächte abteufen müssen, um die zehn Ellen dicke Kohle abzubauen, so ist ein Drittel der Kohle, die sie gewinnen, Gries, welcher hier zu Lande wertlos ist und die Förder- kosten nicht lohnt, es sei denn, daſs man ihn zur Eisengewinnung benutze, um Guſswerk oder Schmiedeisen darzustellen.
1) „a second blast“ bedeutet eine zweite Blaseform.
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England im 17. Jahrhundert.
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Nachdem ich einen zweiten Wind 1) angebracht hatte und
durch ein zweites Versuchsschmelzen die Ausführbarkeit der Schmel-
zung von Eisen mit Steinkohle erprobt hatte, fand ich das nach
meiner neuen Erfindung erzeugte Eisen gut und vorteilhaft: aber die
Menge, welche ich erhielt, überstieg nicht 3 Tonnen in der Woche.
Nachdem ich aber meine Erfindung soweit vervollkommnet und ge-
winnbringend gemacht hatte, zweifelte ich nicht, daſs ich auch Massen
erzeugen würde. Sofort nach meinem zweiten Versuch schrieb ich
meinem Vater, was ich gethan hätte und bat ihn, ein Patent dafür
bei König Jacob gesegneten Andenkens zu erwirken.“ Dieses Patent
wurde dem Vater noch in demselben Jahre 1619 auf 31 Jahre er-
teilt. Schon im folgenden Jahre konnte Dudley gutes Handelseisen
nach dem Tower in London liefern, wohin es nach des Königs Befehl
verbracht wurde, um von allen Arten von Handwerkern (Artists)
probiert zu werden. Diese sprachen sich sehr günstig über das Eisen
aus. Auch lieſs sich Dudleys Schwager eine Jagdflinte aus Stein-
kohleneisen machen.
Dudley führt die folgenden Gründe an, die ihn zu seiner Er-
findung veranlaſst hätten:
1. Befanden sich an 20000 Schmiede aller Art und viele Eisen-
werke in einem Umkreis von zehn Meilen um Dudley Castle in
groſser Bedrängnis in Folge des Holzmangels.
2. Lord Dudleys Waldungen und Eisenwerke gingen zu Grunde,
während Steinkohlen und Eisenerze im Überfluſs im Lande waren, aber
unbenutzt.
3. Weil die meisten Kohlenlager in diesen Gegenden, wie auch
in Lord Dudleys Besitzungen, 10, 11 bis 12 Ellen mächtig waren und
zu Tage ausgingen, wo sie durch Tagebau abgebaut wurden.
4. Unter dieser dicken Kohlenschicht befinden sich viele Arten von
Eisenstein, knollenförmig in Lehm, Thon oder Steinsand, 4 Ellen dick;
auch unter diesem Eisenerz ist wieder Steinkohle mehrere Ellen dick.
5. Wenn die Kohlenbergleute Schächte abteufen müssen, um die
zehn Ellen dicke Kohle abzubauen, so ist ein Drittel der Kohle, die
sie gewinnen, Gries, welcher hier zu Lande wertlos ist und die Förder-
kosten nicht lohnt, es sei denn, daſs man ihn zur Eisengewinnung
benutze, um Guſswerk oder Schmiedeisen darzustellen.
1) „a second blast“ bedeutet eine zweite Blaseform.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1281>, abgerufen am 24.11.2024.
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