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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England im 17. Jahrhundert.
und besonders Andrew Yarranton, ein Mann, der ähnlich wie Dud
Dudley
einen prophetischen Blick für die zukünftige Entwickelung
Englands als Industriestaat besass.

Prinz Ruprecht von der Pfalz, Ruprecht der Kavalier genannt,
in England bekannt und volkstümlich als Prince Ruppert, war der
dritte Sohn des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz und der
"Schneekönigin" Elisabeth von England, also ein Enkel Jakobs I. Er
kämpfte für die Sache seines Vaters im 30jährigen Kriege und dann
als Reitergeneral und Feldherr der Royalisten unter Karl I. Später
nach einem unstäten Flüchtlingsleben wurde er unter Karl II. Admiral
der englischen Flotte im Kriege gegen Holland. Er war ein hoch-
begabter, genialer Mensch, der bei seinem unstäten, kriegerischen
Leben doch noch Zeit zu wissenschaftlichen Untersuchungen, grossen
Handelsunternehmungen, Erfindungen und künstlerischen Beschäfti-
gungen fand. Er gründete die Hudsonsbai-Gesellschaft. Zugleich war
er ein hervorragender Chemiker und Physiker und stand als solcher
im engen Verkehr mit Becher. Ausserdem war er ein vorzüglicher
Zeichner, Maler und Kupferstecher. Er führte die damals in Deutsch-
land erfundene Schabkunst in England ein und vollendete selbst
12 Blätter in dieser neuen Manier. Mit Vorliebe beschäftigte er sich
mit den Metallen. Er erfand eine neue Komposition, welche nach
ihm Prinzenmetall genannt wurde. Die Bedeutung des Eisens für
England wusste er vollkommen zu würdigen und durch seine Stellung
als Gross-Admiral wurde seine Aufmerksamkeit und sein Interesse
noch besonders auf dieses Gebiet gelenkt. Er bemühte sich, Ver-
besserungen einzuführen und scheint zuerst die Cementstahlfabrikation
sowie die Darstellung des schmiedbaren Gusses erfunden, beziehungs-
weise in England eingeführt zu haben. Er liess sich am 1. Dezember
1670 ein Verfahren patentieren 1): alle Arten von schneidenden Werk-
zeugen und Instrumenten, nachdem dieselben zuvor aus weichem
Eisen geschmiedet und geformt sind, in Stahl zu verwandeln; ebenso
gezogenen Draht zu verwandeln; Gusseisen weich zu machen, dass es
gefeilt und bearbeitet werden kann wie Schmiedeisen; sowie Eisen
mit Kupfer zu überziehen.

Am 8. Januar erfuhr dieses Patent eine ausserordentliche Er-
weiterung dahin, dass dem Prinzen und seinen Vertretern, Lord Ashley

1) Pat.-Nr. 161. Converting into steel all manner of edge tools and other
instruments or any part thereof, after being forged and formed in soft iron; con-
verting iron wire after it is drawn; softening cast iron, so that is may be filed
and wrought like forged iron; and tincturing copper upon iron.

England im 17. Jahrhundert.
und besonders Andrew Yarranton, ein Mann, der ähnlich wie Dud
Dudley
einen prophetischen Blick für die zukünftige Entwickelung
Englands als Industriestaat besaſs.

Prinz Ruprecht von der Pfalz, Ruprecht der Kavalier genannt,
in England bekannt und volkstümlich als Prince Ruppert, war der
dritte Sohn des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz und der
„Schneekönigin“ Elisabeth von England, also ein Enkel Jakobs I. Er
kämpfte für die Sache seines Vaters im 30jährigen Kriege und dann
als Reitergeneral und Feldherr der Royalisten unter Karl I. Später
nach einem unstäten Flüchtlingsleben wurde er unter Karl II. Admiral
der englischen Flotte im Kriege gegen Holland. Er war ein hoch-
begabter, genialer Mensch, der bei seinem unstäten, kriegerischen
Leben doch noch Zeit zu wissenschaftlichen Untersuchungen, groſsen
Handelsunternehmungen, Erfindungen und künstlerischen Beschäfti-
gungen fand. Er gründete die Hudsonsbai-Gesellschaft. Zugleich war
er ein hervorragender Chemiker und Physiker und stand als solcher
im engen Verkehr mit Becher. Auſserdem war er ein vorzüglicher
Zeichner, Maler und Kupferstecher. Er führte die damals in Deutsch-
land erfundene Schabkunst in England ein und vollendete selbst
12 Blätter in dieser neuen Manier. Mit Vorliebe beschäftigte er sich
mit den Metallen. Er erfand eine neue Komposition, welche nach
ihm Prinzenmetall genannt wurde. Die Bedeutung des Eisens für
England wuſste er vollkommen zu würdigen und durch seine Stellung
als Groſs-Admiral wurde seine Aufmerksamkeit und sein Interesse
noch besonders auf dieses Gebiet gelenkt. Er bemühte sich, Ver-
besserungen einzuführen und scheint zuerst die Cementstahlfabrikation
sowie die Darstellung des schmiedbaren Gusses erfunden, beziehungs-
weise in England eingeführt zu haben. Er lieſs sich am 1. Dezember
1670 ein Verfahren patentieren 1): alle Arten von schneidenden Werk-
zeugen und Instrumenten, nachdem dieselben zuvor aus weichem
Eisen geschmiedet und geformt sind, in Stahl zu verwandeln; ebenso
gezogenen Draht zu verwandeln; Guſseisen weich zu machen, daſs es
gefeilt und bearbeitet werden kann wie Schmiedeisen; sowie Eisen
mit Kupfer zu überziehen.

Am 8. Januar erfuhr dieses Patent eine auſserordentliche Er-
weiterung dahin, daſs dem Prinzen und seinen Vertretern, Lord Ashley

1) Pat.-Nr. 161. Converting into steel all manner of edge tools and other
instruments or any part thereof, after being forged and formed in soft iron; con-
verting iron wire after it is drawn; softening cast iron, so that is may be filed
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[1274/1296] England im 17. Jahrhundert. und besonders Andrew Yarranton, ein Mann, der ähnlich wie Dud Dudley einen prophetischen Blick für die zukünftige Entwickelung Englands als Industriestaat besaſs. Prinz Ruprecht von der Pfalz, Ruprecht der Kavalier genannt, in England bekannt und volkstümlich als Prince Ruppert, war der dritte Sohn des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz und der „Schneekönigin“ Elisabeth von England, also ein Enkel Jakobs I. Er kämpfte für die Sache seines Vaters im 30jährigen Kriege und dann als Reitergeneral und Feldherr der Royalisten unter Karl I. Später nach einem unstäten Flüchtlingsleben wurde er unter Karl II. Admiral der englischen Flotte im Kriege gegen Holland. Er war ein hoch- begabter, genialer Mensch, der bei seinem unstäten, kriegerischen Leben doch noch Zeit zu wissenschaftlichen Untersuchungen, groſsen Handelsunternehmungen, Erfindungen und künstlerischen Beschäfti- gungen fand. Er gründete die Hudsonsbai-Gesellschaft. Zugleich war er ein hervorragender Chemiker und Physiker und stand als solcher im engen Verkehr mit Becher. Auſserdem war er ein vorzüglicher Zeichner, Maler und Kupferstecher. Er führte die damals in Deutsch- land erfundene Schabkunst in England ein und vollendete selbst 12 Blätter in dieser neuen Manier. Mit Vorliebe beschäftigte er sich mit den Metallen. Er erfand eine neue Komposition, welche nach ihm Prinzenmetall genannt wurde. Die Bedeutung des Eisens für England wuſste er vollkommen zu würdigen und durch seine Stellung als Groſs-Admiral wurde seine Aufmerksamkeit und sein Interesse noch besonders auf dieses Gebiet gelenkt. Er bemühte sich, Ver- besserungen einzuführen und scheint zuerst die Cementstahlfabrikation sowie die Darstellung des schmiedbaren Gusses erfunden, beziehungs- weise in England eingeführt zu haben. Er lieſs sich am 1. Dezember 1670 ein Verfahren patentieren 1): alle Arten von schneidenden Werk- zeugen und Instrumenten, nachdem dieselben zuvor aus weichem Eisen geschmiedet und geformt sind, in Stahl zu verwandeln; ebenso gezogenen Draht zu verwandeln; Guſseisen weich zu machen, daſs es gefeilt und bearbeitet werden kann wie Schmiedeisen; sowie Eisen mit Kupfer zu überziehen. Am 8. Januar erfuhr dieses Patent eine auſserordentliche Er- weiterung dahin, daſs dem Prinzen und seinen Vertretern, Lord Ashley 1) Pat.-Nr. 161. Converting into steel all manner of edge tools and other instruments or any part thereof, after being forged and formed in soft iron; con- verting iron wire after it is drawn; softening cast iron, so that is may be filed and wrought like forged iron; and tincturing copper upon iron.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1296>, abgerufen am 23.11.2024.