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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England im 17. Jahrhundert.
Luppen (blooms) oder Kolben (anconies): Das Roheisen (sow) wird
in das Feuer geschoben und ein Stück im Gewicht von etwa 3/4 Ctr.
eingeschmolzen, welches, sobald es aufgebrochen wird, Luppe (loop)
genannt wird. Diese Luppe wird mit der Luppenzange (chingling tong)
herausgenommen und mit Schmiedhämmern auf einer Eisenplatte
dicht bei dem Herd geschlagen, damit es nicht in Stücke zerfällt,
sobald es unter den Hammer gebracht wird. Unter diesen bringen
sie es alsdann, lassen wenig Wasser an und hämmern es ganz sanft,
wodurch Schlacken und Schmutz ausgepresst wird; danach lassen sie
mehr Wasser an, hämmern es stärker und kräftiger und verwandeln
es in eine vierkantige Masse, bloom genannt, etwa 2 Fuss lang. Diese
Operation heisst das Zängen (shingling the loop). Hierauf bringen
sie es sofort in den Frischherd zurück und verwandeln es in zwei
bis drei Hitzen und Ausschmieden in einen Kolben (ancony), dessen
Gestalt in der Mitte ein Stab ist von der Form, wie sie das Ganze
machen wollen, während an den beiden Enden quadratische Blöcke
roh gelassen werden, um in dem Heizfeuer (chafery) weiter verarbeitet
zu werden. Im Frischherd sind 3 Lasten der gröbsten Holzkohlen
nötig, um eine Tonne Eisen zu machen. -- In dem Ausheizherd
werden dann die zwei Kolben ausgeschmiedet zu der Form, wie der
Mittelstab bei der Luppe vorgeschmiedet war, und die Stäbe vollendet.

Zum Ausheizen ist 1 Tonne kleiner Kohle auf 1 Tonne Eisen
nötig. -- Man verlangt, dass ein Mann und ein Junge am Frischherd
2 Tonnen Eisen in einer Woche machen, während 2 Männer am
Ausheizherd 5 bis 6 Tonnen verarbeiten können.

Einen Bericht über den Hochofenbetrieb zu Milthorpe forge in
Lancastershire um dieselbe Zeit verdanken wir John Sturdie1).
Er unterscheidet bereits -- in einem Briefe vom 14. März 1674 --
kalt- und rotbrüchiges Eisen (coldshire and redshire). Man erziele
besseres Eisen durch mehrmaliges Umschmelzen und durch Zusatz
von Torf
, dagegen hätten Versuche mit Steinkohlen die schlechtesten
Erfolge gehabt. Das Erz wird geröstet mit den Braschen der Holz-
kohlen. Auf 17 Körbe geröstetes Erz wird ein Korb ungebrannter
Kalk gesetzt, um den Fluss zu befördern und die Schlacken frei ab-
fliessen zu lassen. Letztere werden vor dem Abstechen des Eisens
abgelassen. Der Ofen war an der Seite eines Hügels gebaut und

1) Siehe Philosophical Transactions of the Royal Society of London 1692,
p. 695. Es sind Auszüge aus Briefen von John Sturdie von Lancaster über
Eisenerze, insbesondere über die Hämatite, welche auf der Milthorpehütte ver-
schmolzen wurden -- mitgeteilt von Dr. Martin Lister S. R. S.

England im 17. Jahrhundert.
Luppen (blooms) oder Kolben (anconies): Das Roheisen (sow) wird
in das Feuer geschoben und ein Stück im Gewicht von etwa ¾ Ctr.
eingeschmolzen, welches, sobald es aufgebrochen wird, Luppe (loop)
genannt wird. Diese Luppe wird mit der Luppenzange (chingling tong)
herausgenommen und mit Schmiedhämmern auf einer Eisenplatte
dicht bei dem Herd geschlagen, damit es nicht in Stücke zerfällt,
sobald es unter den Hammer gebracht wird. Unter diesen bringen
sie es alsdann, lassen wenig Wasser an und hämmern es ganz sanft,
wodurch Schlacken und Schmutz ausgepreſst wird; danach lassen sie
mehr Wasser an, hämmern es stärker und kräftiger und verwandeln
es in eine vierkantige Masse, bloom genannt, etwa 2 Fuſs lang. Diese
Operation heiſst das Zängen (shingling the loop). Hierauf bringen
sie es sofort in den Frischherd zurück und verwandeln es in zwei
bis drei Hitzen und Ausschmieden in einen Kolben (ancony), dessen
Gestalt in der Mitte ein Stab ist von der Form, wie sie das Ganze
machen wollen, während an den beiden Enden quadratische Blöcke
roh gelassen werden, um in dem Heizfeuer (chafery) weiter verarbeitet
zu werden. Im Frischherd sind 3 Lasten der gröbsten Holzkohlen
nötig, um eine Tonne Eisen zu machen. — In dem Ausheizherd
werden dann die zwei Kolben ausgeschmiedet zu der Form, wie der
Mittelstab bei der Luppe vorgeschmiedet war, und die Stäbe vollendet.

Zum Ausheizen ist 1 Tonne kleiner Kohle auf 1 Tonne Eisen
nötig. — Man verlangt, daſs ein Mann und ein Junge am Frischherd
2 Tonnen Eisen in einer Woche machen, während 2 Männer am
Ausheizherd 5 bis 6 Tonnen verarbeiten können.

Einen Bericht über den Hochofenbetrieb zu Milthorpe forge in
Lancastershire um dieselbe Zeit verdanken wir John Sturdie1).
Er unterscheidet bereits — in einem Briefe vom 14. März 1674 —
kalt- und rotbrüchiges Eisen (coldshire and redshire). Man erziele
besseres Eisen durch mehrmaliges Umschmelzen und durch Zusatz
von Torf
, dagegen hätten Versuche mit Steinkohlen die schlechtesten
Erfolge gehabt. Das Erz wird geröstet mit den Braschen der Holz-
kohlen. Auf 17 Körbe geröstetes Erz wird ein Korb ungebrannter
Kalk gesetzt, um den Fluſs zu befördern und die Schlacken frei ab-
flieſsen zu lassen. Letztere werden vor dem Abstechen des Eisens
abgelassen. Der Ofen war an der Seite eines Hügels gebaut und

1) Siehe Philosophical Transactions of the Royal Society of London 1692,
p. 695. Es sind Auszüge aus Briefen von John Sturdie von Lancaster über
Eisenerze, insbesondere über die Hämatite, welche auf der Milthorpehütte ver-
schmolzen wurden — mitgeteilt von Dr. Martin Lister S. R. S.
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[1288/1310] England im 17. Jahrhundert. Luppen (blooms) oder Kolben (anconies): Das Roheisen (sow) wird in das Feuer geschoben und ein Stück im Gewicht von etwa ¾ Ctr. eingeschmolzen, welches, sobald es aufgebrochen wird, Luppe (loop) genannt wird. Diese Luppe wird mit der Luppenzange (chingling tong) herausgenommen und mit Schmiedhämmern auf einer Eisenplatte dicht bei dem Herd geschlagen, damit es nicht in Stücke zerfällt, sobald es unter den Hammer gebracht wird. Unter diesen bringen sie es alsdann, lassen wenig Wasser an und hämmern es ganz sanft, wodurch Schlacken und Schmutz ausgepreſst wird; danach lassen sie mehr Wasser an, hämmern es stärker und kräftiger und verwandeln es in eine vierkantige Masse, bloom genannt, etwa 2 Fuſs lang. Diese Operation heiſst das Zängen (shingling the loop). Hierauf bringen sie es sofort in den Frischherd zurück und verwandeln es in zwei bis drei Hitzen und Ausschmieden in einen Kolben (ancony), dessen Gestalt in der Mitte ein Stab ist von der Form, wie sie das Ganze machen wollen, während an den beiden Enden quadratische Blöcke roh gelassen werden, um in dem Heizfeuer (chafery) weiter verarbeitet zu werden. Im Frischherd sind 3 Lasten der gröbsten Holzkohlen nötig, um eine Tonne Eisen zu machen. — In dem Ausheizherd werden dann die zwei Kolben ausgeschmiedet zu der Form, wie der Mittelstab bei der Luppe vorgeschmiedet war, und die Stäbe vollendet. Zum Ausheizen ist 1 Tonne kleiner Kohle auf 1 Tonne Eisen nötig. — Man verlangt, daſs ein Mann und ein Junge am Frischherd 2 Tonnen Eisen in einer Woche machen, während 2 Männer am Ausheizherd 5 bis 6 Tonnen verarbeiten können. Einen Bericht über den Hochofenbetrieb zu Milthorpe forge in Lancastershire um dieselbe Zeit verdanken wir John Sturdie 1). Er unterscheidet bereits — in einem Briefe vom 14. März 1674 — kalt- und rotbrüchiges Eisen (coldshire and redshire). Man erziele besseres Eisen durch mehrmaliges Umschmelzen und durch Zusatz von Torf, dagegen hätten Versuche mit Steinkohlen die schlechtesten Erfolge gehabt. Das Erz wird geröstet mit den Braschen der Holz- kohlen. Auf 17 Körbe geröstetes Erz wird ein Korb ungebrannter Kalk gesetzt, um den Fluſs zu befördern und die Schlacken frei ab- flieſsen zu lassen. Letztere werden vor dem Abstechen des Eisens abgelassen. Der Ofen war an der Seite eines Hügels gebaut und 1) Siehe Philosophical Transactions of the Royal Society of London 1692, p. 695. Es sind Auszüge aus Briefen von John Sturdie von Lancaster über Eisenerze, insbesondere über die Hämatite, welche auf der Milthorpehütte ver- schmolzen wurden — mitgeteilt von Dr. Martin Lister S. R. S.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1310>, abgerufen am 31.10.2024.