am Boden an zwei Quadratellen weit. In gleicher Weite erhob sich das Gestell eine Elle oder etwas darüber und war mit einer Aus- mauerung von besten feuerfesten Steinen ausgekleidet, um die Ge- walt des Feuers vom Rauhmauerwerk abzuhalten. Die Düsen der Bälge blasen in die Mitte des Fokus. Der übrige Ofen erhebt sich quadratisch 6 bis 7 Ellen hoch, aber zulaufend, so dass die Wände nach oben hin sich nähern und die obere Öffnung, in welche sie korb- weise das Erz und Brennmaterial einwerfen, nur 1/2 Elle im Quadrat hat. Sie messen mit einer Stange, wie tief die Beschickung von oben gesunken ist, bei 11/2 Ellen geben sie von neuem auf.
In einem anderen Brief vom 12. August 1675 beschreibt er die Erze, welche von Fourness 15 Meilen nach Milthorpe gebracht wurden: es war roter Hämatit. Sodann schildert er ein anderes Schmelzverfahren in einem Rennherd. "Der Ofen, in dem das Erz geschmolzen wird, ist nicht über 11/2 Ellen weit und etwa ebenso hoch. Der Herd ist ganz von Roheisen (sow-iron) und hat die Form eines umgekehrten, breitkrämpigen Hutes. In der Mitte ist eine Vertiefung (tunnel), welche sie mit Holzkohle füllen, worauf sie, nachdem dieselben entzündet sind, das Erz, in Stücke von Taubenei-Grösse zerbrochen, eintragen, soviel als sie für eine Schmelzung haben wollen. Sie blasen dann etwa 12 Stunden, wobei sie nach Bedarf Holzkohlen nachfüllen. Alsdann stechen sie die Schlacke ab. Das Eisen bleibt in einem Klumpen in der Mitte in dem konischen Herd. Diesen nehmen sie mit grossen Zangen heraus und schmieden ihn in wiederholten Hitzen unter dem Hammer zu Stäben aus. Sie bekommen etwa 50 kg Eisen bei einer Schmelzung, wozu sie die dreifache Menge Erz brauchen. -- In diesem Rennherd, der einem gewöhnlichen Schmiedherd sehr ähnlich war, brauchten sie keine Zuschläge als Fluss. Aus diesem Eisen wurden von zwei Deutschen, "unvergleichlichen Künstlern", Theekannen gemacht, schöner als die chinesischen."
Aus diesen verschiedenen Berichten bekommen wir bereits ein ziemlich klares Bild von dem englischen Eisenhüttenwesen im 17. Jahr- hundert.
Schweden.
Einen wirklich bedeutenden Aufschwung nahm im 17. Jahrhundert die Eisenindustrie Schwedens. Die weisen Massregeln der schwedischen Könige hatten daran grossen Anteil. Gustav I., welcher die Wichtig-
Schweden im 17. Jahrhundert.
am Boden an zwei Quadratellen weit. In gleicher Weite erhob sich das Gestell eine Elle oder etwas darüber und war mit einer Aus- mauerung von besten feuerfesten Steinen ausgekleidet, um die Ge- walt des Feuers vom Rauhmauerwerk abzuhalten. Die Düsen der Bälge blasen in die Mitte des Fokus. Der übrige Ofen erhebt sich quadratisch 6 bis 7 Ellen hoch, aber zulaufend, so daſs die Wände nach oben hin sich nähern und die obere Öffnung, in welche sie korb- weise das Erz und Brennmaterial einwerfen, nur ½ Elle im Quadrat hat. Sie messen mit einer Stange, wie tief die Beschickung von oben gesunken ist, bei 1½ Ellen geben sie von neuem auf.
In einem anderen Brief vom 12. August 1675 beschreibt er die Erze, welche von Fourneſs 15 Meilen nach Milthorpe gebracht wurden: es war roter Hämatit. Sodann schildert er ein anderes Schmelzverfahren in einem Rennherd. „Der Ofen, in dem das Erz geschmolzen wird, ist nicht über 1½ Ellen weit und etwa ebenso hoch. Der Herd ist ganz von Roheisen (sow-iron) und hat die Form eines umgekehrten, breitkrämpigen Hutes. In der Mitte ist eine Vertiefung (tunnel), welche sie mit Holzkohle füllen, worauf sie, nachdem dieselben entzündet sind, das Erz, in Stücke von Taubenei-Gröſse zerbrochen, eintragen, soviel als sie für eine Schmelzung haben wollen. Sie blasen dann etwa 12 Stunden, wobei sie nach Bedarf Holzkohlen nachfüllen. Alsdann stechen sie die Schlacke ab. Das Eisen bleibt in einem Klumpen in der Mitte in dem konischen Herd. Diesen nehmen sie mit groſsen Zangen heraus und schmieden ihn in wiederholten Hitzen unter dem Hammer zu Stäben aus. Sie bekommen etwa 50 kg Eisen bei einer Schmelzung, wozu sie die dreifache Menge Erz brauchen. — In diesem Rennherd, der einem gewöhnlichen Schmiedherd sehr ähnlich war, brauchten sie keine Zuschläge als Fluſs. Aus diesem Eisen wurden von zwei Deutschen, „unvergleichlichen Künstlern“, Theekannen gemacht, schöner als die chinesischen.“
Aus diesen verschiedenen Berichten bekommen wir bereits ein ziemlich klares Bild von dem englischen Eisenhüttenwesen im 17. Jahr- hundert.
Schweden.
Einen wirklich bedeutenden Aufschwung nahm im 17. Jahrhundert die Eisenindustrie Schwedens. Die weisen Maſsregeln der schwedischen Könige hatten daran groſsen Anteil. Gustav I., welcher die Wichtig-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f1311"n="1289"/><fwplace="top"type="header">Schweden im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
am Boden an zwei Quadratellen weit. In gleicher Weite erhob sich<lb/>
das Gestell eine Elle oder etwas darüber und war mit einer Aus-<lb/>
mauerung von besten feuerfesten Steinen ausgekleidet, um die Ge-<lb/>
walt des Feuers vom Rauhmauerwerk abzuhalten. Die Düsen der<lb/>
Bälge blasen in die Mitte des Fokus. Der übrige Ofen erhebt sich<lb/>
quadratisch 6 bis 7 Ellen hoch, aber zulaufend, so daſs die Wände<lb/>
nach oben hin sich nähern und die obere Öffnung, in welche sie korb-<lb/>
weise das Erz und Brennmaterial einwerfen, nur ½ Elle im Quadrat<lb/>
hat. Sie messen mit einer Stange, wie tief die Beschickung von<lb/>
oben gesunken ist, bei 1½ Ellen geben sie von neuem auf.</p><lb/><p>In einem anderen Brief vom 12. August 1675 beschreibt er<lb/>
die Erze, welche von Fourneſs 15 Meilen nach Milthorpe gebracht<lb/>
wurden: es war roter Hämatit. Sodann schildert er ein anderes<lb/>
Schmelzverfahren in einem Rennherd. „Der Ofen, in dem das Erz<lb/>
geschmolzen wird, ist nicht über 1½ Ellen weit und etwa ebenso<lb/>
hoch. Der Herd ist ganz von Roheisen (sow-iron) und hat die Form eines<lb/>
umgekehrten, breitkrämpigen Hutes. In der Mitte ist eine Vertiefung<lb/>
(tunnel), welche sie mit Holzkohle füllen, worauf sie, nachdem dieselben<lb/>
entzündet sind, das Erz, in Stücke von Taubenei-Gröſse zerbrochen,<lb/>
eintragen, soviel als sie für eine Schmelzung haben wollen. Sie blasen<lb/>
dann etwa 12 Stunden, wobei sie nach Bedarf Holzkohlen nachfüllen.<lb/>
Alsdann stechen sie die Schlacke ab. Das Eisen bleibt in einem<lb/>
Klumpen in der Mitte in dem konischen Herd. Diesen nehmen sie<lb/>
mit groſsen Zangen heraus und schmieden ihn in wiederholten Hitzen<lb/>
unter dem Hammer zu Stäben aus. Sie bekommen etwa 50 kg Eisen<lb/>
bei einer Schmelzung, wozu sie die dreifache Menge Erz brauchen. —<lb/>
In diesem Rennherd, der einem gewöhnlichen Schmiedherd sehr<lb/>
ähnlich war, brauchten sie keine Zuschläge als Fluſs. Aus diesem<lb/>
Eisen wurden von zwei Deutschen, „unvergleichlichen Künstlern“,<lb/>
Theekannen gemacht, schöner als die chinesischen.“</p><lb/><p>Aus diesen verschiedenen Berichten bekommen wir bereits ein<lb/>
ziemlich klares Bild von dem englischen Eisenhüttenwesen im 17. Jahr-<lb/>
hundert.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Schweden</hi>.</hi></head><lb/><p>Einen wirklich bedeutenden Aufschwung nahm im 17. Jahrhundert<lb/>
die Eisenindustrie Schwedens. Die weisen Maſsregeln der schwedischen<lb/>
Könige hatten daran groſsen Anteil. Gustav I., welcher die Wichtig-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[1289/1311]
Schweden im 17. Jahrhundert.
am Boden an zwei Quadratellen weit. In gleicher Weite erhob sich
das Gestell eine Elle oder etwas darüber und war mit einer Aus-
mauerung von besten feuerfesten Steinen ausgekleidet, um die Ge-
walt des Feuers vom Rauhmauerwerk abzuhalten. Die Düsen der
Bälge blasen in die Mitte des Fokus. Der übrige Ofen erhebt sich
quadratisch 6 bis 7 Ellen hoch, aber zulaufend, so daſs die Wände
nach oben hin sich nähern und die obere Öffnung, in welche sie korb-
weise das Erz und Brennmaterial einwerfen, nur ½ Elle im Quadrat
hat. Sie messen mit einer Stange, wie tief die Beschickung von
oben gesunken ist, bei 1½ Ellen geben sie von neuem auf.
In einem anderen Brief vom 12. August 1675 beschreibt er
die Erze, welche von Fourneſs 15 Meilen nach Milthorpe gebracht
wurden: es war roter Hämatit. Sodann schildert er ein anderes
Schmelzverfahren in einem Rennherd. „Der Ofen, in dem das Erz
geschmolzen wird, ist nicht über 1½ Ellen weit und etwa ebenso
hoch. Der Herd ist ganz von Roheisen (sow-iron) und hat die Form eines
umgekehrten, breitkrämpigen Hutes. In der Mitte ist eine Vertiefung
(tunnel), welche sie mit Holzkohle füllen, worauf sie, nachdem dieselben
entzündet sind, das Erz, in Stücke von Taubenei-Gröſse zerbrochen,
eintragen, soviel als sie für eine Schmelzung haben wollen. Sie blasen
dann etwa 12 Stunden, wobei sie nach Bedarf Holzkohlen nachfüllen.
Alsdann stechen sie die Schlacke ab. Das Eisen bleibt in einem
Klumpen in der Mitte in dem konischen Herd. Diesen nehmen sie
mit groſsen Zangen heraus und schmieden ihn in wiederholten Hitzen
unter dem Hammer zu Stäben aus. Sie bekommen etwa 50 kg Eisen
bei einer Schmelzung, wozu sie die dreifache Menge Erz brauchen. —
In diesem Rennherd, der einem gewöhnlichen Schmiedherd sehr
ähnlich war, brauchten sie keine Zuschläge als Fluſs. Aus diesem
Eisen wurden von zwei Deutschen, „unvergleichlichen Künstlern“,
Theekannen gemacht, schöner als die chinesischen.“
Aus diesen verschiedenen Berichten bekommen wir bereits ein
ziemlich klares Bild von dem englischen Eisenhüttenwesen im 17. Jahr-
hundert.
Schweden.
Einen wirklich bedeutenden Aufschwung nahm im 17. Jahrhundert
die Eisenindustrie Schwedens. Die weisen Maſsregeln der schwedischen
Könige hatten daran groſsen Anteil. Gustav I., welcher die Wichtig-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1311>, abgerufen am 01.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.