Der Grubenbau hat ganz aufgehört, Wovon wir sonst uns gut genährt; Wir schmieden neue Nägel und derlei Und kommen just nicht um dabei. An Käs und Butter thuts wohl nicht fehlen, Doch bekommen wir kein Geld zu zählen.
(Die Schmiede wurden nämlich ganz in Lebensmitteln bezahlt.)
Louis de Geer that ferner sehr viel für Dannemoras Aufblühen. Als er dort den ersten Grundbesitz erwarb, gab es nur Rennfeuer, und die ganze Jahresproduktion hatte 1552 nur 328 Ctr. Stabeisen betragen. Louis de Geer liess Eisenarbeiter aller Art aus den Pays des Vallons kommen. 1650 wanderten 63 Familien aus Lüttich und Namur ein1). Diese führten ihre heimische Frischmethode, die Wallonschmiede, welche sich mit einer Abart, der Halbwallon- schmiede, bis in die neuere Zeit bei den Dannemorawerken erhalten hatte, ein, wodurch ein grösseres Ausbringen als bei der deutschen Frischschmiede erzielt wurde. Die Geschicklichkeit der Arbeiter und die Trefflichkeit der Erze begründeten bald den dauernden Ruf des Dannemora-Eisens.
Bei den Hochöfen führten die Wallonen eine längere Blasezeit ein und mit Hülfe grösserer Holzbälge wurde auch das tägliche Aus- bringen vermehrt, so dass man wohl schon 30 Wochen bliess statt der früheren 8, und statt 1300 kg den Tag deren 2000 bis 2200 kg er- zeugte.
Zur weiteren Verarbeitung des Eisens waren schon 1626 die Gewehrfabrik in Norrtelge, später die Klingenschmiede in Vira, die Ankerschmiede in Söderforss und viele Fabriken angelegt worden, nachdem schon die ersten Anfänge von Manufakturschmieden z. B. bei Hennicke zur Bereitung von Wagebalken, Sägeblättern, Ankern u. s. w. in Hüttelf zur Stahlbereitung u. s. w. von Gustav Wasa angelegt worden waren. Mit diesen Anlagen vermehrte sich die Bevölkerung, welche durch die Pest im 15. Jahrhundert sehr zurückgegangen war. 1639 wurde die Ausfuhr von Osmund, die man bis dahin noch ge- duldet hatte, gänzlich verboten und von den Frischhüttenbesitzern verlangte man, dass jede Hütte 1600 bis 2000 kg Stabeisen wöchent- lich lieferte, bei einem Abbrand von höchstens 25 Proz.
1) Diese Wallonen erhielten sich bis in dieses Jahrhundert von den Schweden abgesondert und heirateten nur unter sich. Viele technische Ausdrücke aus der französischen Sprache haben sich in Dannemora eingebürgert, z. B. tour[n]ee für Schicht u. s. w.
Schweden im 17. Jahrhundert.
Der Grubenbau hat ganz aufgehört, Wovon wir sonst uns gut genährt; Wir schmieden neue Nägel und derlei Und kommen just nicht um dabei. An Käs und Butter thuts wohl nicht fehlen, Doch bekommen wir kein Geld zu zählen.
(Die Schmiede wurden nämlich ganz in Lebensmitteln bezahlt.)
Louis de Geer that ferner sehr viel für Dannemoras Aufblühen. Als er dort den ersten Grundbesitz erwarb, gab es nur Rennfeuer, und die ganze Jahresproduktion hatte 1552 nur 328 Ctr. Stabeisen betragen. Louis de Geer lieſs Eisenarbeiter aller Art aus den Pays des Vallons kommen. 1650 wanderten 63 Familien aus Lüttich und Namur ein1). Diese führten ihre heimische Frischmethode, die Wallonschmiede, welche sich mit einer Abart, der Halbwallon- schmiede, bis in die neuere Zeit bei den Dannemorawerken erhalten hatte, ein, wodurch ein gröſseres Ausbringen als bei der deutschen Frischschmiede erzielt wurde. Die Geschicklichkeit der Arbeiter und die Trefflichkeit der Erze begründeten bald den dauernden Ruf des Dannemora-Eisens.
Bei den Hochöfen führten die Wallonen eine längere Blasezeit ein und mit Hülfe gröſserer Holzbälge wurde auch das tägliche Aus- bringen vermehrt, so daſs man wohl schon 30 Wochen blieſs statt der früheren 8, und statt 1300 kg den Tag deren 2000 bis 2200 kg er- zeugte.
Zur weiteren Verarbeitung des Eisens waren schon 1626 die Gewehrfabrik in Norrtelge, später die Klingenschmiede in Vira, die Ankerschmiede in Söderforſs und viele Fabriken angelegt worden, nachdem schon die ersten Anfänge von Manufakturschmieden z. B. bei Hennicke zur Bereitung von Wagebalken, Sägeblättern, Ankern u. s. w. in Hüttelf zur Stahlbereitung u. s. w. von Gustav Wasa angelegt worden waren. Mit diesen Anlagen vermehrte sich die Bevölkerung, welche durch die Pest im 15. Jahrhundert sehr zurückgegangen war. 1639 wurde die Ausfuhr von Osmund, die man bis dahin noch ge- duldet hatte, gänzlich verboten und von den Frischhüttenbesitzern verlangte man, daſs jede Hütte 1600 bis 2000 kg Stabeisen wöchent- lich lieferte, bei einem Abbrand von höchstens 25 Proz.
1) Diese Wallonen erhielten sich bis in dieses Jahrhundert von den Schweden abgesondert und heirateten nur unter sich. Viele technische Ausdrücke aus der französischen Sprache haben sich in Dannemora eingebürgert, z. B. tour[n]ée für Schicht u. s. w.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f1315"n="1293"/><fwplace="top"type="header">Schweden im 17. Jahrhundert.</fw><lb/><lgtype="poem"><l>Der Grubenbau hat ganz aufgehört,</l><lb/><l>Wovon wir sonst uns gut genährt;</l><lb/><l>Wir schmieden neue Nägel und derlei</l><lb/><l>Und kommen just nicht um dabei.</l><lb/><l>An Käs und Butter thuts wohl nicht fehlen,</l><lb/><l>Doch bekommen wir kein Geld zu zählen.</l></lg><lb/><p>(Die Schmiede wurden nämlich ganz in Lebensmitteln bezahlt.)</p><lb/><p>Louis de Geer that ferner sehr viel für Dannemoras Aufblühen.<lb/>
Als er dort den ersten Grundbesitz erwarb, gab es nur Rennfeuer,<lb/>
und die ganze Jahresproduktion hatte 1552 nur 328 Ctr. Stabeisen<lb/>
betragen. Louis de Geer lieſs Eisenarbeiter aller Art aus den Pays<lb/>
des Vallons kommen. 1650 wanderten 63 Familien aus Lüttich und<lb/>
Namur ein<noteplace="foot"n="1)">Diese Wallonen erhielten sich bis in dieses Jahrhundert von den Schweden<lb/>
abgesondert und heirateten nur unter sich. Viele technische Ausdrücke aus der<lb/>
französischen Sprache haben sich in Dannemora eingebürgert, z. B. tour<supplied>n</supplied>ée für<lb/>
Schicht u. s. w.</note>. Diese führten ihre heimische Frischmethode, die<lb/>
Wallonschmiede, welche sich mit einer Abart, der Halbwallon-<lb/>
schmiede, bis in die neuere Zeit bei den Dannemorawerken erhalten<lb/>
hatte, ein, wodurch ein gröſseres Ausbringen als bei der deutschen<lb/>
Frischschmiede erzielt wurde. Die Geschicklichkeit der Arbeiter und<lb/>
die Trefflichkeit der Erze begründeten bald den dauernden Ruf des<lb/>
Dannemora-Eisens.</p><lb/><p>Bei den Hochöfen führten die Wallonen eine längere Blasezeit<lb/>
ein und mit Hülfe gröſserer Holzbälge wurde auch das tägliche Aus-<lb/>
bringen vermehrt, so daſs man wohl schon 30 Wochen blieſs statt<lb/>
der früheren 8, und statt 1300 kg den Tag deren 2000 bis 2200 kg er-<lb/>
zeugte.</p><lb/><p>Zur weiteren Verarbeitung des Eisens waren schon 1626 die<lb/>
Gewehrfabrik in Norrtelge, später die Klingenschmiede in Vira, die<lb/>
Ankerschmiede in Söderforſs und viele Fabriken angelegt worden,<lb/>
nachdem schon die ersten Anfänge von Manufakturschmieden z. B. bei<lb/>
Hennicke zur Bereitung von Wagebalken, Sägeblättern, Ankern u. s. w.<lb/>
in Hüttelf zur Stahlbereitung u. s. w. von Gustav Wasa angelegt<lb/>
worden waren. Mit diesen Anlagen vermehrte sich die Bevölkerung,<lb/>
welche durch die Pest im 15. Jahrhundert sehr zurückgegangen war.<lb/>
1639 wurde die Ausfuhr von Osmund, die man bis dahin noch ge-<lb/>
duldet hatte, gänzlich verboten und von den Frischhüttenbesitzern<lb/>
verlangte man, daſs jede Hütte 1600 bis 2000 kg Stabeisen wöchent-<lb/>
lich lieferte, bei einem Abbrand von höchstens 25 Proz.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[1293/1315]
Schweden im 17. Jahrhundert.
Der Grubenbau hat ganz aufgehört,
Wovon wir sonst uns gut genährt;
Wir schmieden neue Nägel und derlei
Und kommen just nicht um dabei.
An Käs und Butter thuts wohl nicht fehlen,
Doch bekommen wir kein Geld zu zählen.
(Die Schmiede wurden nämlich ganz in Lebensmitteln bezahlt.)
Louis de Geer that ferner sehr viel für Dannemoras Aufblühen.
Als er dort den ersten Grundbesitz erwarb, gab es nur Rennfeuer,
und die ganze Jahresproduktion hatte 1552 nur 328 Ctr. Stabeisen
betragen. Louis de Geer lieſs Eisenarbeiter aller Art aus den Pays
des Vallons kommen. 1650 wanderten 63 Familien aus Lüttich und
Namur ein 1). Diese führten ihre heimische Frischmethode, die
Wallonschmiede, welche sich mit einer Abart, der Halbwallon-
schmiede, bis in die neuere Zeit bei den Dannemorawerken erhalten
hatte, ein, wodurch ein gröſseres Ausbringen als bei der deutschen
Frischschmiede erzielt wurde. Die Geschicklichkeit der Arbeiter und
die Trefflichkeit der Erze begründeten bald den dauernden Ruf des
Dannemora-Eisens.
Bei den Hochöfen führten die Wallonen eine längere Blasezeit
ein und mit Hülfe gröſserer Holzbälge wurde auch das tägliche Aus-
bringen vermehrt, so daſs man wohl schon 30 Wochen blieſs statt
der früheren 8, und statt 1300 kg den Tag deren 2000 bis 2200 kg er-
zeugte.
Zur weiteren Verarbeitung des Eisens waren schon 1626 die
Gewehrfabrik in Norrtelge, später die Klingenschmiede in Vira, die
Ankerschmiede in Söderforſs und viele Fabriken angelegt worden,
nachdem schon die ersten Anfänge von Manufakturschmieden z. B. bei
Hennicke zur Bereitung von Wagebalken, Sägeblättern, Ankern u. s. w.
in Hüttelf zur Stahlbereitung u. s. w. von Gustav Wasa angelegt
worden waren. Mit diesen Anlagen vermehrte sich die Bevölkerung,
welche durch die Pest im 15. Jahrhundert sehr zurückgegangen war.
1639 wurde die Ausfuhr von Osmund, die man bis dahin noch ge-
duldet hatte, gänzlich verboten und von den Frischhüttenbesitzern
verlangte man, daſs jede Hütte 1600 bis 2000 kg Stabeisen wöchent-
lich lieferte, bei einem Abbrand von höchstens 25 Proz.
1) Diese Wallonen erhielten sich bis in dieses Jahrhundert von den Schweden
abgesondert und heirateten nur unter sich. Viele technische Ausdrücke aus der
französischen Sprache haben sich in Dannemora eingebürgert, z. B. tournée für
Schicht u. s. w.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1315>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.