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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Russland im 17. Jahrhundert.
Vorteil für den Handel von Archangel, der sich von da ab durch
den Wettbewerb aller schiffahrenden Nationen wesentlich hob.

Die Ausschliessung der Engländer dauerte nur wenige Jahre; 1656
wurden sie im Hafen von Archangel wieder zugelassen, doch durften
sie nur unter denselben Bedingungen wie die übrigen Nationen
Handel treiben und mussten Zoll bezahlen. Erst 1663 wurden sie
auch im übrigen Russland wieder zugelassen; ihr Handel war aber
verhältnismässig zurückgegangen. 1669 schickten die Holländer 22
Schiffe nach Archangel, England nur eins. Einen bedeutenden Handel
trieb um jene Zeit ein Hamburger Grosskaufmann, Hans Philipp
Verpoorten, mit dem nordischen Hafen mit jährlich 9 bis 10 Schiffen.
Aus einer Einfuhrliste1) ersehen wir, dass damals viele Eisenwaren über
Archangel nach Russland eingeführt wurden. Es werden aufgeführt
407 Fass Blech, 1957 Stangen schwedisches Eisen, 5 Fässer und 1 Kasten
mit Scheeren und Messern, 683000 Nähnadeln und 54000 Stecknadeln.

Obgleich Zar Boris Godunow 1603 der Hansa, d. h. Lübeck, die
alten Handelsfreiheiten grösstenteils zurückgegeben hatte, so konnte
der hanseatische Handel doch zu keiner gedeihlichen Entwickelung
mehr kommen, woran die Zerwürfnisse in dem Bund selbst, die Kriegs-
wirren in Russland und der Ausbruch des 30jährigen Krieges schuld
waren. 1630 löste sich der Hansabund auf.

Dagegen entwickelte sich ein bedeutender Handel zwischen
Schweden und Russland; namentlich, seitdem durch Gustav Adolf fast
der ganze Ostseehandel in die Hände Schwedens gekommen war.
Nur Dänemark machte Schweden noch Konkurrenz, besonders durch
die Beherrschung des Sundes. 1645 erkämpfte sich Schweden aber
auch die Zollfreiheit im Sund.

Die vier wichtigsten Ostseehäfen für den russischen Handel waren
damals Riga, Rewal, Narwa und Nyenschantz, die rasch emporblühende
Hafenstadt, in deren unmittelbaren Nachbarschaft später Peter der
Grosse St. Petersburg erbaute. Nyenschantz versorgte hauptsächlich
Nowgorod mit schwedischen Waren, namentlich mit rohem und ver-
arbeitetem Eisen und mit Stahl, wogegen es russisches Getreide aus-
führte. Sehr viel Eisen wurde aber auch von den Russen selbst an
den schwedischen Grenzplätzen abgeholt und über den Ladogasee
nach Nowgorod gefahren.

Im ganzen blieb aber der Ostseehandel weit hinter dem Handel
von Archangel zurück und er war gegen Ende des Jahrhunderts noch

1) Kilburgers Nachrichten vom russischen Handel im Jahre 1674 in
Büschings Magazin III, S. 247.

Ruſsland im 17. Jahrhundert.
Vorteil für den Handel von Archangel, der sich von da ab durch
den Wettbewerb aller schiffahrenden Nationen wesentlich hob.

Die Ausschlieſsung der Engländer dauerte nur wenige Jahre; 1656
wurden sie im Hafen von Archangel wieder zugelassen, doch durften
sie nur unter denselben Bedingungen wie die übrigen Nationen
Handel treiben und muſsten Zoll bezahlen. Erst 1663 wurden sie
auch im übrigen Ruſsland wieder zugelassen; ihr Handel war aber
verhältnismäſsig zurückgegangen. 1669 schickten die Holländer 22
Schiffe nach Archangel, England nur eins. Einen bedeutenden Handel
trieb um jene Zeit ein Hamburger Groſskaufmann, Hans Philipp
Verpoorten, mit dem nordischen Hafen mit jährlich 9 bis 10 Schiffen.
Aus einer Einfuhrliste1) ersehen wir, daſs damals viele Eisenwaren über
Archangel nach Ruſsland eingeführt wurden. Es werden aufgeführt
407 Faſs Blech, 1957 Stangen schwedisches Eisen, 5 Fässer und 1 Kasten
mit Scheeren und Messern, 683000 Nähnadeln und 54000 Stecknadeln.

Obgleich Zar Boris Godunow 1603 der Hansa, d. h. Lübeck, die
alten Handelsfreiheiten gröſstenteils zurückgegeben hatte, so konnte
der hanseatische Handel doch zu keiner gedeihlichen Entwickelung
mehr kommen, woran die Zerwürfnisse in dem Bund selbst, die Kriegs-
wirren in Ruſsland und der Ausbruch des 30jährigen Krieges schuld
waren. 1630 löste sich der Hansabund auf.

Dagegen entwickelte sich ein bedeutender Handel zwischen
Schweden und Ruſsland; namentlich, seitdem durch Gustav Adolf fast
der ganze Ostseehandel in die Hände Schwedens gekommen war.
Nur Dänemark machte Schweden noch Konkurrenz, besonders durch
die Beherrschung des Sundes. 1645 erkämpfte sich Schweden aber
auch die Zollfreiheit im Sund.

Die vier wichtigsten Ostseehäfen für den russischen Handel waren
damals Riga, Rewal, Narwa und Nyenschantz, die rasch emporblühende
Hafenstadt, in deren unmittelbaren Nachbarschaft später Peter der
Groſse St. Petersburg erbaute. Nyenschantz versorgte hauptsächlich
Nowgorod mit schwedischen Waren, namentlich mit rohem und ver-
arbeitetem Eisen und mit Stahl, wogegen es russisches Getreide aus-
führte. Sehr viel Eisen wurde aber auch von den Russen selbst an
den schwedischen Grenzplätzen abgeholt und über den Ladogasee
nach Nowgorod gefahren.

Im ganzen blieb aber der Ostseehandel weit hinter dem Handel
von Archangel zurück und er war gegen Ende des Jahrhunderts noch

1) Kilburgers Nachrichten vom russischen Handel im Jahre 1674 in
Büschings Magazin III, S. 247.
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[1300/1322] Ruſsland im 17. Jahrhundert. Vorteil für den Handel von Archangel, der sich von da ab durch den Wettbewerb aller schiffahrenden Nationen wesentlich hob. Die Ausschlieſsung der Engländer dauerte nur wenige Jahre; 1656 wurden sie im Hafen von Archangel wieder zugelassen, doch durften sie nur unter denselben Bedingungen wie die übrigen Nationen Handel treiben und muſsten Zoll bezahlen. Erst 1663 wurden sie auch im übrigen Ruſsland wieder zugelassen; ihr Handel war aber verhältnismäſsig zurückgegangen. 1669 schickten die Holländer 22 Schiffe nach Archangel, England nur eins. Einen bedeutenden Handel trieb um jene Zeit ein Hamburger Groſskaufmann, Hans Philipp Verpoorten, mit dem nordischen Hafen mit jährlich 9 bis 10 Schiffen. Aus einer Einfuhrliste 1) ersehen wir, daſs damals viele Eisenwaren über Archangel nach Ruſsland eingeführt wurden. Es werden aufgeführt 407 Faſs Blech, 1957 Stangen schwedisches Eisen, 5 Fässer und 1 Kasten mit Scheeren und Messern, 683000 Nähnadeln und 54000 Stecknadeln. Obgleich Zar Boris Godunow 1603 der Hansa, d. h. Lübeck, die alten Handelsfreiheiten gröſstenteils zurückgegeben hatte, so konnte der hanseatische Handel doch zu keiner gedeihlichen Entwickelung mehr kommen, woran die Zerwürfnisse in dem Bund selbst, die Kriegs- wirren in Ruſsland und der Ausbruch des 30jährigen Krieges schuld waren. 1630 löste sich der Hansabund auf. Dagegen entwickelte sich ein bedeutender Handel zwischen Schweden und Ruſsland; namentlich, seitdem durch Gustav Adolf fast der ganze Ostseehandel in die Hände Schwedens gekommen war. Nur Dänemark machte Schweden noch Konkurrenz, besonders durch die Beherrschung des Sundes. 1645 erkämpfte sich Schweden aber auch die Zollfreiheit im Sund. Die vier wichtigsten Ostseehäfen für den russischen Handel waren damals Riga, Rewal, Narwa und Nyenschantz, die rasch emporblühende Hafenstadt, in deren unmittelbaren Nachbarschaft später Peter der Groſse St. Petersburg erbaute. Nyenschantz versorgte hauptsächlich Nowgorod mit schwedischen Waren, namentlich mit rohem und ver- arbeitetem Eisen und mit Stahl, wogegen es russisches Getreide aus- führte. Sehr viel Eisen wurde aber auch von den Russen selbst an den schwedischen Grenzplätzen abgeholt und über den Ladogasee nach Nowgorod gefahren. Im ganzen blieb aber der Ostseehandel weit hinter dem Handel von Archangel zurück und er war gegen Ende des Jahrhunderts noch 1) Kilburgers Nachrichten vom russischen Handel im Jahre 1674 in Büschings Magazin III, S. 247.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1322>, abgerufen am 22.11.2024.