mehr gedrückt, einerseits durch die von dem schwedischen Könige Karl XI. eingeführten hohen Hafenzölle, anderseits dadurch, dass die russischen Zaren allen Warenhandel als ein Regal an sich rissen, wodurch jede Konkurrenz unterdrückt wurde.
Sibirien, das von der Natur mit Eisen so reich gesegnete Land, war damals so arm an diesem Metall, dass die zahlreichen Kolonisten, welche im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts dort einwanderten, ihr eisernes Geschirr und Geräte mitbringen mussten. Erst nach und nach lernte man asiatische Völkerschaften kennen, welche mit der Eisen- bereitung vertraut waren, wie die kosnazkischen Tataren (Schmiede- Tataren), welche ihren Namen deshalb bekamen. 1628 wurde am Flusse Niza das erste Eisenerz jenseits des Uralgebirges von den Russen entdeckt und eine Hütte zu Nidinsk im Distrikt von Irbit angelegt. 1631 (oder 1632) wurde diese vergrössert und der erste Hochofen jen- seits des Urals erbaut. Es wurden daselbst auch Gusswaren erzeugt. 1637 wurde die Hütte durch Feuer zerstört. Sie wurde neu aufgebaut, ging aber später ein. Das Werk lag nicht im eigentlichen Asien, sondern noch im permschen Gouvernement.
Der erste grössere Hochofen in Russland war aber 1628 in der Nachbarschaft von Tula erbaut worden, und zwar sollen dort ansässige Deutsche von Anfang an dazu Beistand geleistet haben1). Er hatte die damals in Deutschland üblichen Dimensionen.
In Ermangelung passender Steine führte man das Rauhgemäuer von Ziegelsteinen auf. Man machte es dafür um so stärker, so dass es oben auf der Gicht 18 bis 20 Ellen im Quadrat hatte, während der Ofen nur 2 Ellen im Kohlensack weit war.
Aus dem Hochofen wurden neben andern Gusswaren eiserne Geschütze gegossen, die sogar seewärts nach andern Ländern ver- sendet wurden2). Es ist nur sehr wenig über dieses für jene Zeit sehr bedeutende Eisenwerk, das später einging und verschwand, über- liefert; um so interessanter ist das, was Macarius, der Patriarch von Antiochien, der um jene Zeit Russland besucht hat, in seinem Reisebericht mitteilt3).
Unter der Regierung des Zaren Alexei, berichtet Macarius, seien zuerst die Eisenablagerungen in der Nähe von Tula, und zwar
1) Siehe J. E. Norberg, Über die Produktion des Roheisens in Russland etc. Deutsch von Blumhof 1805, S. 2.
2) Siehe Karsten, a. a. O. I, S. 109.
3) Travels, transl. by Balfour. London 1833, T. IV und daraus im Journ. des Savants 1835, p. 384.
Ruſsland im 17. Jahrhundert.
mehr gedrückt, einerseits durch die von dem schwedischen Könige Karl XI. eingeführten hohen Hafenzölle, anderseits dadurch, daſs die russischen Zaren allen Warenhandel als ein Regal an sich rissen, wodurch jede Konkurrenz unterdrückt wurde.
Sibirien, das von der Natur mit Eisen so reich gesegnete Land, war damals so arm an diesem Metall, daſs die zahlreichen Kolonisten, welche im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts dort einwanderten, ihr eisernes Geschirr und Geräte mitbringen muſsten. Erst nach und nach lernte man asiatische Völkerschaften kennen, welche mit der Eisen- bereitung vertraut waren, wie die kosnazkischen Tataren (Schmiede- Tataren), welche ihren Namen deshalb bekamen. 1628 wurde am Flusse Niza das erste Eisenerz jenseits des Uralgebirges von den Russen entdeckt und eine Hütte zu Nidinsk im Distrikt von Irbit angelegt. 1631 (oder 1632) wurde diese vergröſsert und der erste Hochofen jen- seits des Urals erbaut. Es wurden daselbst auch Guſswaren erzeugt. 1637 wurde die Hütte durch Feuer zerstört. Sie wurde neu aufgebaut, ging aber später ein. Das Werk lag nicht im eigentlichen Asien, sondern noch im permschen Gouvernement.
Der erste gröſsere Hochofen in Ruſsland war aber 1628 in der Nachbarschaft von Tula erbaut worden, und zwar sollen dort ansässige Deutsche von Anfang an dazu Beistand geleistet haben1). Er hatte die damals in Deutschland üblichen Dimensionen.
In Ermangelung passender Steine führte man das Rauhgemäuer von Ziegelsteinen auf. Man machte es dafür um so stärker, so daſs es oben auf der Gicht 18 bis 20 Ellen im Quadrat hatte, während der Ofen nur 2 Ellen im Kohlensack weit war.
Aus dem Hochofen wurden neben andern Guſswaren eiserne Geschütze gegossen, die sogar seewärts nach andern Ländern ver- sendet wurden2). Es ist nur sehr wenig über dieses für jene Zeit sehr bedeutende Eisenwerk, das später einging und verschwand, über- liefert; um so interessanter ist das, was Macarius, der Patriarch von Antiochien, der um jene Zeit Ruſsland besucht hat, in seinem Reisebericht mitteilt3).
Unter der Regierung des Zaren Alexei, berichtet Macarius, seien zuerst die Eisenablagerungen in der Nähe von Tula, und zwar
1) Siehe J. E. Norberg, Über die Produktion des Roheisens in Ruſsland etc. Deutsch von Blumhof 1805, S. 2.
2) Siehe Karsten, a. a. O. I, S. 109.
3) Travels, transl. by Balfour. London 1833, T. IV und daraus im Journ. des Savants 1835, p. 384.
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Ruſsland im 17. Jahrhundert.
mehr gedrückt, einerseits durch die von dem schwedischen Könige
Karl XI. eingeführten hohen Hafenzölle, anderseits dadurch, daſs
die russischen Zaren allen Warenhandel als ein Regal an sich rissen,
wodurch jede Konkurrenz unterdrückt wurde.
Sibirien, das von der Natur mit Eisen so reich gesegnete Land,
war damals so arm an diesem Metall, daſs die zahlreichen Kolonisten,
welche im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts dort einwanderten, ihr
eisernes Geschirr und Geräte mitbringen muſsten. Erst nach und nach
lernte man asiatische Völkerschaften kennen, welche mit der Eisen-
bereitung vertraut waren, wie die kosnazkischen Tataren (Schmiede-
Tataren), welche ihren Namen deshalb bekamen. 1628 wurde am
Flusse Niza das erste Eisenerz jenseits des Uralgebirges von den Russen
entdeckt und eine Hütte zu Nidinsk im Distrikt von Irbit angelegt.
1631 (oder 1632) wurde diese vergröſsert und der erste Hochofen jen-
seits des Urals erbaut. Es wurden daselbst auch Guſswaren erzeugt.
1637 wurde die Hütte durch Feuer zerstört. Sie wurde neu aufgebaut,
ging aber später ein. Das Werk lag nicht im eigentlichen Asien,
sondern noch im permschen Gouvernement.
Der erste gröſsere Hochofen in Ruſsland war aber 1628 in der
Nachbarschaft von Tula erbaut worden, und zwar sollen dort ansässige
Deutsche von Anfang an dazu Beistand geleistet haben 1). Er hatte
die damals in Deutschland üblichen Dimensionen.
In Ermangelung passender Steine führte man das Rauhgemäuer
von Ziegelsteinen auf. Man machte es dafür um so stärker, so daſs
es oben auf der Gicht 18 bis 20 Ellen im Quadrat hatte, während
der Ofen nur 2 Ellen im Kohlensack weit war.
Aus dem Hochofen wurden neben andern Guſswaren eiserne
Geschütze gegossen, die sogar seewärts nach andern Ländern ver-
sendet wurden 2). Es ist nur sehr wenig über dieses für jene Zeit
sehr bedeutende Eisenwerk, das später einging und verschwand, über-
liefert; um so interessanter ist das, was Macarius, der Patriarch
von Antiochien, der um jene Zeit Ruſsland besucht hat, in seinem
Reisebericht mitteilt 3).
Unter der Regierung des Zaren Alexei, berichtet Macarius,
seien zuerst die Eisenablagerungen in der Nähe von Tula, und zwar
1) Siehe J. E. Norberg, Über die Produktion des Roheisens in Ruſsland etc.
Deutsch von Blumhof 1805, S. 2.
2) Siehe Karsten, a. a. O. I, S. 109.
3) Travels, transl. by Balfour. London 1833, T. IV und daraus im Journ.
des Savants 1835, p. 384.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1323>, abgerufen am 21.11.2024.
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