böse Beimischung oder Spuren von andern Metallen, von welchen es oft so durchdrungen ist, dass man es nur mit Mühe davon befreien kann, wie ich solches in unserer Gegend bei Siena, als ich noch ein junger Mann war, erfahren habe, und zwar in dem Thale von Boccheggiano, wo sich mehrere Fabriken für Eisenbearbeitung des mächtigen Fürsten Pandolfo befanden, deren Betrieb ich zu leiten hatte. Ich nahm zu den Eisenerzen von Elba noch diejenigen, welche in der Nachbarschaft gefunden werden, hinzu und mit den einen und den andern (d. h. mit dieser Gattierung) habe ich schöne Resultate erzielt." Diese Erze, die denen von Bascaya, Bresciana und Buti ähn- lich sind, mussten erst sorgfältig geröstet, ausgelesen, sortiert und gewaschen werden. Sodann sind mehrere Hochöfen (forni) -- so nennt man die Schachtöfen, die einen grossen Schmelzraum haben -- nötig,
[Abbildung]
Fig. 50.
die so geformt und gestaltet sind, wie es in nebenstehender Fig. 50 dargestellt ist.
Mit diesem Ofen sind ein Paar grosse Blase- bälge verbunden, die ganz dicht an der Ofenmauer anliegen, nach Art eines grossen Flügelpaares von 6 bis 8 Ellen (braccia = 3,50 m bis 4,67 m) 1) Höhe, welche durch ein starkes Wasserrad bewegt werden. Sie haben eine grosse Öffnung zum Blasen. Und so bringt man mit ihrem mächtigen Winde, der in diese Schacht- öfen ungefähr 21/2 Ellen vom Boden durch ein Rohr geschickt wird, und nachdem man sie mit Kohlen gefüllt hat, das Erz zum Schmelzen und je nach der Sorte einmal oder zweimal, bis es in gutes Eisen verwandelt ist, das man zur Schmiede geben kann, weil es sich gut ausstrecken lässt. Trotzdem kommt es sehr oft vor, dass bei aller Sorgfalt es nicht möglich gewesen ist, das Erz zu einer solchen Weichheit zu bringen, dass es sich verarbeiten lässt wegen der Tücke seiner Beimengungen, welche beim Schmelzen sich unzertrennlich mit ihm vereinigen. Wenn man aber durch irgend eine Sache (einen Zu- schlag) dieser abhelfen kann, um es leicht löslich zu machen, so ist dies die beste und leichteste Art, um es zu grösserer Vollkommenheit
1) 1 braccio = 0,58365 m.
Stücköfen.
böse Beimischung oder Spuren von andern Metallen, von welchen es oft so durchdrungen ist, daſs man es nur mit Mühe davon befreien kann, wie ich solches in unserer Gegend bei Siena, als ich noch ein junger Mann war, erfahren habe, und zwar in dem Thale von Boccheggiano, wo sich mehrere Fabriken für Eisenbearbeitung des mächtigen Fürsten Pandolfo befanden, deren Betrieb ich zu leiten hatte. Ich nahm zu den Eisenerzen von Elba noch diejenigen, welche in der Nachbarschaft gefunden werden, hinzu und mit den einen und den andern (d. h. mit dieser Gattierung) habe ich schöne Resultate erzielt.“ Diese Erze, die denen von Bascaya, Bresciana und Buti ähn- lich sind, muſsten erst sorgfältig geröstet, ausgelesen, sortiert und gewaschen werden. Sodann sind mehrere Hochöfen (forni) — so nennt man die Schachtöfen, die einen groſsen Schmelzraum haben — nötig,
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Fig. 50.
die so geformt und gestaltet sind, wie es in nebenstehender Fig. 50 dargestellt ist.
Mit diesem Ofen sind ein Paar groſse Blase- bälge verbunden, die ganz dicht an der Ofenmauer anliegen, nach Art eines groſsen Flügelpaares von 6 bis 8 Ellen (braccia = 3,50 m bis 4,67 m) 1) Höhe, welche durch ein starkes Wasserrad bewegt werden. Sie haben eine groſse Öffnung zum Blasen. Und so bringt man mit ihrem mächtigen Winde, der in diese Schacht- öfen ungefähr 2½ Ellen vom Boden durch ein Rohr geschickt wird, und nachdem man sie mit Kohlen gefüllt hat, das Erz zum Schmelzen und je nach der Sorte einmal oder zweimal, bis es in gutes Eisen verwandelt ist, das man zur Schmiede geben kann, weil es sich gut ausstrecken läſst. Trotzdem kommt es sehr oft vor, daſs bei aller Sorgfalt es nicht möglich gewesen ist, das Erz zu einer solchen Weichheit zu bringen, daſs es sich verarbeiten läſst wegen der Tücke seiner Beimengungen, welche beim Schmelzen sich unzertrennlich mit ihm vereinigen. Wenn man aber durch irgend eine Sache (einen Zu- schlag) dieser abhelfen kann, um es leicht löslich zu machen, so ist dies die beste und leichteste Art, um es zu gröſserer Vollkommenheit
1) 1 braccio = 0,58365 m.
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Stücköfen.
böse Beimischung oder Spuren von andern Metallen, von welchen es
oft so durchdrungen ist, daſs man es nur mit Mühe davon befreien
kann, wie ich solches in unserer Gegend bei Siena, als ich noch ein
junger Mann war, erfahren habe, und zwar in dem Thale von
Boccheggiano, wo sich mehrere Fabriken für Eisenbearbeitung des
mächtigen Fürsten Pandolfo befanden, deren Betrieb ich zu leiten
hatte. Ich nahm zu den Eisenerzen von Elba noch diejenigen, welche
in der Nachbarschaft gefunden werden, hinzu und mit den einen und
den andern (d. h. mit dieser Gattierung) habe ich schöne Resultate
erzielt.“ Diese Erze, die denen von Bascaya, Bresciana und Buti ähn-
lich sind, muſsten erst sorgfältig geröstet, ausgelesen, sortiert und
gewaschen werden. Sodann sind mehrere Hochöfen (forni) — so nennt
man die Schachtöfen, die einen groſsen Schmelzraum haben — nötig,
[Abbildung Fig. 50.]
die so geformt und
gestaltet sind, wie es
in nebenstehender
Fig. 50 dargestellt ist.
Mit diesem Ofen sind
ein Paar groſse Blase-
bälge verbunden, die
ganz dicht an der
Ofenmauer anliegen,
nach Art eines groſsen
Flügelpaares von 6 bis
8 Ellen (braccia = 3,50 m bis 4,67 m) 1) Höhe, welche durch ein starkes
Wasserrad bewegt werden. Sie haben eine groſse Öffnung zum Blasen.
Und so bringt man mit ihrem mächtigen Winde, der in diese Schacht-
öfen ungefähr 2½ Ellen vom Boden durch ein Rohr geschickt wird,
und nachdem man sie mit Kohlen gefüllt hat, das Erz zum Schmelzen
und je nach der Sorte einmal oder zweimal, bis es in gutes Eisen
verwandelt ist, das man zur Schmiede geben kann, weil es sich gut
ausstrecken läſst. Trotzdem kommt es sehr oft vor, daſs bei aller
Sorgfalt es nicht möglich gewesen ist, das Erz zu einer solchen
Weichheit zu bringen, daſs es sich verarbeiten läſst wegen der Tücke
seiner Beimengungen, welche beim Schmelzen sich unzertrennlich mit
ihm vereinigen. Wenn man aber durch irgend eine Sache (einen Zu-
schlag) dieser abhelfen kann, um es leicht löslich zu machen, so ist
dies die beste und leichteste Art, um es zu gröſserer Vollkommenheit
1) 1 braccio = 0,58365 m.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/175>, abgerufen am 21.11.2024.
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