zu bringen. -- Erze finden sich aber von vielen Sorten und man reinigt sie auf mancherlei Weise, je nach ihrer Beschaffenheit und je nach dem Wissen und Können der Schmelzmeister."
Nach der Verschiedenheit der Vorbereitung der Erze, des Schmelz- verfahrens und der Qualität der Kohlen falle das Ausbringen aus denselben Erzen sehr verschieden aus. Er zweifle nicht, dass Kohlen von weichen Holzarten auch das Eisen weich und sehnig mache, während es umgekehrt durch harte Kohlen hart, fest und von ge- brochener Sehne werde. Und nun kommt Biringuccio auf die bereits angeführte Wichtigkeit der Vorbereitung der Erze, um weiches, sehniges Eisen zu erzeugen. -- Dies gelinge indes trotz sorgfältigster Vorbereitung nicht immer: "Kommt es nun aber dennoch, dass es durch seine eigene Natur und trotz aller Sorgfalt kein weiches, son- dern nur hartes Eisen giebt, so ist es in diesem Falle gut, Stahl daraus zu machen, ja es ist sogar weit besser, als weiches Eisen daraus machen zu wollen. Manche nennen wohl solches Erz schon Stahl und nicht Eisen (-erz). Aber so weit ich sehe, irren diese, denn es lässt sich keine solche Verschiedenheit zwischen Stahl und Eisen wahrnehmen, dass es schon in den Erzen zu unter- scheiden wäre. Auch habe ich niemals von diesen Theoretikern (speculatori) erfahren können, welche Eigenschaften sie diesen zu- schreiben. Ich glaube vielmehr, dass man es Eisenerz nennen kann, wenn man auch, indem man bei richtiger Behandlung doch kein weiches Eisen giebt, besser Stahl daraus macht, wie ich weiter unten ausführlicher darlegen will."
Agricola beschreibt ebenfalls von der Schmelzung der Eisen- erze im Schachtofen nur den Stückofenbetrieb 1). Er ist, wie Birin- guccio, der Ansicht, dass derselbe für unreinere, schwer schmelzigere Erze, die mehr Arbeit und stärkeres Feuer bedürfen, vorzuziehen sei. Diese Erze bedürfen sorgfältiger Vorbehandlung durch Zerkleinern, Rösten und Waschen und werden dann in Schachtöfen eingeschmolzen, die den zuvor von ihm beschriebenen Krummöfen ganz ähnlich, nur viel höher und weiter seien. Einen solchen Ofen, von dem Agri- cola die in Fig. 51 reproduzierte Abbildung A giebt, wird ganz mit Kohlen und gepochtem Erz, das nicht über nussgross sein darf, an- gefüllt, welche der Schmelzer in flachen Körben (Rispen) aufgiebt, indem er auf den Stufen einer Treppe, die an der Ofenwand ange- bracht ist, in die Höhe steigt und sie in bestimmter Reihenfolge ein-
1) Siehe oben S. 44.
Stücköfen.
zu bringen. — Erze finden sich aber von vielen Sorten und man reinigt sie auf mancherlei Weise, je nach ihrer Beschaffenheit und je nach dem Wissen und Können der Schmelzmeister.“
Nach der Verschiedenheit der Vorbereitung der Erze, des Schmelz- verfahrens und der Qualität der Kohlen falle das Ausbringen aus denselben Erzen sehr verschieden aus. Er zweifle nicht, daſs Kohlen von weichen Holzarten auch das Eisen weich und sehnig mache, während es umgekehrt durch harte Kohlen hart, fest und von ge- brochener Sehne werde. Und nun kommt Biringuccio auf die bereits angeführte Wichtigkeit der Vorbereitung der Erze, um weiches, sehniges Eisen zu erzeugen. — Dies gelinge indes trotz sorgfältigster Vorbereitung nicht immer: „Kommt es nun aber dennoch, daſs es durch seine eigene Natur und trotz aller Sorgfalt kein weiches, son- dern nur hartes Eisen giebt, so ist es in diesem Falle gut, Stahl daraus zu machen, ja es ist sogar weit besser, als weiches Eisen daraus machen zu wollen. Manche nennen wohl solches Erz schon Stahl und nicht Eisen (-erz). Aber so weit ich sehe, irren diese, denn es läſst sich keine solche Verschiedenheit zwischen Stahl und Eisen wahrnehmen, daſs es schon in den Erzen zu unter- scheiden wäre. Auch habe ich niemals von diesen Theoretikern (speculatori) erfahren können, welche Eigenschaften sie diesen zu- schreiben. Ich glaube vielmehr, daſs man es Eisenerz nennen kann, wenn man auch, indem man bei richtiger Behandlung doch kein weiches Eisen giebt, besser Stahl daraus macht, wie ich weiter unten ausführlicher darlegen will.“
Agricola beschreibt ebenfalls von der Schmelzung der Eisen- erze im Schachtofen nur den Stückofenbetrieb 1). Er ist, wie Birin- guccio, der Ansicht, daſs derselbe für unreinere, schwer schmelzigere Erze, die mehr Arbeit und stärkeres Feuer bedürfen, vorzuziehen sei. Diese Erze bedürfen sorgfältiger Vorbehandlung durch Zerkleinern, Rösten und Waschen und werden dann in Schachtöfen eingeschmolzen, die den zuvor von ihm beschriebenen Krummöfen ganz ähnlich, nur viel höher und weiter seien. Einen solchen Ofen, von dem Agri- cola die in Fig. 51 reproduzierte Abbildung A giebt, wird ganz mit Kohlen und gepochtem Erz, das nicht über nuſsgroſs sein darf, an- gefüllt, welche der Schmelzer in flachen Körben (Rispen) aufgiebt, indem er auf den Stufen einer Treppe, die an der Ofenwand ange- bracht ist, in die Höhe steigt und sie in bestimmter Reihenfolge ein-
1) Siehe oben S. 44.
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Stücköfen.
zu bringen. — Erze finden sich aber von vielen Sorten und man reinigt
sie auf mancherlei Weise, je nach ihrer Beschaffenheit und je nach
dem Wissen und Können der Schmelzmeister.“
Nach der Verschiedenheit der Vorbereitung der Erze, des Schmelz-
verfahrens und der Qualität der Kohlen falle das Ausbringen aus
denselben Erzen sehr verschieden aus. Er zweifle nicht, daſs Kohlen
von weichen Holzarten auch das Eisen weich und sehnig mache,
während es umgekehrt durch harte Kohlen hart, fest und von ge-
brochener Sehne werde. Und nun kommt Biringuccio auf die
bereits angeführte Wichtigkeit der Vorbereitung der Erze, um weiches,
sehniges Eisen zu erzeugen. — Dies gelinge indes trotz sorgfältigster
Vorbereitung nicht immer: „Kommt es nun aber dennoch, daſs es
durch seine eigene Natur und trotz aller Sorgfalt kein weiches, son-
dern nur hartes Eisen giebt, so ist es in diesem Falle gut, Stahl
daraus zu machen, ja es ist sogar weit besser, als weiches Eisen daraus
machen zu wollen. Manche nennen wohl solches Erz schon Stahl
und nicht Eisen (-erz). Aber so weit ich sehe, irren diese, denn
es läſst sich keine solche Verschiedenheit zwischen Stahl
und Eisen wahrnehmen, daſs es schon in den Erzen zu unter-
scheiden wäre. Auch habe ich niemals von diesen Theoretikern
(speculatori) erfahren können, welche Eigenschaften sie diesen zu-
schreiben. Ich glaube vielmehr, daſs man es Eisenerz nennen kann,
wenn man auch, indem man bei richtiger Behandlung doch kein
weiches Eisen giebt, besser Stahl daraus macht, wie ich weiter unten
ausführlicher darlegen will.“
Agricola beschreibt ebenfalls von der Schmelzung der Eisen-
erze im Schachtofen nur den Stückofenbetrieb 1). Er ist, wie Birin-
guccio, der Ansicht, daſs derselbe für unreinere, schwer schmelzigere
Erze, die mehr Arbeit und stärkeres Feuer bedürfen, vorzuziehen sei.
Diese Erze bedürfen sorgfältiger Vorbehandlung durch Zerkleinern,
Rösten und Waschen und werden dann in Schachtöfen eingeschmolzen,
die den zuvor von ihm beschriebenen Krummöfen ganz ähnlich, nur
viel höher und weiter seien. Einen solchen Ofen, von dem Agri-
cola die in Fig. 51 reproduzierte Abbildung A giebt, wird ganz mit
Kohlen und gepochtem Erz, das nicht über nuſsgroſs sein darf, an-
gefüllt, welche der Schmelzer in flachen Körben (Rispen) aufgiebt,
indem er auf den Stufen einer Treppe, die an der Ofenwand ange-
bracht ist, in die Höhe steigt und sie in bestimmter Reihenfolge ein-
1) Siehe oben S. 44.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/176>, abgerufen am 21.11.2024.
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