war für den Abgang an Roheisen nicht verantwortlich, erhielt aber auch den Überschuss an Stabeisen nicht bezahlt. Auf einen Zentner rechnete man drei Stützen Kohlen. Diese Angaben waren nur unge- fähre, um so mehr, da weder Kohlen noch Roheisen zugewogen wurden.
Das Eisen, welches in den Löschfeuern erzeugt wurde, war von vorzüglicher Güte und besass einen hohen Grad von Weichheit und Zähigkeit. Die Oberfläche der Stäbe war glatt und rein wie beim Stahl. Das Stabeisen aus den Löschfeuern wurde meist für Draht und Gewehrläufe verarbeitet.
Die im vorstehenden beschriebene Löschfeuerarbeit geht zwar, wie wir gesehen haben, vom Ausheizen des Stückeisens aus, ist aber bereits eine richtige Frischarbeit und wir haben dieselbe deshalb so ausführlich geschildert, weil der ganze Prozess einfach und verständ- lich ist. Dabei kann er als die Grundlage der übrigen Frisch- verfahren angesehen werden, so dass wir bei den Erklärungen dieser in der Folge hierauf verweisen und dieselben dadurch abkürzen können. Man ersieht bereits aus obigen Darstellungen, wie die Be- handlung des Stückofeneisens im Löschherd, unter Zusatz von Roh- eisen, von selbst zur Verarbeitung des Roheisens für sich allein, d. h. zu der eigentlichen Frischarbeit führen musste. Da indes nicht alle Eisensorten in derselben Weise behandelt werden konnten, die Eisen- arten aber ihrem Wesen nach fast so verschieden waren, wie die Erze, aus welchen sie gewonnen wurden, so ergab sich hieraus eine grosse Zahl voneinander abweichender Frischmethoden, die teils geographisch, wie die deutsche, die steirische, die wallonische, die englische u. s. w. Frischarbeit, teils technisch, wie Kochfrischen, Kalt- frischen, Warmfrischen, Bratfrischen, Tiegelfrischen, unterschieden wurden. Alle haben den gleichen Zweck: Roheisen in Stabeisen oder Stahl umzuwandeln und bei allen geschieht dieses durch ein oxy- dierendes Schmelzen in einem Schmelzherd, dem Frischfeuer. Die Entfernung des im Roheisen vorhandenen Überschusses an Kohlen- stoff ist dabei die wichtigste Aufgabe des Frischprozesses 1).
"Frischen" wurde dieser Vorgang im Deutschen genannt, weil dieser Bezeichnung die Auffassung zu Grunde lag, dass etwas Ver- dorbenes -- das Roheisen -- wieder frisch gemacht, in seinen besseren Zustand, den des geschmeidigen Eisens, übergeführt würde. Dass das Roheisen als ein unvollkommener oder verdorbener Zustand des Eisens angesehen wurde, geht aus seinem Namen hervor. Nach der
1) Vergl. Bd. I, Einleitung, S. 11 und 15.
Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern.
war für den Abgang an Roheisen nicht verantwortlich, erhielt aber auch den Überschuſs an Stabeisen nicht bezahlt. Auf einen Zentner rechnete man drei Stützen Kohlen. Diese Angaben waren nur unge- fähre, um so mehr, da weder Kohlen noch Roheisen zugewogen wurden.
Das Eisen, welches in den Löschfeuern erzeugt wurde, war von vorzüglicher Güte und besaſs einen hohen Grad von Weichheit und Zähigkeit. Die Oberfläche der Stäbe war glatt und rein wie beim Stahl. Das Stabeisen aus den Löschfeuern wurde meist für Draht und Gewehrläufe verarbeitet.
Die im vorstehenden beschriebene Löschfeuerarbeit geht zwar, wie wir gesehen haben, vom Ausheizen des Stückeisens aus, ist aber bereits eine richtige Frischarbeit und wir haben dieselbe deshalb so ausführlich geschildert, weil der ganze Prozeſs einfach und verständ- lich ist. Dabei kann er als die Grundlage der übrigen Frisch- verfahren angesehen werden, so daſs wir bei den Erklärungen dieser in der Folge hierauf verweisen und dieselben dadurch abkürzen können. Man ersieht bereits aus obigen Darstellungen, wie die Be- handlung des Stückofeneisens im Löschherd, unter Zusatz von Roh- eisen, von selbst zur Verarbeitung des Roheisens für sich allein, d. h. zu der eigentlichen Frischarbeit führen muſste. Da indes nicht alle Eisensorten in derselben Weise behandelt werden konnten, die Eisen- arten aber ihrem Wesen nach fast so verschieden waren, wie die Erze, aus welchen sie gewonnen wurden, so ergab sich hieraus eine groſse Zahl voneinander abweichender Frischmethoden, die teils geographisch, wie die deutsche, die steirische, die wallonische, die englische u. s. w. Frischarbeit, teils technisch, wie Kochfrischen, Kalt- frischen, Warmfrischen, Bratfrischen, Tiegelfrischen, unterschieden wurden. Alle haben den gleichen Zweck: Roheisen in Stabeisen oder Stahl umzuwandeln und bei allen geschieht dieses durch ein oxy- dierendes Schmelzen in einem Schmelzherd, dem Frischfeuer. Die Entfernung des im Roheisen vorhandenen Überschusses an Kohlen- stoff ist dabei die wichtigste Aufgabe des Frischprozesses 1).
„Frischen“ wurde dieser Vorgang im Deutschen genannt, weil dieser Bezeichnung die Auffassung zu Grunde lag, daſs etwas Ver- dorbenes — das Roheisen — wieder frisch gemacht, in seinen besseren Zustand, den des geschmeidigen Eisens, übergeführt würde. Daſs das Roheisen als ein unvollkommener oder verdorbener Zustand des Eisens angesehen wurde, geht aus seinem Namen hervor. Nach der
1) Vergl. Bd. I, Einleitung, S. 11 und 15.
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Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern.
war für den Abgang an Roheisen nicht verantwortlich, erhielt aber
auch den Überschuſs an Stabeisen nicht bezahlt. Auf einen Zentner
rechnete man drei Stützen Kohlen. Diese Angaben waren nur unge-
fähre, um so mehr, da weder Kohlen noch Roheisen zugewogen wurden.
Das Eisen, welches in den Löschfeuern erzeugt wurde, war von
vorzüglicher Güte und besaſs einen hohen Grad von Weichheit und
Zähigkeit. Die Oberfläche der Stäbe war glatt und rein wie beim
Stahl. Das Stabeisen aus den Löschfeuern wurde meist für Draht
und Gewehrläufe verarbeitet.
Die im vorstehenden beschriebene Löschfeuerarbeit geht zwar,
wie wir gesehen haben, vom Ausheizen des Stückeisens aus, ist aber
bereits eine richtige Frischarbeit und wir haben dieselbe deshalb so
ausführlich geschildert, weil der ganze Prozeſs einfach und verständ-
lich ist. Dabei kann er als die Grundlage der übrigen Frisch-
verfahren angesehen werden, so daſs wir bei den Erklärungen dieser
in der Folge hierauf verweisen und dieselben dadurch abkürzen
können. Man ersieht bereits aus obigen Darstellungen, wie die Be-
handlung des Stückofeneisens im Löschherd, unter Zusatz von Roh-
eisen, von selbst zur Verarbeitung des Roheisens für sich allein, d. h.
zu der eigentlichen Frischarbeit führen muſste. Da indes nicht alle
Eisensorten in derselben Weise behandelt werden konnten, die Eisen-
arten aber ihrem Wesen nach fast so verschieden waren, wie die
Erze, aus welchen sie gewonnen wurden, so ergab sich hieraus eine
groſse Zahl voneinander abweichender Frischmethoden, die teils
geographisch, wie die deutsche, die steirische, die wallonische, die
englische u. s. w. Frischarbeit, teils technisch, wie Kochfrischen, Kalt-
frischen, Warmfrischen, Bratfrischen, Tiegelfrischen, unterschieden
wurden. Alle haben den gleichen Zweck: Roheisen in Stabeisen oder
Stahl umzuwandeln und bei allen geschieht dieses durch ein oxy-
dierendes Schmelzen in einem Schmelzherd, dem Frischfeuer. Die
Entfernung des im Roheisen vorhandenen Überschusses an Kohlen-
stoff ist dabei die wichtigste Aufgabe des Frischprozesses 1).
„Frischen“ wurde dieser Vorgang im Deutschen genannt, weil
dieser Bezeichnung die Auffassung zu Grunde lag, daſs etwas Ver-
dorbenes — das Roheisen — wieder frisch gemacht, in seinen besseren
Zustand, den des geschmeidigen Eisens, übergeführt würde. Daſs das
Roheisen als ein unvollkommener oder verdorbener Zustand des
Eisens angesehen wurde, geht aus seinem Namen hervor. Nach der
1) Vergl. Bd. I, Einleitung, S. 11 und 15.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/236>, abgerufen am 27.11.2024.
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