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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern.
alten steirischen Bezeichnung Graglach wurde wenigstens das beim
Stückofenbetrieb fallende Roheisen nur als eine Schlacke (Lacht)
oder ein Schwefelmetall (Lech) angesehen 1). Roheisen bezeichnet
etwas Unvollkommenes und die englische Bezeichnung "pig-iron" hat,
wie im Deutschen "Saueisen", etwas Verächtliches. Dass das Frischen
dieses Eisens als eine Reinigung desselben angesehen wurde, geht
deutlich aus der gleichbedeutenden englischen und französischen Be-
zeichnung für dasselbe -- refining-process, affinage -- hervor. Diese
Reinigung wurde vollbracht durch die frische Luft, den Gebläsewind.
Über den chemischen Vorgang dabei war man im 16. Jahrhundert
noch völlig im unklaren. Wie zum Hochofenprozess, so war man
auch zum Frischprozess nur auf dem Wege der Erfahrung und Beob-
achtung, also durchaus empirisch, gekommen.

In der Hauptsache ist das Wesen des Frischprozesses ja leicht
zu begreifen; es ist eine Reinigung durch ein oxydierendes Schmelzen,
wobei in erster Linie der Überschuss an Kohlenstoff, ausser diesem
aber auch die in dem Roheisen enthaltenen sonstigen Beimengungen,
besonders Silicium, Phosphor, Schwefel und fremde Metalle, entfernt
werden sollen. In seinen Einzelheiten ist aber der Frischprozess vom
chemisch-metallurgischen Standpunkte oft recht schwer zu verstehen,
weil sich die Vorgänge, örtlich und zeitlich, fast gleichzeitig vollziehen
und der unmittelbaren Beobachtung vollständig entzogen sind. Die
Fortschritte der Erkenntnis des Wesens der Frischprozesse bilden, wie
die aller andern Eisenhüttenprozesse, selbst einen Teil der Geschichte
des Eisens und könnten wir uns deshalb mit dem, was wir oben
hierüber gesagt haben, begnügen. Wenn wir trotzdem hier schon
eine kurze Skizze des chemisch-metallurgischen Vorganges bei dem
Frischprozess geben, so ist dies ein Exkurs, der nur dazu dienen soll,
dem Leser das Verständnis des Folgenden zu erleichtern.

Der chemische Unterschied des Eisens in seinen charakteristischen
Modifikationen als Roheisen, Stahl und weiches Eisen ist bedingt
durch seinen Kohlenstoffgehalt 2). Das Roheisen enthält davon am
meisten, den übrigen Eisenarten gegenüber also einen Überschuss.
Ausser Kohlenstoff enthält aber das Roheisen noch andere Bei-
mengungen, besonders die bereits oben genannten Silicium, Phosphor,
Schwefel und fremde Metalle, und es enthält davon um so mehr, aus
je unreineren Erzen, mit je aschenhaltigerem Brennmaterial und bei
je höherer Temperatur es erzeugt ist. Diese Beimengungen sind für

1) Vergl. Bd. I, S. 964.
2) Siehe Bd. I, S. 11.

Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern.
alten steirischen Bezeichnung Graglach wurde wenigstens das beim
Stückofenbetrieb fallende Roheisen nur als eine Schlacke (Lacht)
oder ein Schwefelmetall (Lech) angesehen 1). Roheisen bezeichnet
etwas Unvollkommenes und die englische Bezeichnung „pig-iron“ hat,
wie im Deutschen „Saueisen“, etwas Verächtliches. Daſs das Frischen
dieses Eisens als eine Reinigung desſelben angesehen wurde, geht
deutlich aus der gleichbedeutenden englischen und französischen Be-
zeichnung für dasſelbe — refining-proceſs, affinage — hervor. Diese
Reinigung wurde vollbracht durch die frische Luft, den Gebläsewind.
Über den chemischen Vorgang dabei war man im 16. Jahrhundert
noch völlig im unklaren. Wie zum Hochofenprozeſs, so war man
auch zum Frischprozeſs nur auf dem Wege der Erfahrung und Beob-
achtung, also durchaus empirisch, gekommen.

In der Hauptsache ist das Wesen des Frischprozesses ja leicht
zu begreifen; es ist eine Reinigung durch ein oxydierendes Schmelzen,
wobei in erster Linie der Überschuſs an Kohlenstoff, auſser diesem
aber auch die in dem Roheisen enthaltenen sonstigen Beimengungen,
besonders Silicium, Phosphor, Schwefel und fremde Metalle, entfernt
werden sollen. In seinen Einzelheiten ist aber der Frischprozeſs vom
chemisch-metallurgischen Standpunkte oft recht schwer zu verstehen,
weil sich die Vorgänge, örtlich und zeitlich, fast gleichzeitig vollziehen
und der unmittelbaren Beobachtung vollständig entzogen sind. Die
Fortschritte der Erkenntnis des Wesens der Frischprozesse bilden, wie
die aller andern Eisenhüttenprozesse, selbst einen Teil der Geschichte
des Eisens und könnten wir uns deshalb mit dem, was wir oben
hierüber gesagt haben, begnügen. Wenn wir trotzdem hier schon
eine kurze Skizze des chemisch-metallurgischen Vorganges bei dem
Frischprozeſs geben, so ist dies ein Exkurs, der nur dazu dienen soll,
dem Leser das Verständnis des Folgenden zu erleichtern.

Der chemische Unterschied des Eisens in seinen charakteristischen
Modifikationen als Roheisen, Stahl und weiches Eisen ist bedingt
durch seinen Kohlenstoffgehalt 2). Das Roheisen enthält davon am
meisten, den übrigen Eisenarten gegenüber also einen Überschuſs.
Auſser Kohlenstoff enthält aber das Roheisen noch andere Bei-
mengungen, besonders die bereits oben genannten Silicium, Phosphor,
Schwefel und fremde Metalle, und es enthält davon um so mehr, aus
je unreineren Erzen, mit je aschenhaltigerem Brennmaterial und bei
je höherer Temperatur es erzeugt ist. Diese Beimengungen sind für

1) Vergl. Bd. I, S. 964.
2) Siehe Bd. I, S. 11.
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[217/0237] Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern. alten steirischen Bezeichnung Graglach wurde wenigstens das beim Stückofenbetrieb fallende Roheisen nur als eine Schlacke (Lacht) oder ein Schwefelmetall (Lech) angesehen 1). Roheisen bezeichnet etwas Unvollkommenes und die englische Bezeichnung „pig-iron“ hat, wie im Deutschen „Saueisen“, etwas Verächtliches. Daſs das Frischen dieses Eisens als eine Reinigung desſelben angesehen wurde, geht deutlich aus der gleichbedeutenden englischen und französischen Be- zeichnung für dasſelbe — refining-proceſs, affinage — hervor. Diese Reinigung wurde vollbracht durch die frische Luft, den Gebläsewind. Über den chemischen Vorgang dabei war man im 16. Jahrhundert noch völlig im unklaren. Wie zum Hochofenprozeſs, so war man auch zum Frischprozeſs nur auf dem Wege der Erfahrung und Beob- achtung, also durchaus empirisch, gekommen. In der Hauptsache ist das Wesen des Frischprozesses ja leicht zu begreifen; es ist eine Reinigung durch ein oxydierendes Schmelzen, wobei in erster Linie der Überschuſs an Kohlenstoff, auſser diesem aber auch die in dem Roheisen enthaltenen sonstigen Beimengungen, besonders Silicium, Phosphor, Schwefel und fremde Metalle, entfernt werden sollen. In seinen Einzelheiten ist aber der Frischprozeſs vom chemisch-metallurgischen Standpunkte oft recht schwer zu verstehen, weil sich die Vorgänge, örtlich und zeitlich, fast gleichzeitig vollziehen und der unmittelbaren Beobachtung vollständig entzogen sind. Die Fortschritte der Erkenntnis des Wesens der Frischprozesse bilden, wie die aller andern Eisenhüttenprozesse, selbst einen Teil der Geschichte des Eisens und könnten wir uns deshalb mit dem, was wir oben hierüber gesagt haben, begnügen. Wenn wir trotzdem hier schon eine kurze Skizze des chemisch-metallurgischen Vorganges bei dem Frischprozeſs geben, so ist dies ein Exkurs, der nur dazu dienen soll, dem Leser das Verständnis des Folgenden zu erleichtern. Der chemische Unterschied des Eisens in seinen charakteristischen Modifikationen als Roheisen, Stahl und weiches Eisen ist bedingt durch seinen Kohlenstoffgehalt 2). Das Roheisen enthält davon am meisten, den übrigen Eisenarten gegenüber also einen Überschuſs. Auſser Kohlenstoff enthält aber das Roheisen noch andere Bei- mengungen, besonders die bereits oben genannten Silicium, Phosphor, Schwefel und fremde Metalle, und es enthält davon um so mehr, aus je unreineren Erzen, mit je aschenhaltigerem Brennmaterial und bei je höherer Temperatur es erzeugt ist. Diese Beimengungen sind für 1) Vergl. Bd. I, S. 964. 2) Siehe Bd. I, S. 11.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/237>, abgerufen am 23.11.2024.