weniger porösen, zusammengeklebten, hell aussehenden Masse befand, aus der kein rohes, leichtflüssigeres Eisen mehr aussaigerte. Alsdann war die Periode des Frischens mit Aufbrechen beendet. Je mehr das Eisen in dieser Periode mit Kohlen bedeckt blieb, je geringer war der Abbrand, je weniger, je rascher ging das Frischen vor sich, aber auf Kosten der Güte und des Ausbringens.
Nun wurde zum Luppenmachen geschritten. Zunächst wurde der Herd sorgfältig gereinigt und alle kleinen Eisenbröckchen mit der Hauptmasse vereinigt. Dann wurde diese mit Stangen und Haken derart gerückt und geordnet, dass sie in der grössten Hitze vor der Form niedersank und das Einschmelzen der Luppe rasch erfolgte. Zu diesem Zwecke wurde der Wind verstärkt. Man sorgte dafür, dass die Form rein blieb und der Wind überall Durchgang fand. Musste man Schlacken abstechen, so sollte dies erst gegen Ende des Luppenmachens geschehen. Bildete sich Dünneisen, so wurde der Wind geschwächt, was überhaupt gegen Ende des Prozesses geschehen musste. Alle zerstreuten Eisenpartieen wurden mit Stangen und Haken an die Luppe festgedrückt und geschlagen, um sie an dieselbe an- zuschweissen. War alles eingeschmolzen und die Luppe geebnet, so wurde noch eine Schaufel feiner Hammerschlacke aufgesetzt und mit dem Haken eingerührt. Zeigte sich hierbei an der Spitze des Hakens kein anklebendes Dünneisen, so wurde der Wind eingestellt und zum Aufbrechen der Luppe geschritten. Bei guter Schmelzung durfte die Luppe an keiner Seite des Herdes festsitzen, was am ersten unter der Form eintrat.
Die erhaltene Luppe wurde unter dem Hammer zu einem Stücke gedrückt und dieses dann in der Mitte in zwei Massel zerteilt. Je kleiner die Luppe oder der Eiseneinsatz war, je besser hat sie der Frischer in der Gewalt, je gleichförmiger fiel das Produkt aus. Da- gegen konnte der Frischer, je geschickter und fleissiger er war, um so grössere Eisenmengen regieren und um so mehr Stabeisen bei nahezu demselben Kohlenaufwande erzeugen.
Zuweilen wurde in der Periode des Garens und Luppenmachens Anlaufeisen genommen, aber nur sogenannter "reiner Anlauf". Dies geschah, indem man eine Eisenstange einlegte, an welche das herab- tropfende reine Eisen anschweisste. Man beförderte die Bildung des Anlaufs durch öfteres Wenden der Anlaufstange. Auf diese Art er- hielt man ein sehr reines Eisen, das besonders zu Draht verarbeitet wurde. Doch nahm man nicht mehr als 15 bis 20 Prozent als An- lauf, indem die übrige Luppe entsprechend weniger gut ausfiel.
Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern.
weniger porösen, zusammengeklebten, hell aussehenden Masse befand, aus der kein rohes, leichtflüssigeres Eisen mehr aussaigerte. Alsdann war die Periode des Frischens mit Aufbrechen beendet. Je mehr das Eisen in dieser Periode mit Kohlen bedeckt blieb, je geringer war der Abbrand, je weniger, je rascher ging das Frischen vor sich, aber auf Kosten der Güte und des Ausbringens.
Nun wurde zum Luppenmachen geschritten. Zunächst wurde der Herd sorgfältig gereinigt und alle kleinen Eisenbröckchen mit der Hauptmasse vereinigt. Dann wurde diese mit Stangen und Haken derart gerückt und geordnet, daſs sie in der gröſsten Hitze vor der Form niedersank und das Einschmelzen der Luppe rasch erfolgte. Zu diesem Zwecke wurde der Wind verstärkt. Man sorgte dafür, daſs die Form rein blieb und der Wind überall Durchgang fand. Muſste man Schlacken abstechen, so sollte dies erst gegen Ende des Luppenmachens geschehen. Bildete sich Dünneisen, so wurde der Wind geschwächt, was überhaupt gegen Ende des Prozesses geschehen muſste. Alle zerstreuten Eisenpartieen wurden mit Stangen und Haken an die Luppe festgedrückt und geschlagen, um sie an dieselbe an- zuschweiſsen. War alles eingeschmolzen und die Luppe geebnet, so wurde noch eine Schaufel feiner Hammerschlacke aufgesetzt und mit dem Haken eingerührt. Zeigte sich hierbei an der Spitze des Hakens kein anklebendes Dünneisen, so wurde der Wind eingestellt und zum Aufbrechen der Luppe geschritten. Bei guter Schmelzung durfte die Luppe an keiner Seite des Herdes festsitzen, was am ersten unter der Form eintrat.
Die erhaltene Luppe wurde unter dem Hammer zu einem Stücke gedrückt und dieses dann in der Mitte in zwei Massel zerteilt. Je kleiner die Luppe oder der Eiseneinsatz war, je besser hat sie der Frischer in der Gewalt, je gleichförmiger fiel das Produkt aus. Da- gegen konnte der Frischer, je geschickter und fleiſsiger er war, um so gröſsere Eisenmengen regieren und um so mehr Stabeisen bei nahezu demselben Kohlenaufwande erzeugen.
Zuweilen wurde in der Periode des Garens und Luppenmachens Anlaufeisen genommen, aber nur sogenannter „reiner Anlauf“. Dies geschah, indem man eine Eisenstange einlegte, an welche das herab- tropfende reine Eisen anschweiſste. Man beförderte die Bildung des Anlaufs durch öfteres Wenden der Anlaufstange. Auf diese Art er- hielt man ein sehr reines Eisen, das besonders zu Draht verarbeitet wurde. Doch nahm man nicht mehr als 15 bis 20 Prozent als An- lauf, indem die übrige Luppe entsprechend weniger gut ausfiel.
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Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern.
weniger porösen, zusammengeklebten, hell aussehenden Masse befand,
aus der kein rohes, leichtflüssigeres Eisen mehr aussaigerte. Alsdann
war die Periode des Frischens mit Aufbrechen beendet. Je mehr
das Eisen in dieser Periode mit Kohlen bedeckt blieb, je geringer
war der Abbrand, je weniger, je rascher ging das Frischen vor sich,
aber auf Kosten der Güte und des Ausbringens.
Nun wurde zum Luppenmachen geschritten. Zunächst wurde der
Herd sorgfältig gereinigt und alle kleinen Eisenbröckchen mit der
Hauptmasse vereinigt. Dann wurde diese mit Stangen und Haken
derart gerückt und geordnet, daſs sie in der gröſsten Hitze vor der
Form niedersank und das Einschmelzen der Luppe rasch erfolgte.
Zu diesem Zwecke wurde der Wind verstärkt. Man sorgte dafür,
daſs die Form rein blieb und der Wind überall Durchgang fand.
Muſste man Schlacken abstechen, so sollte dies erst gegen Ende des
Luppenmachens geschehen. Bildete sich Dünneisen, so wurde der
Wind geschwächt, was überhaupt gegen Ende des Prozesses geschehen
muſste. Alle zerstreuten Eisenpartieen wurden mit Stangen und Haken
an die Luppe festgedrückt und geschlagen, um sie an dieselbe an-
zuschweiſsen. War alles eingeschmolzen und die Luppe geebnet, so
wurde noch eine Schaufel feiner Hammerschlacke aufgesetzt und mit
dem Haken eingerührt. Zeigte sich hierbei an der Spitze des Hakens
kein anklebendes Dünneisen, so wurde der Wind eingestellt und zum
Aufbrechen der Luppe geschritten. Bei guter Schmelzung durfte die
Luppe an keiner Seite des Herdes festsitzen, was am ersten unter
der Form eintrat.
Die erhaltene Luppe wurde unter dem Hammer zu einem Stücke
gedrückt und dieses dann in der Mitte in zwei Massel zerteilt. Je
kleiner die Luppe oder der Eiseneinsatz war, je besser hat sie der
Frischer in der Gewalt, je gleichförmiger fiel das Produkt aus. Da-
gegen konnte der Frischer, je geschickter und fleiſsiger er war, um
so gröſsere Eisenmengen regieren und um so mehr Stabeisen bei
nahezu demselben Kohlenaufwande erzeugen.
Zuweilen wurde in der Periode des Garens und Luppenmachens
Anlaufeisen genommen, aber nur sogenannter „reiner Anlauf“. Dies
geschah, indem man eine Eisenstange einlegte, an welche das herab-
tropfende reine Eisen anschweiſste. Man beförderte die Bildung des
Anlaufs durch öfteres Wenden der Anlaufstange. Auf diese Art er-
hielt man ein sehr reines Eisen, das besonders zu Draht verarbeitet
wurde. Doch nahm man nicht mehr als 15 bis 20 Prozent als An-
lauf, indem die übrige Luppe entsprechend weniger gut ausfiel.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/258>, abgerufen am 22.11.2024.
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