seite zu wuchtete, um sie unter der Roheisenganz durch und dann erst in die Höhe zu bringen. Nach erfolgtem Ausbrechen der Luppe wird der Herd besonders vor der Form und in der hinteren Ecke von Ansätzen gereinigt. Diese wurden, wenn es nur verschlackte Masse war, aus dem Herde entfernt, die eisenreichen Partieen da- gegen nach der Mitte geschürt. Hierauf wurden frische Kohlen nach- getragen, die Roheisenganz wieder niedergelassen und bei mässigem Winde die nächste Charge eingeleitet. Die zweite und die folgenden Luppen schmolzen, weil alles schon vorgewärmt war, noch rascher ein als die erste. Um die Bildung eines guten Frischbodens zu be- fördern, gab man gern von Zeit zu Zeit etwas altes Eisen auf. Bei warmem Herde war gewöhnlich schon nach zehn Minuten die er- wünschte Gare erreicht, wonach der Wind verstärkt und die Ganz vorgeschoben wurde, wie oben geschildert.
In dieser Weise wurde die Arbeit im Frischherde die ganze Woche durch fortgesetzt, indem die zwei vorhandenen Frischer sich alle sechs Stunden ablösten. Während dieser Zeit frischte einer acht bis zehn Luppen.
Die aus dem Frischherde kommenden Luppen wurden sogleich unter einem etwa 200 kg schweren Aufwerfhammer zu Masseln gedrückt. Sie zeigten sich dabei infolge des trockenen, hitzigen Feuerganges nicht schlackig, sondern mehr körnig, dicht, warm, demnach sehr gar gefrischt.
Die erhaltenen Masseln wurden zum Ausschweissen einem be- sondern Ausheizherd übergeben. Es war dies ein einfacher, offener, mit Zacken ausgesetzter Herd, nicht ganz 0,60 m lang und breit, zum Abstechen der Schlacken mit einem entsprechenden Schlackenzacken versehen, im übrigen am Boden und an den Seiten mit feuchter Lösche ausgeschlagen. Die Form war etwas mehr geneigt und etwas grösser als bei dem Frischherde.
Die in gute Schweisshitze versetzte Massel wurde unter dem eigenen Hammer erst vollkommen ganz gemacht, sodann zu Draht- knüppel oder anderm Stabeisen ausgeschmiedet. Die einzelne Massel erhielt gewöhnlich vier Hitzen. Das Ausschweissen geschah bei den Wallonschmieden um so besser, weil man nicht gleichzeitig auf die Bildung eines guten Frischbodens, sondern nur auf die Sache selbst bedacht zu nehmen hatte. Auch erlangte der Heizer, der nur diese eine Arbeit betreibt, hierin eine grosse Geschicklichkeit und Sicherheit.
Es war unvermeidlich, dass ein Teil des Äusseren der auszu- heizenden Massel abschmolz und hieraus bildete sich allmählich wieder eine Luppe. Diese füllte den Herdraum nach und nach an und musste
Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern.
seite zu wuchtete, um sie unter der Roheisenganz durch und dann erst in die Höhe zu bringen. Nach erfolgtem Ausbrechen der Luppe wird der Herd besonders vor der Form und in der hinteren Ecke von Ansätzen gereinigt. Diese wurden, wenn es nur verschlackte Masse war, aus dem Herde entfernt, die eisenreichen Partieen da- gegen nach der Mitte geschürt. Hierauf wurden frische Kohlen nach- getragen, die Roheisenganz wieder niedergelassen und bei mäſsigem Winde die nächste Charge eingeleitet. Die zweite und die folgenden Luppen schmolzen, weil alles schon vorgewärmt war, noch rascher ein als die erste. Um die Bildung eines guten Frischbodens zu be- fördern, gab man gern von Zeit zu Zeit etwas altes Eisen auf. Bei warmem Herde war gewöhnlich schon nach zehn Minuten die er- wünschte Gare erreicht, wonach der Wind verstärkt und die Ganz vorgeschoben wurde, wie oben geschildert.
In dieser Weise wurde die Arbeit im Frischherde die ganze Woche durch fortgesetzt, indem die zwei vorhandenen Frischer sich alle sechs Stunden ablösten. Während dieser Zeit frischte einer acht bis zehn Luppen.
Die aus dem Frischherde kommenden Luppen wurden sogleich unter einem etwa 200 kg schweren Aufwerfhammer zu Masseln gedrückt. Sie zeigten sich dabei infolge des trockenen, hitzigen Feuerganges nicht schlackig, sondern mehr körnig, dicht, warm, demnach sehr gar gefrischt.
Die erhaltenen Masseln wurden zum Ausschweiſsen einem be- sondern Ausheizherd übergeben. Es war dies ein einfacher, offener, mit Zacken ausgesetzter Herd, nicht ganz 0,60 m lang und breit, zum Abstechen der Schlacken mit einem entsprechenden Schlackenzacken versehen, im übrigen am Boden und an den Seiten mit feuchter Lösche ausgeschlagen. Die Form war etwas mehr geneigt und etwas gröſser als bei dem Frischherde.
Die in gute Schweiſshitze versetzte Massel wurde unter dem eigenen Hammer erst vollkommen ganz gemacht, sodann zu Draht- knüppel oder anderm Stabeisen ausgeschmiedet. Die einzelne Massel erhielt gewöhnlich vier Hitzen. Das Ausschweiſsen geschah bei den Wallonschmieden um so besser, weil man nicht gleichzeitig auf die Bildung eines guten Frischbodens, sondern nur auf die Sache selbst bedacht zu nehmen hatte. Auch erlangte der Heizer, der nur diese eine Arbeit betreibt, hierin eine groſse Geschicklichkeit und Sicherheit.
Es war unvermeidlich, daſs ein Teil des Äuſseren der auszu- heizenden Massel abschmolz und hieraus bildete sich allmählich wieder eine Luppe. Diese füllte den Herdraum nach und nach an und muſste
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Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern.
seite zu wuchtete, um sie unter der Roheisenganz durch und dann
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wird der Herd besonders vor der Form und in der hinteren Ecke
von Ansätzen gereinigt. Diese wurden, wenn es nur verschlackte
Masse war, aus dem Herde entfernt, die eisenreichen Partieen da-
gegen nach der Mitte geschürt. Hierauf wurden frische Kohlen nach-
getragen, die Roheisenganz wieder niedergelassen und bei mäſsigem
Winde die nächste Charge eingeleitet. Die zweite und die folgenden
Luppen schmolzen, weil alles schon vorgewärmt war, noch rascher
ein als die erste. Um die Bildung eines guten Frischbodens zu be-
fördern, gab man gern von Zeit zu Zeit etwas altes Eisen auf. Bei
warmem Herde war gewöhnlich schon nach zehn Minuten die er-
wünschte Gare erreicht, wonach der Wind verstärkt und die Ganz
vorgeschoben wurde, wie oben geschildert.
In dieser Weise wurde die Arbeit im Frischherde die ganze
Woche durch fortgesetzt, indem die zwei vorhandenen Frischer sich
alle sechs Stunden ablösten. Während dieser Zeit frischte einer acht
bis zehn Luppen.
Die aus dem Frischherde kommenden Luppen wurden sogleich unter
einem etwa 200 kg schweren Aufwerfhammer zu Masseln gedrückt. Sie
zeigten sich dabei infolge des trockenen, hitzigen Feuerganges nicht
schlackig, sondern mehr körnig, dicht, warm, demnach sehr gar gefrischt.
Die erhaltenen Masseln wurden zum Ausschweiſsen einem be-
sondern Ausheizherd übergeben. Es war dies ein einfacher, offener,
mit Zacken ausgesetzter Herd, nicht ganz 0,60 m lang und breit, zum
Abstechen der Schlacken mit einem entsprechenden Schlackenzacken
versehen, im übrigen am Boden und an den Seiten mit feuchter
Lösche ausgeschlagen. Die Form war etwas mehr geneigt und etwas
gröſser als bei dem Frischherde.
Die in gute Schweiſshitze versetzte Massel wurde unter dem
eigenen Hammer erst vollkommen ganz gemacht, sodann zu Draht-
knüppel oder anderm Stabeisen ausgeschmiedet. Die einzelne Massel
erhielt gewöhnlich vier Hitzen. Das Ausschweiſsen geschah bei den
Wallonschmieden um so besser, weil man nicht gleichzeitig auf die
Bildung eines guten Frischbodens, sondern nur auf die Sache selbst
bedacht zu nehmen hatte. Auch erlangte der Heizer, der nur diese
eine Arbeit betreibt, hierin eine groſse Geschicklichkeit und Sicherheit.
Es war unvermeidlich, daſs ein Teil des Äuſseren der auszu-
heizenden Massel abschmolz und hieraus bildete sich allmählich wieder
eine Luppe. Diese füllte den Herdraum nach und nach an und muſste
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/264>, abgerufen am 21.11.2024.
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