Wir wenden uns nun zu denjenigen Betrieben, welche aus dem Rohmaterial, aus Roheisen, Schmiedeeisen und Stahl Kaufmannswaren erzeugen. Es sind dies besonders für das Roheisen die Giesserei, für Stabeisen und Stahl die Schmiedekunst in ihrer mannigfaltigen Ge- staltung, die Draht- und Blechfabrikation.
Ob die Einführung des Hochofenbetriebes mehr durch das Be- dürfnis der Schmiedeeisenerzeugung oder der Gusseisenerzeugung bedingt war, ist eine Frage, die sich nicht unbedingt entscheiden lässt. Bisher haben wir dieselbe nur von ersterem Gesichtspunkte aus behandelt, betrachten wir sie nun auch von der andern Seite.
Die Metallgiesserei stand bereits im grauen Altertume bei den Kulturvölkern auf einer so hohen Stufe der Entwickelung, dass wir noch heute darüber staunen. Beispiele für diese allbekannte Thatsache hier anzuführen, ist überflüssig, viele sind im ersten Bande dieses Werkes verzeichnet. Gewiss hat es seitens der geschickten Erzgiesser nicht an Versuchen gefehlt, auch das Eisen zum Zwecke des Giessens zu schmelzen und in flüssige Form zu bringen. Sie scheiterten an der Schwerschmelzbarkeit des Eisens und an ihren unvollkommenen mechanischen Hilfsmitteln, insbesondere an ihren schwachen Blasebälgen. Die Alten gewannen das Eisen aus den Erzen nur als schmiedbares Eisen. Dieses hat aber eine so hohe Schmelztemperatur, dass es bis vor noch nicht sehr langer Zeit, trotz unserer Dampfgebläse, für die praktische Verwendung als unschmelz-
DIE EISENGIESSEREI IM SECHSZEHNTEN JAHRHUNDERT.
Wir wenden uns nun zu denjenigen Betrieben, welche aus dem Rohmaterial, aus Roheisen, Schmiedeeisen und Stahl Kaufmannswaren erzeugen. Es sind dies besonders für das Roheisen die Gieſserei, für Stabeisen und Stahl die Schmiedekunst in ihrer mannigfaltigen Ge- staltung, die Draht- und Blechfabrikation.
Ob die Einführung des Hochofenbetriebes mehr durch das Be- dürfnis der Schmiedeeisenerzeugung oder der Guſseisenerzeugung bedingt war, ist eine Frage, die sich nicht unbedingt entscheiden läſst. Bisher haben wir dieselbe nur von ersterem Gesichtspunkte aus behandelt, betrachten wir sie nun auch von der andern Seite.
Die Metallgieſserei stand bereits im grauen Altertume bei den Kulturvölkern auf einer so hohen Stufe der Entwickelung, daſs wir noch heute darüber staunen. Beispiele für diese allbekannte Thatsache hier anzuführen, ist überflüssig, viele sind im ersten Bande dieses Werkes verzeichnet. Gewiſs hat es seitens der geschickten Erzgieſser nicht an Versuchen gefehlt, auch das Eisen zum Zwecke des Gieſsens zu schmelzen und in flüssige Form zu bringen. Sie scheiterten an der Schwerschmelzbarkeit des Eisens und an ihren unvollkommenen mechanischen Hilfsmitteln, insbesondere an ihren schwachen Blasebälgen. Die Alten gewannen das Eisen aus den Erzen nur als schmiedbares Eisen. Dieses hat aber eine so hohe Schmelztemperatur, daſs es bis vor noch nicht sehr langer Zeit, trotz unserer Dampfgebläse, für die praktische Verwendung als unschmelz-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0287"n="[267]"/><divn="3"><head><hirendition="#g"><hirendition="#b">DIE EISENGIESSEREI</hi><lb/>
IM<lb/>
SECHSZEHNTEN JAHRHUNDERT</hi>.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Wir wenden uns nun zu denjenigen Betrieben, welche aus dem<lb/>
Rohmaterial, aus Roheisen, Schmiedeeisen und Stahl Kaufmannswaren<lb/>
erzeugen. Es sind dies besonders für das Roheisen die Gieſserei, für<lb/>
Stabeisen und Stahl die Schmiedekunst in ihrer mannigfaltigen Ge-<lb/>
staltung, die Draht- und Blechfabrikation.</p><lb/><p>Ob die Einführung des Hochofenbetriebes mehr durch das Be-<lb/>
dürfnis der Schmiedeeisenerzeugung oder der Guſseisenerzeugung<lb/>
bedingt war, ist eine Frage, die sich nicht unbedingt entscheiden<lb/>
läſst. Bisher haben wir dieselbe nur von ersterem Gesichtspunkte<lb/>
aus behandelt, betrachten wir sie nun auch von der andern Seite.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Metallgieſserei</hi> stand bereits im grauen Altertume bei<lb/>
den Kulturvölkern auf einer so hohen Stufe der Entwickelung, daſs<lb/>
wir noch heute darüber staunen. Beispiele für diese allbekannte<lb/>
Thatsache hier anzuführen, ist überflüssig, viele sind im ersten Bande<lb/>
dieses Werkes verzeichnet. Gewiſs hat es seitens der geschickten<lb/>
Erzgieſser nicht an Versuchen gefehlt, auch das Eisen zum Zwecke<lb/>
des Gieſsens zu schmelzen und in flüssige Form zu bringen. Sie<lb/>
scheiterten an der Schwerschmelzbarkeit des Eisens und an ihren<lb/>
unvollkommenen mechanischen Hilfsmitteln, insbesondere an ihren<lb/>
schwachen Blasebälgen. Die Alten gewannen das Eisen aus den<lb/>
Erzen nur als schmiedbares Eisen. Dieses hat aber eine so hohe<lb/>
Schmelztemperatur, daſs es bis vor noch nicht sehr langer Zeit, trotz<lb/>
unserer Dampfgebläse, für die praktische Verwendung als unschmelz-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[[267]/0287]
DIE EISENGIESSEREI
IM
SECHSZEHNTEN JAHRHUNDERT.
Wir wenden uns nun zu denjenigen Betrieben, welche aus dem
Rohmaterial, aus Roheisen, Schmiedeeisen und Stahl Kaufmannswaren
erzeugen. Es sind dies besonders für das Roheisen die Gieſserei, für
Stabeisen und Stahl die Schmiedekunst in ihrer mannigfaltigen Ge-
staltung, die Draht- und Blechfabrikation.
Ob die Einführung des Hochofenbetriebes mehr durch das Be-
dürfnis der Schmiedeeisenerzeugung oder der Guſseisenerzeugung
bedingt war, ist eine Frage, die sich nicht unbedingt entscheiden
läſst. Bisher haben wir dieselbe nur von ersterem Gesichtspunkte
aus behandelt, betrachten wir sie nun auch von der andern Seite.
Die Metallgieſserei stand bereits im grauen Altertume bei
den Kulturvölkern auf einer so hohen Stufe der Entwickelung, daſs
wir noch heute darüber staunen. Beispiele für diese allbekannte
Thatsache hier anzuführen, ist überflüssig, viele sind im ersten Bande
dieses Werkes verzeichnet. Gewiſs hat es seitens der geschickten
Erzgieſser nicht an Versuchen gefehlt, auch das Eisen zum Zwecke
des Gieſsens zu schmelzen und in flüssige Form zu bringen. Sie
scheiterten an der Schwerschmelzbarkeit des Eisens und an ihren
unvollkommenen mechanischen Hilfsmitteln, insbesondere an ihren
schwachen Blasebälgen. Die Alten gewannen das Eisen aus den
Erzen nur als schmiedbares Eisen. Dieses hat aber eine so hohe
Schmelztemperatur, daſs es bis vor noch nicht sehr langer Zeit, trotz
unserer Dampfgebläse, für die praktische Verwendung als unschmelz-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. [267]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/287>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.