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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Eisengiesserei im 16. Jahrhundert.
die Zwecke des Krieges kleine Kanonen1), die allerdings sehr plump
ausfielen, dann für die Zwecke des Friedens und des häuslichen
Gebrauches, namentlich jene Ofenplatten, welche den unteren Teil der
Kachelöfen umkleideten. Während die Kanonen ganz in Lehm auf-
gedreht wurden, bediente man sich für die Ofenplatten, welche auf
der einen Seite oft mit sehr reichem Bilderschmucke verziert waren,
kunstvoller Modelle. Doch wurden diese Platten nur in offener Form,
als Herdguss, gegossen, so dass die eine Seite rauh blieb. Erst all-
mählich ging man dazu über, hohle Körper, wie namentlich Koch-
töpfe, in ringsum geschlossenen Formen herzustellen.

Im Anfange des 16. Jahrhunderts war man bereits soweit ge-
kommen. Dies wird unter anderm durch den wichtigen Vertrag
des Grafen Johann Ludwig von Saarbrücken über die Eisenhütte
zu Wiebelskirchen in der Grafschaft Ottweiler (s. oben S. 202) vom
Jahre 1514 bestätigt, worin er sich den Verkauf zu festen Preisen
vorbehält, und zwar für eiserne "Heffen" (Gusstöpfe) 1 Ort und
1 Heller, für "Öfen, Büchsen oder Büchsensteine zu giessen" 1 rhein.
Gulden der Zentner.

Dass man eiserne Töpfe mit drei Beinen schon im 16. Jahr-
hundert goss, geht aus folgender Stelle aus Lazarus Erkers Be-
schreibung der allerfürnemsten mineralischen Erz- und Bergwerks-
arten von 1574 (S. 60) hervor: "Wie man in einem eisernen Krug
Scheidewasser brennen soll." "Ob du aber in einen eyssern ge-
gossenen
oder geschnittenen Krug, den satz setzen, vnd schaid-
wasser brennen wilt, so setze den Krug mit seinen kurzen Beinen,
nur auff die eyssernen trählen oder rost, dass er fein gewiss stehet:
So aber der krug keine Beine hatte, so muss derselbige auf ein drei-
füsslein, gleich einem Kolben zu stehen kommen." Die Formen
wurden damals noch alle in Lehm hergestellt. Die Herstellung eines
guten Formlehms war schon damals eine Hauptsorge der Giesser.

Gualterius H. Rivius schreibt 1547 in seiner "neuen Per-
spektiva", im dritten Buche (p. XLII):

"Der natürliche Giesssand wird dieser Zeit gefunden in der
gegent vmb Cremona herumb in Welschlanden, aber der künstlich
hierzu bereit wird, muss von solchen stucken gemacht werden, von
solcher materie, die der former wol vnd on allen schaden bestendig-
lich leiden mag. Darumb, wie gesagt, gar mancherley Giesssand, vn

1) Eine deutsche Erfindung, wie auch aus dem alten Gedichte des Bourbon
hervorgeht.

Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
die Zwecke des Krieges kleine Kanonen1), die allerdings sehr plump
ausfielen, dann für die Zwecke des Friedens und des häuslichen
Gebrauches, namentlich jene Ofenplatten, welche den unteren Teil der
Kachelöfen umkleideten. Während die Kanonen ganz in Lehm auf-
gedreht wurden, bediente man sich für die Ofenplatten, welche auf
der einen Seite oft mit sehr reichem Bilderschmucke verziert waren,
kunstvoller Modelle. Doch wurden diese Platten nur in offener Form,
als Herdguſs, gegossen, so daſs die eine Seite rauh blieb. Erst all-
mählich ging man dazu über, hohle Körper, wie namentlich Koch-
töpfe, in ringsum geschlossenen Formen herzustellen.

Im Anfange des 16. Jahrhunderts war man bereits soweit ge-
kommen. Dies wird unter anderm durch den wichtigen Vertrag
des Grafen Johann Ludwig von Saarbrücken über die Eisenhütte
zu Wiebelskirchen in der Grafschaft Ottweiler (s. oben S. 202) vom
Jahre 1514 bestätigt, worin er sich den Verkauf zu festen Preisen
vorbehält, und zwar für eiserne „Heffen“ (Guſstöpfe) 1 Ort und
1 Heller, für „Öfen, Büchsen oder Büchsensteine zu gieſsen“ 1 rhein.
Gulden der Zentner.

Daſs man eiserne Töpfe mit drei Beinen schon im 16. Jahr-
hundert goſs, geht aus folgender Stelle aus Lazarus Erkers Be-
schreibung der allerfürnemsten mineralischen Erz- und Bergwerks-
arten von 1574 (S. 60) hervor: „Wie man in einem eisernen Krug
Scheidewasser brennen soll.“ „Ob du aber in einen eyssern ge-
gossenen
oder geschnittenen Krug, den satz setzen, vnd schaid-
wasser brennen wilt, so setze den Krug mit seinen kurzen Beinen,
nur auff die eyssernen trählen oder rost, daſs er fein gewiſs stehet:
So aber der krug keine Beine hatte, so muſs derselbige auf ein drei-
füſslein, gleich einem Kolben zu stehen kommen.“ Die Formen
wurden damals noch alle in Lehm hergestellt. Die Herstellung eines
guten Formlehms war schon damals eine Hauptsorge der Gieſser.

Gualterius H. Rivius schreibt 1547 in seiner „neuen Per-
spektiva“, im dritten Buche (p. XLII):

„Der natürliche Gieſssand wird dieser Zeit gefunden in der
gegent vmb Cremona herumb in Welschlanden, aber der künstlich
hierzu bereit wird, muſs von solchen stucken gemacht werden, von
solcher materie, die der former wol vnd on allen schaden bestendig-
lich leiden mag. Darumb, wie gesagt, gar mancherley Gieſssand, vn

1) Eine deutsche Erfindung, wie auch aus dem alten Gedichte des Bourbon
hervorgeht.
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[269/0289] Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert. die Zwecke des Krieges kleine Kanonen 1), die allerdings sehr plump ausfielen, dann für die Zwecke des Friedens und des häuslichen Gebrauches, namentlich jene Ofenplatten, welche den unteren Teil der Kachelöfen umkleideten. Während die Kanonen ganz in Lehm auf- gedreht wurden, bediente man sich für die Ofenplatten, welche auf der einen Seite oft mit sehr reichem Bilderschmucke verziert waren, kunstvoller Modelle. Doch wurden diese Platten nur in offener Form, als Herdguſs, gegossen, so daſs die eine Seite rauh blieb. Erst all- mählich ging man dazu über, hohle Körper, wie namentlich Koch- töpfe, in ringsum geschlossenen Formen herzustellen. Im Anfange des 16. Jahrhunderts war man bereits soweit ge- kommen. Dies wird unter anderm durch den wichtigen Vertrag des Grafen Johann Ludwig von Saarbrücken über die Eisenhütte zu Wiebelskirchen in der Grafschaft Ottweiler (s. oben S. 202) vom Jahre 1514 bestätigt, worin er sich den Verkauf zu festen Preisen vorbehält, und zwar für eiserne „Heffen“ (Guſstöpfe) 1 Ort und 1 Heller, für „Öfen, Büchsen oder Büchsensteine zu gieſsen“ 1 rhein. Gulden der Zentner. Daſs man eiserne Töpfe mit drei Beinen schon im 16. Jahr- hundert goſs, geht aus folgender Stelle aus Lazarus Erkers Be- schreibung der allerfürnemsten mineralischen Erz- und Bergwerks- arten von 1574 (S. 60) hervor: „Wie man in einem eisernen Krug Scheidewasser brennen soll.“ „Ob du aber in einen eyssern ge- gossenen oder geschnittenen Krug, den satz setzen, vnd schaid- wasser brennen wilt, so setze den Krug mit seinen kurzen Beinen, nur auff die eyssernen trählen oder rost, daſs er fein gewiſs stehet: So aber der krug keine Beine hatte, so muſs derselbige auf ein drei- füſslein, gleich einem Kolben zu stehen kommen.“ Die Formen wurden damals noch alle in Lehm hergestellt. Die Herstellung eines guten Formlehms war schon damals eine Hauptsorge der Gieſser. Gualterius H. Rivius schreibt 1547 in seiner „neuen Per- spektiva“, im dritten Buche (p. XLII): „Der natürliche Gieſssand wird dieser Zeit gefunden in der gegent vmb Cremona herumb in Welschlanden, aber der künstlich hierzu bereit wird, muſs von solchen stucken gemacht werden, von solcher materie, die der former wol vnd on allen schaden bestendig- lich leiden mag. Darumb, wie gesagt, gar mancherley Gieſssand, vn 1) Eine deutsche Erfindung, wie auch aus dem alten Gedichte des Bourbon hervorgeht.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/289>, abgerufen am 22.11.2024.