Mutter, welche ganz im Stil der biblischen Darstellungen gehalten ist; ein bemerkenswertes Beispiel der Verquickung christlicher und heidnischer Motive, die für die Renaissance so charakteristisch ist. -- Die allegorischen Darstellungen, welche man häufig findet, gehören mehr dem folgenden Jahrhundert an. Der gesunde, realistische Sinn des 16. Jahrhunderts machte im 17. Jahrhundert einem geschraubten, spekulierenden Wesen Platz, welches in allegorischen oder symbo- lischen Darstellungen seinen entsprechendsten Ausdruck fand. Damit begann sich aber auch die Geschmacklosigkeit breit zu machen. Fides -- Virtus -- Justitia als symbolische Figuren waren am be- liebtesten. Später begnügte man sich sogar mit der Aufschrift dieser Namen.
Am häufigsten findet sich die Figur der Gerechtigkeit mit der Wage. Eine hübsche Verbindung der alten und der neuen Richtung zeigt die Darstellung, wovon sich eine Platte im Stuttgarter Museum befindet, vom König Melchisedek, begleitet von Fides und Prudentia (1624). Die bildlichen Darstellungen des 17. Jahrhunderts stehen weit hinter denen des 16. zurück, besonders gab in Deutschland der 30jährige Krieg dem Kunstgeschmack einen schweren Stoss. Dagegen findet man in Frankreich und den Niederlanden, welche weniger von der Kriegsfurie zu leiden hatten, noch sehr schöne Platten aus jener Zeit. Eine dieser aus der Sammlung Metz mit der Jahreszahl 1696 zeigt Maria und Joseph mit dem 12jährigen Christuskind in der Mitte, darüber Gott in Wolken schwebend, in Stil und Behandlung der van Dykschen Schule und von vorzüglicher Ausführung. -- Im 17. Jahrhundert finden sich statt der Wappen einzelner Adels- geschlechter, die selten werden, neben den Wappen der grossen Reichsfürsten, wie Churpfalz, Chur-Mainz, dem Reichsadler u. s. w., häufig Zunftwappen, d. h. Wappen mit Emblemen der Stände und Gewerbe. Zu Ende des 17. Jahrhunderts entwickelt sich eine eigene Richtung der Darstellung, indem Gebäude, Kirchen in flach ge- haltenem Relief dargestellt werden, oft in sehr glatter Ausführung. Es fällt diese zusammen mit der Herstellung der Ofenplatten in Kastenguss anstatt in Herdguss. Ein Beispiel dafür bildet eine schöne Platte im Museum zu Stuttgart mit der Kirche auf dem Schöneberg bei Ellwangen, der Jahreszahl 1700 und der Inschrift: mons venustus Ellvaci. Im 18. Jahrhundert wurde der Bilderschmuck der Platten immer dürftiger, bis man denn zu Anfang des 19. Jahrhunderts zu den schmuck- und geschmacklosen Platten mit moralisierenden Aufschriften kam. Diejenigen mit der Aufschrift: "Vergesset nicht bei dem Genuss,
Beck, Geschichte des Eisens. 20
Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
Mutter, welche ganz im Stil der biblischen Darstellungen gehalten ist; ein bemerkenswertes Beispiel der Verquickung christlicher und heidnischer Motive, die für die Renaissance so charakteristisch ist. — Die allegorischen Darstellungen, welche man häufig findet, gehören mehr dem folgenden Jahrhundert an. Der gesunde, realistische Sinn des 16. Jahrhunderts machte im 17. Jahrhundert einem geschraubten, spekulierenden Wesen Platz, welches in allegorischen oder symbo- lischen Darstellungen seinen entsprechendsten Ausdruck fand. Damit begann sich aber auch die Geschmacklosigkeit breit zu machen. Fides — Virtus — Justitia als symbolische Figuren waren am be- liebtesten. Später begnügte man sich sogar mit der Aufschrift dieser Namen.
Am häufigsten findet sich die Figur der Gerechtigkeit mit der Wage. Eine hübsche Verbindung der alten und der neuen Richtung zeigt die Darstellung, wovon sich eine Platte im Stuttgarter Museum befindet, vom König Melchisedek, begleitet von Fides und Prudentia (1624). Die bildlichen Darstellungen des 17. Jahrhunderts stehen weit hinter denen des 16. zurück, besonders gab in Deutschland der 30jährige Krieg dem Kunstgeschmack einen schweren Stoſs. Dagegen findet man in Frankreich und den Niederlanden, welche weniger von der Kriegsfurie zu leiden hatten, noch sehr schöne Platten aus jener Zeit. Eine dieser aus der Sammlung Metz mit der Jahreszahl 1696 zeigt Maria und Joseph mit dem 12jährigen Christuskind in der Mitte, darüber Gott in Wolken schwebend, in Stil und Behandlung der van Dykschen Schule und von vorzüglicher Ausführung. — Im 17. Jahrhundert finden sich statt der Wappen einzelner Adels- geschlechter, die selten werden, neben den Wappen der groſsen Reichsfürsten, wie Churpfalz, Chur-Mainz, dem Reichsadler u. s. w., häufig Zunftwappen, d. h. Wappen mit Emblemen der Stände und Gewerbe. Zu Ende des 17. Jahrhunderts entwickelt sich eine eigene Richtung der Darstellung, indem Gebäude, Kirchen in flach ge- haltenem Relief dargestellt werden, oft in sehr glatter Ausführung. Es fällt diese zusammen mit der Herstellung der Ofenplatten in Kastenguſs anstatt in Herdguſs. Ein Beispiel dafür bildet eine schöne Platte im Museum zu Stuttgart mit der Kirche auf dem Schöneberg bei Ellwangen, der Jahreszahl 1700 und der Inschrift: mons venustus Ellvaci. Im 18. Jahrhundert wurde der Bilderschmuck der Platten immer dürftiger, bis man denn zu Anfang des 19. Jahrhunderts zu den schmuck- und geschmacklosen Platten mit moralisierenden Aufschriften kam. Diejenigen mit der Aufschrift: „Vergesset nicht bei dem Genuſs,
Beck, Geschichte des Eisens. 20
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Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
Mutter, welche ganz im Stil der biblischen Darstellungen gehalten
ist; ein bemerkenswertes Beispiel der Verquickung christlicher und
heidnischer Motive, die für die Renaissance so charakteristisch ist. —
Die allegorischen Darstellungen, welche man häufig findet, gehören
mehr dem folgenden Jahrhundert an. Der gesunde, realistische Sinn
des 16. Jahrhunderts machte im 17. Jahrhundert einem geschraubten,
spekulierenden Wesen Platz, welches in allegorischen oder symbo-
lischen Darstellungen seinen entsprechendsten Ausdruck fand. Damit
begann sich aber auch die Geschmacklosigkeit breit zu machen.
Fides — Virtus — Justitia als symbolische Figuren waren am be-
liebtesten. Später begnügte man sich sogar mit der Aufschrift dieser
Namen.
Am häufigsten findet sich die Figur der Gerechtigkeit mit der
Wage. Eine hübsche Verbindung der alten und der neuen Richtung
zeigt die Darstellung, wovon sich eine Platte im Stuttgarter Museum
befindet, vom König Melchisedek, begleitet von Fides und Prudentia
(1624). Die bildlichen Darstellungen des 17. Jahrhunderts stehen
weit hinter denen des 16. zurück, besonders gab in Deutschland der
30jährige Krieg dem Kunstgeschmack einen schweren Stoſs. Dagegen
findet man in Frankreich und den Niederlanden, welche weniger von
der Kriegsfurie zu leiden hatten, noch sehr schöne Platten aus jener
Zeit. Eine dieser aus der Sammlung Metz mit der Jahreszahl 1696
zeigt Maria und Joseph mit dem 12jährigen Christuskind in der
Mitte, darüber Gott in Wolken schwebend, in Stil und Behandlung
der van Dykschen Schule und von vorzüglicher Ausführung. — Im
17. Jahrhundert finden sich statt der Wappen einzelner Adels-
geschlechter, die selten werden, neben den Wappen der groſsen
Reichsfürsten, wie Churpfalz, Chur-Mainz, dem Reichsadler u. s. w.,
häufig Zunftwappen, d. h. Wappen mit Emblemen der Stände und
Gewerbe. Zu Ende des 17. Jahrhunderts entwickelt sich eine eigene
Richtung der Darstellung, indem Gebäude, Kirchen in flach ge-
haltenem Relief dargestellt werden, oft in sehr glatter Ausführung.
Es fällt diese zusammen mit der Herstellung der Ofenplatten in
Kastenguſs anstatt in Herdguſs. Ein Beispiel dafür bildet eine schöne
Platte im Museum zu Stuttgart mit der Kirche auf dem Schöneberg
bei Ellwangen, der Jahreszahl 1700 und der Inschrift: mons venustus
Ellvaci. Im 18. Jahrhundert wurde der Bilderschmuck der Platten
immer dürftiger, bis man denn zu Anfang des 19. Jahrhunderts zu den
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kam. Diejenigen mit der Aufschrift: „Vergesset nicht bei dem Genuſs,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/325>, abgerufen am 28.11.2024.
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