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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Eisengiesserei im 16. Jahrhundert.
sind Soldansche Modelle weit über 100 Jahre nach ihrer Entstehung
noch nachgeschnitten worden. Nach der Hüttenrechnung von 1680
liess die Eisenhütte Fischbach damals die beiden Soldanschen Mo-
delle "Erschaffung der Welt" und "Geburt Christi" durch den
Hospitalschreiner von Haina wiederholen. Diese Nachschnitte fielen
denn meist höchst stümperhaft aus. Bickell führt in seiner Schrift
noch mehrere Beispiele von Nachschnitten und Verkleinerungen Sol-
dans
cher Modelle an 1). Bei der Gelegenheit führt er noch die
Namen mehrerer Formschneider, welche für hessische Hütten arbeiteten,
an, so Jost Luppolt, Schreiner zu Treysa, und Schillink von Imk-
husen in der Grafschaft Waldeck, beide gegen Ende des 16. Jahrhunderts.

Wir geben im folgenden, im Anschluss an das bereits Erwähnte
noch ein Verzeichnis einiger bemerkenswerter Öfen und Ofenplatten
aus dem 16. Jahrhundert, welches, obgleich unvollständig, doch für
Freunde des Altertums von Interesse sein dürfte. Vielleicht giebt es
Veranlassung, noch mehr die Aufmerksamkeit auf diese alten Zeugen
der Eisengiesserei zu lenken, welche nicht nur vom technischen,
sondern auch vom künstlerischen Standpunkte von Bedeutung sind 2).

In der Ofenplattensammlung zu Ilsenburg, welche von Hütten-
inspektor Schott angelegt wurde, befindet sich eine Platte mit männ-
lichem Porträt, wahrscheinlich Karl V. darstellend, von einem Lorbeer-
kranz umgeben, mit der Jahreszahl 1527 3).

In dem Schlosse zu Trausnitz, der sogenannten neuen Turnitz,
steht ein grosser eiserner Ofen vom Jahre 1529. Derselbe ist an der
Fussplatte 1,58 m lang und 1,69 m breit, seine Höhe beträgt 2,64 m.
In der Höhe von 1,40 m erheben sich zwei durch eine Zwischenwand
getrennte vierkantige Aufsätze. Das Ganze besteht aus in Rahmen
geschraubten Platten, letztere sämtlich mit Reliefs versehen. Es
wechseln ab: 1) ein Bild 1529, H. L. (Herzog Ludwig), das bayerische
Wappen, darüber zwei dicke Engel, welche gegeneinander schauende
Delphinen als Guirlanden halten, und wieder darüber ein geflügelter
Engelskopf. -- 2) Christus mit der Dornenkrone; 3) die Madonna
mit dem Kinde; 4) St. Christophorus -- alle drei in ganzer Figur
und unter gotisch stylisiertem Baldachin.


1) Siehe Bickell a. a. O., S. 18.
2) Ausser Bickell hat Dr. H. Wedding
in der Festschrift des Harzvereins 1892 eine sehr verdienstliche Abhandlung über
eiserne Ofenplatten im Harz (Ilsenburger Sammlung) mit Abbildungen veröffent-
licht, die mir aber leider erst nach der Drucklegung obigen Textes durch die
Güte des Verfassers zuging, weshalb ich sie nur unvollständig benutzen konnte. --
Nach Wedding begann der Ofenguss im Harz erst in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts.
3) Dr. H. Wedding, a. a. O., Taf. I, Fig. 2.
20*

Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
sind Soldansche Modelle weit über 100 Jahre nach ihrer Entstehung
noch nachgeschnitten worden. Nach der Hüttenrechnung von 1680
lieſs die Eisenhütte Fischbach damals die beiden Soldanschen Mo-
delle „Erschaffung der Welt“ und „Geburt Christi“ durch den
Hospitalschreiner von Haina wiederholen. Diese Nachschnitte fielen
denn meist höchst stümperhaft aus. Bickell führt in seiner Schrift
noch mehrere Beispiele von Nachschnitten und Verkleinerungen Sol-
dans
cher Modelle an 1). Bei der Gelegenheit führt er noch die
Namen mehrerer Formschneider, welche für hessische Hütten arbeiteten,
an, so Jost Luppolt, Schreiner zu Treysa, und Schillink von Imk-
husen in der Grafschaft Waldeck, beide gegen Ende des 16. Jahrhunderts.

Wir geben im folgenden, im Anschluſs an das bereits Erwähnte
noch ein Verzeichnis einiger bemerkenswerter Öfen und Ofenplatten
aus dem 16. Jahrhundert, welches, obgleich unvollständig, doch für
Freunde des Altertums von Interesse sein dürfte. Vielleicht giebt es
Veranlassung, noch mehr die Aufmerksamkeit auf diese alten Zeugen
der Eisengieſserei zu lenken, welche nicht nur vom technischen,
sondern auch vom künstlerischen Standpunkte von Bedeutung sind 2).

In der Ofenplattensammlung zu Ilsenburg, welche von Hütten-
inspektor Schott angelegt wurde, befindet sich eine Platte mit männ-
lichem Porträt, wahrscheinlich Karl V. darstellend, von einem Lorbeer-
kranz umgeben, mit der Jahreszahl 1527 3).

In dem Schlosse zu Trausnitz, der sogenannten neuen Turnitz,
steht ein groſser eiserner Ofen vom Jahre 1529. Derselbe ist an der
Fuſsplatte 1,58 m lang und 1,69 m breit, seine Höhe beträgt 2,64 m.
In der Höhe von 1,40 m erheben sich zwei durch eine Zwischenwand
getrennte vierkantige Aufsätze. Das Ganze besteht aus in Rahmen
geschraubten Platten, letztere sämtlich mit Reliefs versehen. Es
wechseln ab: 1) ein Bild 1529, H. L. (Herzog Ludwig), das bayerische
Wappen, darüber zwei dicke Engel, welche gegeneinander schauende
Delphinen als Guirlanden halten, und wieder darüber ein geflügelter
Engelskopf. — 2) Christus mit der Dornenkrone; 3) die Madonna
mit dem Kinde; 4) St. Christophorus — alle drei in ganzer Figur
und unter gotisch stylisiertem Baldachin.


1) Siehe Bickell a. a. O., S. 18.
2) Auſser Bickell hat Dr. H. Wedding
in der Festschrift des Harzvereins 1892 eine sehr verdienstliche Abhandlung über
eiserne Ofenplatten im Harz (Ilsenburger Sammlung) mit Abbildungen veröffent-
licht, die mir aber leider erst nach der Drucklegung obigen Textes durch die
Güte des Verfassers zuging, weshalb ich sie nur unvollständig benutzen konnte. —
Nach Wedding begann der Ofenguſs im Harz erst in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts.
3) Dr. H. Wedding, a. a. O., Taf. I, Fig. 2.
20*
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[307/0327] Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert. sind Soldansche Modelle weit über 100 Jahre nach ihrer Entstehung noch nachgeschnitten worden. Nach der Hüttenrechnung von 1680 lieſs die Eisenhütte Fischbach damals die beiden Soldanschen Mo- delle „Erschaffung der Welt“ und „Geburt Christi“ durch den Hospitalschreiner von Haina wiederholen. Diese Nachschnitte fielen denn meist höchst stümperhaft aus. Bickell führt in seiner Schrift noch mehrere Beispiele von Nachschnitten und Verkleinerungen Sol- danscher Modelle an 1). Bei der Gelegenheit führt er noch die Namen mehrerer Formschneider, welche für hessische Hütten arbeiteten, an, so Jost Luppolt, Schreiner zu Treysa, und Schillink von Imk- husen in der Grafschaft Waldeck, beide gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Wir geben im folgenden, im Anschluſs an das bereits Erwähnte noch ein Verzeichnis einiger bemerkenswerter Öfen und Ofenplatten aus dem 16. Jahrhundert, welches, obgleich unvollständig, doch für Freunde des Altertums von Interesse sein dürfte. Vielleicht giebt es Veranlassung, noch mehr die Aufmerksamkeit auf diese alten Zeugen der Eisengieſserei zu lenken, welche nicht nur vom technischen, sondern auch vom künstlerischen Standpunkte von Bedeutung sind 2). In der Ofenplattensammlung zu Ilsenburg, welche von Hütten- inspektor Schott angelegt wurde, befindet sich eine Platte mit männ- lichem Porträt, wahrscheinlich Karl V. darstellend, von einem Lorbeer- kranz umgeben, mit der Jahreszahl 1527 3). In dem Schlosse zu Trausnitz, der sogenannten neuen Turnitz, steht ein groſser eiserner Ofen vom Jahre 1529. Derselbe ist an der Fuſsplatte 1,58 m lang und 1,69 m breit, seine Höhe beträgt 2,64 m. In der Höhe von 1,40 m erheben sich zwei durch eine Zwischenwand getrennte vierkantige Aufsätze. Das Ganze besteht aus in Rahmen geschraubten Platten, letztere sämtlich mit Reliefs versehen. Es wechseln ab: 1) ein Bild 1529, H. L. (Herzog Ludwig), das bayerische Wappen, darüber zwei dicke Engel, welche gegeneinander schauende Delphinen als Guirlanden halten, und wieder darüber ein geflügelter Engelskopf. — 2) Christus mit der Dornenkrone; 3) die Madonna mit dem Kinde; 4) St. Christophorus — alle drei in ganzer Figur und unter gotisch stylisiertem Baldachin. 1) Siehe Bickell a. a. O., S. 18. 2) Auſser Bickell hat Dr. H. Wedding in der Festschrift des Harzvereins 1892 eine sehr verdienstliche Abhandlung über eiserne Ofenplatten im Harz (Ilsenburger Sammlung) mit Abbildungen veröffent- licht, die mir aber leider erst nach der Drucklegung obigen Textes durch die Güte des Verfassers zuging, weshalb ich sie nur unvollständig benutzen konnte. — Nach Wedding begann der Ofenguſs im Harz erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. 3) Dr. H. Wedding, a. a. O., Taf. I, Fig. 2. 20*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/327>, abgerufen am 28.11.2024.