schaften und der Malerei) hat diese nötig als ihr wichtigstes Glied und deshalb würde ich sagen (wenn es nicht wegen des Adels des Materials wäre), dass nach meinem Dafürhalten diese Kunst vor der des Goldschmieds den Vorrang verdiene."
Dieses hohe Lob, welches Biringuccio der Kunst des Eisen- schmiedes spendet, ist nicht übertrieben im Hinblick auf die herr- lichen Kunstwerke, welche die Schmiede des 16. Jahrhunderts hervor- gebracht haben. Das höchste Lob gebührt vor allem den Waffen- schmieden, ganz besonders den Plattnern und den Klingenschmieden. War schon im frühen Mittelalter die Kunst des Waffenschmiedes in Deutschland so hoch geehrt, dass sein Totschlag ebenso geahndet wurde, wie der eines Adligen, so wurden seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, insbesondere seit Kaiser Maximilian, die Panzer- schmiede Gefährten der Fürsten und Genossen der Künstler. Die Treibarbeiten des 16. Jahrhunderts, die besonders bei den Schutz- waffen, den Eisenrüstungen der Vornehmen, in Anwendung kamen, sind aber auch Kunstleistungen ersten Ranges, unübertroffen, un- erreicht, ja trotz aller Fortschritte unserer Hilfsmittel für unsere gegenwärtige Technik unerreichbar; denn gerade unsere modernen mechanischen Hilfsmittel haben aus dem freien Künstler einen Schablonenarbeiter gemacht.
Was von der Treibarbeit gilt, gilt nicht minder von der Kunst des Eisenschneidens (Glyptik), die im 16. Jahrhundert hoch angesehen war, jetzt aber fast gänzlich verschwunden ist. Für diese Arbeiten lieferten aber auch die genialsten Künstler jenes an künstlerischen Genies so reichen Jahrhunderts die Entwürfe, wie Wohlgemuth, Albrecht Dürer, Michel Angelo, Filippo Nigrolo, Schwarz, van Achen, Brockberger, Johann Milich und andere, ja sie führten sie oft mit eigenen Händen aus, wie Nigrolo und Giovanni Battista Ghisi. Es ist ein Genuss, der sich zur Begeisterung steigert, wenn man die in Eisen getriebenen und geschnittenen Werke jener Zeit, an denen der mächtige Karl V. seine höchste Freude hatte, und von denen wohl die schönsten sich in der Armoria Real zu Madrid jetzt befinden, näher betrachtet und wer nicht Gelegenheit hat, diese in Natur zu bewundern, wird durch das herrliche Tafelwerk von Jubinal "La Armoria Real de Madrid" mit den vorzüglichen Zeichnungen von Sensi sich auf jeder grösseren Bibliothek diesen Genuss verschaffen können. Karl V., dem die Welt zu Gebote stand, hatte an keiner Art von Kunstleistung eine höhere Freude, als an diesen wunderbaren Werken der Waffenschmiedekunst,
Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
schaften und der Malerei) hat diese nötig als ihr wichtigstes Glied und deshalb würde ich sagen (wenn es nicht wegen des Adels des Materials wäre), daſs nach meinem Dafürhalten diese Kunst vor der des Goldschmieds den Vorrang verdiene.“
Dieses hohe Lob, welches Biringuccio der Kunst des Eisen- schmiedes spendet, ist nicht übertrieben im Hinblick auf die herr- lichen Kunstwerke, welche die Schmiede des 16. Jahrhunderts hervor- gebracht haben. Das höchste Lob gebührt vor allem den Waffen- schmieden, ganz besonders den Plattnern und den Klingenschmieden. War schon im frühen Mittelalter die Kunst des Waffenschmiedes in Deutschland so hoch geehrt, daſs sein Totschlag ebenso geahndet wurde, wie der eines Adligen, so wurden seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, insbesondere seit Kaiser Maximilian, die Panzer- schmiede Gefährten der Fürsten und Genossen der Künstler. Die Treibarbeiten des 16. Jahrhunderts, die besonders bei den Schutz- waffen, den Eisenrüstungen der Vornehmen, in Anwendung kamen, sind aber auch Kunstleistungen ersten Ranges, unübertroffen, un- erreicht, ja trotz aller Fortschritte unserer Hilfsmittel für unsere gegenwärtige Technik unerreichbar; denn gerade unsere modernen mechanischen Hilfsmittel haben aus dem freien Künstler einen Schablonenarbeiter gemacht.
Was von der Treibarbeit gilt, gilt nicht minder von der Kunst des Eisenschneidens (Glyptik), die im 16. Jahrhundert hoch angesehen war, jetzt aber fast gänzlich verschwunden ist. Für diese Arbeiten lieferten aber auch die genialsten Künstler jenes an künstlerischen Genies so reichen Jahrhunderts die Entwürfe, wie Wohlgemuth, Albrecht Dürer, Michel Angelo, Filippo Nigrolo, Schwarz, van Achen, Brockberger, Johann Milich und andere, ja sie führten sie oft mit eigenen Händen aus, wie Nigrolo und Giovanni Battista Ghisi. Es ist ein Genuſs, der sich zur Begeisterung steigert, wenn man die in Eisen getriebenen und geschnittenen Werke jener Zeit, an denen der mächtige Karl V. seine höchste Freude hatte, und von denen wohl die schönsten sich in der Armoria Real zu Madrid jetzt befinden, näher betrachtet und wer nicht Gelegenheit hat, diese in Natur zu bewundern, wird durch das herrliche Tafelwerk von Jubinal „La Armoria Real de Madrid“ mit den vorzüglichen Zeichnungen von Sensi sich auf jeder gröſseren Bibliothek diesen Genuſs verschaffen können. Karl V., dem die Welt zu Gebote stand, hatte an keiner Art von Kunstleistung eine höhere Freude, als an diesen wunderbaren Werken der Waffenschmiedekunst,
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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
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und deshalb würde ich sagen (wenn es nicht wegen des Adels des
Materials wäre), daſs nach meinem Dafürhalten diese Kunst vor der
des Goldschmieds den Vorrang verdiene.“
Dieses hohe Lob, welches Biringuccio der Kunst des Eisen-
schmiedes spendet, ist nicht übertrieben im Hinblick auf die herr-
lichen Kunstwerke, welche die Schmiede des 16. Jahrhunderts hervor-
gebracht haben. Das höchste Lob gebührt vor allem den Waffen-
schmieden, ganz besonders den Plattnern und den Klingenschmieden.
War schon im frühen Mittelalter die Kunst des Waffenschmiedes in
Deutschland so hoch geehrt, daſs sein Totschlag ebenso geahndet
wurde, wie der eines Adligen, so wurden seit der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts, insbesondere seit Kaiser Maximilian, die Panzer-
schmiede Gefährten der Fürsten und Genossen der Künstler. Die
Treibarbeiten des 16. Jahrhunderts, die besonders bei den Schutz-
waffen, den Eisenrüstungen der Vornehmen, in Anwendung kamen,
sind aber auch Kunstleistungen ersten Ranges, unübertroffen, un-
erreicht, ja trotz aller Fortschritte unserer Hilfsmittel für unsere
gegenwärtige Technik unerreichbar; denn gerade unsere modernen
mechanischen Hilfsmittel haben aus dem freien Künstler einen
Schablonenarbeiter gemacht.
Was von der Treibarbeit gilt, gilt nicht minder von der Kunst
des Eisenschneidens (Glyptik), die im 16. Jahrhundert hoch
angesehen war, jetzt aber fast gänzlich verschwunden ist. Für
diese Arbeiten lieferten aber auch die genialsten Künstler jenes an
künstlerischen Genies so reichen Jahrhunderts die Entwürfe, wie
Wohlgemuth, Albrecht Dürer, Michel Angelo, Filippo
Nigrolo, Schwarz, van Achen, Brockberger, Johann Milich
und andere, ja sie führten sie oft mit eigenen Händen aus, wie
Nigrolo und Giovanni Battista Ghisi. Es ist ein Genuſs, der
sich zur Begeisterung steigert, wenn man die in Eisen getriebenen
und geschnittenen Werke jener Zeit, an denen der mächtige Karl V.
seine höchste Freude hatte, und von denen wohl die schönsten sich
in der Armoria Real zu Madrid jetzt befinden, näher betrachtet und
wer nicht Gelegenheit hat, diese in Natur zu bewundern, wird durch
das herrliche Tafelwerk von Jubinal „La Armoria Real de Madrid“ mit
den vorzüglichen Zeichnungen von Sensi sich auf jeder gröſseren
Bibliothek diesen Genuſs verschaffen können. Karl V., dem die Welt
zu Gebote stand, hatte an keiner Art von Kunstleistung eine höhere
Freude, als an diesen wunderbaren Werken der Waffenschmiedekunst,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/367>, abgerufen am 22.11.2024.
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