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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.

Von bekannten deutschen Klingenschmieden des 16. Jahrhunderts
nennen wir ferner noch Ambrosius Gemlich in München um
1536, der für Karl V. schmiedete; zur selben Zeit den Schwert-
feger Nicolaus Berthold von Nürnberg, der später Rüstknecht am

[Abbildung] Fig. 120.
sächsischen Hofe wurde; Konrad Lo-
benschrod
in Nürnberg (+ 1592); auch
der berühmte Eisenschneider Rücker
war seines Zeichens ein Schwertfeger.

Auf Klingen der Dresdener, Berliner
und andern Sammlungen finden sich
noch folgende Namen: Hans und Mel-
chior Bartel (Bertolot), Balzer Hacker,
Ulrich Jahn, Hans Mammitzsch, Othmar
Wetter, Melchior Werner, Christof Zell
(Zoll), Hans Praum von Messene, Christof
Lindner von Nürnberg (1562), Ulrich
Diefstetter von München, Christof Weiditz
von Augsburg, Johann Broch, Paul
Fritsch, Anton Keil, Georg Kreisig, Babert
Seyfried, Anton und Israel Schuch, Ulrich
und Thomas Jahn (1567) und Franz
Kaphan, der mehr Messerklingen
schmiedete.

Hinsichtlich der Schwertformen
knüpfen wir an das in Bd. I, S. 853
Gesagte an. Die Hauschwerter ent-
wickelten sich seit der Mitte des
15. Jahrhunderts zu ausserordentlicher
Grösse bis zu den gewaltigen Zwei-
händern oder "Bidenhander" (franzö-
sisch espadon, italienisch spadone, eng-
lisch two-hands-swords) (Fig. 120),
welche natürlich nur von Kämpfern zu
Fuss geschwungen werden konnten.
Denn nur in mächtigem Zirkelschwung
konnte die unförmige Waffe wirkungs-
voll gebraucht werden. Dazu gehörte ebensoviel Kraft als Geschick-
lichkeit, und ein "Meister vom langen Schwerte" zu sein, galt in
jener Zeit für eine gewaltige Ehre. Auch in dieser Kunst war der
für alle körperliche Übungen begeisterte Kaiser Maximilian wohl

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.

Von bekannten deutschen Klingenschmieden des 16. Jahrhunderts
nennen wir ferner noch Ambrosius Gemlich in München um
1536, der für Karl V. schmiedete; zur selben Zeit den Schwert-
feger Nicolaus Berthold von Nürnberg, der später Rüstknecht am

[Abbildung] Fig. 120.
sächsischen Hofe wurde; Konrad Lo-
benschrod
in Nürnberg († 1592); auch
der berühmte Eisenschneider Rücker
war seines Zeichens ein Schwertfeger.

Auf Klingen der Dresdener, Berliner
und andern Sammlungen finden sich
noch folgende Namen: Hans und Mel-
chior Bartel (Bertolot), Balzer Hacker,
Ulrich Jahn, Hans Mammitzsch, Othmar
Wetter, Melchior Werner, Christof Zell
(Zoll), Hans Prûm von Messene, Christof
Lindner von Nürnberg (1562), Ulrich
Diefstetter von München, Christof Weiditz
von Augsburg, Johann Broch, Paul
Fritsch, Anton Keil, Georg Kreisig, Babert
Seyfried, Anton und Israel Schuch, Ulrich
und Thomas Jahn (1567) und Franz
Kaphan, der mehr Messerklingen
schmiedete.

Hinsichtlich der Schwertformen
knüpfen wir an das in Bd. I, S. 853
Gesagte an. Die Hauschwerter ent-
wickelten sich seit der Mitte des
15. Jahrhunderts zu auſserordentlicher
Gröſse bis zu den gewaltigen Zwei-
händern oder „Bidenhander“ (franzö-
sisch espadon, italienisch spadone, eng-
lisch two-hands-swords) (Fig. 120),
welche natürlich nur von Kämpfern zu
Fuſs geschwungen werden konnten.
Denn nur in mächtigem Zirkelschwung
konnte die unförmige Waffe wirkungs-
voll gebraucht werden. Dazu gehörte ebensoviel Kraft als Geschick-
lichkeit, und ein „Meister vom langen Schwerte“ zu sein, galt in
jener Zeit für eine gewaltige Ehre. Auch in dieser Kunst war der
für alle körperliche Übungen begeisterte Kaiser Maximilian wohl

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[399/0419] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. Von bekannten deutschen Klingenschmieden des 16. Jahrhunderts nennen wir ferner noch Ambrosius Gemlich in München um 1536, der für Karl V. schmiedete; zur selben Zeit den Schwert- feger Nicolaus Berthold von Nürnberg, der später Rüstknecht am [Abbildung Fig. 120.] sächsischen Hofe wurde; Konrad Lo- benschrod in Nürnberg († 1592); auch der berühmte Eisenschneider Rücker war seines Zeichens ein Schwertfeger. Auf Klingen der Dresdener, Berliner und andern Sammlungen finden sich noch folgende Namen: Hans und Mel- chior Bartel (Bertolot), Balzer Hacker, Ulrich Jahn, Hans Mammitzsch, Othmar Wetter, Melchior Werner, Christof Zell (Zoll), Hans Prûm von Messene, Christof Lindner von Nürnberg (1562), Ulrich Diefstetter von München, Christof Weiditz von Augsburg, Johann Broch, Paul Fritsch, Anton Keil, Georg Kreisig, Babert Seyfried, Anton und Israel Schuch, Ulrich und Thomas Jahn (1567) und Franz Kaphan, der mehr Messerklingen schmiedete. Hinsichtlich der Schwertformen knüpfen wir an das in Bd. I, S. 853 Gesagte an. Die Hauschwerter ent- wickelten sich seit der Mitte des 15. Jahrhunderts zu auſserordentlicher Gröſse bis zu den gewaltigen Zwei- händern oder „Bidenhander“ (franzö- sisch espadon, italienisch spadone, eng- lisch two-hands-swords) (Fig. 120), welche natürlich nur von Kämpfern zu Fuſs geschwungen werden konnten. Denn nur in mächtigem Zirkelschwung konnte die unförmige Waffe wirkungs- voll gebraucht werden. Dazu gehörte ebensoviel Kraft als Geschick- lichkeit, und ein „Meister vom langen Schwerte“ zu sein, galt in jener Zeit für eine gewaltige Ehre. Auch in dieser Kunst war der für alle körperliche Übungen begeisterte Kaiser Maximilian wohl

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/419>, abgerufen am 22.11.2024.