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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Georg Agricola.
und Übersetzungen, darunter die bereits genannte von Schmid
(Freiberg 1806).

Bermannus erweckt in vieler Hinsicht unser Interesse. Fesselt
zunächst die Form, das lebendige Gespräch, so erfreut bald noch mehr
der reiche Inhalt und die glückliche Verbindung der klassischen
Überlieferung mit der praktischen Gegenwart. Diese ist in genialer
Weise durch die dramatische Form erreicht. Bermannus, der
Joachimsthaler Freund des Agricola, der erfahrene Praktiker, erörtert
die wichtigsten auf Bergbau und Hüttenkunde bezüglichen Fragen,
mit zwei in den Schriften der Alten wohlerfahrenen Medizinern Jo-
hannes Nävius
und Nikolaus Ancon, und obwohl der eine seinen
empirischen Standpunkt, die andern beiden die gelehrte Theorie kon-
sequent festhalten, finden sie sich doch am Ende immer zusammen,
indem die Kenntnisse des einen die der andern ergänzen, bestätigen
und erweitern. So soll die kleine Schrift zugleich ein Beweis dafür
sein, wie wichtig das Zusammenwirken von Praxis und Theorie ist. Zu-
gleich ist sie eine liebenswürdige Huldigung, die Agricola, seinem
Freunde Bermann, dem er seine Worte in den Mund gelegt und
dessen Namen er dadurch unsterblich gemacht hat, darbringt 1). In
diesem Büchlein finden wir die Hauptgesichtspunkte aller späteren um-
fassenden Werke Agricolas in leichter Weise skizziert. Das gefällige
Schriftchen, welches in klassischer Form doch so ganz aus dem praktischen
Leben gegriffen war, erregte allgemeines Interesse und den lebhaften
Beifall der gelehrtesten Männer jener Zeit, wie dies aus den beiden
anerkennenden Briefen des Erasmus von Rotterdam 2) und des
Petrus Plateanus, welche den zahlreichen späteren Auflagen vor-
gedruckt sind, beweisen. Auch für die weitere Entwickelung und die
äusseren Lebensschicksale des Agricola war der Erfolg dieses Buches
von massgebendem Einfluss.


1) Nach den Ansichten einiger Biographen des Agricola wären Nävius
und Ancon Lehrer oder Freunde des Agricola in Italien gewesen. Dr. Laube
ist aber in seiner Vergangenheit Joachimsthals, Prag 1873, der Ansicht, dass es
zwei Ärzte in Joachimsthal, von denen der eine sein Nachfolger gewesen ist, waren.
2) Erasmus schreibt in einem Briefe an den Herrn von Könneritz: "Ich
kann kaum sagen, ob ich mich an dem Buch mehr erfreut oder belehrt habe.
Ausserordentlich gefiel mir die Originalität der Durchführung, es erfreuen die ein-
gestreuten Scherze und sehr angenehm berührt die Einfachheit des Styls, der fast
attisch ist: vor Allem aber die Energie, mit der dem Leser die Gegenstände vor
Augen geführt werden. Es schien mir nicht, als läse ich von Thälern, Hügeln,
Bergwerken und Maschinen, sondern als sähe ich sie, und es fehlte nicht viel, so
überkam mich bei der Beschreibung so vieler Silber- und Goldgruben eine Be-
gierde nach diesen Dingen."

Georg Agricola.
und Übersetzungen, darunter die bereits genannte von Schmid
(Freiberg 1806).

Bermannus erweckt in vieler Hinsicht unser Interesse. Fesselt
zunächst die Form, das lebendige Gespräch, so erfreut bald noch mehr
der reiche Inhalt und die glückliche Verbindung der klassischen
Überlieferung mit der praktischen Gegenwart. Diese ist in genialer
Weise durch die dramatische Form erreicht. Bermannus, der
Joachimsthaler Freund des Agricola, der erfahrene Praktiker, erörtert
die wichtigsten auf Bergbau und Hüttenkunde bezüglichen Fragen,
mit zwei in den Schriften der Alten wohlerfahrenen Medizinern Jo-
hannes Nävius
und Nikolaus Ancon, und obwohl der eine seinen
empirischen Standpunkt, die andern beiden die gelehrte Theorie kon-
sequent festhalten, finden sie sich doch am Ende immer zusammen,
indem die Kenntnisse des einen die der andern ergänzen, bestätigen
und erweitern. So soll die kleine Schrift zugleich ein Beweis dafür
sein, wie wichtig das Zusammenwirken von Praxis und Theorie ist. Zu-
gleich ist sie eine liebenswürdige Huldigung, die Agricola, seinem
Freunde Bermann, dem er seine Worte in den Mund gelegt und
dessen Namen er dadurch unsterblich gemacht hat, darbringt 1). In
diesem Büchlein finden wir die Hauptgesichtspunkte aller späteren um-
fassenden Werke Agricolas in leichter Weise skizziert. Das gefällige
Schriftchen, welches in klassischer Form doch so ganz aus dem praktischen
Leben gegriffen war, erregte allgemeines Interesse und den lebhaften
Beifall der gelehrtesten Männer jener Zeit, wie dies aus den beiden
anerkennenden Briefen des Erasmus von Rotterdam 2) und des
Petrus Plateanus, welche den zahlreichen späteren Auflagen vor-
gedruckt sind, beweisen. Auch für die weitere Entwickelung und die
äuſseren Lebensschicksale des Agricola war der Erfolg dieses Buches
von maſsgebendem Einfluſs.


1) Nach den Ansichten einiger Biographen des Agricola wären Nävius
und Ancon Lehrer oder Freunde des Agricola in Italien gewesen. Dr. Laube
ist aber in seiner Vergangenheit Joachimsthals, Prag 1873, der Ansicht, daſs es
zwei Ärzte in Joachimsthal, von denen der eine sein Nachfolger gewesen ist, waren.
2) Erasmus schreibt in einem Briefe an den Herrn von Könneritz: „Ich
kann kaum sagen, ob ich mich an dem Buch mehr erfreut oder belehrt habe.
Auſserordentlich gefiel mir die Originalität der Durchführung, es erfreuen die ein-
gestreuten Scherze und sehr angenehm berührt die Einfachheit des Styls, der fast
attisch ist: vor Allem aber die Energie, mit der dem Leser die Gegenstände vor
Augen geführt werden. Es schien mir nicht, als läse ich von Thälern, Hügeln,
Bergwerken und Maschinen, sondern als sähe ich sie, und es fehlte nicht viel, so
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gierde nach diesen Dingen.“
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[24/0044] Georg Agricola. und Übersetzungen, darunter die bereits genannte von Schmid (Freiberg 1806). Bermannus erweckt in vieler Hinsicht unser Interesse. Fesselt zunächst die Form, das lebendige Gespräch, so erfreut bald noch mehr der reiche Inhalt und die glückliche Verbindung der klassischen Überlieferung mit der praktischen Gegenwart. Diese ist in genialer Weise durch die dramatische Form erreicht. Bermannus, der Joachimsthaler Freund des Agricola, der erfahrene Praktiker, erörtert die wichtigsten auf Bergbau und Hüttenkunde bezüglichen Fragen, mit zwei in den Schriften der Alten wohlerfahrenen Medizinern Jo- hannes Nävius und Nikolaus Ancon, und obwohl der eine seinen empirischen Standpunkt, die andern beiden die gelehrte Theorie kon- sequent festhalten, finden sie sich doch am Ende immer zusammen, indem die Kenntnisse des einen die der andern ergänzen, bestätigen und erweitern. So soll die kleine Schrift zugleich ein Beweis dafür sein, wie wichtig das Zusammenwirken von Praxis und Theorie ist. Zu- gleich ist sie eine liebenswürdige Huldigung, die Agricola, seinem Freunde Bermann, dem er seine Worte in den Mund gelegt und dessen Namen er dadurch unsterblich gemacht hat, darbringt 1). In diesem Büchlein finden wir die Hauptgesichtspunkte aller späteren um- fassenden Werke Agricolas in leichter Weise skizziert. Das gefällige Schriftchen, welches in klassischer Form doch so ganz aus dem praktischen Leben gegriffen war, erregte allgemeines Interesse und den lebhaften Beifall der gelehrtesten Männer jener Zeit, wie dies aus den beiden anerkennenden Briefen des Erasmus von Rotterdam 2) und des Petrus Plateanus, welche den zahlreichen späteren Auflagen vor- gedruckt sind, beweisen. Auch für die weitere Entwickelung und die äuſseren Lebensschicksale des Agricola war der Erfolg dieses Buches von maſsgebendem Einfluſs. 1) Nach den Ansichten einiger Biographen des Agricola wären Nävius und Ancon Lehrer oder Freunde des Agricola in Italien gewesen. Dr. Laube ist aber in seiner Vergangenheit Joachimsthals, Prag 1873, der Ansicht, daſs es zwei Ärzte in Joachimsthal, von denen der eine sein Nachfolger gewesen ist, waren. 2) Erasmus schreibt in einem Briefe an den Herrn von Könneritz: „Ich kann kaum sagen, ob ich mich an dem Buch mehr erfreut oder belehrt habe. Auſserordentlich gefiel mir die Originalität der Durchführung, es erfreuen die ein- gestreuten Scherze und sehr angenehm berührt die Einfachheit des Styls, der fast attisch ist: vor Allem aber die Energie, mit der dem Leser die Gegenstände vor Augen geführt werden. Es schien mir nicht, als läse ich von Thälern, Hügeln, Bergwerken und Maschinen, sondern als sähe ich sie, und es fehlte nicht viel, so überkam mich bei der Beschreibung so vieler Silber- und Goldgruben eine Be- gierde nach diesen Dingen.“

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/44>, abgerufen am 23.11.2024.