Agricola war aber nicht nur Gelehrter, sondern auch ein Mann, der an dem öffentlichen Leben lebhaften Anteil nahm und die Fragen seiner Zeit mit Wärme ergriff. 1529 war Sultan Soliman vor Wien erschienen. 1530 erschien eine geharnischte Schrift Agricolas: Oratio de bello Turcicis inferendo, eine Art Kreuzzugspredigt gegen den Türken, die grossen Anklang fand und die eigentlich der Aus- gangspunkt des für Agricolas Leben so wichtigen Verhältnisses zu dem späteren Kurfürsten Moritz von Sachsen wurde. Auch der Re- formation Luthers hatte er sich anfangs mit Begeisterung zugewandt. Es geschah dies in der Zeit, als er noch Lehrer in Zwickau war. Besonders war ihm, wie allen wohldenkenden Deutschen, der Ablass- kram des römischen Papstes in der Seele verhasst und er trat ihm mit beissenden Epigrammen entgegen 1). Aber dabei blieb er nicht stehen. Wie es sein innerstes Wesen verlangte, allem auf den Grund zu gehen, vertiefte er sich sogar in theologische Studien und schrieb ein Büchlein "von den Überlieferungen der Apostel", "de traditionibus apostolicis". Und doch sollte die feindliche Stellung zur Reforma- tion dem nach Wahrheit Strebenden am Abend des Lebens verhäng- nisvoll werden.
Der Beifall, den seine Schriften, insbesondere sein Bermannus fanden, lenkten die Blicke seiner Landsleute auf ihn und so entschloss er sich im Jahre 1531, einem Ruf der Bergstadt Chemnitz zu der Stelle eines Stadtphysikus Folge zu leisten. Wahrscheinlich geschah diese Berufung auf Veranlassung des Herzogs von Sachsen selbst, der ihm nicht lange danach auch die Stelle des ersten Historiographen des sächsischen Fürstenhauses (der albertinischen Linie) übertrug. Als solcher verfasste er das genealogische Werk: "Dominatores Saxoniae".
Die Trennung von dem freundlichen Joachimsthal wurde ihm schwer. Aber jetzt erst fand er die Musse, den Schatz der Erkennt- nis, den er dort mit rastlosem Fleisse gesammelt hatte, der Welt in herrlichen Schriftwerken zu offenbaren. Schon 1533 erschien die mehr einleitende Schrift De mensuris et ponderibus, Libri V. Die Reihe berühmter Werke, die ihn unsterblich gemacht haben, begann er aber erst zehn Jahre später zu veröffentlichen, so durchdacht und ausgearbeitet, dass sie in ihrer klassischen Vollendung heute noch unsere Bewunderung erregen. Im Jahre 1544 erschienen die Schriften, die als die Fundamentalwerke der Geologie anzusehen sind:
1) Siehe Albin, Meissn. Chronik, S. 355: Si nos injecto salvabit cistula nummo Heu! nimium infelix tu mihi pauper eris! Si nos, Christe, tua servatos morte beasti Jam nihil infelix tu mihi, pauper eris.
Georg Agricola.
Agricola war aber nicht nur Gelehrter, sondern auch ein Mann, der an dem öffentlichen Leben lebhaften Anteil nahm und die Fragen seiner Zeit mit Wärme ergriff. 1529 war Sultan Soliman vor Wien erschienen. 1530 erschien eine geharnischte Schrift Agricolas: Oratio de bello Turcicis inferendo, eine Art Kreuzzugspredigt gegen den Türken, die groſsen Anklang fand und die eigentlich der Aus- gangspunkt des für Agricolas Leben so wichtigen Verhältnisses zu dem späteren Kurfürsten Moritz von Sachsen wurde. Auch der Re- formation Luthers hatte er sich anfangs mit Begeisterung zugewandt. Es geschah dies in der Zeit, als er noch Lehrer in Zwickau war. Besonders war ihm, wie allen wohldenkenden Deutschen, der Ablaſs- kram des römischen Papstes in der Seele verhaſst und er trat ihm mit beiſsenden Epigrammen entgegen 1). Aber dabei blieb er nicht stehen. Wie es sein innerstes Wesen verlangte, allem auf den Grund zu gehen, vertiefte er sich sogar in theologische Studien und schrieb ein Büchlein „von den Überlieferungen der Apostel“, „de traditionibus apostolicis“. Und doch sollte die feindliche Stellung zur Reforma- tion dem nach Wahrheit Strebenden am Abend des Lebens verhäng- nisvoll werden.
Der Beifall, den seine Schriften, insbesondere sein Bermannus fanden, lenkten die Blicke seiner Landsleute auf ihn und so entschloss er sich im Jahre 1531, einem Ruf der Bergstadt Chemnitz zu der Stelle eines Stadtphysikus Folge zu leisten. Wahrscheinlich geschah diese Berufung auf Veranlassung des Herzogs von Sachsen selbst, der ihm nicht lange danach auch die Stelle des ersten Historiographen des sächsischen Fürstenhauses (der albertinischen Linie) übertrug. Als solcher verfaſste er das genealogische Werk: „Dominatores Saxoniae“.
Die Trennung von dem freundlichen Joachimsthal wurde ihm schwer. Aber jetzt erst fand er die Muſse, den Schatz der Erkennt- nis, den er dort mit rastlosem Fleiſse gesammelt hatte, der Welt in herrlichen Schriftwerken zu offenbaren. Schon 1533 erschien die mehr einleitende Schrift De mensuris et ponderibus, Libri V. Die Reihe berühmter Werke, die ihn unsterblich gemacht haben, begann er aber erst zehn Jahre später zu veröffentlichen, so durchdacht und ausgearbeitet, daſs sie in ihrer klassischen Vollendung heute noch unsere Bewunderung erregen. Im Jahre 1544 erschienen die Schriften, die als die Fundamentalwerke der Geologie anzusehen sind:
1) Siehe Albin, Meiſsn. Chronik, S. 355: Si nos injecto salvabit cistula nummo Heu! nimium infelix tu mihi pauper eris! Si nos, Christe, tua servatos morte beasti Jam nihil infelix tu mihi, pauper eris.
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Georg Agricola.
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erschienen. 1530 erschien eine geharnischte Schrift Agricolas:
Oratio de bello Turcicis inferendo, eine Art Kreuzzugspredigt gegen
den Türken, die groſsen Anklang fand und die eigentlich der Aus-
gangspunkt des für Agricolas Leben so wichtigen Verhältnisses zu
dem späteren Kurfürsten Moritz von Sachsen wurde. Auch der Re-
formation Luthers hatte er sich anfangs mit Begeisterung zugewandt.
Es geschah dies in der Zeit, als er noch Lehrer in Zwickau war.
Besonders war ihm, wie allen wohldenkenden Deutschen, der Ablaſs-
kram des römischen Papstes in der Seele verhaſst und er trat ihm
mit beiſsenden Epigrammen entgegen 1). Aber dabei blieb er nicht
stehen. Wie es sein innerstes Wesen verlangte, allem auf den Grund
zu gehen, vertiefte er sich sogar in theologische Studien und schrieb
ein Büchlein „von den Überlieferungen der Apostel“, „de traditionibus
apostolicis“. Und doch sollte die feindliche Stellung zur Reforma-
tion dem nach Wahrheit Strebenden am Abend des Lebens verhäng-
nisvoll werden.
Der Beifall, den seine Schriften, insbesondere sein Bermannus
fanden, lenkten die Blicke seiner Landsleute auf ihn und so entschloss
er sich im Jahre 1531, einem Ruf der Bergstadt Chemnitz zu der
Stelle eines Stadtphysikus Folge zu leisten. Wahrscheinlich geschah
diese Berufung auf Veranlassung des Herzogs von Sachsen selbst,
der ihm nicht lange danach auch die Stelle des ersten Historiographen
des sächsischen Fürstenhauses (der albertinischen Linie) übertrug. Als
solcher verfaſste er das genealogische Werk: „Dominatores Saxoniae“.
Die Trennung von dem freundlichen Joachimsthal wurde ihm
schwer. Aber jetzt erst fand er die Muſse, den Schatz der Erkennt-
nis, den er dort mit rastlosem Fleiſse gesammelt hatte, der Welt in
herrlichen Schriftwerken zu offenbaren. Schon 1533 erschien die
mehr einleitende Schrift De mensuris et ponderibus, Libri V. Die
Reihe berühmter Werke, die ihn unsterblich gemacht haben, begann
er aber erst zehn Jahre später zu veröffentlichen, so durchdacht und
ausgearbeitet, daſs sie in ihrer klassischen Vollendung heute noch
unsere Bewunderung erregen. Im Jahre 1544 erschienen die Schriften,
die als die Fundamentalwerke der Geologie anzusehen sind:
1) Siehe Albin, Meiſsn. Chronik, S. 355: Si nos injecto salvabit cistula nummo
Heu! nimium infelix tu mihi pauper eris! Si nos, Christe, tua servatos morte
beasti Jam nihil infelix tu mihi, pauper eris.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/45>, abgerufen am 21.11.2024.
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