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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Rohr eingesteckt und durch einen Stift befestigt (siehe Fig. 142). Das
Zündloch befand sich am Ende des Hohlraums auf der oberen Fläche
des Stabes und war mit einer kleinen, pfannenartigen Vertiefung
versehen, in welche das "Kraut" aufgeschüttet und mittels der Lunte
entzündet wurde. Kugeln dieser Waffe vermochten, wahrscheinlich
aber nur in ziemlicher Nähe, den Harnisch zu durchbohren. Der
[Abbildung] Fig. 141.
Reiter (eques scopetarius) befestigte
die Büchse (scopitus) Fig. 141 mit-
tels eines am hinteren Ende des
Stabes befindlichen Ringes an
seinem Brustharnisch und legte
sie beim Gebrauche auf eine vorn
am Sattel befindliche, bewegliche
Gabel auf. Als Reiterwaffe kommt
diese Handkanone daher gewöhn-
lich unter dem Namen "Petrinal"
(eigentlich poitrinal, Brustbüchse)
vor.

Italien folgte Flandern in Her-
stellung solcher Knallbüchsen; man
fertigte solche 1394 zu Perugia, 1386 zu Padua, 1399 unter dem
Namen "sclopo" in Bologna an. Diese waren sehr klein; von den
zu Perugia geschmiedeten weiss man, dass sie nur eine Spanne

[Abbildung] Fig. 142.
(palma, circa 18 cm) lang waren. Sie können als die Vorläufer der
Pistolen angesehen werden.

Die gestielten Handkanonen (Fig. 143) wurden sehr plump aus
Eisen geschmiedet (nicht aus Eisenguss hergestellt, wie Jähns irr-

[Abbildung] Fig. 143.
tümlich angiebt). Das Schmieden geschah aus flachen Eisenstäben über
einem Dorn und wurden die kurzen Rohre nicht nachgebohrt, dagegen
wurde das Rohr durch warm aufgezogene Ringe verstärkt. Das Rohr
war auf beiden Enden offen. Der Stossboden wurde dadurch hergestellt,

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Rohr eingesteckt und durch einen Stift befestigt (siehe Fig. 142). Das
Zündloch befand sich am Ende des Hohlraums auf der oberen Fläche
des Stabes und war mit einer kleinen, pfannenartigen Vertiefung
versehen, in welche das „Kraut“ aufgeschüttet und mittels der Lunte
entzündet wurde. Kugeln dieser Waffe vermochten, wahrscheinlich
aber nur in ziemlicher Nähe, den Harnisch zu durchbohren. Der
[Abbildung] Fig. 141.
Reiter (eques scopetarius) befestigte
die Büchse (scopitus) Fig. 141 mit-
tels eines am hinteren Ende des
Stabes befindlichen Ringes an
seinem Brustharnisch und legte
sie beim Gebrauche auf eine vorn
am Sattel befindliche, bewegliche
Gabel auf. Als Reiterwaffe kommt
diese Handkanone daher gewöhn-
lich unter dem Namen „Pétrinal“
(eigentlich poitrinal, Brustbüchse)
vor.

Italien folgte Flandern in Her-
stellung solcher Knallbüchsen; man
fertigte solche 1394 zu Perugia, 1386 zu Padua, 1399 unter dem
Namen „sclopo“ in Bologna an. Diese waren sehr klein; von den
zu Perugia geschmiedeten weiſs man, daſs sie nur eine Spanne

[Abbildung] Fig. 142.
(palma, circa 18 cm) lang waren. Sie können als die Vorläufer der
Pistolen angesehen werden.

Die gestielten Handkanonen (Fig. 143) wurden sehr plump aus
Eisen geschmiedet (nicht aus Eisenguſs hergestellt, wie Jähns irr-

[Abbildung] Fig. 143.
tümlich angiebt). Das Schmieden geschah aus flachen Eisenstäben über
einem Dorn und wurden die kurzen Rohre nicht nachgebohrt, dagegen
wurde das Rohr durch warm aufgezogene Ringe verstärkt. Das Rohr
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[428/0448] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. Rohr eingesteckt und durch einen Stift befestigt (siehe Fig. 142). Das Zündloch befand sich am Ende des Hohlraums auf der oberen Fläche des Stabes und war mit einer kleinen, pfannenartigen Vertiefung versehen, in welche das „Kraut“ aufgeschüttet und mittels der Lunte entzündet wurde. Kugeln dieser Waffe vermochten, wahrscheinlich aber nur in ziemlicher Nähe, den Harnisch zu durchbohren. Der [Abbildung Fig. 141.] Reiter (eques scopetarius) befestigte die Büchse (scopitus) Fig. 141 mit- tels eines am hinteren Ende des Stabes befindlichen Ringes an seinem Brustharnisch und legte sie beim Gebrauche auf eine vorn am Sattel befindliche, bewegliche Gabel auf. Als Reiterwaffe kommt diese Handkanone daher gewöhn- lich unter dem Namen „Pétrinal“ (eigentlich poitrinal, Brustbüchse) vor. Italien folgte Flandern in Her- stellung solcher Knallbüchsen; man fertigte solche 1394 zu Perugia, 1386 zu Padua, 1399 unter dem Namen „sclopo“ in Bologna an. Diese waren sehr klein; von den zu Perugia geschmiedeten weiſs man, daſs sie nur eine Spanne [Abbildung Fig. 142.] (palma, circa 18 cm) lang waren. Sie können als die Vorläufer der Pistolen angesehen werden. Die gestielten Handkanonen (Fig. 143) wurden sehr plump aus Eisen geschmiedet (nicht aus Eisenguſs hergestellt, wie Jähns irr- [Abbildung Fig. 143.] tümlich angiebt). Das Schmieden geschah aus flachen Eisenstäben über einem Dorn und wurden die kurzen Rohre nicht nachgebohrt, dagegen wurde das Rohr durch warm aufgezogene Ringe verstärkt. Das Rohr war auf beiden Enden offen. Der Stoſsboden wurde dadurch hergestellt,

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/448>, abgerufen am 22.11.2024.