gezogen worden waren. Wir nennen die Glieder der Familie Drechsler oder Dressler, die drei Helwige, Georg Geissler und Hans Stockmann, von denen sich herrliche Büchsen in der Dres- dener Gewehrsammlung befinden. Andere schöne Büchsen rühren von Bartholomäus Hachner und dem Spanier Barthol. Biella her. Umgekehrt lieferte der Münchener Büchsenschmied Peter Pah (von 1549 bis 1551) viele Arkebusen nach Spanien an Philipp II., die hoch bezahlt wurden.
Hans Hofmann in Augsburg schmiedete Falkonette 2 bis 31/2 kg schwer und 7 bis 12 Schuh lang, dergleichen bei einem Pfund schossen. Um 1566 kamen einige in das Münchener Zeughaus.
Der Windbüchsen wollen wir auch kurz gedenken. Die ersten sollen von einem Büchsenmacher Guter in Nürnberg 1560 erfunden worden sein, dieselben wurden wesentlich verbessert von Johann Lobsinger in Nürnberg 1569, Gerlach und Sars in Berlin und andern.
Ausser den Angeführten waren noch berühmte Lauf- und Büchsenschmiede dieser Periode in Deutschland: Peter Pech in München 1), der um 1540 für den spanischen Hof arbeitete, Daniel Samitsch, lieferte 1544 für König Ferdinand I., Bartholomäus Marckwart in Augsburg (+ 1552), Hans Feil (1576 bis 1592) und Marx Wildemann (bis 1587), beide in Dresden. Jacob Eberhart war ein bekannter Büchsenmacher in Suhl (um 1590) und von der bekannten Büchsenmacherfamilie Klein lebten daselbst um 1586 die Brüder Stephan und Valentin. Michael Armgerst arbeitete um 1588 in Dresden und Leipzig. Hanns Hörl (zeichnete H. H.) und Hans Morgenroth waren beide gegen Ende des Jahrhunderts in Nürnberg thätig.
Auch Italien hatte vorzügliche Büchsenmacher um diese Zeit. Berühmt war der Laufschmied Maffia zu Pistoja besonders durch seine langen Läufe, die bis zu 10 Ellen massen. Vorzügliche Lauf- schmiede waren die Cominazzi in Brescia, von denen Angelo Lazarino im 16. Jahrhundert lebte. Ettore in Brescia, der seiner berühmten Radschlösser wegen il gran Maestro da Brescia genannt wird, war nach Petrini ein Deutscher. Nach demselben Schrift- steller war Felliciano in Verona, welcher als Zeichen eine Sonne führte, ein ausgezeichneter Büchsenmacher zu der gleichen Zeit. Filippo Marchetti zu Brescia zeichnete mit seinem Namen;
1) Jedenfalls identisch mit dem oben genannten Peter Pah.
Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
gezogen worden waren. Wir nennen die Glieder der Familie Drechsler oder Dreſsler, die drei Helwige, Georg Geiſsler und Hans Stockmann, von denen sich herrliche Büchsen in der Dres- dener Gewehrsammlung befinden. Andere schöne Büchsen rühren von Bartholomäus Hachner und dem Spanier Barthol. Biella her. Umgekehrt lieferte der Münchener Büchsenschmied Peter Pah (von 1549 bis 1551) viele Arkebusen nach Spanien an Philipp II., die hoch bezahlt wurden.
Hans Hofmann in Augsburg schmiedete Falkonette 2 bis 3½ kg schwer und 7 bis 12 Schuh lang, dergleichen bei einem Pfund schossen. Um 1566 kamen einige in das Münchener Zeughaus.
Der Windbüchsen wollen wir auch kurz gedenken. Die ersten sollen von einem Büchsenmacher Guter in Nürnberg 1560 erfunden worden sein, dieselben wurden wesentlich verbessert von Johann Lobsinger in Nürnberg 1569, Gerlach und Sars in Berlin und andern.
Auſser den Angeführten waren noch berühmte Lauf- und Büchsenschmiede dieser Periode in Deutschland: Peter Pech in München 1), der um 1540 für den spanischen Hof arbeitete, Daniel Samitsch, lieferte 1544 für König Ferdinand I., Bartholomäus Marckwart in Augsburg († 1552), Hans Feil (1576 bis 1592) und Marx Wildemann (bis 1587), beide in Dresden. Jacob Eberhart war ein bekannter Büchsenmacher in Suhl (um 1590) und von der bekannten Büchsenmacherfamilie Klein lebten daselbst um 1586 die Brüder Stephan und Valentin. Michael Armgerst arbeitete um 1588 in Dresden und Leipzig. Hanns Hörl (zeichnete H. H.) und Hans Morgenroth waren beide gegen Ende des Jahrhunderts in Nürnberg thätig.
Auch Italien hatte vorzügliche Büchsenmacher um diese Zeit. Berühmt war der Laufschmied Maffia zu Pistoja besonders durch seine langen Läufe, die bis zu 10 Ellen maſsen. Vorzügliche Lauf- schmiede waren die Cominazzi in Brescia, von denen Angelo Lazarino im 16. Jahrhundert lebte. Ettore in Brescia, der seiner berühmten Radschlösser wegen il gran Maestro da Brescia genannt wird, war nach Petrini ein Deutscher. Nach demselben Schrift- steller war Felliciano in Verona, welcher als Zeichen eine Sonne führte, ein ausgezeichneter Büchsenmacher zu der gleichen Zeit. Filippo Marchetti zu Brescia zeichnete mit seinem Namen;
1) Jedenfalls identisch mit dem oben genannten Peter Pah.
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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
gezogen worden waren. Wir nennen die Glieder der Familie
Drechsler oder Dreſsler, die drei Helwige, Georg Geiſsler und
Hans Stockmann, von denen sich herrliche Büchsen in der Dres-
dener Gewehrsammlung befinden. Andere schöne Büchsen rühren
von Bartholomäus Hachner und dem Spanier Barthol. Biella
her. Umgekehrt lieferte der Münchener Büchsenschmied Peter Pah
(von 1549 bis 1551) viele Arkebusen nach Spanien an Philipp II., die
hoch bezahlt wurden.
Hans Hofmann in Augsburg schmiedete Falkonette 2 bis 3½ kg
schwer und 7 bis 12 Schuh lang, dergleichen bei einem Pfund schossen.
Um 1566 kamen einige in das Münchener Zeughaus.
Der Windbüchsen wollen wir auch kurz gedenken. Die ersten
sollen von einem Büchsenmacher Guter in Nürnberg 1560 erfunden
worden sein, dieselben wurden wesentlich verbessert von Johann
Lobsinger in Nürnberg 1569, Gerlach und Sars in Berlin und
andern.
Auſser den Angeführten waren noch berühmte Lauf- und
Büchsenschmiede dieser Periode in Deutschland: Peter Pech in
München 1), der um 1540 für den spanischen Hof arbeitete, Daniel
Samitsch, lieferte 1544 für König Ferdinand I., Bartholomäus
Marckwart in Augsburg († 1552), Hans Feil (1576 bis 1592) und
Marx Wildemann (bis 1587), beide in Dresden. Jacob Eberhart
war ein bekannter Büchsenmacher in Suhl (um 1590) und von der
bekannten Büchsenmacherfamilie Klein lebten daselbst um 1586 die
Brüder Stephan und Valentin. Michael Armgerst arbeitete um
1588 in Dresden und Leipzig. Hanns Hörl (zeichnete H. H.) und
Hans Morgenroth waren beide gegen Ende des Jahrhunderts in
Nürnberg thätig.
Auch Italien hatte vorzügliche Büchsenmacher um diese Zeit.
Berühmt war der Laufschmied Maffia zu Pistoja besonders durch
seine langen Läufe, die bis zu 10 Ellen maſsen. Vorzügliche Lauf-
schmiede waren die Cominazzi in Brescia, von denen Angelo
Lazarino im 16. Jahrhundert lebte. Ettore in Brescia, der seiner
berühmten Radschlösser wegen il gran Maestro da Brescia genannt
wird, war nach Petrini ein Deutscher. Nach demselben Schrift-
steller war Felliciano in Verona, welcher als Zeichen eine Sonne
führte, ein ausgezeichneter Büchsenmacher zu der gleichen Zeit.
Filippo Marchetti zu Brescia zeichnete mit seinem Namen;
1) Jedenfalls identisch mit dem oben genannten Peter Pah.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/465>, abgerufen am 22.11.2024.
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