Wenn wir in unserer vorausgegangenen Betrachtung über die Schmiedekunst Gewerbe geschildert haben, deren Thätigkeit weit über die einfache Eisenveredelung hinausgeht, so hatte dies eine historische Berechtigung darin, dass die Entwickelung dieser Gewerbe in das graue Altertum zurückgeht und sich schon bis zu einem ge- wissen Grade vollzogen hatte, ehe durch die Einführung des Hoch- ofenprozesses die Eisenindustrie die tiefeingreifende Umwälzung erlitt, welche die Eisenveredelung in dem Sinne, in dem wir sie jetzt näher betrachten wollen, zur Folge hatte. In alter Zeit gab es nur Renn- eisen und eine Arbeitsteilung bestand höchstens insofern, als der Waldschmied, der das rohe Eisen aus den Erzen schmolz, ein anderer war als der Dorf- und Stadtschmied, welcher dieses Produkt von ihm kaufte, um es weiter zu verarbeiten. Aus der überschmiedeten Roh- luppe musste sich der Schmied jener Zeit erst das Eisen bereiten, welches er für die Ware seines Gewerbes als Plattner, Messer-, Sensenschmied, Schlosser u. s. w. brauchte. Mit der Einführung des Hochofenbetriebes und der Wasserhämmer trat aber auch in dieser Beziehung eine weitere Arbeitsteilung ein, die darin bestand, dass diese Vorbereitungsarbeit, die Umwandlung des aus den Erzen ge- schmolzenen Eisens in die Eisensorte, die das betreffende Gewerbe verlangte, zu einem selbständigen Betriebe sich entwickelte. Nennen wir dies die Eisenveredelung, so kann zwar in weiterem Sinne sowohl die Giesserei, wie das Verfrischen, welche wir schon betrachtet haben, als eine solche angesehen werden, in dem engeren Sinne verstehen wir aber unter der gröberen Eisenveredelung nur die Umwandlung des rohen Luppeneisens in Handelseisen, sei es in Form von Stab- eisen, Gärbstahl, Blech oder Draht. Zunächst betrachten wir die Stabeisen- und Gärbstahlbereitung, welche erst durch die Einführung der Wasserhämmer zu einer selbständigen Industrie wurde.
In den Rennwerken geschah während dem frühen Mittelalter das Ausschmieden mit Handhämmern. Auch die Stucköfen, obgleich ihre Blasebälge durch Wasserräder getrieben wurden, waren nicht immer mit Wasserhämmern ausgestattet, wie wir dies in Steiermark kennen
Wasserhämmer.
Wasserhämmer, Zain-, Nagel- und Blechschmiede.
Wenn wir in unserer vorausgegangenen Betrachtung über die Schmiedekunst Gewerbe geschildert haben, deren Thätigkeit weit über die einfache Eisenveredelung hinausgeht, so hatte dies eine historische Berechtigung darin, daſs die Entwickelung dieser Gewerbe in das graue Altertum zurückgeht und sich schon bis zu einem ge- wissen Grade vollzogen hatte, ehe durch die Einführung des Hoch- ofenprozesses die Eisenindustrie die tiefeingreifende Umwälzung erlitt, welche die Eisenveredelung in dem Sinne, in dem wir sie jetzt näher betrachten wollen, zur Folge hatte. In alter Zeit gab es nur Renn- eisen und eine Arbeitsteilung bestand höchstens insofern, als der Waldschmied, der das rohe Eisen aus den Erzen schmolz, ein anderer war als der Dorf- und Stadtschmied, welcher dieses Produkt von ihm kaufte, um es weiter zu verarbeiten. Aus der überschmiedeten Roh- luppe muſste sich der Schmied jener Zeit erst das Eisen bereiten, welches er für die Ware seines Gewerbes als Plattner, Messer-, Sensenschmied, Schlosser u. s. w. brauchte. Mit der Einführung des Hochofenbetriebes und der Wasserhämmer trat aber auch in dieser Beziehung eine weitere Arbeitsteilung ein, die darin bestand, daſs diese Vorbereitungsarbeit, die Umwandlung des aus den Erzen ge- schmolzenen Eisens in die Eisensorte, die das betreffende Gewerbe verlangte, zu einem selbständigen Betriebe sich entwickelte. Nennen wir dies die Eisenveredelung, so kann zwar in weiterem Sinne sowohl die Gieſserei, wie das Verfrischen, welche wir schon betrachtet haben, als eine solche angesehen werden, in dem engeren Sinne verstehen wir aber unter der gröberen Eisenveredelung nur die Umwandlung des rohen Luppeneisens in Handelseisen, sei es in Form von Stab- eisen, Gärbstahl, Blech oder Draht. Zunächst betrachten wir die Stabeisen- und Gärbstahlbereitung, welche erst durch die Einführung der Wasserhämmer zu einer selbständigen Industrie wurde.
In den Rennwerken geschah während dem frühen Mittelalter das Ausschmieden mit Handhämmern. Auch die Stucköfen, obgleich ihre Blasebälge durch Wasserräder getrieben wurden, waren nicht immer mit Wasserhämmern ausgestattet, wie wir dies in Steiermark kennen
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Wasserhämmer.
Wasserhämmer, Zain-, Nagel- und
Blechschmiede.
Wenn wir in unserer vorausgegangenen Betrachtung über die
Schmiedekunst Gewerbe geschildert haben, deren Thätigkeit weit
über die einfache Eisenveredelung hinausgeht, so hatte dies eine
historische Berechtigung darin, daſs die Entwickelung dieser Gewerbe
in das graue Altertum zurückgeht und sich schon bis zu einem ge-
wissen Grade vollzogen hatte, ehe durch die Einführung des Hoch-
ofenprozesses die Eisenindustrie die tiefeingreifende Umwälzung erlitt,
welche die Eisenveredelung in dem Sinne, in dem wir sie jetzt näher
betrachten wollen, zur Folge hatte. In alter Zeit gab es nur Renn-
eisen und eine Arbeitsteilung bestand höchstens insofern, als der
Waldschmied, der das rohe Eisen aus den Erzen schmolz, ein anderer
war als der Dorf- und Stadtschmied, welcher dieses Produkt von ihm
kaufte, um es weiter zu verarbeiten. Aus der überschmiedeten Roh-
luppe muſste sich der Schmied jener Zeit erst das Eisen bereiten,
welches er für die Ware seines Gewerbes als Plattner, Messer-,
Sensenschmied, Schlosser u. s. w. brauchte. Mit der Einführung des
Hochofenbetriebes und der Wasserhämmer trat aber auch in dieser
Beziehung eine weitere Arbeitsteilung ein, die darin bestand, daſs
diese Vorbereitungsarbeit, die Umwandlung des aus den Erzen ge-
schmolzenen Eisens in die Eisensorte, die das betreffende Gewerbe
verlangte, zu einem selbständigen Betriebe sich entwickelte. Nennen
wir dies die Eisenveredelung, so kann zwar in weiterem Sinne sowohl
die Gieſserei, wie das Verfrischen, welche wir schon betrachtet haben,
als eine solche angesehen werden, in dem engeren Sinne verstehen
wir aber unter der gröberen Eisenveredelung nur die Umwandlung
des rohen Luppeneisens in Handelseisen, sei es in Form von Stab-
eisen, Gärbstahl, Blech oder Draht. Zunächst betrachten wir die
Stabeisen- und Gärbstahlbereitung, welche erst durch die Einführung
der Wasserhämmer zu einer selbständigen Industrie wurde.
In den Rennwerken geschah während dem frühen Mittelalter das
Ausschmieden mit Handhämmern. Auch die Stucköfen, obgleich ihre
Blasebälge durch Wasserräder getrieben wurden, waren nicht immer
mit Wasserhämmern ausgestattet, wie wir dies in Steiermark kennen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/497>, abgerufen am 22.11.2024.
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