Ende des Schwanzes oder der Nacken des Prellhammers unter dem Mittelpunkt der Radwelle stehen.
Die Zainhämmer machten 200 Schläge und mehr in einer Minute. Im 16. Jahrhundert fanden die Zainhämmer, soviel wir wissen, nur Verwendung als Stabschmiede. Äxte, Sensen, Spaten und Beschläge, welche in der Folge ebenfalls von dem Zainhammer geschmiedet wurden, fertigte man damals noch alle mit dem Handhammer. Der erste Wasserhammer zum Sensenschmieden wurde in Kronenberg in Betrieb genommen. Dagegen erlangten diese Art von Hämmern bereits einen grossen Einfluss auf die Entwickelung der Waffen- und Werkzeug- fabrikation, durch die Raffinier- oder Reckhämmer, in welchen Nagel- oder Schmiedeeisen und Stahl durch Zusammenschweissen, Gärben und Ausschmieden zur Verarbeitung für Klingen und Sensen vor- bereitet wurden. Diese Art Hämmer, welche im Bergischen speziell als Reckhämmer bezeichnet werden, wurden zuerst und zwar schon im 16. Jahrhundert bei Lüttringhausen und Burg angelegt. Erst im 17. Jahrhundert finden sie auch im Solinger Bezirk Eingang. Die Klingenschmiede, welche die Mittel dazu hatten, kauften den Reckstahl von diesen Hämmern und schmiedeten ihn einfach zu Schwert- und Waffenklingen aus. Sie konnten infolge dessen viel mehr Ware fertig schmieden, wie vordem, als sie sich noch ihren Stahl selbst vorbereiten mussten. Die Handschmiede, die noch nach der alten Art arbeiteten, kamen durch diese Konkurrenz in Nachteil und blickten natürlich scheel auf die Reckhämmer.
Die Reckhämmer erfüllten eine doppelte Aufgabe; einerseits brachten sie das Eisen in die zweckmässigste Form, anderseits ver- besserten sie dasselbe. Das Umschmieden des Luppeneisens, ob von Rennherden, Stücköfen oder Frischfeuern, musste schon an und für sich eine Reinigung bewirken. Je unvollkommener die Darstellungs- prozesse des Eisens waren, je ungleichmässiger war das gewonnene Produkt. Die Luppe des Rennherdes bildete ein schwammartiges Gemenge von hartem und weichem Eisen, untermengt mit Garschlacke und unvollkommen reduziertem Erz. Nur da, wo der Wind direkt das geschmolzene Eisen getroffen, hatte sich entkohltes, weiches Eisen gebildet, welches das rohere Produkt umhüllte. Bei den Stücköfen war dies noch nicht viel besser und wenn auch die Frischluppen im ganzen reiner waren, so bestanden sie doch keineswegs aus einem gleichmässig gekohlten Produkt. Durch das Zängen und erste Über- schmieden der Luppe wurde diese Ungleichheit der Masse zwar ge- bessert, aber nicht aufgehoben. Erneutes Ausschweissen und Um-
Wasserhämmer.
Ende des Schwanzes oder der Nacken des Prellhammers unter dem Mittelpunkt der Radwelle stehen.
Die Zainhämmer machten 200 Schläge und mehr in einer Minute. Im 16. Jahrhundert fanden die Zainhämmer, soviel wir wissen, nur Verwendung als Stabschmiede. Äxte, Sensen, Spaten und Beschläge, welche in der Folge ebenfalls von dem Zainhammer geschmiedet wurden, fertigte man damals noch alle mit dem Handhammer. Der erste Wasserhammer zum Sensenschmieden wurde in Kronenberg in Betrieb genommen. Dagegen erlangten diese Art von Hämmern bereits einen groſsen Einfluſs auf die Entwickelung der Waffen- und Werkzeug- fabrikation, durch die Raffinier- oder Reckhämmer, in welchen Nagel- oder Schmiedeeisen und Stahl durch Zusammenschweiſsen, Gärben und Ausschmieden zur Verarbeitung für Klingen und Sensen vor- bereitet wurden. Diese Art Hämmer, welche im Bergischen speziell als Reckhämmer bezeichnet werden, wurden zuerst und zwar schon im 16. Jahrhundert bei Lüttringhausen und Burg angelegt. Erst im 17. Jahrhundert finden sie auch im Solinger Bezirk Eingang. Die Klingenschmiede, welche die Mittel dazu hatten, kauften den Reckstahl von diesen Hämmern und schmiedeten ihn einfach zu Schwert- und Waffenklingen aus. Sie konnten infolge dessen viel mehr Ware fertig schmieden, wie vordem, als sie sich noch ihren Stahl selbst vorbereiten mussten. Die Handschmiede, die noch nach der alten Art arbeiteten, kamen durch diese Konkurrenz in Nachteil und blickten natürlich scheel auf die Reckhämmer.
Die Reckhämmer erfüllten eine doppelte Aufgabe; einerseits brachten sie das Eisen in die zweckmäſsigste Form, anderseits ver- besserten sie dasſelbe. Das Umschmieden des Luppeneisens, ob von Rennherden, Stücköfen oder Frischfeuern, muſste schon an und für sich eine Reinigung bewirken. Je unvollkommener die Darstellungs- prozesse des Eisens waren, je ungleichmäſsiger war das gewonnene Produkt. Die Luppe des Rennherdes bildete ein schwammartiges Gemenge von hartem und weichem Eisen, untermengt mit Garschlacke und unvollkommen reduziertem Erz. Nur da, wo der Wind direkt das geschmolzene Eisen getroffen, hatte sich entkohltes, weiches Eisen gebildet, welches das rohere Produkt umhüllte. Bei den Stücköfen war dies noch nicht viel besser und wenn auch die Frischluppen im ganzen reiner waren, so bestanden sie doch keineswegs aus einem gleichmäſsig gekohlten Produkt. Durch das Zängen und erste Über- schmieden der Luppe wurde diese Ungleichheit der Masse zwar ge- bessert, aber nicht aufgehoben. Erneutes Ausschweiſsen und Um-
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Wasserhämmer.
Ende des Schwanzes oder der Nacken des Prellhammers unter dem
Mittelpunkt der Radwelle stehen.
Die Zainhämmer machten 200 Schläge und mehr in einer Minute.
Im 16. Jahrhundert fanden die Zainhämmer, soviel wir wissen, nur
Verwendung als Stabschmiede. Äxte, Sensen, Spaten und Beschläge,
welche in der Folge ebenfalls von dem Zainhammer geschmiedet
wurden, fertigte man damals noch alle mit dem Handhammer. Der
erste Wasserhammer zum Sensenschmieden wurde in Kronenberg in
Betrieb genommen. Dagegen erlangten diese Art von Hämmern bereits
einen groſsen Einfluſs auf die Entwickelung der Waffen- und Werkzeug-
fabrikation, durch die Raffinier- oder Reckhämmer, in welchen Nagel-
oder Schmiedeeisen und Stahl durch Zusammenschweiſsen, Gärben
und Ausschmieden zur Verarbeitung für Klingen und Sensen vor-
bereitet wurden. Diese Art Hämmer, welche im Bergischen speziell
als Reckhämmer bezeichnet werden, wurden zuerst und zwar schon im
16. Jahrhundert bei Lüttringhausen und Burg angelegt. Erst im
17. Jahrhundert finden sie auch im Solinger Bezirk Eingang. Die
Klingenschmiede, welche die Mittel dazu hatten, kauften den Reckstahl
von diesen Hämmern und schmiedeten ihn einfach zu Schwert- und
Waffenklingen aus. Sie konnten infolge dessen viel mehr Ware fertig
schmieden, wie vordem, als sie sich noch ihren Stahl selbst vorbereiten
mussten. Die Handschmiede, die noch nach der alten Art arbeiteten,
kamen durch diese Konkurrenz in Nachteil und blickten natürlich
scheel auf die Reckhämmer.
Die Reckhämmer erfüllten eine doppelte Aufgabe; einerseits
brachten sie das Eisen in die zweckmäſsigste Form, anderseits ver-
besserten sie dasſelbe. Das Umschmieden des Luppeneisens, ob von
Rennherden, Stücköfen oder Frischfeuern, muſste schon an und für
sich eine Reinigung bewirken. Je unvollkommener die Darstellungs-
prozesse des Eisens waren, je ungleichmäſsiger war das gewonnene
Produkt. Die Luppe des Rennherdes bildete ein schwammartiges
Gemenge von hartem und weichem Eisen, untermengt mit Garschlacke
und unvollkommen reduziertem Erz. Nur da, wo der Wind direkt
das geschmolzene Eisen getroffen, hatte sich entkohltes, weiches Eisen
gebildet, welches das rohere Produkt umhüllte. Bei den Stücköfen
war dies noch nicht viel besser und wenn auch die Frischluppen im
ganzen reiner waren, so bestanden sie doch keineswegs aus einem
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schmieden der Luppe wurde diese Ungleichheit der Masse zwar ge-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/509>, abgerufen am 22.11.2024.
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