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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Nagelschmiede.

Ob du an dem hohen Hause, an dem du bauest, etwas befestigen willst
Ob du Öffnungen mit kleinen Nägeln verschliessen willst;
Ob du ein Bild im Bade oder in der Kammer aufhängen willst:
Der Nagel wird dir für deinen Zweck niemals unnütz sein.

Der entsprechende Vers des Hans Sachs lautet:

Ein Nagelschmied bin ich genannt,
Mach eysern Negel mit der Hand,
Allerley art auff mein Amboss,
Kurtz vnd Lang, Klein vnd auch Gross
Bühnnegel, Schlossnegel, dazu
Fassnegel, Schuhzweck, ich machen thu,
Haltnegel, pfenningnegel starck,
Find man bey mir, an offnem Marck.

Die Zeichnung Jost Ammons (Fig. 180) ist in verschiedener
Beziehung von Interesse. Der Schmiedeherd ist ganz so konstruiert,
wie wir ihn heute noch bei den Nagelschmieden finden. Es ist so
hoch aufgeführt, dass der Nagelschmied bequem und rasch seine
Ruten einschieben kann, dann ist er so überbaut, dass er von ver-
schiedenen Seiten zugänglich ist, so dass mehrere Nagler ihn gleich-
zeitig benutzen können.

Entsprechend sind auch mehrere Ambosse um das Feuer verteilt,
welche von verschiedenen Schmieden benutzt werden. Bemerkenswert
ist, dass sich dieselben keines besondern Nageleisens bedienen, sondern
dass verschiedene Nagellöcher im Amboss selbst angebracht sind. Der
Blockmeissel ist höher, wie in unserer obigen Zeichnung und steht
sehr gut zur Hand.

Die Nagler bildeten eine alte Zunft, aber sie teilten sich schon
früh in Schwarz- und Weissnagelschmiede. Letztere hatten ihren
Namen daher, dass sie verzinnte Nägel zu machen verstanden. Ihre
Werkzeuge, wie ihre Handgriffe bei der Arbeit waren dieselben, nur
verfertigte der Weissnagelschmied seine kleinen Nägel sitzend, und
in dem Loche des Stützers unter dem Nageleisen ist durch einen
Keil eine Feder befestigt, welche bis unter das Loch des Nageleisens
reicht. Die Spitze des Nagels, dem man in dem Nageleisen einen
Kopf geben will, reicht bis auf die Feder, und der Arbeiter darf nur
ein wenig unter die Feder schlagen, so treibt sie durch ihre Federkraft
den Nagel aus dem Loche des Nageleisens. Das Verzinnen geschah
wie noch heute in einfachster Weise. Man schüttete die schwarzen

Beck, Geschichte des Eisens. 32
Nagelschmiede.

Ob du an dem hohen Hause, an dem du bauest, etwas befestigen willst
Ob du Öffnungen mit kleinen Nägeln verschlieſsen willst;
Ob du ein Bild im Bade oder in der Kammer aufhängen willst:
Der Nagel wird dir für deinen Zweck niemals unnütz sein.

Der entsprechende Vers des Hans Sachs lautet:

Ein Nagelschmied bin ich genannt,
Mach eysern Negel mit der Hand,
Allerley art auff mein Amboſs,
Kurtz vnd Lang, Klein vnd auch Groſs
Bühnnegel, Schloſsnegel, dazu
Faſsnegel, Schuhzweck, ich machen thu,
Haltnegel, pfenningnegel starck,
Find man bey mir, an offnem Marck.

Die Zeichnung Jost Ammons (Fig. 180) ist in verschiedener
Beziehung von Interesse. Der Schmiedeherd ist ganz so konstruiert,
wie wir ihn heute noch bei den Nagelschmieden finden. Es ist so
hoch aufgeführt, daſs der Nagelschmied bequem und rasch seine
Ruten einschieben kann, dann ist er so überbaut, daſs er von ver-
schiedenen Seiten zugänglich ist, so daſs mehrere Nagler ihn gleich-
zeitig benutzen können.

Entsprechend sind auch mehrere Ambosse um das Feuer verteilt,
welche von verschiedenen Schmieden benutzt werden. Bemerkenswert
ist, daſs sich dieselben keines besondern Nageleisens bedienen, sondern
daſs verschiedene Nagellöcher im Amboſs selbst angebracht sind. Der
Blockmeiſsel ist höher, wie in unserer obigen Zeichnung und steht
sehr gut zur Hand.

Die Nagler bildeten eine alte Zunft, aber sie teilten sich schon
früh in Schwarz- und Weiſsnagelschmiede. Letztere hatten ihren
Namen daher, daſs sie verzinnte Nägel zu machen verstanden. Ihre
Werkzeuge, wie ihre Handgriffe bei der Arbeit waren dieselben, nur
verfertigte der Weiſsnagelschmied seine kleinen Nägel sitzend, und
in dem Loche des Stützers unter dem Nageleisen ist durch einen
Keil eine Feder befestigt, welche bis unter das Loch des Nageleisens
reicht. Die Spitze des Nagels, dem man in dem Nageleisen einen
Kopf geben will, reicht bis auf die Feder, und der Arbeiter darf nur
ein wenig unter die Feder schlagen, so treibt sie durch ihre Federkraft
den Nagel aus dem Loche des Nageleisens. Das Verzinnen geschah
wie noch heute in einfachster Weise. Man schüttete die schwarzen

Beck, Geschichte des Eisens. 32
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[497/0517] Nagelschmiede. Ob du an dem hohen Hause, an dem du bauest, etwas befestigen willst Ob du Öffnungen mit kleinen Nägeln verschlieſsen willst; Ob du ein Bild im Bade oder in der Kammer aufhängen willst: Der Nagel wird dir für deinen Zweck niemals unnütz sein. Der entsprechende Vers des Hans Sachs lautet: Ein Nagelschmied bin ich genannt, Mach eysern Negel mit der Hand, Allerley art auff mein Amboſs, Kurtz vnd Lang, Klein vnd auch Groſs Bühnnegel, Schloſsnegel, dazu Faſsnegel, Schuhzweck, ich machen thu, Haltnegel, pfenningnegel starck, Find man bey mir, an offnem Marck. Die Zeichnung Jost Ammons (Fig. 180) ist in verschiedener Beziehung von Interesse. Der Schmiedeherd ist ganz so konstruiert, wie wir ihn heute noch bei den Nagelschmieden finden. Es ist so hoch aufgeführt, daſs der Nagelschmied bequem und rasch seine Ruten einschieben kann, dann ist er so überbaut, daſs er von ver- schiedenen Seiten zugänglich ist, so daſs mehrere Nagler ihn gleich- zeitig benutzen können. Entsprechend sind auch mehrere Ambosse um das Feuer verteilt, welche von verschiedenen Schmieden benutzt werden. Bemerkenswert ist, daſs sich dieselben keines besondern Nageleisens bedienen, sondern daſs verschiedene Nagellöcher im Amboſs selbst angebracht sind. Der Blockmeiſsel ist höher, wie in unserer obigen Zeichnung und steht sehr gut zur Hand. Die Nagler bildeten eine alte Zunft, aber sie teilten sich schon früh in Schwarz- und Weiſsnagelschmiede. Letztere hatten ihren Namen daher, daſs sie verzinnte Nägel zu machen verstanden. Ihre Werkzeuge, wie ihre Handgriffe bei der Arbeit waren dieselben, nur verfertigte der Weiſsnagelschmied seine kleinen Nägel sitzend, und in dem Loche des Stützers unter dem Nageleisen ist durch einen Keil eine Feder befestigt, welche bis unter das Loch des Nageleisens reicht. Die Spitze des Nagels, dem man in dem Nageleisen einen Kopf geben will, reicht bis auf die Feder, und der Arbeiter darf nur ein wenig unter die Feder schlagen, so treibt sie durch ihre Federkraft den Nagel aus dem Loche des Nageleisens. Das Verzinnen geschah wie noch heute in einfachster Weise. Man schüttete die schwarzen Beck, Geschichte des Eisens. 32

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/517>, abgerufen am 22.11.2024.