Deshalb Käufer, wähl' dir aus meinen vielen Tausenden, Einer wird passen deinem Finger und deiner Finger Werk.
Hans Sachs aber schreibt vom Fingerhüter:
Auss Messing mach ich Fingerhüt, Blechweiss, werden im Feuwer glüt, Dann in das Eysen glenck getriebn, Darnach löchlein darin gehiebn, Gar mancherly art, eng vnd weit, Für Schuster vnd Schneider bereit, Für Seidensticker und Nätherin, Dess Handwerks ich ein Meister bin.
Draht- und Nadelfabrikation.
Der Eisendraht war das Material der Panzerschmiede. Vor dem 14. Jahrhundert wurde er mit Hammer und Amboss geschmiedet. Im 14. Jahrhundert wurde in Deutschland die Kunst des Draht- ziehens erfunden. In welch einfacher Weise das Ziehen geschah, haben wir Bd. I, S. 887 bis 890 beschrieben. Im 16. Jahrhundert nahm zwar der Bedarf an Draht für Panzer ab, aber um so mehr nahm seine Verwendung für andere Zwecke zu. Namentlich stieg der Bedarf an Stahldraht für die Nähnadelfabrikation und für Saiteninstrumente, während weicher Draht für viele häusliche und technische Zwecke, dann auch für die besonders in Italien beliebten Filigranarbeiten be- liebt war. Das Ziehen des Drahtes wurde erst bei den Edelmetallen, bei Gold und Silber, dann bei Kupfer, Messing, Eisen und Stahl an- gewendet. Für Eisen- und Stahldraht, den man weit kräftiger ver- langte, als Gold- und Silberdraht, gehörten auch schon des härteren Materials wegen kräftigere Ziehvorrichtungen. In ihrer Konstruktion stimmten dieselben aber mit den Drahtzügen für Edelmetalle überein, nur mussten die Zieheisen und die Ziehvorrichtungen entsprechend stärker sein. Biringuccio hat in seiner Pyrotechnia folgende gute Schilderung des Drahtziehens gegeben:
Lib. IX, Cap. VIII: Von der Praxis, Gold in Drähte zu ziehen, sowie auch Silber, Eisen, Kupfer und Messing.
Draht- und Nadelfabrikation.
Deshalb Käufer, wähl’ dir aus meinen vielen Tausenden, Einer wird passen deinem Finger und deiner Finger Werk.
Hans Sachs aber schreibt vom Fingerhüter:
Auſs Messing mach ich Fingerhüt, Blechweiſs, werden im Feuwer glüt, Dann in das Eysen glenck getriebn, Darnach löchlein darin gehiebn, Gar mancherly art, eng vnd weit, Für Schuster vnd Schneider bereit, Für Seidensticker und Nätherin, Deſs Handwerks ich ein Meister bin.
Draht- und Nadelfabrikation.
Der Eisendraht war das Material der Panzerschmiede. Vor dem 14. Jahrhundert wurde er mit Hammer und Amboſs geschmiedet. Im 14. Jahrhundert wurde in Deutschland die Kunst des Draht- ziehens erfunden. In welch einfacher Weise das Ziehen geschah, haben wir Bd. I, S. 887 bis 890 beschrieben. Im 16. Jahrhundert nahm zwar der Bedarf an Draht für Panzer ab, aber um so mehr nahm seine Verwendung für andere Zwecke zu. Namentlich stieg der Bedarf an Stahldraht für die Nähnadelfabrikation und für Saiteninstrumente, während weicher Draht für viele häusliche und technische Zwecke, dann auch für die besonders in Italien beliebten Filigranarbeiten be- liebt war. Das Ziehen des Drahtes wurde erst bei den Edelmetallen, bei Gold und Silber, dann bei Kupfer, Messing, Eisen und Stahl an- gewendet. Für Eisen- und Stahldraht, den man weit kräftiger ver- langte, als Gold- und Silberdraht, gehörten auch schon des härteren Materials wegen kräftigere Ziehvorrichtungen. In ihrer Konstruktion stimmten dieselben aber mit den Drahtzügen für Edelmetalle überein, nur muſsten die Zieheisen und die Ziehvorrichtungen entsprechend stärker sein. Biringuccio hat in seiner Pyrotechnia folgende gute Schilderung des Drahtziehens gegeben:
Lib. IX, Cap. VIII: Von der Praxis, Gold in Drähte zu ziehen, sowie auch Silber, Eisen, Kupfer und Messing.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><l><pbfacs="#f0525"n="505"/></l><fwplace="top"type="header">Draht- und Nadelfabrikation.</fw><lb/><l>Deshalb Käufer, wähl’ dir aus meinen vielen Tausenden,</l><lb/><l>Einer wird passen deinem Finger und deiner Finger Werk.</l></lg><lb/><p><hirendition="#g">Hans Sachs</hi> aber schreibt vom Fingerhüter:</p><lb/><lgtype="poem"><l>Auſs Messing mach ich Fingerhüt,</l><lb/><l>Blechweiſs, werden im Feuwer glüt,</l><lb/><l>Dann in das Eysen glenck getriebn,</l><lb/><l>Darnach löchlein darin gehiebn,</l><lb/><l>Gar mancherly art, eng vnd weit,</l><lb/><l>Für Schuster vnd Schneider bereit,</l><lb/><l>Für Seidensticker und Nätherin,</l><lb/><l>Deſs Handwerks ich ein Meister bin.</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Draht- und Nadelfabrikation</hi>.</hi></head><lb/><p>Der <hirendition="#g">Eisendraht</hi> war das Material der Panzerschmiede. Vor<lb/>
dem 14. Jahrhundert wurde er mit Hammer und Amboſs geschmiedet.<lb/>
Im 14. Jahrhundert wurde in Deutschland die Kunst des <hirendition="#g">Draht-<lb/>
ziehens</hi> erfunden. In welch einfacher Weise das Ziehen geschah,<lb/>
haben wir Bd. I, S. 887 bis 890 beschrieben. Im 16. Jahrhundert nahm<lb/>
zwar der Bedarf an Draht für Panzer ab, aber um so mehr nahm seine<lb/>
Verwendung für andere Zwecke zu. Namentlich stieg der Bedarf an<lb/>
Stahldraht für die Nähnadelfabrikation und für Saiteninstrumente,<lb/>
während weicher Draht für viele häusliche und technische Zwecke,<lb/>
dann auch für die besonders in Italien beliebten Filigranarbeiten be-<lb/>
liebt war. Das Ziehen des Drahtes wurde erst bei den Edelmetallen,<lb/>
bei Gold und Silber, dann bei Kupfer, Messing, Eisen und Stahl an-<lb/>
gewendet. Für Eisen- und Stahldraht, den man weit kräftiger ver-<lb/>
langte, als Gold- und Silberdraht, gehörten auch schon des härteren<lb/>
Materials wegen kräftigere Ziehvorrichtungen. In ihrer Konstruktion<lb/>
stimmten dieselben aber mit den Drahtzügen für Edelmetalle überein,<lb/>
nur muſsten die Zieheisen und die Ziehvorrichtungen entsprechend<lb/>
stärker sein. <hirendition="#g">Biringuccio</hi> hat in seiner Pyrotechnia folgende gute<lb/>
Schilderung des Drahtziehens gegeben:</p><lb/><p>Lib. IX, Cap. VIII: Von der Praxis, Gold in Drähte zu ziehen,<lb/>
sowie auch Silber, <hirendition="#g">Eisen</hi>, Kupfer und Messing.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[505/0525]
Draht- und Nadelfabrikation.
Deshalb Käufer, wähl’ dir aus meinen vielen Tausenden,
Einer wird passen deinem Finger und deiner Finger Werk.
Hans Sachs aber schreibt vom Fingerhüter:
Auſs Messing mach ich Fingerhüt,
Blechweiſs, werden im Feuwer glüt,
Dann in das Eysen glenck getriebn,
Darnach löchlein darin gehiebn,
Gar mancherly art, eng vnd weit,
Für Schuster vnd Schneider bereit,
Für Seidensticker und Nätherin,
Deſs Handwerks ich ein Meister bin.
Draht- und Nadelfabrikation.
Der Eisendraht war das Material der Panzerschmiede. Vor
dem 14. Jahrhundert wurde er mit Hammer und Amboſs geschmiedet.
Im 14. Jahrhundert wurde in Deutschland die Kunst des Draht-
ziehens erfunden. In welch einfacher Weise das Ziehen geschah,
haben wir Bd. I, S. 887 bis 890 beschrieben. Im 16. Jahrhundert nahm
zwar der Bedarf an Draht für Panzer ab, aber um so mehr nahm seine
Verwendung für andere Zwecke zu. Namentlich stieg der Bedarf an
Stahldraht für die Nähnadelfabrikation und für Saiteninstrumente,
während weicher Draht für viele häusliche und technische Zwecke,
dann auch für die besonders in Italien beliebten Filigranarbeiten be-
liebt war. Das Ziehen des Drahtes wurde erst bei den Edelmetallen,
bei Gold und Silber, dann bei Kupfer, Messing, Eisen und Stahl an-
gewendet. Für Eisen- und Stahldraht, den man weit kräftiger ver-
langte, als Gold- und Silberdraht, gehörten auch schon des härteren
Materials wegen kräftigere Ziehvorrichtungen. In ihrer Konstruktion
stimmten dieselben aber mit den Drahtzügen für Edelmetalle überein,
nur muſsten die Zieheisen und die Ziehvorrichtungen entsprechend
stärker sein. Biringuccio hat in seiner Pyrotechnia folgende gute
Schilderung des Drahtziehens gegeben:
Lib. IX, Cap. VIII: Von der Praxis, Gold in Drähte zu ziehen,
sowie auch Silber, Eisen, Kupfer und Messing.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/525>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.