gelegenen Kantabrien, da, wo der Ozean die Küste bespült, ein Berg hoch und steil hervorragt, der -- unglaublich zu sagen -- ganz aus diesem Stoff besteht. Sodann befinden sich bei Perigord und Bourges in Gallien Hütten, in denen Eisen dargestellt wird. In Deutschland findet sich, wie ich schon im vorhergehenden Buche erwähnt habe, Eisen in den böhmisch-mährischen Bergen (Luna sylva), wie Ptolo- mäus schreibt: dieses gruben nach Cornelius Tacitus die Gothinen. Dann kommt Steyermark (Noricum), dessen Eisen von den Versen der Dichter besungen wird. So Ovid:
"Härter noch als Eisen, geschmolzen in norischem Feuer." Weiter- hin liegt im Tyrrhenischen Meer Elba: "Die Insel gesegnet mit un- erschöpflichem Metall der Chalyber." Diese nennen die Griechen Äthalia und von ihr erzählen sie, wie auch die Latiner, dass das Eisen wieder wachse. Aber Varro hat berichtet, dass alles in Stäbe ge- streckt werden könne, was nach Populonia, einer tuskischen Stadt, hinübergebracht werde. Fernerhin gruben die Diktäer auf Kreta Eisen. Sodann war, wie Strabo erzählt, Kupfer und Eisen gemein im lilandischen Felde auf Euböa. Aber in Asien fand man Eisenerze bei Andira: im Gebiete der Chalyber: in den Gebirgen Palästinas, die nach Arabien zu schauen: in Carmanien. Und wie in Europa das norische und hispanische Eisen am meisten in den Liedern der Dichter gepriesen wird, so in Asien das chalybische. Deshalb haben dieselben Dichter den Namen Chalybien oft für Eisen missbraucht. In Afrika aber findet sich Eisen auf der Insel Meroe.
Weil nun in allen gebirgigen Gegenden Eisen im Überfluss vor- kommt, so will ich nur die Erzgebiete anführen, die in unserer Zeit in grösster Blüte stehen. Es giebt jetzt auch bei den Schotten, die in Britannien wohnen, wie in Spanien und Frankreich viel und gutes Eisen. Ebenso in Deutschland in der Gegend, die man die Eifel nennt, und zwar im Gebiete des Grafen von Manderscheid. Woselbst auch eiserne Öfen, die wir in den Warmräumen gebrauchen, gegossen werden. Die Art und Weise, wie diese gegossen werden, will ich in den Büchern über die Metalle beschreiben. (Ist aber leider nicht geschehen!)
Aber noch an vielen andern Plätzen des grossen Deutschland wird dieses Metall dargestellt, welche einzeln aufzuführen mir unnötig erscheint, weshalb ich nur die besonders hervorragenden anführen will. So wird im Harz bei Muckshol, welches etwa 12000 Schritt von Nordhausen entfernt liegt, Eisenstein gegraben, welcher nahezu abgebaut zu sein scheint, und der Mennige ähnlich erscheint. In Hessen ist bei Waldungen Überfluss an Eisenstein, sowie bei der
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Georg Agricola.
gelegenen Kantabrien, da, wo der Ozean die Küste bespült, ein Berg hoch und steil hervorragt, der — unglaublich zu sagen — ganz aus diesem Stoff besteht. Sodann befinden sich bei Perigord und Bourges in Gallien Hütten, in denen Eisen dargestellt wird. In Deutschland findet sich, wie ich schon im vorhergehenden Buche erwähnt habe, Eisen in den böhmisch-mährischen Bergen (Luna sylva), wie Ptolo- mäus schreibt: dieses gruben nach Cornelius Tacitus die Gothinen. Dann kommt Steyermark (Noricum), dessen Eisen von den Versen der Dichter besungen wird. So Ovid:
„Härter noch als Eisen, geschmolzen in norischem Feuer.“ Weiter- hin liegt im Tyrrhenischen Meer Elba: „Die Insel gesegnet mit un- erschöpflichem Metall der Chalyber.“ Diese nennen die Griechen Äthalia und von ihr erzählen sie, wie auch die Latiner, daſs das Eisen wieder wachse. Aber Varro hat berichtet, daſs alles in Stäbe ge- streckt werden könne, was nach Populonia, einer tuskischen Stadt, hinübergebracht werde. Fernerhin gruben die Diktäer auf Kreta Eisen. Sodann war, wie Strabo erzählt, Kupfer und Eisen gemein im lilandischen Felde auf Euböa. Aber in Asien fand man Eisenerze bei Andira: im Gebiete der Chalyber: in den Gebirgen Palästinas, die nach Arabien zu schauen: in Carmanien. Und wie in Europa das norische und hispanische Eisen am meisten in den Liedern der Dichter gepriesen wird, so in Asien das chalybische. Deshalb haben dieselben Dichter den Namen Chalybien oft für Eisen miſsbraucht. In Afrika aber findet sich Eisen auf der Insel Meroe.
Weil nun in allen gebirgigen Gegenden Eisen im Überfluſs vor- kommt, so will ich nur die Erzgebiete anführen, die in unserer Zeit in gröſster Blüte stehen. Es giebt jetzt auch bei den Schotten, die in Britannien wohnen, wie in Spanien und Frankreich viel und gutes Eisen. Ebenso in Deutschland in der Gegend, die man die Eifel nennt, und zwar im Gebiete des Grafen von Manderscheid. Woselbst auch eiserne Öfen, die wir in den Warmräumen gebrauchen, gegossen werden. Die Art und Weise, wie diese gegossen werden, will ich in den Büchern über die Metalle beschreiben. (Ist aber leider nicht geschehen!)
Aber noch an vielen andern Plätzen des groſsen Deutschland wird dieses Metall dargestellt, welche einzeln aufzuführen mir unnötig erscheint, weshalb ich nur die besonders hervorragenden anführen will. So wird im Harz bei Muckshol, welches etwa 12000 Schritt von Nordhausen entfernt liegt, Eisenstein gegraben, welcher nahezu abgebaut zu sein scheint, und der Mennige ähnlich erscheint. In Hessen ist bei Waldungen Überfluſs an Eisenstein, sowie bei der
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Georg Agricola.
gelegenen Kantabrien, da, wo der Ozean die Küste bespült, ein Berg
hoch und steil hervorragt, der — unglaublich zu sagen — ganz aus
diesem Stoff besteht. Sodann befinden sich bei Perigord und Bourges
in Gallien Hütten, in denen Eisen dargestellt wird. In Deutschland
findet sich, wie ich schon im vorhergehenden Buche erwähnt habe,
Eisen in den böhmisch-mährischen Bergen (Luna sylva), wie Ptolo-
mäus schreibt: dieses gruben nach Cornelius Tacitus die Gothinen.
Dann kommt Steyermark (Noricum), dessen Eisen von den Versen
der Dichter besungen wird. So Ovid:
„Härter noch als Eisen, geschmolzen in norischem Feuer.“ Weiter-
hin liegt im Tyrrhenischen Meer Elba: „Die Insel gesegnet mit un-
erschöpflichem Metall der Chalyber.“ Diese nennen die Griechen
Äthalia und von ihr erzählen sie, wie auch die Latiner, daſs das Eisen
wieder wachse. Aber Varro hat berichtet, daſs alles in Stäbe ge-
streckt werden könne, was nach Populonia, einer tuskischen Stadt,
hinübergebracht werde. Fernerhin gruben die Diktäer auf Kreta
Eisen. Sodann war, wie Strabo erzählt, Kupfer und Eisen gemein
im lilandischen Felde auf Euböa. Aber in Asien fand man Eisenerze
bei Andira: im Gebiete der Chalyber: in den Gebirgen Palästinas, die
nach Arabien zu schauen: in Carmanien. Und wie in Europa das
norische und hispanische Eisen am meisten in den Liedern der Dichter
gepriesen wird, so in Asien das chalybische. Deshalb haben dieselben
Dichter den Namen Chalybien oft für Eisen miſsbraucht. In Afrika
aber findet sich Eisen auf der Insel Meroe.
Weil nun in allen gebirgigen Gegenden Eisen im Überfluſs vor-
kommt, so will ich nur die Erzgebiete anführen, die in unserer Zeit in
gröſster Blüte stehen. Es giebt jetzt auch bei den Schotten, die in
Britannien wohnen, wie in Spanien und Frankreich viel und gutes
Eisen. Ebenso in Deutschland in der Gegend, die man die Eifel
nennt, und zwar im Gebiete des Grafen von Manderscheid. Woselbst
auch eiserne Öfen, die wir in den Warmräumen gebrauchen, gegossen
werden. Die Art und Weise, wie diese gegossen werden, will ich in den
Büchern über die Metalle beschreiben. (Ist aber leider nicht geschehen!)
Aber noch an vielen andern Plätzen des groſsen Deutschland
wird dieses Metall dargestellt, welche einzeln aufzuführen mir unnötig
erscheint, weshalb ich nur die besonders hervorragenden anführen
will. So wird im Harz bei Muckshol, welches etwa 12000 Schritt
von Nordhausen entfernt liegt, Eisenstein gegraben, welcher nahezu
abgebaut zu sein scheint, und der Mennige ähnlich erscheint. In
Hessen ist bei Waldungen Überfluſs an Eisenstein, sowie bei der
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/55>, abgerufen am 23.11.2024.
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