bereitet, gegraben werden, alle Trockenpochwerke, die weiten Siebe und die Mühlen weggeworfen und eine Maschine, um die Erze nass zu pochen, erfunden. Nasserz aber nennen wir das, welches mit Wasser so angefeuchtet ist, dass es in den Pochtrog fliesst: weshalb wir es auch zuweilen Nasspochwerk nennen, da es im Wasser geht, im Gegensatz zu dem Trockenpochwerk und dem Trockenerz, wobei ohne Wasser gepocht wird.
Diese Nasspochwerke fanden rasche Verbreitung und wurden bald auch für andere Erze angewendet. Etwa 10 Jahre nach der Erfindung derselben legte Paul Grommestetter aus Schwatz die ersten Nasspochwerke zu Schneeberg und zu Joachimsthal an. 1521 wurde das neue grössere Pochwerk zu Joachimsthal mit verbessertem Waschherd, wodurch die Trübe fortgeschwemmt, der Schliech aber zurückbehalten wurde, erbaut 1).
Zu Schlackenwalde errichtete Hans Pörtner im Jahre 1525 das nasse Pochwerk, während auf dem Harze im Jahre 1524 das erste Trockenpochwerk und zwar mit nur einem Stempel von Peter Philipp erbaut worden ist. Bald darauf aber führten Simon Krug und Nickel Klerer auch die Nasspochwerke daselbst ein 2). Die von Agricola beschriebenen Nasspochwerke sind zum Teil schon ganz bedeutende Anlagen. Er erwähnt, dass die Stempelköpfe um die Hälfte schwerer seien als die der Trockenpochwerke. Die eiserne Sohle des Pochtroges war 888 mm lang, 222 mm breit und 74 mm dick. Das Sieb an der einen Seite des Troges bestand aus einer starken, gelochten Eisenplatte. Er beschreibt ferner eine damals gebräuch- liche Einrichtung, wobei vier Pochwerke auf einer Horizontalebene hintereinander standen. Die beiden hinteren hatten sehr hohe und daher schwere Stempel mit tief sitzenden Heblingen. Jedes Poch- werk wurde durch ein eigenes Wasserrad getrieben und das von den oberen Rädern abfliessende Wasser fiel auf die unteren Räder. Wo die Terrainverhältnisse eine solche Anlage nicht gestatteten, wurden zwei Paare gewöhnlicher Pochwerke auf zwei in verschiedenen Höhen gelegenen Ebenen aufgestellt, das Wasser von den oberen den unteren zugeführt und alles unter ein gemeinschaftliches Dach gebracht. Hier war jedoch die Bedienung weniger leicht und daher kostspieliger,
1) Siehe Albinus, Meissen. Bergchronika, Dresden 1590, S. 75 etc. -- Ma- thesius sagt dagegen in seiner Chronik von Joachimsthal: "1520 hat man ein gross Bochwerk angerichtet und über den Blan gewaschen."
2) H. Calvör, Beschreibung des Maschinenwesens auf dem Oberharz 1763, Bd. II, S. 74.
Maschinenwesen im 16. Jahrhundert.
bereitet, gegraben werden, alle Trockenpochwerke, die weiten Siebe und die Mühlen weggeworfen und eine Maschine, um die Erze naſs zu pochen, erfunden. Naſserz aber nennen wir das, welches mit Wasser so angefeuchtet ist, daſs es in den Pochtrog flieſst: weshalb wir es auch zuweilen Naſspochwerk nennen, da es im Wasser geht, im Gegensatz zu dem Trockenpochwerk und dem Trockenerz, wobei ohne Wasser gepocht wird.
Diese Naſspochwerke fanden rasche Verbreitung und wurden bald auch für andere Erze angewendet. Etwa 10 Jahre nach der Erfindung derselben legte Paul Grommestetter aus Schwatz die ersten Naſspochwerke zu Schneeberg und zu Joachimsthal an. 1521 wurde das neue gröſsere Pochwerk zu Joachimsthal mit verbessertem Waschherd, wodurch die Trübe fortgeschwemmt, der Schliech aber zurückbehalten wurde, erbaut 1).
Zu Schlackenwalde errichtete Hans Pörtner im Jahre 1525 das nasse Pochwerk, während auf dem Harze im Jahre 1524 das erste Trockenpochwerk und zwar mit nur einem Stempel von Peter Philipp erbaut worden ist. Bald darauf aber führten Simon Krug und Nickel Klerer auch die Naſspochwerke daselbst ein 2). Die von Agricola beschriebenen Naſspochwerke sind zum Teil schon ganz bedeutende Anlagen. Er erwähnt, daſs die Stempelköpfe um die Hälfte schwerer seien als die der Trockenpochwerke. Die eiserne Sohle des Pochtroges war 888 mm lang, 222 mm breit und 74 mm dick. Das Sieb an der einen Seite des Troges bestand aus einer starken, gelochten Eisenplatte. Er beschreibt ferner eine damals gebräuch- liche Einrichtung, wobei vier Pochwerke auf einer Horizontalebene hintereinander standen. Die beiden hinteren hatten sehr hohe und daher schwere Stempel mit tief sitzenden Heblingen. Jedes Poch- werk wurde durch ein eigenes Wasserrad getrieben und das von den oberen Rädern abflieſsende Wasser fiel auf die unteren Räder. Wo die Terrainverhältnisse eine solche Anlage nicht gestatteten, wurden zwei Paare gewöhnlicher Pochwerke auf zwei in verschiedenen Höhen gelegenen Ebenen aufgestellt, das Wasser von den oberen den unteren zugeführt und alles unter ein gemeinschaftliches Dach gebracht. Hier war jedoch die Bedienung weniger leicht und daher kostspieliger,
1) Siehe Albinus, Meiſsen. Bergchronika, Dresden 1590, S. 75 etc. — Ma- thesius sagt dagegen in seiner Chronik von Joachimsthal: „1520 hat man ein groſs Bochwerk angerichtet und über den Blan gewaschen.“
2) H. Calvör, Beschreibung des Maschinenwesens auf dem Oberharz 1763, Bd. II, S. 74.
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und die Mühlen weggeworfen und eine Maschine, um die Erze naſs
zu pochen, erfunden. Naſserz aber nennen wir das, welches mit
Wasser so angefeuchtet ist, daſs es in den Pochtrog flieſst: weshalb
wir es auch zuweilen Naſspochwerk nennen, da es im Wasser geht,
im Gegensatz zu dem Trockenpochwerk und dem Trockenerz, wobei
ohne Wasser gepocht wird.
Diese Naſspochwerke fanden rasche Verbreitung und wurden
bald auch für andere Erze angewendet. Etwa 10 Jahre nach der
Erfindung derselben legte Paul Grommestetter aus Schwatz die
ersten Naſspochwerke zu Schneeberg und zu Joachimsthal an. 1521
wurde das neue gröſsere Pochwerk zu Joachimsthal mit verbessertem
Waschherd, wodurch die Trübe fortgeschwemmt, der Schliech aber
zurückbehalten wurde, erbaut 1).
Zu Schlackenwalde errichtete Hans Pörtner im Jahre 1525
das nasse Pochwerk, während auf dem Harze im Jahre 1524 das
erste Trockenpochwerk und zwar mit nur einem Stempel von Peter
Philipp erbaut worden ist. Bald darauf aber führten Simon Krug
und Nickel Klerer auch die Naſspochwerke daselbst ein 2). Die von
Agricola beschriebenen Naſspochwerke sind zum Teil schon ganz
bedeutende Anlagen. Er erwähnt, daſs die Stempelköpfe um die Hälfte
schwerer seien als die der Trockenpochwerke. Die eiserne Sohle
des Pochtroges war 888 mm lang, 222 mm breit und 74 mm dick.
Das Sieb an der einen Seite des Troges bestand aus einer starken,
gelochten Eisenplatte. Er beschreibt ferner eine damals gebräuch-
liche Einrichtung, wobei vier Pochwerke auf einer Horizontalebene
hintereinander standen. Die beiden hinteren hatten sehr hohe und
daher schwere Stempel mit tief sitzenden Heblingen. Jedes Poch-
werk wurde durch ein eigenes Wasserrad getrieben und das von den
oberen Rädern abflieſsende Wasser fiel auf die unteren Räder. Wo
die Terrainverhältnisse eine solche Anlage nicht gestatteten, wurden
zwei Paare gewöhnlicher Pochwerke auf zwei in verschiedenen Höhen
gelegenen Ebenen aufgestellt, das Wasser von den oberen den unteren
zugeführt und alles unter ein gemeinschaftliches Dach gebracht.
Hier war jedoch die Bedienung weniger leicht und daher kostspieliger,
1) Siehe Albinus, Meiſsen. Bergchronika, Dresden 1590, S. 75 etc. — Ma-
thesius sagt dagegen in seiner Chronik von Joachimsthal: „1520 hat man ein
groſs Bochwerk angerichtet und über den Blan gewaschen.“
2) H. Calvör, Beschreibung des Maschinenwesens auf dem Oberharz 1763,
Bd. II, S. 74.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/552>, abgerufen am 22.11.2024.
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