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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Zünfte der Eisenarbeiter.
spasshaften Bildern zur Klugheit, Bescheidenheit, Ehrlichkeit und
Tapferkeit. Nach mancherlei Abenteuern komme er endlich an eine
Stadt. Da soll er sein Bündel der Thorwacht geben, in die Stadt
gehen und sich ein Zeichen von einem Meister holen, dass er ein
Schmied sei. Nun geht er zur nächsten Werkstatt und sagt seinen
Gruss: "Guten Tag, Glück herein, Gott ehre das Handwerk, Meister und
Gesellen;" so werden sie danken und sagen: Willkommen, Schmied. --
Als das erbetene Zeichen bekommt er einen Hammer, ein Hufeisen
oder einen Spannring. Damit löst er sein Ränzel am Thor aus und
geht mit demselben zum Meister. Will er nur kurze Rast haben, so
sagt er nach obigem Schmiedegruss: "Meister, ich wollt ihn ange-
sprochen haben von wegen des Handwerks, ob ihr mich meinen Bündel
wollt ablegen lassen, dass ich mit Gott und Ehren kann weiter kommen."
Will er Nachtherberge, so spricht er: "Meister, ich wollt ihn ange-
sprochen haben von wegen des Handwerks, wenn ihr mich und meinen
Bündel wollt beherbergen, dass ich mit Gott und Ehren kann weiter
kommen." Dann wird der Meister sagen: "leg ab" .... "Wenn du
ihn nun abgelegt hast und der Bruder arbeitet, so schlag ein- oder
zweimal mit und dann sprich: Mit Gunst, Schmied, wie ist es hier
Gebrauch, lässt man sich Arbeit schauen oder geht man aufs Ge-
schenke? So wird er sagen: Es ist hier der Gebrauch, dass man sich
lässt Arbeit schauen; so gehe denn hin vor den Meister und sprich:
Meister, ich wollt ihn angesprochen haben wegen des Handwerks, ob
Ihr Eurem Burschen wollt die Zeit vergönnen, dass er mir Arbeit
schau; so wird er sagen: Ja. So gehe denn hin zu dem Burschen
und sprich: Mit Gunst, Schmied, ich wollt dich angesprochen haben
von wegen des Handwerks, ob du mir wolltest Arbeit schauen auf
8 oder 14 Tagen nach Handwerksbrauch." Oder ist es Gebrauch,
dass man aufs Geschenk geht, so gehst du von 8 bis 11 und von
1 bis 4 Uhr; und nun folgt eine humoristische Schilderung, wie er
sich hierbei in der Werkstätte, wie in der Herberge zu benehmen
hat, wobei das "Ausschicken" nach Bier oder Wein eine wichtige
Rolle spielt.

So giebt die originelle "Vorsage" eine Schilderung der ganzen
Wanderschaft mit allen ihren Freuden und Leiden. Sie stammt ihrem
Hauptinhalte nach wohl schon aus dem Mittelalter.

Nicht minder alt ist der Schmiedegesellengruss1). Ein gereimtes

1) Siehe Berlepsch, a. a. O., S. 61. -- Stock, Grundzüge der Verfassung
des Gesellenwesens 1844, S. 87. -- Des Knaben Wunderhorn, Bd. II, S. 74.

Zünfte der Eisenarbeiter.
spaſshaften Bildern zur Klugheit, Bescheidenheit, Ehrlichkeit und
Tapferkeit. Nach mancherlei Abenteuern komme er endlich an eine
Stadt. Da soll er sein Bündel der Thorwacht geben, in die Stadt
gehen und sich ein Zeichen von einem Meister holen, daſs er ein
Schmied sei. Nun geht er zur nächsten Werkstatt und sagt seinen
Gruſs: „Guten Tag, Glück herein, Gott ehre das Handwerk, Meister und
Gesellen;“ so werden sie danken und sagen: Willkommen, Schmied. —
Als das erbetene Zeichen bekommt er einen Hammer, ein Hufeisen
oder einen Spannring. Damit löst er sein Ränzel am Thor aus und
geht mit demselben zum Meister. Will er nur kurze Rast haben, so
sagt er nach obigem Schmiedegruſs: „Meister, ich wollt ihn ange-
sprochen haben von wegen des Handwerks, ob ihr mich meinen Bündel
wollt ablegen lassen, daſs ich mit Gott und Ehren kann weiter kommen.“
Will er Nachtherberge, so spricht er: „Meister, ich wollt ihn ange-
sprochen haben von wegen des Handwerks, wenn ihr mich und meinen
Bündel wollt beherbergen, daſs ich mit Gott und Ehren kann weiter
kommen.“ Dann wird der Meister sagen: „leg ab“ .... „Wenn du
ihn nun abgelegt hast und der Bruder arbeitet, so schlag ein- oder
zweimal mit und dann sprich: Mit Gunst, Schmied, wie ist es hier
Gebrauch, läſst man sich Arbeit schauen oder geht man aufs Ge-
schenke? So wird er sagen: Es ist hier der Gebrauch, daſs man sich
läſst Arbeit schauen; so gehe denn hin vor den Meister und sprich:
Meister, ich wollt ihn angesprochen haben wegen des Handwerks, ob
Ihr Eurem Burschen wollt die Zeit vergönnen, daſs er mir Arbeit
schau; so wird er sagen: Ja. So gehe denn hin zu dem Burschen
und sprich: Mit Gunst, Schmied, ich wollt dich angesprochen haben
von wegen des Handwerks, ob du mir wolltest Arbeit schauen auf
8 oder 14 Tagen nach Handwerksbrauch.“ Oder ist es Gebrauch,
daſs man aufs Geschenk geht, so gehst du von 8 bis 11 und von
1 bis 4 Uhr; und nun folgt eine humoristische Schilderung, wie er
sich hierbei in der Werkstätte, wie in der Herberge zu benehmen
hat, wobei das „Ausschicken“ nach Bier oder Wein eine wichtige
Rolle spielt.

So giebt die originelle „Vorsage“ eine Schilderung der ganzen
Wanderschaft mit allen ihren Freuden und Leiden. Sie stammt ihrem
Hauptinhalte nach wohl schon aus dem Mittelalter.

Nicht minder alt ist der Schmiedegesellengruſs1). Ein gereimtes

1) Siehe Berlepsch, a. a. O., S. 61. — Stock, Grundzüge der Verfassung
des Gesellenwesens 1844, S. 87. — Des Knaben Wunderhorn, Bd. II, S. 74.
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[562/0582] Zünfte der Eisenarbeiter. spaſshaften Bildern zur Klugheit, Bescheidenheit, Ehrlichkeit und Tapferkeit. Nach mancherlei Abenteuern komme er endlich an eine Stadt. Da soll er sein Bündel der Thorwacht geben, in die Stadt gehen und sich ein Zeichen von einem Meister holen, daſs er ein Schmied sei. Nun geht er zur nächsten Werkstatt und sagt seinen Gruſs: „Guten Tag, Glück herein, Gott ehre das Handwerk, Meister und Gesellen;“ so werden sie danken und sagen: Willkommen, Schmied. — Als das erbetene Zeichen bekommt er einen Hammer, ein Hufeisen oder einen Spannring. Damit löst er sein Ränzel am Thor aus und geht mit demselben zum Meister. Will er nur kurze Rast haben, so sagt er nach obigem Schmiedegruſs: „Meister, ich wollt ihn ange- sprochen haben von wegen des Handwerks, ob ihr mich meinen Bündel wollt ablegen lassen, daſs ich mit Gott und Ehren kann weiter kommen.“ Will er Nachtherberge, so spricht er: „Meister, ich wollt ihn ange- sprochen haben von wegen des Handwerks, wenn ihr mich und meinen Bündel wollt beherbergen, daſs ich mit Gott und Ehren kann weiter kommen.“ Dann wird der Meister sagen: „leg ab“ .... „Wenn du ihn nun abgelegt hast und der Bruder arbeitet, so schlag ein- oder zweimal mit und dann sprich: Mit Gunst, Schmied, wie ist es hier Gebrauch, läſst man sich Arbeit schauen oder geht man aufs Ge- schenke? So wird er sagen: Es ist hier der Gebrauch, daſs man sich läſst Arbeit schauen; so gehe denn hin vor den Meister und sprich: Meister, ich wollt ihn angesprochen haben wegen des Handwerks, ob Ihr Eurem Burschen wollt die Zeit vergönnen, daſs er mir Arbeit schau; so wird er sagen: Ja. So gehe denn hin zu dem Burschen und sprich: Mit Gunst, Schmied, ich wollt dich angesprochen haben von wegen des Handwerks, ob du mir wolltest Arbeit schauen auf 8 oder 14 Tagen nach Handwerksbrauch.“ Oder ist es Gebrauch, daſs man aufs Geschenk geht, so gehst du von 8 bis 11 und von 1 bis 4 Uhr; und nun folgt eine humoristische Schilderung, wie er sich hierbei in der Werkstätte, wie in der Herberge zu benehmen hat, wobei das „Ausschicken“ nach Bier oder Wein eine wichtige Rolle spielt. So giebt die originelle „Vorsage“ eine Schilderung der ganzen Wanderschaft mit allen ihren Freuden und Leiden. Sie stammt ihrem Hauptinhalte nach wohl schon aus dem Mittelalter. Nicht minder alt ist der Schmiedegesellengruſs 1). Ein gereimtes 1) Siehe Berlepsch, a. a. O., S. 61. — Stock, Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens 1844, S. 87. — Des Knaben Wunderhorn, Bd. II, S. 74.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/582>, abgerufen am 22.11.2024.