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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
eine der vier grossen Stapelplätze der Hansa genannt. Die andern
waren Brügge, das Centrum des flandrischen Handels, von 1252 (1262)
ab, Bergen für den nordischen seit 1272 und Nowgorod für den
russischen Handel seit 1278. In allen diesen Städten bestanden
grosse Kaufhöfe der Hanseaten, welche sich zu Stadtteilen oder zu
einer Stadt in der Stadt erweiterten. Denn sowohl die Kaufleute als
alle ihre Bediensteten wohnten in dem Kaufhofe. So wohnten alle
deutschen Kaufleute von 1250 ab mehrere Jahrhunderte durch im
Stahlhofe, der wie eine feste Stadt umwallt und mit starken Thoren
versehen war, welche jeden Abend zu bestimmter Stunde verschlossen
wurden. Dann musste ein jeder in seiner Behausung sein, sonst begab
er sich seines Rechtes und Schutzes. Innerhalb der Mauern des Stahl-
hofes herrschte ein eigenartiges, landsmännisches Leben, welches
durch strenge Ordnung geregelt war. Es hatte einen klösterlichen
Anstrich, da Weiber im Stahlhofe nicht zugelassen waren. Die Be-
amten mussten sich zur Ehelosigkeit verpflichten. In dieser Weise
trieben die deutschen Kaufleute in London gewinnbringenden Handel,
indem sie lange Zeit den ganzen auswärtigen Handel Englands in
Händen hatten, sowohl Ein- wie Ausfuhr auf ihren eigenen fremd-
ländischen Schiffen besorgten. England besass in jenen frühen Zeiten
nur wenige Kaufleute und noch weniger Schiffe.

Die Deutschen nannten ihre grossartige Niederlage in London
aber nicht Stahlhof, sondern Gildhalle, Gildhalla Teutonicorum. Sie
hatten die Verpflichtung, das Stadtthor der City von London, genannt
Bishop's gate, zu bewachen und in Reparatur zu erhalten.

Fremde durften im Stahlhofe nicht übernachten. 1280 verlieh
Eduard I. den deutschen Kaufleuten einen Schutzbrief -- charter --,
in welchem ihre Privilegien bestätigt wurden. Die deutschen Kauf-
leute bildeten eine geschlossene fremde Macht im englischen König-
reiche, aber das Land konnte sie nicht entbehren, und die Fürsten
zogen grossen Nutzen durch sie. Dass sie den einheimischen Kauf-
leuten ein Dorn im Auge waren, ist selbstverständlich, aber auch der
Stadt London wurde diese fremde Festung in der Stadt mit der Zeit
lästig und verhasst.

Ähnliche Machtstellung erlangten die Hanseaten auch in den
übrigen Ländern, wo sie ihre grossen Kontore hatten. Natürlich ge-
schah dies nicht ohne Widerstand. Wir wollen chronistisch die
wichtigsten Thatsachen der Entwickelung des Hansabundes aufführen:

1252 erlangen die Hanseaten in Flandern grosse Ermässigung der
Zölle und Abgaben; -- desgleichen in Sachsen.


Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
eine der vier groſsen Stapelplätze der Hansa genannt. Die andern
waren Brügge, das Centrum des flandrischen Handels, von 1252 (1262)
ab, Bergen für den nordischen seit 1272 und Nowgorod für den
russischen Handel seit 1278. In allen diesen Städten bestanden
groſse Kaufhöfe der Hanseaten, welche sich zu Stadtteilen oder zu
einer Stadt in der Stadt erweiterten. Denn sowohl die Kaufleute als
alle ihre Bediensteten wohnten in dem Kaufhofe. So wohnten alle
deutschen Kaufleute von 1250 ab mehrere Jahrhunderte durch im
Stahlhofe, der wie eine feste Stadt umwallt und mit starken Thoren
versehen war, welche jeden Abend zu bestimmter Stunde verschlossen
wurden. Dann muſste ein jeder in seiner Behausung sein, sonst begab
er sich seines Rechtes und Schutzes. Innerhalb der Mauern des Stahl-
hofes herrschte ein eigenartiges, landsmännisches Leben, welches
durch strenge Ordnung geregelt war. Es hatte einen klösterlichen
Anstrich, da Weiber im Stahlhofe nicht zugelassen waren. Die Be-
amten muſsten sich zur Ehelosigkeit verpflichten. In dieser Weise
trieben die deutschen Kaufleute in London gewinnbringenden Handel,
indem sie lange Zeit den ganzen auswärtigen Handel Englands in
Händen hatten, sowohl Ein- wie Ausfuhr auf ihren eigenen fremd-
ländischen Schiffen besorgten. England besaſs in jenen frühen Zeiten
nur wenige Kaufleute und noch weniger Schiffe.

Die Deutschen nannten ihre groſsartige Niederlage in London
aber nicht Stahlhof, sondern Gildhalle, Gildhalla Teutonicorum. Sie
hatten die Verpflichtung, das Stadtthor der City von London, genannt
Bishop’s gate, zu bewachen und in Reparatur zu erhalten.

Fremde durften im Stahlhofe nicht übernachten. 1280 verlieh
Eduard I. den deutschen Kaufleuten einen Schutzbrief — charter —,
in welchem ihre Privilegien bestätigt wurden. Die deutschen Kauf-
leute bildeten eine geschlossene fremde Macht im englischen König-
reiche, aber das Land konnte sie nicht entbehren, und die Fürsten
zogen groſsen Nutzen durch sie. Daſs sie den einheimischen Kauf-
leuten ein Dorn im Auge waren, ist selbstverständlich, aber auch der
Stadt London wurde diese fremde Festung in der Stadt mit der Zeit
lästig und verhaſst.

Ähnliche Machtstellung erlangten die Hanseaten auch in den
übrigen Ländern, wo sie ihre groſsen Kontore hatten. Natürlich ge-
schah dies nicht ohne Widerstand. Wir wollen chronistisch die
wichtigsten Thatsachen der Entwickelung des Hansabundes aufführen:

1252 erlangen die Hanseaten in Flandern groſse Ermäſsigung der
Zölle und Abgaben; — desgleichen in Sachsen.


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[574/0594] Der Eisenhandel und die deutsche Hansa. eine der vier groſsen Stapelplätze der Hansa genannt. Die andern waren Brügge, das Centrum des flandrischen Handels, von 1252 (1262) ab, Bergen für den nordischen seit 1272 und Nowgorod für den russischen Handel seit 1278. In allen diesen Städten bestanden groſse Kaufhöfe der Hanseaten, welche sich zu Stadtteilen oder zu einer Stadt in der Stadt erweiterten. Denn sowohl die Kaufleute als alle ihre Bediensteten wohnten in dem Kaufhofe. So wohnten alle deutschen Kaufleute von 1250 ab mehrere Jahrhunderte durch im Stahlhofe, der wie eine feste Stadt umwallt und mit starken Thoren versehen war, welche jeden Abend zu bestimmter Stunde verschlossen wurden. Dann muſste ein jeder in seiner Behausung sein, sonst begab er sich seines Rechtes und Schutzes. Innerhalb der Mauern des Stahl- hofes herrschte ein eigenartiges, landsmännisches Leben, welches durch strenge Ordnung geregelt war. Es hatte einen klösterlichen Anstrich, da Weiber im Stahlhofe nicht zugelassen waren. Die Be- amten muſsten sich zur Ehelosigkeit verpflichten. In dieser Weise trieben die deutschen Kaufleute in London gewinnbringenden Handel, indem sie lange Zeit den ganzen auswärtigen Handel Englands in Händen hatten, sowohl Ein- wie Ausfuhr auf ihren eigenen fremd- ländischen Schiffen besorgten. England besaſs in jenen frühen Zeiten nur wenige Kaufleute und noch weniger Schiffe. Die Deutschen nannten ihre groſsartige Niederlage in London aber nicht Stahlhof, sondern Gildhalle, Gildhalla Teutonicorum. Sie hatten die Verpflichtung, das Stadtthor der City von London, genannt Bishop’s gate, zu bewachen und in Reparatur zu erhalten. Fremde durften im Stahlhofe nicht übernachten. 1280 verlieh Eduard I. den deutschen Kaufleuten einen Schutzbrief — charter —, in welchem ihre Privilegien bestätigt wurden. Die deutschen Kauf- leute bildeten eine geschlossene fremde Macht im englischen König- reiche, aber das Land konnte sie nicht entbehren, und die Fürsten zogen groſsen Nutzen durch sie. Daſs sie den einheimischen Kauf- leuten ein Dorn im Auge waren, ist selbstverständlich, aber auch der Stadt London wurde diese fremde Festung in der Stadt mit der Zeit lästig und verhaſst. Ähnliche Machtstellung erlangten die Hanseaten auch in den übrigen Ländern, wo sie ihre groſsen Kontore hatten. Natürlich ge- schah dies nicht ohne Widerstand. Wir wollen chronistisch die wichtigsten Thatsachen der Entwickelung des Hansabundes aufführen: 1252 erlangen die Hanseaten in Flandern groſse Ermäſsigung der Zölle und Abgaben; — desgleichen in Sachsen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/594>, abgerufen am 22.11.2024.