machte deshalb auch Schwierigkeiten, namentlich wegen der Fischerei und des Rechtes, Bier zu brauen. Dieses besassen zwar alle Hammer- werke der Umgegend, es bedurfte aber einer besondern Verleihung. Ursprünglich beschränkte sich das Brauen auf den eigenen Bedarf, durch den vielen Verkehr mit Fuhrleuten, Holzknechten u. s. w. wurde aber diese Grenze meist nicht eingehalten.
Das Eisen von Amberg und Sulzbach fand seinen Absatz zunächst in der Nähe, in der Pfalz, in Bayern, Nürnberg und Regensburg, ging aber auch von hier aufwärts nach Ulm, an den Bodensee und ins Schweizerland und hiess Amberg in alten Zeiten die Eisenstadt. Die Bleche wurden auch nach Frankreich, in die Niederlande, nach Welschland, der Türkei und über das Meer verführt. Der Handels- weg nach Norden ging über Leipzig.
Der Haupthandelsplatz für das Eisen des Nordgaues war Regens- burg. Dort waren bedeutende Grosshändler, welche das Eisen in Schiffsladungen bezogen. Als erster wird um 1520 genannt der Handelsmann und Ratsherr Wilhelm Wieland, in dessen Händen sich der oberländische Eisenhandel grösstenteils befand. Am 30. März 1520 wurden drei Schiffe mit Eisen zu Günzburg mit Arrest belegt "wegen Juden- und Stadthändel".
Aus alledem ersieht man, wie bedeutend die Eisenindustrie des bayerischen Nordgaues, der heutigen Provinz Oberpfalz und Regens- burg im 15. und 16. Jahrhundert war. Seb. Münster sagt in seiner Kosmographey (892): "Im Nordgau bei Amberg und Sultzbach ist das gantz Erdreich voll Eisenerz, dem man auch ohn underlass nachgräbt, und alle fliessende Wässer daselbst herum mit Hämmern und Eisen- schmitten verschlagen sind, die Vilss, die Nab und Pegnitz."
Weniger wissen wir von der Eisenindustrie der übrigen Provinzen Bayerns.
Nürnberg, die wichtigste Industriestadt Deutschlands im 16. Jahr- hundert, nahm auch einen hervorragenden Anteil an der Verarbeitung des Eisens. Helius Eobanus Hessus singt 1532 in seiner Norimberga:
"Ferrum amet et ferri laudem sibi vendicet uni, Tractandi per mille modos, ac mille per arteis In ferrum gens nata, piae seu commoda pacis, Seu gerat insani furiosa negotia Martis."
An keinem Orte würden mehr und bessere Waffen gemacht als in Nürnberg. Hierauf wendet sich der Dichter zu der hervorragenden Schilderung der Eisenschneid- und Drahtmühlen an der Pegnitz, die
Bayern.
machte deshalb auch Schwierigkeiten, namentlich wegen der Fischerei und des Rechtes, Bier zu brauen. Dieses besaſsen zwar alle Hammer- werke der Umgegend, es bedurfte aber einer besondern Verleihung. Ursprünglich beschränkte sich das Brauen auf den eigenen Bedarf, durch den vielen Verkehr mit Fuhrleuten, Holzknechten u. s. w. wurde aber diese Grenze meist nicht eingehalten.
Das Eisen von Amberg und Sulzbach fand seinen Absatz zunächst in der Nähe, in der Pfalz, in Bayern, Nürnberg und Regensburg, ging aber auch von hier aufwärts nach Ulm, an den Bodensee und ins Schweizerland und hieſs Amberg in alten Zeiten die Eisenstadt. Die Bleche wurden auch nach Frankreich, in die Niederlande, nach Welschland, der Türkei und über das Meer verführt. Der Handels- weg nach Norden ging über Leipzig.
Der Haupthandelsplatz für das Eisen des Nordgaues war Regens- burg. Dort waren bedeutende Groſshändler, welche das Eisen in Schiffsladungen bezogen. Als erster wird um 1520 genannt der Handelsmann und Ratsherr Wilhelm Wieland, in dessen Händen sich der oberländische Eisenhandel gröſstenteils befand. Am 30. März 1520 wurden drei Schiffe mit Eisen zu Günzburg mit Arrest belegt „wegen Juden- und Stadthändel“.
Aus alledem ersieht man, wie bedeutend die Eisenindustrie des bayerischen Nordgaues, der heutigen Provinz Oberpfalz und Regens- burg im 15. und 16. Jahrhundert war. Seb. Münster sagt in seiner Kosmographey (892): „Im Nordgau bei Amberg und Sultzbach ist das gantz Erdreich voll Eisenerz, dem man auch ohn underlaſs nachgräbt, und alle flieſsende Wässer daselbst herum mit Hämmern und Eisen- schmitten verschlagen sind, die Vilſs, die Nab und Pegnitz.“
Weniger wissen wir von der Eisenindustrie der übrigen Provinzen Bayerns.
Nürnberg, die wichtigste Industriestadt Deutschlands im 16. Jahr- hundert, nahm auch einen hervorragenden Anteil an der Verarbeitung des Eisens. Helius Eobanus Hessus singt 1532 in seiner Norimberga:
„Ferrum amet et ferri laudem sibi vendicet uni, Tractandi per mille modos, ac mille per arteis In ferrum gens nata, piae seu commoda pacis, Seu gerat insani furiosa negotia Martis.“
An keinem Orte würden mehr und bessere Waffen gemacht als in Nürnberg. Hierauf wendet sich der Dichter zu der hervorragenden Schilderung der Eisenschneid- und Drahtmühlen an der Pegnitz, die
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Bayern.
machte deshalb auch Schwierigkeiten, namentlich wegen der Fischerei
und des Rechtes, Bier zu brauen. Dieses besaſsen zwar alle Hammer-
werke der Umgegend, es bedurfte aber einer besondern Verleihung.
Ursprünglich beschränkte sich das Brauen auf den eigenen Bedarf,
durch den vielen Verkehr mit Fuhrleuten, Holzknechten u. s. w. wurde
aber diese Grenze meist nicht eingehalten.
Das Eisen von Amberg und Sulzbach fand seinen Absatz zunächst
in der Nähe, in der Pfalz, in Bayern, Nürnberg und Regensburg,
ging aber auch von hier aufwärts nach Ulm, an den Bodensee und
ins Schweizerland und hieſs Amberg in alten Zeiten die Eisenstadt.
Die Bleche wurden auch nach Frankreich, in die Niederlande, nach
Welschland, der Türkei und über das Meer verführt. Der Handels-
weg nach Norden ging über Leipzig.
Der Haupthandelsplatz für das Eisen des Nordgaues war Regens-
burg. Dort waren bedeutende Groſshändler, welche das Eisen in
Schiffsladungen bezogen. Als erster wird um 1520 genannt der
Handelsmann und Ratsherr Wilhelm Wieland, in dessen Händen sich
der oberländische Eisenhandel gröſstenteils befand. Am 30. März
1520 wurden drei Schiffe mit Eisen zu Günzburg mit Arrest belegt
„wegen Juden- und Stadthändel“.
Aus alledem ersieht man, wie bedeutend die Eisenindustrie des
bayerischen Nordgaues, der heutigen Provinz Oberpfalz und Regens-
burg im 15. und 16. Jahrhundert war. Seb. Münster sagt in seiner
Kosmographey (892): „Im Nordgau bei Amberg und Sultzbach ist das
gantz Erdreich voll Eisenerz, dem man auch ohn underlaſs nachgräbt,
und alle flieſsende Wässer daselbst herum mit Hämmern und Eisen-
schmitten verschlagen sind, die Vilſs, die Nab und Pegnitz.“
Weniger wissen wir von der Eisenindustrie der übrigen Provinzen
Bayerns.
Nürnberg, die wichtigste Industriestadt Deutschlands im 16. Jahr-
hundert, nahm auch einen hervorragenden Anteil an der Verarbeitung
des Eisens. Helius Eobanus Hessus singt 1532 in seiner Norimberga:
„Ferrum amet et ferri laudem sibi vendicet uni,
Tractandi per mille modos, ac mille per arteis
In ferrum gens nata, piae seu commoda pacis,
Seu gerat insani furiosa negotia Martis.“
An keinem Orte würden mehr und bessere Waffen gemacht als
in Nürnberg. Hierauf wendet sich der Dichter zu der hervorragenden
Schilderung der Eisenschneid- und Drahtmühlen an der Pegnitz, die
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/708>, abgerufen am 22.11.2024.
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