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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Bayern.
wir oben schon mitgeteilt haben. Aus manchen Anzeichen geht mit
Wahrscheinlichkeit hervor, dass auch Eisenguss in Nürnberg gemacht
wurde und dass wahrscheinlich eine Zeitlang ein Schmelzofen in der
Nähe der Stadt an der Pegnitz betrieben wurde. Leider fehlen hier-
über bis jetzt bestimmte Nachrichten aus dieser Zeit. Dagegen können
wir noch einige ältere Angaben mitteilen.

In Franken gab es bei Nürnberg schon vor dem Jahre 1398
einen Eisenhammer und ein Schmelzwerk. In diesem Jahre erhielt
Nürnberg Hammerfreiheit. Dass Nürnberger Bürger an der Eisen-
gewinnung und an der Hammereinigung von Sulzbach-Amberg vom
Jahre 1387 beteiligt waren, haben wir bereits erwähnt. Schon 1363
hatte Karl IV. die alten Fürstenrechte der Burggrafen von Nürn-
berg bestätigt und überliess ihnen "alle Goldwerk, Silberwerk, Kupfer-
werk, Eisenwerk, Bleywerk, Zinnwerk und alles daz da Erz heizzet,
dass in ihren Landen und Herrschaften finden werdet" 1).

Die Nürnberger Hämmer lagen an der Pegnitz und an andern
Flüssen und Bächen. Auf denselben wurde viel Wehr und Waffen
geschmiedet, mit denen die Stadt grossen Handel trieb. Sie litten
schwer in den Hussitenkriegen. Die Strasse von Nürnberg nach
Böhmen ging über Vilseck und Weiden. Sie heisst bei Vilseck noch
heute die Eisen- oder Saustrasse.

Eisenbergbau bestand ferner zu Fischerlohe im Mainthal, ferner
bei Wunsiedel. Die Zinn- und Eisenbergwerke verschafften Wunsiedel
1326 die Stadtgerechtigkeit. Zu Agricolas Zeit waren die Eisen-
gruben zu Wunsiedel sehr im Schwunge 2).

Dass um den Fichtelberg herum viel Eisen gegraben wurde, be-
zeugt Mathesius 3).

Albinus erzählt, das bei Neilla gelegene Eisenbergwerk sei
schon 1499 von Nik. Stauden wieder gewältigt worden.

Bei Bayreuth wurde 1515 Eisenbergbau auf dem Wurmstollen
getrieben.

Bei Kemnat 4) war schon im 15. Jahrhundert Eisensteinbergbau,
und der Zündelhammer und der Pechhöferhammer sind bis ins
19. Jahrhundert im Umtrieb geblieben. Sodann trieb man um den
Rothenfels Bergbau auf Eisenstein und die Hölzelmühle war ohne
Zweifel der Eisenhammer, da man hier noch Haufen von Zerenn-

1) Otia metallica I, p. 151, 152. Gmelin, a. a. O., S. 159.
2) Agricola de vet. et nov. met. L. II.
3) Sarepta, Pred. VIII, p. 357.
4) Siehe Mosch, Zur Geschichte des Bergbaues in Teutschland 1829, S. 163.
Beck, Geschichte des Eisens. 44

Bayern.
wir oben schon mitgeteilt haben. Aus manchen Anzeichen geht mit
Wahrscheinlichkeit hervor, daſs auch Eisenguſs in Nürnberg gemacht
wurde und daſs wahrscheinlich eine Zeitlang ein Schmelzofen in der
Nähe der Stadt an der Pegnitz betrieben wurde. Leider fehlen hier-
über bis jetzt bestimmte Nachrichten aus dieser Zeit. Dagegen können
wir noch einige ältere Angaben mitteilen.

In Franken gab es bei Nürnberg schon vor dem Jahre 1398
einen Eisenhammer und ein Schmelzwerk. In diesem Jahre erhielt
Nürnberg Hammerfreiheit. Daſs Nürnberger Bürger an der Eisen-
gewinnung und an der Hammereinigung von Sulzbach-Amberg vom
Jahre 1387 beteiligt waren, haben wir bereits erwähnt. Schon 1363
hatte Karl IV. die alten Fürstenrechte der Burggrafen von Nürn-
berg bestätigt und überlieſs ihnen „alle Goldwerk, Silberwerk, Kupfer-
werk, Eisenwerk, Bleywerk, Zinnwerk und alles daz da Erz heizzet,
daſs in ihren Landen und Herrschaften finden werdet“ 1).

Die Nürnberger Hämmer lagen an der Pegnitz und an andern
Flüssen und Bächen. Auf denselben wurde viel Wehr und Waffen
geschmiedet, mit denen die Stadt groſsen Handel trieb. Sie litten
schwer in den Hussitenkriegen. Die Straſse von Nürnberg nach
Böhmen ging über Vilseck und Weiden. Sie heiſst bei Vilseck noch
heute die Eisen- oder Saustraſse.

Eisenbergbau bestand ferner zu Fischerlohe im Mainthal, ferner
bei Wunsiedel. Die Zinn- und Eisenbergwerke verschafften Wunsiedel
1326 die Stadtgerechtigkeit. Zu Agricolas Zeit waren die Eisen-
gruben zu Wunsiedel sehr im Schwunge 2).

Daſs um den Fichtelberg herum viel Eisen gegraben wurde, be-
zeugt Mathesius 3).

Albinus erzählt, das bei Neilla gelegene Eisenbergwerk sei
schon 1499 von Nik. Stauden wieder gewältigt worden.

Bei Bayreuth wurde 1515 Eisenbergbau auf dem Wurmstollen
getrieben.

Bei Kemnat 4) war schon im 15. Jahrhundert Eisensteinbergbau,
und der Zündelhammer und der Pechhöferhammer sind bis ins
19. Jahrhundert im Umtrieb geblieben. Sodann trieb man um den
Rothenfels Bergbau auf Eisenstein und die Hölzelmühle war ohne
Zweifel der Eisenhammer, da man hier noch Haufen von Zerenn-

1) Otia metallica I, p. 151, 152. Gmelin, a. a. O., S. 159.
2) Agricola de vet. et nov. met. L. II.
3) Sarepta, Pred. VIII, p. 357.
4) Siehe Mosch, Zur Geschichte des Bergbaues in Teutschland 1829, S. 163.
Beck, Geschichte des Eisens. 44
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[689/0709] Bayern. wir oben schon mitgeteilt haben. Aus manchen Anzeichen geht mit Wahrscheinlichkeit hervor, daſs auch Eisenguſs in Nürnberg gemacht wurde und daſs wahrscheinlich eine Zeitlang ein Schmelzofen in der Nähe der Stadt an der Pegnitz betrieben wurde. Leider fehlen hier- über bis jetzt bestimmte Nachrichten aus dieser Zeit. Dagegen können wir noch einige ältere Angaben mitteilen. In Franken gab es bei Nürnberg schon vor dem Jahre 1398 einen Eisenhammer und ein Schmelzwerk. In diesem Jahre erhielt Nürnberg Hammerfreiheit. Daſs Nürnberger Bürger an der Eisen- gewinnung und an der Hammereinigung von Sulzbach-Amberg vom Jahre 1387 beteiligt waren, haben wir bereits erwähnt. Schon 1363 hatte Karl IV. die alten Fürstenrechte der Burggrafen von Nürn- berg bestätigt und überlieſs ihnen „alle Goldwerk, Silberwerk, Kupfer- werk, Eisenwerk, Bleywerk, Zinnwerk und alles daz da Erz heizzet, daſs in ihren Landen und Herrschaften finden werdet“ 1). Die Nürnberger Hämmer lagen an der Pegnitz und an andern Flüssen und Bächen. Auf denselben wurde viel Wehr und Waffen geschmiedet, mit denen die Stadt groſsen Handel trieb. Sie litten schwer in den Hussitenkriegen. Die Straſse von Nürnberg nach Böhmen ging über Vilseck und Weiden. Sie heiſst bei Vilseck noch heute die Eisen- oder Saustraſse. Eisenbergbau bestand ferner zu Fischerlohe im Mainthal, ferner bei Wunsiedel. Die Zinn- und Eisenbergwerke verschafften Wunsiedel 1326 die Stadtgerechtigkeit. Zu Agricolas Zeit waren die Eisen- gruben zu Wunsiedel sehr im Schwunge 2). Daſs um den Fichtelberg herum viel Eisen gegraben wurde, be- zeugt Mathesius 3). Albinus erzählt, das bei Neilla gelegene Eisenbergwerk sei schon 1499 von Nik. Stauden wieder gewältigt worden. Bei Bayreuth wurde 1515 Eisenbergbau auf dem Wurmstollen getrieben. Bei Kemnat 4) war schon im 15. Jahrhundert Eisensteinbergbau, und der Zündelhammer und der Pechhöferhammer sind bis ins 19. Jahrhundert im Umtrieb geblieben. Sodann trieb man um den Rothenfels Bergbau auf Eisenstein und die Hölzelmühle war ohne Zweifel der Eisenhammer, da man hier noch Haufen von Zerenn- 1) Otia metallica I, p. 151, 152. Gmelin, a. a. O., S. 159. 2) Agricola de vet. et nov. met. L. II. 3) Sarepta, Pred. VIII, p. 357. 4) Siehe Mosch, Zur Geschichte des Bergbaues in Teutschland 1829, S. 163. Beck, Geschichte des Eisens. 44

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/709>, abgerufen am 29.06.2024.