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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Der Oberharz.
wie über die übrigen Gittelder Hütten, wird später ausführlich be-
richtet werden. 1578 wurde bei Gittelde ein Zainhammer errichtet.
Damals war Mangel an Arbeitern. Der Herzog erliess deshalb am
22. Juni 1578 ein Ausschreiben an seine Unterthanen, dass besonders
ärmere Hausväter ihre Kinder aufs Bergwerk schicken sollten. Jungen
von 10 bis 14 Jahren könnten in den Pochwerken gebraucht werden
und verdienten da 10 bis 15 Mariengroschen wöchentlich, junge
Burschen von 19 und mehr Jahren als Karrenläufer und Haspel-
zieher wöchentlich 15 bis 30 Mariengroschen. Auch versprach er
sonstige Vorteile und Freiheiten. Dies mussten die Prediger von
den Kanzeln verkündigen. Wahrscheinlich sind auf diesem Zain-
hammer auch die langen Geschützrohre geschmiedet worden, welche
Herzog Julius anfertigen liess. Er zog geschmiedete Rohre den ge-
gossenen vor und ging von der Ansicht aus, je länger das Rohr sei,
je grösser die Tragweite und Treffsicherheit. Seine grossen Schlangen
waren meistens Hinterlader mit Keilverschluss. Algermann schreibt
darüber (S. 206): Es haben auch Se. Fürstl. Gnaden unter andern
geschmiedeten Stücken und Doppelhaken nach dieser Zeit zu Gittelde
erstlich ein Gestück zu 16 Schuhen, der eiserne Wildmann genannt,
und hernach eine Feldschlange, 36 Fuss lang, mit einem Keil von
hinten zu laden, von eitlem zweigeschmolzenen Eisen auf einen
eichenen Block schmieden und anheroführen, auch in meinem Beisein
aus der Schlange auf dem Mühlenberge hinter dem Schlosse (zu
Wolfenbüttel), nach Bleckenstedt hinaus drei Schüsse nach einander
thun lassen, da der neue Keil im ersten Schusse zerbrach und ein
alter aus dem Zeughause geholt ward, der die andern beiden Schüsse
aushielt und noch darinnen steckt, und lieget die Schlange noch da-
selbst nach Braunschweig hinaus auf zwei eisernen Rädern, die Se.
Fürstl. Gnaden noch zu Gittelde hat giessen lassen. Die ebengedachten
Schüsse gingen neben Hallendorf ins Holz hinein, eine gute Meile
Wegs unter der Festung ins Wasser. In einer Anmerkung des
Herausgebers wird zu dieser Stelle bemerkt: Diese beiden Stücke
von geschmiedetem Eisen sind im Jahre 1788 an den damaligen Wirt
Haensen im goldenen Löwen und den Schmid Pfeifer zu Wolfen-
büttel verkauft, in Stücke gesägt und an eine Eisenhütte gesandt.
Dies mag bezüglich der 36 Fuss langen Schlange seine Richtigkeit
haben, dagegen kann das zweite Rohr nicht der obenerwähnte "eiserne
Wildmann" gewesen sein. Dieser existiert noch und befindet sich
nebst einem zweiten Geschütze aus Herzog Julius Zeit im königlichen
Zeughause zu Berlin. Allerdings wurde das Rohr als unbrauchbar

50*

Der Oberharz.
wie über die übrigen Gittelder Hütten, wird später ausführlich be-
richtet werden. 1578 wurde bei Gittelde ein Zainhammer errichtet.
Damals war Mangel an Arbeitern. Der Herzog erlieſs deshalb am
22. Juni 1578 ein Ausschreiben an seine Unterthanen, daſs besonders
ärmere Hausväter ihre Kinder aufs Bergwerk schicken sollten. Jungen
von 10 bis 14 Jahren könnten in den Pochwerken gebraucht werden
und verdienten da 10 bis 15 Mariengroschen wöchentlich, junge
Burschen von 19 und mehr Jahren als Karrenläufer und Haspel-
zieher wöchentlich 15 bis 30 Mariengroschen. Auch versprach er
sonstige Vorteile und Freiheiten. Dies muſsten die Prediger von
den Kanzeln verkündigen. Wahrscheinlich sind auf diesem Zain-
hammer auch die langen Geschützrohre geschmiedet worden, welche
Herzog Julius anfertigen lieſs. Er zog geschmiedete Rohre den ge-
gossenen vor und ging von der Ansicht aus, je länger das Rohr sei,
je gröſser die Tragweite und Treffsicherheit. Seine groſsen Schlangen
waren meistens Hinterlader mit Keilverschluſs. Algermann schreibt
darüber (S. 206): Es haben auch Se. Fürstl. Gnaden unter andern
geschmiedeten Stücken und Doppelhaken nach dieser Zeit zu Gittelde
erstlich ein Gestück zu 16 Schuhen, der eiserne Wildmann genannt,
und hernach eine Feldschlange, 36 Fuſs lang, mit einem Keil von
hinten zu laden, von eitlem zweigeschmolzenen Eisen auf einen
eichenen Block schmieden und anheroführen, auch in meinem Beisein
aus der Schlange auf dem Mühlenberge hinter dem Schlosse (zu
Wolfenbüttel), nach Bleckenstedt hinaus drei Schüsse nach einander
thun lassen, da der neue Keil im ersten Schusse zerbrach und ein
alter aus dem Zeughause geholt ward, der die andern beiden Schüsse
aushielt und noch darinnen steckt, und lieget die Schlange noch da-
selbst nach Braunschweig hinaus auf zwei eisernen Rädern, die Se.
Fürstl. Gnaden noch zu Gittelde hat gieſsen lassen. Die ebengedachten
Schüsse gingen neben Hallendorf ins Holz hinein, eine gute Meile
Wegs unter der Festung ins Wasser. In einer Anmerkung des
Herausgebers wird zu dieser Stelle bemerkt: Diese beiden Stücke
von geschmiedetem Eisen sind im Jahre 1788 an den damaligen Wirt
Haensen im goldenen Löwen und den Schmid Pfeifer zu Wolfen-
büttel verkauft, in Stücke gesägt und an eine Eisenhütte gesandt.
Dies mag bezüglich der 36 Fuſs langen Schlange seine Richtigkeit
haben, dagegen kann das zweite Rohr nicht der obenerwähnte „eiserne
Wildmann“ gewesen sein. Dieser existiert noch und befindet sich
nebst einem zweiten Geschütze aus Herzog Julius Zeit im königlichen
Zeughause zu Berlin. Allerdings wurde das Rohr als unbrauchbar

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[787/0807] Der Oberharz. wie über die übrigen Gittelder Hütten, wird später ausführlich be- richtet werden. 1578 wurde bei Gittelde ein Zainhammer errichtet. Damals war Mangel an Arbeitern. Der Herzog erlieſs deshalb am 22. Juni 1578 ein Ausschreiben an seine Unterthanen, daſs besonders ärmere Hausväter ihre Kinder aufs Bergwerk schicken sollten. Jungen von 10 bis 14 Jahren könnten in den Pochwerken gebraucht werden und verdienten da 10 bis 15 Mariengroschen wöchentlich, junge Burschen von 19 und mehr Jahren als Karrenläufer und Haspel- zieher wöchentlich 15 bis 30 Mariengroschen. Auch versprach er sonstige Vorteile und Freiheiten. Dies muſsten die Prediger von den Kanzeln verkündigen. Wahrscheinlich sind auf diesem Zain- hammer auch die langen Geschützrohre geschmiedet worden, welche Herzog Julius anfertigen lieſs. Er zog geschmiedete Rohre den ge- gossenen vor und ging von der Ansicht aus, je länger das Rohr sei, je gröſser die Tragweite und Treffsicherheit. Seine groſsen Schlangen waren meistens Hinterlader mit Keilverschluſs. Algermann schreibt darüber (S. 206): Es haben auch Se. Fürstl. Gnaden unter andern geschmiedeten Stücken und Doppelhaken nach dieser Zeit zu Gittelde erstlich ein Gestück zu 16 Schuhen, der eiserne Wildmann genannt, und hernach eine Feldschlange, 36 Fuſs lang, mit einem Keil von hinten zu laden, von eitlem zweigeschmolzenen Eisen auf einen eichenen Block schmieden und anheroführen, auch in meinem Beisein aus der Schlange auf dem Mühlenberge hinter dem Schlosse (zu Wolfenbüttel), nach Bleckenstedt hinaus drei Schüsse nach einander thun lassen, da der neue Keil im ersten Schusse zerbrach und ein alter aus dem Zeughause geholt ward, der die andern beiden Schüsse aushielt und noch darinnen steckt, und lieget die Schlange noch da- selbst nach Braunschweig hinaus auf zwei eisernen Rädern, die Se. Fürstl. Gnaden noch zu Gittelde hat gieſsen lassen. Die ebengedachten Schüsse gingen neben Hallendorf ins Holz hinein, eine gute Meile Wegs unter der Festung ins Wasser. In einer Anmerkung des Herausgebers wird zu dieser Stelle bemerkt: Diese beiden Stücke von geschmiedetem Eisen sind im Jahre 1788 an den damaligen Wirt Haensen im goldenen Löwen und den Schmid Pfeifer zu Wolfen- büttel verkauft, in Stücke gesägt und an eine Eisenhütte gesandt. Dies mag bezüglich der 36 Fuſs langen Schlange seine Richtigkeit haben, dagegen kann das zweite Rohr nicht der obenerwähnte „eiserne Wildmann“ gewesen sein. Dieser existiert noch und befindet sich nebst einem zweiten Geschütze aus Herzog Julius Zeit im königlichen Zeughause zu Berlin. Allerdings wurde das Rohr als unbrauchbar 50*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 787. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/807>, abgerufen am 22.11.2024.