diese Ofenplatten gegossen wurden, scheinen in der Gegend von Brilon gelegen zu haben und von dieser damals bedeutenden Hansa- stadt aus vertrieben worden zu sein. Nach des "Wogenmeisters Aidt" von 1595 wurde für einen Centner eiserne Öfen 2 Pfennige Wag- gebühr erhoben 1).
Schon im 12. Jahrhundert wurde am Eresberg, wo das heutige Marsberg liegt, Erzbergbau betrieben. 1150 verlieh Kaiser Konrad der Abtei Corvey das Recht, dort Gold, Silber, Kupfer, Blei, Zinn und überhaupt alle Metalle zu graben und zu schmelzen 2). Wo aber der Erzbergbau erblühte, wurde auch Eisen geschmiedet, dessen Erze dort reichlich vorhanden waren. In den Heberegistern des Klosters Corvey vom 12. Jahrhundert findet sich die Nachricht, dass Horhausen bei Marsberg an die dortige Abtei jährlich 50 Messer, Rasiermesser und Feuerzangen und 200 Heringe geben musste. Graf Gottfried IV. von Arnsberg belehnte am 11. November 1364 den Johann von Hückel- heim mit dem Schmiedewerk zu Warstein.
Der Briloner Eisenberg wurde bereits im 14. Jahrhundert be- trieben. Die Eisenschmiede bildeten eines der vier Briloner Ämter oder Hauptgilden, und zwar schon 1423. Die Stadt besass Hütten- und Hammergerechtigkeit. Briloner Gewerke waren die Hauptbesitzer der Eisensteinbergwerke am Martenberg im Waldeckischen. Aus dem Sauerlande kamen die Maurer, welche die Hochöfen im Wal- deckischen und Hessischen erbauten, sauerländische Schmelzmeister und Eisenarbeiter traten dort in Dienst. Ein Sauerländer war es, der den Schmelzofen, das blaue Wunder genannt, in der Gegend von Gittelde im Harz erbaute. Die Eisenarbeiter aus dem Sauer- land hatten also im 16. Jahrhundert einen guten Ruf über die Grenzen ihrer Heimat hinaus. Leider sind die Angaben über die Hütten und deren Betrieb nur spärlich. Bei Eilhausen und Rhoden in der Nähe von Brilon waren Eisenwerke. Die Briloner Eisenhütte lag an der Hoppeke. Sie wurde, wie es scheint, im Jahre 1562 für die Rechnung der Stadt Brilon betrieben, um die in ihrem Walde "Aspei" gebrannten Kohlen zu verwerten. Nach urkundlicher Nach- richt wurden in diesem Jahre Briloner Bürger vom Rat zu Reide- meistern bestellt 3). Der Martenberg bei Adorf an der waldeckischen Grenze versah eine Anzahl von Hüttenwerken sowohl auf der wal-
1)Seibertz, Quellen der Westfäl. Geschichte, Bd. II, S. 70.
2)Seibertz, Westfäl. Urkunden, Buch II, Nr. 2.
3)Seibertz, Quellen der Westfäl. Geschichte, Bd. II, S. 85.
Beck, Geschichte des Eisens. 52
Sauerland, Mark, Berg und die Eifel.
diese Ofenplatten gegossen wurden, scheinen in der Gegend von Brilon gelegen zu haben und von dieser damals bedeutenden Hansa- stadt aus vertrieben worden zu sein. Nach des „Wogenmeisters Aidt“ von 1595 wurde für einen Centner eiserne Öfen 2 Pfennige Wag- gebühr erhoben 1).
Schon im 12. Jahrhundert wurde am Eresberg, wo das heutige Marsberg liegt, Erzbergbau betrieben. 1150 verlieh Kaiser Konrad der Abtei Corvey das Recht, dort Gold, Silber, Kupfer, Blei, Zinn und überhaupt alle Metalle zu graben und zu schmelzen 2). Wo aber der Erzbergbau erblühte, wurde auch Eisen geschmiedet, dessen Erze dort reichlich vorhanden waren. In den Heberegistern des Klosters Corvey vom 12. Jahrhundert findet sich die Nachricht, daſs Horhausen bei Marsberg an die dortige Abtei jährlich 50 Messer, Rasiermesser und Feuerzangen und 200 Heringe geben muſste. Graf Gottfried IV. von Arnsberg belehnte am 11. November 1364 den Johann von Hückel- heim mit dem Schmiedewerk zu Warstein.
Der Briloner Eisenberg wurde bereits im 14. Jahrhundert be- trieben. Die Eisenschmiede bildeten eines der vier Briloner Ämter oder Hauptgilden, und zwar schon 1423. Die Stadt besaſs Hütten- und Hammergerechtigkeit. Briloner Gewerke waren die Hauptbesitzer der Eisensteinbergwerke am Martenberg im Waldeckischen. Aus dem Sauerlande kamen die Maurer, welche die Hochöfen im Wal- deckischen und Hessischen erbauten, sauerländische Schmelzmeister und Eisenarbeiter traten dort in Dienst. Ein Sauerländer war es, der den Schmelzofen, das blaue Wunder genannt, in der Gegend von Gittelde im Harz erbaute. Die Eisenarbeiter aus dem Sauer- land hatten also im 16. Jahrhundert einen guten Ruf über die Grenzen ihrer Heimat hinaus. Leider sind die Angaben über die Hütten und deren Betrieb nur spärlich. Bei Eilhausen und Rhoden in der Nähe von Brilon waren Eisenwerke. Die Briloner Eisenhütte lag an der Hoppeke. Sie wurde, wie es scheint, im Jahre 1562 für die Rechnung der Stadt Brilon betrieben, um die in ihrem Walde „Aspei“ gebrannten Kohlen zu verwerten. Nach urkundlicher Nach- richt wurden in diesem Jahre Briloner Bürger vom Rat zu Reide- meistern bestellt 3). Der Martenberg bei Adorf an der waldeckischen Grenze versah eine Anzahl von Hüttenwerken sowohl auf der wal-
1)Seibertz, Quellen der Westfäl. Geschichte, Bd. II, S. 70.
2)Seibertz, Westfäl. Urkunden, Buch II, Nr. 2.
3)Seibertz, Quellen der Westfäl. Geschichte, Bd. II, S. 85.
Beck, Geschichte des Eisens. 52
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Sauerland, Mark, Berg und die Eifel.
diese Ofenplatten gegossen wurden, scheinen in der Gegend von
Brilon gelegen zu haben und von dieser damals bedeutenden Hansa-
stadt aus vertrieben worden zu sein. Nach des „Wogenmeisters Aidt“
von 1595 wurde für einen Centner eiserne Öfen 2 Pfennige Wag-
gebühr erhoben 1).
Schon im 12. Jahrhundert wurde am Eresberg, wo das heutige
Marsberg liegt, Erzbergbau betrieben. 1150 verlieh Kaiser Konrad
der Abtei Corvey das Recht, dort Gold, Silber, Kupfer, Blei, Zinn und
überhaupt alle Metalle zu graben und zu schmelzen 2). Wo aber der
Erzbergbau erblühte, wurde auch Eisen geschmiedet, dessen Erze dort
reichlich vorhanden waren. In den Heberegistern des Klosters Corvey
vom 12. Jahrhundert findet sich die Nachricht, daſs Horhausen bei
Marsberg an die dortige Abtei jährlich 50 Messer, Rasiermesser und
Feuerzangen und 200 Heringe geben muſste. Graf Gottfried IV. von
Arnsberg belehnte am 11. November 1364 den Johann von Hückel-
heim mit dem Schmiedewerk zu Warstein.
Der Briloner Eisenberg wurde bereits im 14. Jahrhundert be-
trieben. Die Eisenschmiede bildeten eines der vier Briloner Ämter oder
Hauptgilden, und zwar schon 1423. Die Stadt besaſs Hütten- und
Hammergerechtigkeit. Briloner Gewerke waren die Hauptbesitzer
der Eisensteinbergwerke am Martenberg im Waldeckischen. Aus
dem Sauerlande kamen die Maurer, welche die Hochöfen im Wal-
deckischen und Hessischen erbauten, sauerländische Schmelzmeister
und Eisenarbeiter traten dort in Dienst. Ein Sauerländer war es,
der den Schmelzofen, das blaue Wunder genannt, in der Gegend
von Gittelde im Harz erbaute. Die Eisenarbeiter aus dem Sauer-
land hatten also im 16. Jahrhundert einen guten Ruf über die
Grenzen ihrer Heimat hinaus. Leider sind die Angaben über die
Hütten und deren Betrieb nur spärlich. Bei Eilhausen und Rhoden
in der Nähe von Brilon waren Eisenwerke. Die Briloner Eisenhütte
lag an der Hoppeke. Sie wurde, wie es scheint, im Jahre 1562 für
die Rechnung der Stadt Brilon betrieben, um die in ihrem Walde
„Aspei“ gebrannten Kohlen zu verwerten. Nach urkundlicher Nach-
richt wurden in diesem Jahre Briloner Bürger vom Rat zu Reide-
meistern bestellt 3). Der Martenberg bei Adorf an der waldeckischen
Grenze versah eine Anzahl von Hüttenwerken sowohl auf der wal-
1) Seibertz, Quellen der Westfäl. Geschichte, Bd. II, S. 70.
2) Seibertz, Westfäl. Urkunden, Buch II, Nr. 2.
3) Seibertz, Quellen der Westfäl. Geschichte, Bd. II, S. 85.
Beck, Geschichte des Eisens. 52
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 817. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/837>, abgerufen am 22.11.2024.
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